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Aktueller Online-Flyer vom 18. April 2024  

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Lokales
Kölner Bürgerzentrum MüTZe – ein hoffnungsloser Fall?
Was möglich ist
Von Walter Herrmann

Die NRhZ-Diskussion über das Bürgerzentrum MüTZe in Köln-Mülheim geht weiter: Der Kritiker der Verhältnisse dort – Walter Herrmann, bekannt als Initiator und Betreiber der „Kölner Klagemauer für Frieden und Völkerverständigung“– hat uns hier einen Bericht über die Wahl eines neuen MüTZe-Vorstands geschickt. Einen Tag vor dieser Wahl erhielt er eine kritische Anfrage zu seinen bisherigen MüTZe-Artikeln (1), die Sie mit seiner Antwort darauf unter seinem hier folgenden aktuellen Beitrag lesen können.

Bürgerzentrum MüTZe
NRhZ-Archiv
 
Auf der Mitgliederversammlung des Bürgerzentrums MüTZe in Köln-Mülheim vom 12.1. wurde ein neuer Vorstand gewählt. Es war schon vorher abzusehen, wie es kommen würde. Der neue Vorstand – Juniorpartner der Franzen-Family. Ihm gehören ausschließlich Vereinsmitglieder an, die das „System Franzen“ stützen. Die Kritiker der seit Jahren gängigen Vettern- und Günstlingswirtschaft wurden „entsorgt“. Somit ist alles wieder „in Ordnung“.
 
Der hinter verschlossenen Türen tagende „AK Strukturentwicklung“, der sich selbst als „privaten Freundeskreis“ definierte, hatte 3 seiner Mitglieder ins Rennen geschickt: Gisela Emons, Reinhold Mentzel und Petra Grabowski. Die wurden denn auch programmgemäß auf der MV gewählt.
 
Gisela Emons (2) gibt im Vorstand in der Nachfolge von Jens Erbe die Richtung vor. An ihrer Loyalität zur Franzen-Family gibt es keinen Zweifel. Sie hat ein eigenes „Selbsthilfe-Projekt“ in der Mache und benötigt die Unterstützung der Franzen-Family, um es im gewerblichen Bereich der MüTZe zu realisieren. Mit der Inbesitznahme der zentralen wirtschaftlichen Ressourcen der MüTZe (Möbellager, Café, Raumvermietung) durch Vereinsmitglieder, „die verwandtschaftlich oder freundschaftlich miteinander verbunden sind“, hat sie kein Problem.
 
So kann also Veronika Franzen – ungeachtet ihrer miserablen Bilanz als kommissarische Café-Leiterin – mit einer Festanstellung und einer Gehaltserhöhung (Wunschvorstellung 2.300 Euro brutto) rechnen. Die Frage ist nur, wie lange die Stadt Köln dieses Theater mitmacht!
 
Der Schwachpunkt der MüTZe ist ihre fehlende Verankerung im Stadtteil. Sie hat der Wohnbevölkerung, darunter viele Türkinnen und Türken, wenig anzubieten – im Unterschied zum Don Bosco-Club in der Tiefentalstraße, der bei viel weniger Ressourcen weit mehr bewegt. Sollte die Stadt den Trägerschaftsvertrag aufkündigen, braucht sie nicht mit Protesten rechnen. Eine Schließung des Don Bosco-Clubs hätte dagegen einen Aufstand im Stadtteil zur Folge.
 
Schläfrige Vereinsbasis
 
Die dominante Rolle der Franzen-Family schon über viele Jahre hat damit zu tun, dass die Vereinsbasis die Wohnbevölkerung nicht repräsentiert:
 
- Der größere Teil der Vereinsmitglieder wurde von Christoph und Veronika Franzen geworben und erfreut sich besonderer Aufmerksamkeiten.
 
- Üblicherweise werden die abhängig Beschäftigten in Möbellager und Café bei ihrer Einstellung auch Vereinsmitglieder.
 
- Auf den MVs fällt ein größerer Block von Vereinsmitgliedern ins Auge, die sich an den Debatten nicht beteiligen, sondern lediglich mit abstimmen.
 
- Im Laufe der Jahre haben sich viele gesellschaftlich aktive Vereinsmitglieder verabschiedet, weil ihnen die Praktiken in der MüTZe gegen den Geist gingen und sie keine Chance sahen für eine positive Entwicklung.
 
Was möglich ist:
 
Natürlich ist die Schließung des Bürgerzentrums nicht wünschenswert. Um das noch zu verhindern, ist es notwendig, sich offen mit den Fehlentwicklungen in der MüTZe auseinanderzusetzen und einen neuen Kurs einzuschlagen.
 
Unabdingbar ist: Die Franzen-Family muss ihre vermeintlichen Besitzstände in der MüTZe zur Disposition stellen. Die MüTZe gehört allen Bürgern. Sie ist Gemeineigentum.
 
Im Einzelnen wäre der MüTZe zu empfehlen:
 
(1.) Volle Rehabilitierung von Feri Vakof; also Beschäftigung als Bereichsleiter Verwaltung mit Zuständigkeit auch für die Raumvermietung.
 
(2.) Rücknahme aller Personalentscheidungen in der Amtszeit von Jens Erbe: Das betrifft seine Frau Veronika Franzen, deren Sohn Wolfgang und deren Cousin Patrick.
 
(3.) Einstellung einer geeigneten türkisch-stämmigen Persönlichkeit aus dem Stadtteil als Caféleiterin bzw. Caféleiter.
 
(4.) Einstellung einer Fachkraft für Sozialberatung und Gemeinwesenarbeit, der auch die Bereichsleitung Soziales zufallen müsste.
 
(5.) In jedem Fall ist die Raumvermietung vom Cafébereich abzukoppeln, um zu verhindern, dass die zentrale Halle als Austragungsort kommerzieller nächtlicher Partys und Discos zweckentfremdet wird.
 
Erläuterungen:
 
Zu Punkt 3: Weder im Vorstand noch in der Runde der Bereichsleiter findet sich eine Person mit Migrationshintergrund. Bekanntlich ist ein hoher Prozentsatz der Wohnbevölkerung in Mülheim-Nord türkischer Herkunft. Es sollte möglich sein, wenigstens einen türkischen Mitbürger als Bereichsleiter zu integrieren.
 
Zu Punkt 4: Bereits in der Zeit, als Jo Pellenz Bereichsleiter Kultur war, befanden sich Café und Raumvermietung in einer Hand, mit schlimmen Folgen für das Image des Zentrums.
Diese Kombination ermöglichte, ohne besondere Umstände vom Café aus die zentrale Veranstaltungshalle für turbulente nächtliche Partys und Discos zu nutzen. In diesem Rahmen machten einzelne Mitarbeiter private Geschäfte am Verein vorbei. Etwas dergleichen darf sich nicht wiederholen!
 
Anfrage von Bernhard Gratzla
 
Die Anfrage - an mich gerichtet - lautet: “Welche Alternativen siehst Du denn angesichts der geänderten Rahmenbedingungen, um ein dauerhaftes Überleben der MüTZe zu gewährleisten? Bist Du in der Lage, konkrete konzeptionelle und personelle Vorschläge zu machen?“ (3)
 
Ich denke, es geht erst einmal darum, aus dem Weg zu räumen, was die Arbeit des Zentrums lähmt. Die städtische Verwaltung ist nicht davon überzeugt, dass die MüTZe in der derzeitigen Verfassung effektiv im Sinne der Vorgaben arbeitet. Sie hat durchblicken lassen, dass die Geduld der Stadt begrenzt ist. Eine neue Konzeption für das Zentrum wird nicht benötigt. Für die Stadt ist nur wichtig, dass das Möbellager vom Bürgerzentrum abgetrennt wird. Eine Abtrennung des Cafés vom Bürgerhaus macht keinen Sinn. Ein solches Vorhaben lässt sich in der Öffentlichkeit nicht vermitteln. Daher sollte man die Finger davon lassen.
 
(1) MüTZe-Artikel von W.H.: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=18641
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=18587, http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=18564
 
(2) Gisela Emons' Artikel finden Sie unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=18615
 
(3) Bernhard Gratzla ist Vorstandsmitglied von HEIMAT für ALLE Köln e.V.
 


Online-Flyer Nr. 390  vom 23.01.2013



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