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Aktueller Online-Flyer vom 23. April 2024  

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Sport
Hinsehen – handeln – Hilfe holen
Oder doch Plan B ???
Von Hermann

Gute Vorätze für das neue Jahr waren diesmal mehr als überflüssig. Das Nichtraucherschutzgesetz und das Ess- und Trinkverbot der Kölner Verkehrsbetriebe werden die selbstzerstörerischen Freizeitambitionen geneigter Domstädter künftig mehr einschränken als jedes noch so ernste Vorhaben, das leibliche Wohlergehen besser im Auge zu behalten. Einziger Lichtblick und gute Begründung für einen ausschweifenden Abusus könnte da die Aufstiegsfeier im Mai werden. Zwar neige ich eigentlich nicht dazu, den Tag vor dem Abend zu loben, aber den traurigen Verbleib in Liga zwei zugunsten des Oberhauses zu beenden, ist mehr als überfällig.
Privater Vorstoß für den FC
 

Poldi – könnte endlich wieder 
Spielerpraxis sammeln
Quelle:www.stadt-koeln.de
Um mich aber nicht weiter hilflos vom Schicksal überrollen zu lassen, versuchte ich auf eigene Faust, die Vorraussetzungen des 1.FC Köln für die Rückrunde geringfügig zum Besseren zu beeinflussen. Schwere Zeiten verlangen manchmal nach drastischen Maßnahmen. Daher entschied ich, dass der Zweck auch in diesem Falle alle Mittel heiligen würde, selbst den Schulterschluss mit dem erklärten Klassenfeind des gepflegten Arbeitersports. Ich wollte durch meinen privaten Vorstoß einigen Menschen ein verspätetes Weihnachtsgeschenk zukommen lassen: dem abtrünnigen Patrick Helmes, dem besten Fußballverein der Welt, der schönsten Stadt Deutschlands und nicht zuletzt mir selbst. So verfasste ich im Dezember vergangenen Jahres ein Schreiben, welches zu Händen eines Herrn Hoeneß in der Säbenerstraße zu München adressiert und folgenden Inhalts war:
 
„Ihr Lizenzspieler L. Podolski
 
Sehr geehrter Herr Hoeneß,
 
ich weiß nicht, ob und wie intensiv Sie die Geschehnisse rund um den 1.FC Köln verfolgen, aber nach dem vergangenen Testspiel vor Saisonbeginn wird Ihnen sicherlich nicht entgangen sein, dass dieser Verein zu Höherem als dem Unterhaus des deutschen Profifußballs berufen ist. Zwar haben wir mit M. Novakovic einen treffsicheren Stürmer in unseren Reihen, der alles für den Aufstieg gibt, aber der junge Mann an seiner Seite macht uns etwas Sorgen, scheint er in Gedanken doch bereits bei einem rechtsrheinischen Chemiekonzern zu sein. Diesen Wunsch würden wir ihm zur Winterpause gerne erfüllen, bräuchten allerdings adäquaten Ersatz. Und da treten Sie auf den Plan: In den Reihen Ihrer Offensivabteilung scheint es einen jungen Mann zu geben, der gerne öfter spielen würde, als es Ihre zugegebenermaßen eindrucksvollen Neueinkäufe zu Saisonbeginn zulassen.
 
Wäre es denn nicht denkbar, Herrn Podolski für die Dauer der Rückrunde nach Köln auszuleihen, damit er Spielpraxis sammelt, sich für die EM empfehlen kann und darüber hinaus die Möglichkeit hat, seinem ehemaligen Arbeitgeber wieder zu artgerechter Umgebung zu verhelfen? Für uns wäre die problemlose Eingewöhnung seinerseits in der alten Heimat von Vorteil, Sie können sicher sein, dass er nicht gegen den FC Bayern spielen wird, dafür haben wir durch unser frühes Pokalausscheiden gesorgt. Darüber hinaus würde ein solcher Schritt beweisen, dass Ihnen am Wohle des Spielers gelegen ist, und wenn dieses Schreiben unter uns bleibt, könnten Sie sich den vorübergehenden Wechsel auf Ihre Fahnen schreiben, der daraus resultierende Image- und Sympathiegewinn für Ihre Person hier im Rheinland ist mit Worten gar nicht auszudrücken.
 
Denken Sie darüber nach, derweil verbleibe ich
 
mit freundlichen Grüßen...“
 
Antwort steht immer noch aus
 
Auf eine Antwort wartete ich vergebens, rechnete aber jeden Tag mit brandheißen Eilmeldungen zu diesem Thema in der Tagespresse. Ich dachte, mit meinen Formulierungen Uli Hoeneß’ Drang zur Popularität außerhalb Bayerns angeregt zu haben, den er seinerzeit auch im Rahmen des Freundschaftsspiels zur Rettung des finanziell arg gebeutelten FC St. Pauli zu erkennen gab. Nun könnte er sich erneut auf die Schulter klopfen lassen, weil er wieder einen alten Traditionsverein nach vorne brächte. Durch mein Angebot des Stillschweigens hätte er der Journaille in die Blöcke diktieren können, was er wollte, am Ende hätte es vielleicht geheißen, der vorübergehende Transfer sollte dem Nachwuchs des jungen Stürmers das Erblicken des Lichts der Welt in dessen alter Heimat ermöglichen. Bereitwillig hätte ich meinen Beitrag zum Ganzen mit ins Grab genommen, aber mein geplanter Wechsel zeichnet sich wohl nicht ab. 


Herr Hoeneß – hat vielleicht zu viel Arbeit in seiner Wurstfabrik
Quelle:www.bundesliga.de

 
Vielleicht besser direkt an den Kaiser?
 
Vielleicht war Uli Hoeneß einfach die falsche Wahl als Ansprechpartner oder er war zu sehr damit beschäftigt, Jürgen Klinsmann nach München zu holen. Möglicherweise hätte ich mich an Kalle Rummenigge oder direkt an den Kaiser wenden sollen. So wie es jetzt aussieht, bleibt mir wohl wieder nichts anderes übrig, als tatenlos abzuwarten, was am Saisonende für uns rausspringt. Sollten meine Erwartungen bezüglich des Aufstiegs aber unerfüllt bleiben, halte ich mir für den Sommer noch die Möglichkeit offen, wieder Briefe zu schreiben. Diesmal allerdings nicht an den FC Bayern München, sondern an DFL und DFB. Darin werde zwischen den Zeilen andeuten, dass ich ein investigativer Journalist der Süddeutschen oder so sein könnte und einfach behaupten, der ein oder andere Bundesligist oder Aufsteiger habe beim Lizenzantrag die Bilanzen eifrig geschönt. Aus panischer Angst vor einem weiteren Schuldenberg von Dortmunder Ausmaßen wird dann so manche Lizenz nicht erteilt werden können, so dass der FC zwangsläufig seinen Weg in Liga eins antreten muss. Dann hätte sich bewiesen, dass die Feder mächtiger ist als der Ball. Aber das ist nur mein Plan B, der für den äußersten Notfall in meiner Schublade schlummert und diese hoffentlich nie verlässt, denn ein sportlich gerechtfertigter Aufstieg wird sich beim Feiern bestimmt wesentlich besser anfühlen. (PK)
 
 

Online-Flyer Nr. 129  vom 16.01.2008



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