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Arbeit und Soziales
FrauenDatenReport des DGB NRW zum Internationalen Weltfrauentag:
Gleichberechtigung erzielt nur schwache Erfolge
Von Kimberly Gepkens

Zum 102. Internationalen Weltfrauentag am 8. März stellte der Deutsche Gewerkschaftsbund NRW den ersten FrauenDatenReport NRW auf einer Pressekonferenz im Düsseldorfer Landtag vor. Bei dem Report handelt es sich um eine Erhebung zur Stellung der Frau im beruflichen und privaten Kontext. Die Daten wurden vom Statistischen Landesamt (IT.NRW), der Arbeitsagentur und der Rentenversicherung zur Verfügung gestellt.
 

CarmenTietjen - DGB-Bezirksfrauen-
sekretärin NRW
Die Bezirksfrauensekretärin, Carmen Tietjen stellte fest, dass es zwar einen Wandel in der schulischen Bildung gegeben habe und Frauen höhere und bessere Abschlüsse erlangten, aber dass es immer noch Probleme mit der Gleichberechtigung in Bezug auf das Gehalt und die Karrierechancen von Frauen gäbe. Tietjen wies darauf hin, dass das Problem bereits in der beruflichen Ausbildung beginne, denn junge Frauen und junge Männer orientierten sich weiter an alten Rollenbildern und stereotypen Zuschreibungen. Dadurch entstehe sofort das nächste Problem, denn sogenannte Frauenberufe werden in der Regel wesentlich schlechter bezahlt als Männerberufe. So beziehe jede dritte Frau einen Niedriglohn, wobei es bei den Männern grade einmal jeder siebte sei. Ein weiteres Problem ist, dass die von Frauen bevorzugten Berufe in Gesundheit, Erziehung, Pflege und im Dienstleistungsbereich verhältnismäßig schlecht bezahlt sind. Und dies obwohl sie einen hohen Einfluss auf die positive Entwicklung unserer Gesellschaft haben und mit hoher persönlicher Verantwortung verbunden sind.

Quelle: DGB NRW
 
Frauen würden nicht nur schlechter bezahlt, sondern müssten auch unter schlechteren Arbeitsverhältnissen arbeiten, da z.B. einige gegen ihren Willen Teilzeit-beschäftigt seien. Daraus lasse sich auch schließen, dass kaum eine Frau im unbefristeten Vollzeitjob arbeite und die Anzahl der Arbeiterinnen in Minijobs steige. Immerhin zwei Drittel der Tätigen in diesen Jobs sind Frauen, denen dann kaum Chancen gegeben werden würden, auf dem Arbeitsmarkt Vollzeitjobs zu bekommen, bemerkte Carmen Tietjen. Rentenansprüche aufzubauen sei für diese Frauen dann kaum noch möglich. Weiter ist Tietjen der Meinung, dass Frauen in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert seien und selbst wenn diese es schaffen, ihre Führungsqualitäten zu zeigen, würden sie meist 20.000 Euro weniger als Männer verdienen.
 
Betrachte man die privaten Haushalte, würden auch da die traditionellen Rollenbilder gelebt, bei der der Mann als Familienernährer hervorsteche und die Frau sich größtenteils mit den Haus- und Familienarbeiten beschäftige. Dem Staat gibt die Bezirksfrauensekretärin eine Mitschuld, da die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch nicht ausreichend ausgebaut sei.

Quelle: DGB NRW
 
Am Ende fasste Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender des DGB NRW, noch einmal zusammen, dass Nordrhein-Westfalen gerade im wirtschaftlichen Bereich die Potenziale der Frauen nicht länger ignorieren dürfe. Denn die „rechtliche Gleichstellung und die wirkliche Gleichberechtigung liegen oft meilenweit auseinander“. Der DGB NRW hat sieben Grundsätze formuliert, die der Gleichberechtigung einen schnelleren Fortschritt geben sollen. Unter anderem wird ein allgemeiner Mindestlohn von 8,50 Euro verlangt und dass Minijobs von Beginn an sozialversicherungspflichtig werden. Außerdem soll die Betreuungsinfrastruktur verbessert werden, um eine Vereinbarung zwischen Familie und Beruf zu ermöglichen.
 

Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender des DGB NRW
Des Weiteren sollen Frauenberufe aufgewertet und höher entlohnt werden. Wichtig sei, dass die Arbeitsbedingungen sich verbessern. Unternehmen müss- ten ihre Entgeltpraxis überprüfen und gerechter aufteilen und Frauen sollten „einen Rechtsan-spruch auf die Rückkehr aus einer Teilzeit- in eine Vollzeitbeschäftigung“ ermöglicht bekom- men. Der DGB NRW hält es für sinnvoll, eine Frauenquote einzuführen, um eine Gleichberechtigung in Aufsichtsräten und Führungspositionen zu erreichen. Der siebte Punkt beinhaltet eine Novellierung des Landesgleichstellungsgesetzes.
 
Mit einer Kritik an der Familienpolitik schloss Andreas Meyer-Laube die Pressekonferenz ab, bei der er darauf hinwies, dass diese falsche Signale, wie den schleppenden Kita-Ausbau und das Betreuungsgeld, das das typische Rollenbild prägt, senden. Dadurch müssten viele Frauen unfreiwillig lange Berufspausen einlegen. (PK)

Über diesen Link kann man sich den FrauenDatenReport runterladen:

https://nrw.dgb.de/-/txN


Online-Flyer Nr. 398  vom 20.03.2013



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