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Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

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Wirtschaft und Umwelt
Greenpeace-Analyse zieht einem Konzern das „grüne Mäntelchen“ aus:
Vattenfall besonders klimaschädlich
Von Peter Kleinert

„Der Energiekonzern Vattenfall agiert hochgradig klimaschädlich.“ - Das ist das Ergebnis einer neuen Analyse, die Greenpeace vorstellt. Im "Schwarzbuch Vattenfall" werden die verschiedenen Konzern-Sparten, seine Geschäftspraktiken und seine PR-Kampagnen untersucht. Vattenfall versucht nämlich zurzeit, sich durch eine Aktion "Klimaunterschrift" als klimafreundlich zu verkaufen - ohne jeglichen Bezug zur Realität, wie der Greenpeace-Report beweist.


Übergabe von 12.000 Unterschriften gegen Kohlekraftwerk Moorburg in Hamburg
Quelle: Wikipedia


„Vattenfall hat sich das Prädikat, besonders klimaschädlich' erworben", kommentiert Karsten Smid, Klimaexperte von Greenpeace die Vattenfall-Webseite Klimaunterschrift.vattenfall.de. „Kein anderer deutscher Energiekonzern bietet klimaschädlicheren Strom an als Vattenfall. Auch seine Lobbymethoden sind besonders aggressiv, und seine PR-Kampagnen grenzen an Volksverdummung." Jede bei Vattenfall erzeugte Kilowatt-Stunde Strom hat im Schnitt 890 Gramm Kohlendioxid produziert, das ist Negativrekord in Deutschland. Trotzdem setzt der Konzern auch in Zukunft auf Strom aus Braunkohle. In Erneuerbare Energien investiert Vattenfall kaum. In Deutschland erzeugt der Konzern nur 0,04 Prozent seines Strommixes aus Windenergie.“
 
Merkels „Klimaberater“
 
Um die Öffentlichkeit in Hamburg zu informieren, bauten Greenpeace-Aktivisten bereits vor einem Jahr zwei je 2,50 mal 3,50 Meter grosse Plakatwände vor der Baustelle des von Vattenfall geplanten Kohlekraftwerks in Moorburg auf (s. NRhZ 123). Auf den Plakaten: Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Vorstandsvorsitzende von Vattenfall Lars Göran Josefsson. Über dem Foto: "Dies ist Merkels Klimaberater! Ergebnis: Immer mehr Kohlekraftwerke! Kohle zerstört das Klima!" Und Karsten Smid erklärte: „Das Kraftwerksprojekt in Moorburg ist bezeichnend für die Industriehörigkeit verantwortlicher Politiker in Sachen Klimaschutz.“ Er sollte Recht behalten: Hamburgs CDU-Bürgermeister Ole von Beust und inzwischen auch Anja Hajduk, Umweltsenatorin der Grünen, genehmigten das Vattenfall-Projekt, obwohl tausende Protestunterschriften in einem Bürgerbegehren dagegen gesammelt worden waren..


Angela Merkel und Vattenfall-Chef Lars Göran Josefsson
Quelle: REGIERUNGonline/Bergmann


Das aktuelle "Schwarzbuch Vattenfall - strahlend und verkohlt hinein in den Klimawandel" beleuchtet nun auf 32 Seiten den Konzern von oben bis unten. Dabei wird auch sein angebliches Engagement beim Klimaschutz unter die Lupe genommen. Untersucht werden ferner seine Organisationsstruktur, die Gewinne, seine Lobby-Methoden, seine PR-Kampagnen, seine Interaktion beim Emissionshandel und sein Versagen bei
diversen Unfällen in deutschen und schwedischen Atomkraftwerken.

Saubermann?
 
„Vattenfall kämpft um sein Image als Saubermann - als der schwedische Staatskonzern, der mit Wasserkraft und politischem Verantwortungsbewusstsein seinen Strom erzeugt", sagt Karsten Smid. „Dass er in Deutschland und Polen sein Geld überwiegend mit klimazerstörerischer Braunkohle und hochriskanten, weil schrottreifen Atomreaktoren verdient, verschweigt er lieber." Jetzt hat der Konzern mit einer neuen PR-Kampagne "Klimaunterschrift" dem ganzen die Krone aufgesetzt. „Vattenfall gibt sich als Umweltorganisation, der Klimaschutz am Herzen liegt. Das ist Greenwashing in seiner reinsten Form", so der Greenpeace-Klimaexperte. Auf der Internetseite www.klimaunterschrift-vattenfall.de persifliert Greenpeace die Klimaunterschrift-Kampagne und entlarvt die Desinformation.
 
Zitate aus der „Klimaerklärung“:
 
> Vattenfall sagt: „Wir wollen, dass es einen weltweit gültigen Preis für CO2-Emissionen gibt." Kommentar von Greenpeace: „Vattenfall meint: ‚Wenn sich die ganze Welt erst einmal auf einen einheitlichen Zertifikatspreis einigen muss, wird das ewig dauern. In der Zwischenzeit pfuscht uns keiner rein, wenn wir weiter dreckige Kohle verbrennen - und damit machen wir ja unser Geld.’ In Europa kämpft Vattenfall deshalb dafür, dass die Zertifikate weiterhin kostenlos verteilt werden.“

Plakat Merkel Josefsson
Wenn Josefsson und Merkel sich einig sind, freut Greenpeace sich nicht
Foto: Martin Langer/Greenpeace


> Vattenfall sagt: „Wir fordern die Politik auf, klimafreundliche Technologien zu fördern." Kommentar von Greenpeace: „Vattenfall meint: ‚Gebt uns Milliarden Euro für die CO2-Abscheidetechnik. Vielleicht kann so in zwanzig oder dreißig Jahren das Kohlendioxid aus dem Rauch der Kohlekraftwerke abgefangen und unter der Erde verpresst werden. Dann könnten wir mit unserer Kohle bis in alle Ewigkeit so richtig Geld verdienen. Nur leider ist die Technik so verdammt teuer.’ In Brüssel hat Vattenfall-Chef Lars Göran Josefsson deshalb jetzt zehn Milliarden Euro als Staats-Hilfe für diese Technik eingefordert.“
 
> Vattenfall sagt: „Wir fordern Klimaschutzstandards für Produkte." Kommentar von Grfeenpeace: „Vattenfall meint: ‚Klimaschutz ist Verbrauchersache. Sollen doch die einfachen Bürger mit ihren klimafreundlichen Waschmaschinen die Welt retten - wenn sie glauben, das wäre nötig. Aber unsere Kohlekraftwerke, die lasst gefälligst in Ruhe.’ Vattenfalls Kampagne ist eine perfide Greenwashing-Aktion. Greenwashing steht für grün waschen in Anspielung auf grün als Symbol für Natur und Umweltschutz und Waschen im Sinne von Geldwäsche. In Analogie zum englischen "whitewash" versuchen die Konzerne durch manipulative Öffentlichkeitsarbeit ihr Image schön zu färben.“
 
Solche PR-Methoden, die darauf zielten, dem Unternehmen Vattenfall in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungsvolles Image zu verleihen, müßten entlarvt werden, meint Greenpeace. Der Konzern habe „sich zum Ziel gesetzt, sich ein grünes Mäntelchen umzuhängen, um keinen ernsthaften Klimaschutz betreiben zu müssen. Nach dem Motto: Worte statt Taten!“ Nun hat er die Antwort. (PK)

Online-Flyer Nr. 176  vom 10.12.2008



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