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Aktueller Online-Flyer vom 23. April 2024  

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Sport
Sechs Erstligaspiele mit fünfunddreißig Toren, aber nur 4809 ZuschauerInnen
Kein Plus an Halloween
Von Bernd J.R. Henke

Das Prestigeduell im Frauenfußball gegen USA erhielt großen medialen Zuspruch. Laut Informationen des DFB sahen letzte Woche 3,44 Millionen Fernsehzuschauer die ARD Live-Übertragung des Frauenländerspieles, über das wir in dieser Ausgabe berichten. Real vor Ort in Augsburg erlebten hautnah 28 367 Zuschauer das Top-Duell in der ausverkauften Impuls Arena. Im Alltag des deutschen Frauen-Vereinsfußballs der 1. Liga lag hingegen drei Tage später am 7. Spieltag der Zuschauerschnitt pro Spiel bei 800 Fußballfans.   

Volles Stadion in WM-Sommermärchenstimmung in Augsburg
Alle Fotos: Johann Blaha
 
Vergleicht man die Zuschauerstatistik vom Vorjahr fällt auf, dass am 8. Spieltag der Saison 2008/2009 fast genauso viele Frauenfußballfans auf den Plätzen waren: 4876. (2. November 2008, 6 Spiele, Zuschauerschnitt 810, 28 Tore.) Trotz Promotion der Megaereignisse EM 2009 und USA-Länderspiel sowie dem Titelgewinn mit qualitativ und quantitativ hoher Medienpräsenz durch TV, Internet und Zeitungen besuchten viel zu wenige Menschen die Spiele der Bundesliga der Frauen. Ein gravierendes Strukturproblem der 1. Frauenbundesliga wurde sichtbar. Was sind die Gründe für diese klägliche
Entwicklung?
 

Promotion für das Sommermärchen 2011  
An mangelnder Spannung, Attraktivität und Qualität der Spiele kann es nicht gelegen haben. Eher am Mangel konzertierter Aktionen aller, vor allem vor Ort in den Kommunen, bei den Bundesligavereinen und in den Lokalredaktionen der Medien. Dies bedeutet mehr Platz für Berichterstattung im Regionalfernsehen und in den Lokalzeitungen. Der Glaube an das Wunder eines Sommermärchen 2011 reicht bei Analyse solcher Zuschauerzahlen nicht aus.

Highlights in der Berichterstattung und Eventisierung mit Star- und Expertenjournalismus reichen wohl auch nicht aus, rege Anteilnahme zuhause am Bildschirm und eine seltsame Reserviertheit der Menschen gegenüber einem Fußballplatzbesuch ist der derzeitige Zustand. Nicht unbedingt der DFB ist jetzt gefordert, sondern die Verantwortlichen in den Regionen. Betriebswirtschaftliche Schwierigkeiten der Vereine sind auf Sicht zu erwarten, falls es diesen und ihren Sponsoren nicht gelingt, den Zuschauerzuspruch und die Kassenlage aus eigener Kraft zu steigern. Am Gruselwetter von Halloween kann es auch nicht gelegen haben, die Begeisterung vieler Mädchenfußballerinnen nicht in den Stadien gesehen zu haben.


Erfolgreicher Mädchenfußball in der Mädchenfußballschule "Girls Wanted" von Louise Hansen - Ex-Nationalspielerin aus Dänemark
 
Die Eventisierung im Frauenfußball auf internationaler Ebene schreitet im Gegensatz dazu sehr erfolgreich fort. Bis Montag, 2. November 2009, 12 Uhr, lagen dem Organisationskomitee schon 26.000 Anträge für Städte-Serien der WM 2011 vor, die jeweils zum Besuch aller Spiele je Spielort berechtigen. Mit Ausnahme von Mönchengladbach (drei Spiele) sind dies jeweils vier Begegnungen. Bereits überbucht in den acht Spielorten  Augsburg, Bochum, Dresden, Frankfurt, Leverkusen, Mönchengladbach, Sinsheim und Wolfsburg sind die Städte-Serien in der Kategorie vier. Damit steht fest, dass am 7. Dezember 2009 eine Auslosung für die eingegangen Ticket-Anträge stattfinden wird. Der Ticketverkauf für die WM blüht, aber Ratlosigkeit in den Kassenhäuschen der Top-Liga Vereine auch. Das kann auf Dauer nicht gut gehen, da die Aufwendungen der Bundesligavereine für den laufenden Spielbetrieb und für die notwendige Nachwuchsarbeit nicht kleiner geworden sind. Die Weiterentwicklung im Frauenfußball bedarf vor Ort neuer Cross-Media-Maßnahmen in der Region, Kombitickets für Familien und Innovationen für das jugendliche Publikum.
 
Essener Schützenfest
 
Die meisten Tore am siebten Spieltag schoss die Spitzenmannschaft des 1.FFC Frankfurt, die beim Torfestival in Essen zeigte, dass bei ihr der Knoten geplatzt ist. Frankfurt feierte einen Kantersieg und hält im Titelkampf Anschluss. Der siebenmalige Deutsche Meister gewann bei der SG Essen-Schönebeck 8:3 (5:2) und bleibt in der Tabelle Vierter. Mit nunmehr 15 Punkten liegt Frankfurt weiter vier Zähler hinter Spitzenreiter FCR Duisburg. Laura Del Rio Garcia traf schon in der ersten Spielminute zur Gästeführung, die Ina Mester zehn Minuten später ausgleichen konnte. Danach schraubten Petra Wimbersky mit einem Doppelpack, Sandra Smisek und Kerstin Garefrekes das Ergebnis zugunsten der Frankfurterinnen in die Höhe, Stefanie Weichelt verkürzte zum 2:5-Pausenstand. Im zweiten Durchgang war Del Rio Garcia erneut die erste Torschützin , zudem waren Birgit Prinz (72., Foulelfmeter) und Karolin Thomas für Frankfurt erfolgreich. Melanie Hoffmann markierte zwischenzeitlich den dritten Treffer der Essenerinnen, die weiterhin Tabellenvorletzter sind. Der Weg nach oben in der Tabelle ist meist mit guten Vorsätzen gepflastert. Die drei Gegentore belegten wiederum die Abstimmungsschwierigkeiten der Frankfurterinnen in der Abwehr.
 
Überflieger abgestürzt

Inka Grings in Gala-Form hat den Siegeszug des SC 07 Bad Neuenahr in der Bundesliga gestoppt. Zum Auftakt des Spieltages setzte sich der UEFA-Cup-Sieger 4:1 (2:0) gegen die bisherige Überraschungsmannschaft der Saison durch, Torjägerin Grings erzielte drei Treffer. Schon zur Halbzeit sorgte die Nationalstürmerin mit ihren Treffern in der 20. und 30. Minute für klare Verhältnisse, nach der Pause folgte in der 51. Minute das 3:0. Durch Ramona Petzelberger kamen die Gäste in der 66. Minute zum 1:3, Turid Knaak (80.) setzte schließlich den Schlusspunkt für den FCR.
 
Zuschauerpleite
 
Nicht viel zu holen gab es auch für den 1. FC Saarbrücken beim 2:6 (0:1) bei Bayern München. Bis zur Halbzeit musste der Aufsteiger lediglich einen Gegentreffer von Vanessa Bürki hinnehmen, nach der Pause schraubten die Münchnerinnen durch drei weitere Tore von Bürki sowie durch Tore von Bianca Rech und Julia Simic das Ergebnis in die Höhe. Für den FCS trafen Juliana Edwards und Kelli Cronkrite. Grenzenlos peinlich für den Vizemeister FC Bayern München war der klägliche Zuspruch von nur 260 Zuschauern. Die Sportanlage in Aschheim lockte selbst Halloween-Gespenster nicht aus der Reserve. Ein Sieg mit Oktoberfeststimmung sieht anders aus.
 
Bienenfleiß
 
Turbine Potsdam sammelt zurzeit auch in Auswärtsspielen Dreier-Punkte wie manche Fans Autogramme. Das Selbstbewusstsein der Stürmerinnen um Mittag und Bajramaj steigert sich von Spiel zu Spiel. Die Mannschaft hat den guten Saisonstart bestätigt und blieb auch am siebten Spieltag ungeschlagen. Beim FF USV Jena siegte das Team von Bernd Schröder mit 4:1 (2:1). Jessica Wich brachte die Gäste in der sechsten Minute in Führung. Genoveva Anonma konnte in der 29. Minute für die Gastgeberinnen ausgleichen, doch wenig später war es Babett Peter, die Potsdam wieder nach vorn brachte. Nach der Pause machte dann erneut Peter mit ihrem Tor zum 3:1 alles klar. Nadine Keßler traf in der 69. Minute noch zum 4:1. Die "Turbinen" schoben sich dank des fünften Sieges im siebten Spiel an Bad Neuenahr vorbei auf den zweiten Tabellenplatz. Plus für Jena: 1110 Zuschauer beim Tabellensiebten. Dort scheinen die Verantwortlichen die Zeichen der Zeit erkannt haben. Knapp 23 Prozent aller Zuschauer des Tages trafen sich in Jena gegenüber 6,3 Prozent beim Vizemeister.
 
Remis mit Spannung
 
Das Nordderby zwischen dem Hamburger SV und dem VfL Wolfsburg endete 2:2 (1:0). Die Hanseatinnen waren zunächst durch einen verwandelten Foulelfmeter von Silva Lone Saländer in Führung gegangen. In Hälfte zwei drehte dann aber Martina Müller innerhalb kurzer Zeit das Spiel. Der Nationalspielerin gelang in der 50. Minute der Ausgleich, ehe sie in der 53. Minute auch den Treffer zum 2:1 für den VfL markierte. Doch kurz vor dem Ende kamen die Gastgeberinnen noch einmal zurück und schafften durch Denise Lehmann den Ausgleich in der 85.
 
Kellerduell
 
Den ersten Saisonsieg gab es für Tennis Borussia Berlin. Der Aufsteiger setzte sich vor 126 Zuschauern mit 2:0 (2:0) gegen den SC Freiburg durch. Die Treffer für die Berlinerinnen erzielten Anna S. Fechner (17.) und wenig später Franziska Hagemann (19.). Für die Gäste aus dem Breisgau läuft es in dieser Saison weiter nicht rund. Die Freiburgerinnen konnten bisher noch keinen Punktgewinn verzeichnen und finden sich am Tabellenende wieder. (PK)
 
Bericht über Spiele der 2. Frauenfußball-Bundesliga Gruppe Süd mit 1.FC Köln und Bayer 04 Leverkusen unter http://www.kulturexpress.de. Direkter Kontakt zur FF-Redaktion www.myspace.com/frauenfussball2011 

Online-Flyer Nr. 222  vom 04.11.2009



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