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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Arbeit und Soziales
Hartz4-Plattform-Antwort an das "kritische Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln":
Taten statt verbaler Schlachten
Von Peter Kleinert

Das "kritische Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln“ hat mit einem Rundumschlag persönlicher Beleidigungen der Hartz4-Plattform-Sprecherin Brigitte Vallenthin am 23.7. auf seiner Website deren kritische Fragen beantwortet(1), die sie in der NRhZ 363 vom 18.7. gestellt hatte(2). Auf diese Form von "Diskriminierung statt Dialog" will die Arbeitslosen-Initiative nicht erwidern. Sie werde sich, wie sie in einer Presseerklärung mitteilt, „stattdessen weiterhin auf die Lösung der Probleme von täglich gedemütigten "Tafel-Kunden“ konzentrieren. Denn abermals nur eine neue "Reflexionsarena“ zu "eröffnen“, wie es die Initiatoren des Aktionsbündnisses vor hätten, helfe wenig gegen die Demütigungen in Tafel-Warteschlangen. „Und Quassel-Runden gibt es bereits mehr als genug", findet die Hartz4-Plattform.
 

Aktivisten der Hartz4-Plattform – auch
beim Umwelttag 1986 engagiert
Jetzt müssten endlich konkrete Ideen her, „die das Tafelsystem durch selbstbestimmte Arbeit und neue Arbeitsplätze ablösen können. Dazu hätte die Hartz4-Plattform eher alle denkbare Unterstützung auch aus den akademischen Kreisen des Bündnisses erwartet statt einer 5 Seiten langen Verächtlich-machung ihrer Vorschläge. Tausendfach die Not der Tafel-Kunden wissenschaftlich zu erfragen, zu diskutieren und jahrelang Bücher darüber zu schreiben, ersetzt alleine nicht, was dringend nötig ist - nämlich tatsächliche praktische Hilfe, aus der Not heraus zu kommen." Was allerdings jetzt vom Aktionsbündnis an polemischen Beschimpfungen aus dem Arsenal der ideologischen Diffamierungs-Kiste auf den Tisch gepackt wurde, verdient nach Ansicht der Bürgerinitiative nicht mal mehr einen Kommentar. „Schließlich fällt das von allein auf seine Verfasser selber zurück und bestätigt einmal mehr, wie begründet die Kritik an diesen war und ist."
 
Die Bedenken der Hartz4-Plattform würden „aktuell zusätzlich noch verstärkt durch die Information, dass der Vertreter einer Hartz IV-Initiative mit Namen und Organisation sowohl unter dem Offenen Brief vom 23.7. als auch in der Mitgliederliste des Aktionsbündnisses auftaucht, obwohl er sich niemals dort eingetragen hat."
 
Die Forderung "Arbeitsplätze statt Almosen“ habe die Hartz4-Plattform zwar am 29. Juni dem Aktionsbündnis vorgestellt. „Entgegen der Behauptung im Text vom 23. Juli wurde das Konzept aber weder diskutiert, noch abgestimmt und schon gar nicht abgelehnt. Es beinhaltet tatsächlich auch alles andere als dass „Arbeitslose ... sich in ihr eigenes Ghetto zurückziehen“ sollen - wie vom Aktionsbündnis behauptet. Im Gegenteil, es baut – wenn es mit der Unterstützung von Politik, Gewerkschaften, Wirtschaft, Wohlfahrtsverbänden, Kirchen und kreativen Wissenschaftlern praxistauglich weiter entwickelt wird – auf einer realistischen Chance zur Rückkehr in die Mitte der Gesellschaft für die Menschen auf, die derzeit millionenfach ausgegrenzt werden."
 
"Arbeitsplätze statt Almosen“
 
Die Idee "Arbeitsplätze statt Almosen“ verstehe die Hartz4-Plattform als ganzheitliches Konzept. Dies berücksichtige einerseits die sozialen Fragen – insbesondere die Schaffung von Arbeitsplätzen, mit denen Menschen selbstbestimmt ausreichendes Einkommen erwirtschaften können. Zugleicht verliere es nicht die Realität der Überproduktion aus dem Auge – insbesondere des nachhaltigen, achtsamen Umgangs mit Lebensmitteln. Es gehe dabei darum, „zwar die Basis der vorhandenen Logistik zu nutzen, gleichzeitig aber das Tafelsystem abzulösen – und zwar durch Umwandlung in möglicherweise tausend kleine Einzelunternehmen. Dadurch kann Arbeitslosen eine Chance eröffnet werden, sich - unabhängig von Bundesagentur für Arbeit und Jobcenter - eine selbständige Existenz aufzubauen, die ihre und zukünftig vielleicht noch mehr Familien ernähren kann." Dabei solle auch nicht – wie das Aktionsbündnis wider besseres Wissen behaupte – „das Tafelsystem als Almosensystem fortgeführt werden. Vielmehr sollen im Gegenteil die Ausgegrenzten-Versorgung abgeschafft und die Lebensmittel barrierefrei in für Jedermann und Jedefrau zugänglichen, offenen Läden zu niedrigen Preisen verkauft werden. Denn es darf keine Ausgrenzung mehr geben und keine demütigende Zuteilung, sondern alle Menschen sollen frei auswählen können, was sie essen möchten. Orientieren könnte man sich dabei beispielsweise am Vorbild des seit 12 Jahren erfolgreich arbeitenden Berliner Unternehmens "Second Bäck“, das inzwischen die zweite Filiale eröffnet hat und mittlerweile nicht nur seine Gründerin, Vesta Heyn, ernährt sondern mit dem Verkauf von Vortags-Brot zum halben Preis auch sieben weiteren Menschen Lohn und Brot sichert."
 
„Zugegeben, dann müssten einige, die jetzt als öffentlichkeitswirksame Leuchttürme für Wohltaten strahlen, von diesem Glanz Abschied nehmen“, resümiert Hartz4-Plattform-Sprecherin Brigitte Vallenthin. „Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass gerade die Kirchen es würden begrüßen wollen, wenn ihre Almosen-Hilfe nicht mehr nötig wäre, weil es den Menschen besser geht und sie selbstbestimmt ihr Leben in die eigenen Hände nehmen können.“ (PK)
 
 
(1) Der Text des "kritischen Aktionsbündnisses 20 Jahre Tafeln“ vom 23. Juni ist seit dem 28. Juli in dieser NRhZ-Ausgabe unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=18061 und im vollen Wortlaut auf www.hartz4-plattform.de nachzulesen.
(2) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=18027
 
Brigitte Vallenthin, Pressesprecherin der Hartz4-Plattform, erreichen Sie hier:
Fon 0611-1721221
Mobil 01525-3520721
info@hartz4-plattform.de
www.hartz4-plattform.de
www.hartz4-beratung.de
 


Online-Flyer Nr. 365  vom 01.08.2012



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