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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Eindrücke und Erkenntnisse von einer Reise in den Iran (3)
Wirtschaft im Aufwind
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Bei einem Besuch in der Autoproduktion SAIPA sahen wir keine Roboter, dafür auffallend viele Menschen. Und wir erfuhren vom 6-Stunden-Tag, der 30-Stunden-Woche und von Spritpreisen, die bei umgerechnet 30 Cent pro Liter liegen. SAIPA ist die Abkürzung für „Societe Anonyme Iranienne de Production des Automobiles“ (Iranische Aktiengesellschaft für die Automobil-Produktion). Hauptsitz des 1966 gegründeten Unternehmens ist Teheran. 2011 wurden im Iran 1.648.505 Fahrzeuge hergestellt - Tendenz steigend. Damit steht die islamische Republik hinter China, USA, Japan, Deutschland, Südkorea, Indien, Brasilien, Mexiko, Spanien, Frankreich, Kanada und Russland auf Position 13 der Weltrangliste. Mehr als 700.000 der produzierten Fahrzeuge stammen von SAIPA, dem zweitgrößten iranischen Automobilhersteller.

 
Teheran, 21.4.2012 – das SAIPA-Logo
alle Bilder: arbeiterfotografie.com
 

Teheran, 21.4.2012 – SAIPA-Produktion


Teheran, 21.4.2012 – Beschäftigte in der Produktion


Teheran, 21.4.2012 – SAIPA-Produktion


Teheran, 21.4.2012 – Beschäftigte in der Produktion


Teheran, 21.4.2012 – Beschäftigte in der Produktion


Teheran, 21.4.2012 – Beschäftigte in der Produktion


Teheran, 21.4.2012 – Beschäftigte in der Produktion


Teheran, 21.4.2012 – Beschäftigte in der Produktion


Teheran, 21.4.2012 – Beschäftigte in der Verwaltung


Teheran, 21.4.2012 – Beschäftigte in der Produktion


Teheran, 21.4.2012 – leitender Ingenieur


Teheran, 21.4.2012 – Beschäftigte in der Produktion


Teheran, 22.4.2012


Teheran, 22.4.2012


Teheran, 23.4.2012


Teheran, 20.4.2012 – Autokennzeichen der Islamischen Republik Iran


SAIPA-Fahrzeuge gehen auch in den Export, besonders nach Syrien, Irak, Algerien, Ägypten, Sudan, Venezuela, Pakistan, Kamerun, Ghana, Senegal und Aserbaidschan. In Venezuela, Syrien und Irak sind Produktionsstätten geschaffen worden. „Auch der größte iranische Autohersteller Iran Khodro erreicht Jahr für Jahr neue Rekordgewinne. So steigerte das Unternehmen seine Autoproduktion im Jahr 2010 um 20% auf etwa 775.000 Einheiten. Für das Jahr 2011 hat sich die Firma das Ziel gesetzt, 850.000 Automobile herzustellen, was durch zahlreiche neu eröffnete Produktionsstätten, verteilt im ganzen Land, ermöglicht werden soll. So soll die 2012 fertig gestellte Produktionsstätte in Tabriz eine jährliche Kapazität von 200.000 Automobilen haben.“ So berichtet 'Iran anders' im August 2011.

Und auch die iranische Wirtschaft insgesamt befinde sich im Aufwind. Das Wirtschaftswachstum für 2009 wird mit 3,5% angegeben. Und dabei komme der relative Wohlstand besonders der ärmeren Bevölkerung zugute. Die Lebensbedingungen sind trotz Inflation relativ gut. 'Iran anders' gibt ein Beispiel: „Über Jahre hinweg galt Teheran als günstigste Metropole der Welt. Doch durch teilweise zweistellige Inflationsraten in den vergangenen fünf Jahren, sind die Preise auch im Iran angestiegen. Nichts desto trotz gehört Teheran, laut dem neuesten Bericht des Worldwide Cost of Living Survey, nach wie vor zu den günstigsten Städten der Erde. So kostet 1 Kilogramm Brot in Paris, laut dem Economist Intelligence Unit, zehn Mal mehr als in Teheran, obwohl das pro Kopf-Einkommen in Frankreich nur etwa drei Mal höher liegt.“

Aufwärts trotz Kriegszustand

Die aufstrebende wirtschaftliche Entwicklung vollzieht sich trotz des Kriegszustandes, der dem Land aufgezwungen wird. Es ist zwar kein offener Krieg mit Bomben und Raketen. Den gibt es zum Glück zurzeit nicht. Der achtjährige Stellvertreterkrieg (1980 bis 1988), mit dem der Iran kurz nach der Revolution von 1978/79 in die Knie gezwungen werden sollte, ist seit fast 24 Jahren beendet. Es ist heute (bislang) ein Krieg auf anderer Ebene. Er wird geführt mit Propaganda, Sanktionen, Sabotage, False-Flag-Operationen, Mordanschlägen, Terror usw.

Die Propaganda-Schlacht haben wir schon häufig zum Thema gemacht. Ziel dieser Schlacht ist auf der einen Seite die Weltöffentlichkeit, die gegen den Iran aufgebracht werden soll, und zum anderen die iranische Bevölkerung selbst, die mittels Desinformation zu Unruhen aufgestachelt werden soll. Das Stichwort hierzu lautet: Destabilisierung. Dazu gehörte im Gefolge der Präsidentschaftswahlen von 2009 die nicht beweisbare Behauptung vom Wahlbetrug.

Die in die Weltöffentlichkeit zielende Propaganda konzentriert sich auf die falschen Behauptungen, der Präsident sei ein Holocaust-Leugner, der Iran wolle Israel und die Juden auslöschen und er entwickle zu diesem Zweck Atomwaffen. (Dazu siehe den Artikel aus dem Friedensjournal von Mai 2012)

USA und Israel im Kampf gegen den Iran

Iran ist ein Land, dem erklärte Feinde gegenüberstehen. „Der Mossad und der Militärgeheimdienst Aman [...] [versuchen], das Atomprogramm zu sabotieren, indem Computer oder das Stromnetz attackiert und wichtige Forscher unter Druck gesetzt oder vom Projekt entfernt werden.“ So stand es am 8.2.2007 im Kölner Stadt-Anzeiger. Was das heißt, lässt sich leicht erahnen. „Seit 2007 wurden fünf iranische Nuklearwissenschaftler Opfer von Terroranschlägen.... die Attentäter [brachten] meistens kleine Magnetbomben von einem Motorrad aus an das Äußere der Autos der Getöteten [an].“ ('Iran anders' am 18.04.2012)

In Zusammenhang mit den Präsidentschaftswahlen von 2009 und der damit einhergehenden so genannten "grünen“ Bewegung äußerte der iranische Botschafter in Berlin, Ali Reza Sheikh Attar, angesprochen auf Bilder von verprügelten, blutenden und sterbenden Teheraner Demonstranten, die um die Welt gingen, und auf die westlichen Medien, für die dies das Werk bewaffneter Kommandoeinheiten der Basidschi war, die mit Knüppeln und Eisenketten auf Motorrädern Protestierende jagten:

„Sowohl die Anhänger des Präsidenten Ahmadinedschad als auch die des Kandidaten Mussawi demonstrierten anfangs relativ friedlich. Doch es mischten sich zunehmend Unruhestifter dazwischen, die dafür sorgten – darüber berichtet hierzulande keiner –, dass acht Polizisten zu Tode kamen, über vierhundert verletzt wurden, dass einhundert Bankfilialen in Brand gesetzt wurden, dass unschuldige Menschen, Geschäftsleute verletzt wurden, dass es zu Toten kam, Sprengstoffanschläge auf das Mausoleum von Revolutionsführer Khomeini und Tankstellen verübt wurden. Die Sicherheitskräfte haben einen Trupp Randalierer verhaftet, der sich, bekleidet mit Polizei- oder Basidschi-Uniformen, unter die Demonstranten mischte und die Unruhen anheizte... Eine weitere und nicht unwesentliche Rolle in den Unruhen spielten Terroristen der Volksmudschaheddin, eine terroristische Vereinigung, die seit Jahren vom Irak aus gegen uns agiert, von den USA finanziert wird und auf Druck Großbritanniens von der EU-Terrorliste gestrichen wurde. Ihre Agenten sind für blutige Terroranschläge im Iran vor und nach den Wahlen sowie für die Brutalisierung der Proteste mitverantwortlich.“

Recht auf Schutz vor Destabilsierungsversuchen

Am 9. Mai 2010 sind im Iran Farzad Kamangar, Ali Heidarian, Farhad Wakili, Mahdi Islamian und Schirin Alam Huli hingerichtet worden. Daraufhin hat es Proteste gegeben. Die Hinrichtung von fünf iranisch-kurdischen Oppositionellen sei barbarisch und unmenschlich, sei staatlicher Mord, hieß es. Doch es wurde weitgehend verschwiegen, dass sie wegen Bombenanschlägen und terroristischer Aktivitäten im Rahmen eines mehrjährigen Prozesses verurteilt worden sind. Daraufhin haben wir gefragt:

„Haben Staaten das Recht, sich gegen Destablisierungsoperationen zu schützen? Hat dieses Recht auch der Iran? Oder ist der Iran per se ein Unrechtsstaat, von dem zu fordern ist, dass er sich gegen Destablisierungsoperationen nicht zur Wehr setzt? Geht es soweit, dass solche Destablisierungsoperationen deshalb - insbesondere von Linken - solidarisch zu unterstützen sind, auch wenn dabei die so genannte Zivilgesellschaft Opfer terroristischer Anschläge wird? Ist das wirklich eine Form von internationaler Solidarität? Oder sind diejenigen, die in einer Moschee ums Leben kommen, kein Bestandteil der Zivilgesellschaft? Wenn wir Staaten das Recht auf Schutz vor Destabilisierung einräumen, und dieses Recht auch der Iran hat, ist der Schluss konsequent, dass der Iran Menschen, die sich an destabilisierenden (terroristischen) Operationen beteiligen, verhaften und verurteilen darf. Dann bleibt lediglich die Frage, ob als Strafe die Todesstrafe gerechtfertigt ist. Das aber ist keine Frage, die isoliert für den Iran zu stellen ist. Das ist eine globale Frage, die genauso für die USA und alle anderen Staaten, in denen die Todesstrafe noch praktiziert wird, gilt. Es kann nicht sein, dass moralische Wertvorstellungen nur dann gelten, wenn damit ein bestimmte Interessenlage gestützt wird.“ (siehe Artikel „Terror im Iran“)

Es ist tragisch, wenn ein Land, das seinen eigenen Weg gehen will, wachsam sein muss und zu Maßnahmen greift (greifen muss), die von seinen Gegnern als moralisch verwerflich ausgeschlachtet werden können... (PK)


Quellen:

SAIPA-website
http://www.saipacorp.com

Statistik der OICA (Internationale Organisation der Automobil-Hersteller)
http://oica.net/category/production-statistics/

Iran ist der dreizehntgrößte Automobilhersteller der Welt - Artikel vom 09.05.2012
http://irananders.de/home/news/article/iran-ist-der-dreizehntgroesste-automobilhersteller-der-welt.html

Irans unterschätzte Wirtschaft - Artikel vom 11.08.2011
http://irananders.de/home/news/article/irans-unterschaetzte-wirtschaft.html

Israel und die Anschläge auf iranische Wissenschaftler - Artikel vom 18.04.2012
http://irananders.de/home/news/article/israel-und-die-anschlaege-auf-iranische-wissenschaftler.html

Friedensjournal von Mai 2012, u.a mit dem Artikel
“Israel von der Landkarte tilgen” - Wer bedroht wen?
http://www.frieden-und-zukunft.de/pdf/FJ_2012-3.pdf

Meldung im Iran-Tagebuch vom 23.2.2007 über die Ausschaltung iranischer Atomwissenschaftler
http://www.arbeiterfotografie.com/iran/index-iran-0000-02.html

Meldung im Iran-Tagebuch vom 15.7.2009 mit Aussagen über den Terror in Zusammenhang mit der 'grünen' Bewegung
http://www.arbeiterfotografie.com/iran/index-iran-0000.html

Terror im Iran - Anmerkungen zu einer Hinrichtung im Iran - 2.6.2010
http://www.arbeiterfotografie.com/iran/index-iran-0052.html

Online-Flyer Nr. 354  vom 16.05.2012



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