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Aktueller Online-Flyer vom 18. April 2024  

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Gerechtigkeit oder nicht?
Von Hans-Dieter Hey



Beim Namen Kambodscha fällt den meisten ein schöner Urlaub und das Weltkulturerbe "Angkor Wat" ein. Von vielen vergessen die unglaublichen Greueltaten der Roten Khmer und ihres Folterchefs Kaing Guek Eav. Als erster der Schreckensherrschaft wurde er im im Juli diesen Jahres zu 30 Jahren Haft verurteilt. Eine zu geringe Strafe, meinen die Familienangehörigen und Betroffenen – es müsse endlich Schluss sein mit den Verfolgungen und Verurteilungen, die anderen, und fordern Versöhnung.

Ein Viertel der Bevölkerung Kambodschas verlor bis 1979 ihr Leben durch das Terror-Regime des Diktators Pol Pot – „Bruder Nr. 1” –,  der 1998 vermutlich Selbstmord beging. Zwei Millionen Menschen fielen dem Terror zum Opfer, der so furchtbar die kommunistische Idee verraten hatte. Einer der Folterknechte im berüchtigten Gefängnis „Tuol Sleng” in Phnom Penh war dieser Kaing Guek Eav – „Genosse Duch”. In dem Gefängnis wurden mindestens 12.000 Menschen – oft auf grauenvolle Art – gefangen gehalten und gefoltert und auf einem nahegelegenen „Killing Field” hingerichtet. Genau so wie einer der Überlebenden, der heute 66jährige Vann Nath, dem man ohne Gerichtsverfahren vorwarf, den revolutionären Kurs nicht mitgetragen zu haben. Er wurde mit Stromstößen gefoltert. Die Narben sieht man heute noch.

Erst im Jahre 2007 nahm ein internationales Völkermord-Tribunal das Thema in Kambodscha auf, nachdem all die Jahre zuvor der Mantel des Verschweigens darüber gelegt worden war. Ähnliches passierte im Übrigen auch in Vietnam, wo man vom US-Amerikanischen Krieg und von den Angriffen der Roten Khmer in den Jahren 1978 und 1979 gegen das Land nichts mehr hören mochte. Die Roten Khmer wurden aufgrund einer vietnamesischen Invasion Anfang 1979 gestürzt. Kaum hatte das Tribunal zu arbeiten begonnen, wurde es von allen möglichen Seiten ausgebremst. Mal sollte es an Geld fehlen, mal an technischer Ausrüstung. Auch die USA und China hatten kein Interesse an einer Aufarbeitung. Man wolle sich lieber versöhnen, hieß es, als durch ein Tribunal die Friedensentwicklung beschädigen zu lassen.

Und dies, obwohl sich einer Umfrage des „Khmer Institute of Democracy” zufolge 95,1 Prozent der Befragten Kambodschaner für ein Tribunal ausgesprochen hatten. Vor das Tribunal werden – wenn es hoch kommt – vielleicht nur noch sechs Täter gestellt. Die anderen haben es sich wieder gut eingerichtet und brauchen ein Tribunal wohl nicht zu fürchten. Hier drängt sich der Vergleich mit dem Nachkriegsdeutschland auf, in dem ebenfalls Täter nicht verfolgt wurden oder schnell wieder in Amt und Würden kamen. Doch bis heute bestehen die Kambodschaner auf ihrer Gerechtigkeit. Mehr zum Kambodscha-Tribunal lesen Sie bitte in unserem Artikel "Eine Zukunft unter Palmen für Duch?" von Alexander Goeb in dieser Ausgabe. 

Der Asienreisende und Dokumentarfilmer Ami Vogel hat Greuelstätten der Roten Khmer besucht und uns einen Trailer aus dem Rohmaterial zur Verfügung gestellt.

Vogel-Film:
Kambodscha im Wandel, 2008
Dokumentarreihe, 45 Minuten
Produktion: Ami Vogel
Trailer aus Rohmaterial „Pol Pot”, 7:23 Minuten

Hierzu der Artikel über das milde Urteil für den Folterchef der Roten Khmer in dfeser NRhZ-Ausgabe

 


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Online-Flyer Nr. 261  vom 18. April 2024



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