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Lokales
Veranstaltung in Köln zu "Empowerment-Strategien" westafrikanischer Frauen
Gegen die Folgen der Flucht nach Europa
Von Peter Kleinert

Es gibt kaum legale Einwanderung von Westafrika nach Europa. Tausende Menschen sterben jedes Jahr bei dem Versuch, auf dem Bootsweg von Afrika nach Europa zu gelangen. Und doch ist der Migrationsdruck ungebrochen hoch. Grund dafür sind die schlechten Lebensbedingungen, an denen auch der Regierungswechsel vom Februar im Senegal nichts geändert hat. Erfolg hat dagegen eine kleine Organisation von Frauen, die unter der Leitung von Yayi Bayam Diouf seit einigen Jahren die zurückgelassenen Familien so genannter Boatpeople unterstützt und sich für die konkrete Verbesserung der
Lebensbedingungen der Menschen und besonders der Frauen in Westafrika einsetzt.

Yayi Bayam Diouf
Quelle: http://www.allerweltshaus.de
 
Yayi Diouf kennt zwei Realitäten aus eigener Erfahrung: Die Benachteiligung von Frauen und die hohe Arbeitslosigkeit im Senegal, aber auch die Gefahren der Flucht und die Situation von Migrantinnen und Migranten die in Deutschland leben. Mit ihrer Organisation konnte sie bisher schon vielen Westafrikanerinnen Wege aufzeigen, ihre eigene Situation und die
Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat für Oktober zu mehreren Veranstaltungen mit Yayi Diouf eingeladen. „Diese Frau ist authentisch und hat viel zum deutschen Diskurs über Flucht und Einwanderung beizutragen. Wir freuen uns auf ihren Besuch in NRW und Koblenz“, so Claus-Dieter König, Leiter des Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Dakar. Claus-Dieter König wird eine Veranstaltung mit Yayi Diouf am 20. Oktober 2012 um 17 Uhr im Kölner Allerweltshaus moderieren.
 
Gemeinsam haben die Frauen den Verlust des Ehemannes, des Sohnes oder des Bruders. Diese kamen bei der unerlaubten Flucht nach Europa ums Leben. Durch diese Verluste miteinander verbunden, taten sich senegalesische Frauen in der Hauptstadt Dakar zusammen und beschlossen ein Bündnis, um aktiv an der Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse einen Beitrag zu leisten.
 
Das Collectif des Femmes pour la lutte contre l´emigration clandestine au Sénégal (COFLEC) bekämpft die illegale Flucht aus dem Senegal und hat sich zum Ziel gesetzt, Alternativen zur Flucht zu schaffen. Arbeitsplätze braucht das Land, gute Ausbildungen müssen möglich sein. Des Weiteren soll die Rolle der Frau gestärkt werden. Viele engagierte Frauen haben sich durch ihr aktives und öffentliches Handeln bereits einen Platz in der Gesellschaft geschaffen und sind durch ihren Kampf zur gleichberechtigten Partnerin der Männer geworden.
 
Eine dieser Frauen und Mitbegründerin von COFLEC ist Yahi Bayam Diouf. Ihr Sohn ertrank im Jahr 2006 auf dem Weg nach Europa. Mit etwa 80 anderen Personen war er auf einem kleinen Boot unterwegs in eine vermeintlich bessere Zukunft. 2007 gründete Yayi Diouf COFLEC und mittlerweile kämpfen neben ihr mindestens 375 weitere Frauen, um die Ziele der Organisation zu erreichen.
 
COFLEC ist ein offiziell registrierter Verband und kümmert sich zum einen um zurückgelassene Familien oder um Kinder, deren Eltern auf einem Boot ums Leben gekommen sind. Auch desillusionierter Rückkehrer nimmt man sich an. Wenn Menschen ihren Ausweg in der Migration sehen, dann sollten sie das auf offiziellem Wege tun, so die Meinung der NGO.
 
Mit Hilfe eines eigenen Fonds übernimmt COFLEC Schulgelder, stellt Mahlzeiten und Getränke für Waisen zur Verfügung und baut kleine Firmen auf, etwa im Obsthandel, um so aktiv neue Arbeitsplätze zu schaffen. Doch dieser praktische Kampf ist nicht alles. Vor allem in den Köpfen der Männer müsse sich etwas verändern, der Kampf der COFLEC-Frauen müsse Gehör, Akzeptanz und Unterstützung finden.
 
Auf ihrer Rundreise durch NRW wird Yayi Diouf im Kölner Allerweltshaus über COFLEC berichten. Es wird einen Abend geben, an welchem man sich zum Thema Empowerment informieren kann. Nach ihrem Vortrag ist eine Podiumsdiskussion geplant und neben ihr sollen auch andere MigrantInnen zu Wort kommen können und von ihren eigenen Erfahrungen berichten. Außerdem wird ein Blick auf Deutschland geworfen: Wie wird gesellschaftliche Partizipation, Stärkung der Rolle der Frau und das Gestalten gesellschaftlicher Veränderung hier möglich gemacht? Die Veranstaltungsreise soll vor allem einen Dialog zwischen migrantischen Initiativen und politischen Akteuren in NRW ermöglichen und richtet sich natürlich an alle Interessierten.

Neben der Rosa Luxemburg Stiftung NRW gehören der Kölner Flüchtlingsrat, das Friedensbildungswerk, der Interkulturelle Dienst - Jugendamt Köln-Ehrenfeld und die senegalesische Gruppe Bouchralana am Samstag, 20. Oktober 2012 - ab 17 Uhr in Köln zu den Veranstaltern. Nach dem Vortrag von Yayi Diouf sind die BesucherInnen zur Diskussion eingeladen. Dazu gibt es ein entsprechendes Rahmenprogramm, Musik und Verköstigungen. Der Eintritt ist frei.

Weitere Möglichkeiten Yayi Bayam Diouf kennenzulernen: am 18.10. um 18 Uhr, im Hörsaal XVII an der Universität Bonn, am 19.10. um 19 Uhr, bei der Katholischen Hochschulgemeinde in Koblenz-Oberwerth, am 23.10. um 18 Uhr im Agenda Lokal in Mülheim a. d. Ruhr und am 24.10.2012 um 19 Uhr im Kulturzentrum Bahnhof Langendreer in Bochum. Weitere Informationen unter: http://www.nrw.rosalux.de/ (PK)
 


Online-Flyer Nr. 376  vom 17.10.2012



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