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„Bundeswehr raus aus der Schule!“
Berufsmesse zum Töten?
Von Hans-Dieter Hey

Nur eine Handvoll Menschen demonstrierte vor wenigen Tagen vor der Bertha

Erinnern an Bertha von Suttner
Foto: Hans-Dieter Hey
von Suttner-Schule in Mörfelden bei Frankfurt, als die Bundeswehr mit einer "Berufsmesse“ im Schulunterricht auf Nachwuchsjagd ging. Offenbar ist vielen in der Region der historische Bezug zur Namensgeberin der eigenen Schule unbekannt, geschweige denn, was die Bundeswehr dort unter dem Reizbegriff "Karriere mit Zukunft“ und damit verbundener Tötungsoption den Kindern suggerieren wollte.
 
Beängstigende Zeiten sind das. Kaum jemand regte sich offenbar in Mörfelden darüber auf, dass die Bundesregierung Waffen an Diktatoren und Despoten freigibt, mehr Kriegseinsätze in Aussicht stellt, Europa sich in einer Phase neo-imperialistischer Kriegspolitik befindet und sich zunehmend die Märkte freischießt, die IG-Metall eine Ausweitung der Rüstungsexporte fordert und die Bundeswehr in den Schulen Kinder indoktriniert, ein Grußwort der Linken an Fidel Castro aber überall die höchste Wellen schlägt. 
 
Angesichts dieser mehr als widersprüchlichen Situation wäre es in Mörfelden zumindest für die Eltern der Bertha-von-Suttner-Schule angebracht gewesen, im Interesse ihrer Kinder mitzuprotestieren und sich an die Friedensaktivistin zu erinnern, die im Jahr 1889 mit ihrem pazifistischen Roman "Die Waffen nieder!“ weltweit größtes Aufsehen erregte. 1892 gründete sie die Deutsche Friedensgesellschaft. Sie trat für eine friedliche Gesellschaft ein und ihr Ziel war, die Menschen über die Gefahren der Aufrüstung und die ökonomischen Interessen der Rüstungsindustrie zu informieren. Offenbar war zu jener Zeit der pazifistische Diskurs ausgeprägt. 1905 erhielt Bertha von Suttner als erste Frau den Friedensnobelpreis. 1984 wurde sie durch den Friedensrat der DDR ausgezeichnet, der sich für den Weltfrieden und die friedliche Koexistenz von Staaten verschiedener Gesellschaftsordnungen einsetzte.


 
In ihrem Flugblatt fordern deshalb die Protestierenden zum Umdenken auf: „Für eine Schule, die nach der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner benannt ist, sollte es selbstverständlich sein, sich im Geiste ihrer Namensgeberin gegen Militär an der Schule auszusprechen. Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerschaft und Schulleitung, die scheinbar geschlossen das Auftreten von Jugend- und Werbeoffizieren im Unterricht und bei Ausbildungsbörsen befürworten, sollten umdenken.“ Die Käthe Kollwitz-Schule in Offenbach habe bereits abgelehnt, der Bundeswehr Raum zu geben für ihre Werbung zum Kriegseinsatz.
 
Denn gerade mal 14 oder 15 Jahre alt sind die Schülerinnen und Schüler, die mit farbenfrohen Bildern einer „Armee im Einsatz“ über die Realität getäuscht werden. Werbung von Nachwuchs für die kämpfende Truppe – so die Protestierenden – habe in der Schule nichts zu suchen. (PK)
 





Fotos: Dietmar Treber


Online-Flyer Nr. 321  vom 28.09.2011



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