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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Lokales
Das "Autonome Zentrum“ in Köln braucht weiterhin ein Ersatzgebäude
Oranjehof - Besichtigungsbesetzung beendet
Von Rainer Kippe

Am Freitag den 26.07. haben Menschen aus Mülheim wie angekündigt den "Oranjehof“ an der Neusser Landstraße 42 besetzt, um Besuchern und Gästen zu zeigen, dass dieses leerstehende städtische Gelände als Alternative für das "Autonome Zentrum“ taugt. Als sie schon auf dem Gelände waren, erhielten sie einen vertraulichen Anruf, in dem mitgeteilt wurde, dass die Stadt Köln dieses Gelände am 8. Juli für 250.000 € an einen Waldkindergarten verkauft hat.

"Kultur statt Leerstand" - Der SSM vor dem Oranjehof in Chorweiler
Fotos: SSM
 
Als die Wohnungsversorgungsbetriebe (WVB) der Stadt Köln vor drei Jahren in der Neusser Landstraße 42 obdachlose Punker unterbringen wollten, erklärte die CDU, dass dies für sie nicht in Frage komme. Die Grünen in einer Koalition mit den Christdemokraten gehorchten und lehnten die Unterbringung einer „weiteren“ Problemgruppe in Chorweiler ab.
 
Damals wurde als Alternative ein Kindergarten ins Spiel gebracht. Nachdem die WVB auf die Unterbringung der Punker in Chorweiler verzichtet hatten, hörte man von dem Kindergarten nichts mehr.
 
Jetzt, wo auch andere die Neusser Landstraße als Ausweichquartier für das AZ ins Gespräch gebracht haben, hat der Bezirk Chorweiler endlich ernst gemacht, und den jahrzehntelangen Leerstand beendet.

Der Oranjehof wurde nach vielen Jahren des Leerstands jetzt verkauft 
 
Die Besetzer finden: Schade fürs AZ, das diese Gebäude sicher zu einem florierenden Kulturzentrum ausgebaut hätte. Gut für den Waldkindergarten, von dem zu hoffen ist, dass er ganz normalen Kindern aus Chorweiler offenstehen wird und nicht nur den neuen Mittelschichten.
 
Eine Lehre haben die Besetzer aus ihrer Aktion gezogen: Es gibt noch weitere städtische Gelände, die leerstehen. Wenn sie auch auf diese aufmerksam machen, dann wird das Schreckgespenst AZ die Stadt wohl dazu bewegen, auch für diese Gelände endlich eine sinnvolle Nutzung zu finden.
 
Erschreckend aber ist für die Besetzer der Wille zur Konfrontation und Eskalation innerhalb der Stadt, der jede einvernehmliche Lösung mit dem AZ verhindert. Sie fragen: Wissen diese Politikerinnen und Politiker eigentlich, was sie tun? Und sie fordern deshalb weiter eine Verhandlungslösung und den Verzicht auf eine gewaltsame Räumung des AZ.


Erklärung des SSM zum AZ:
 
Kultur statt Leerstand

Seit über einem Jahr schwelt in unserer Stadt ein Konflikt, der droht, zu explodieren und für die Menschen und das Gemeinwesen  einen Schaden
anzurichten, der schwer abzuschätzen ist. Wir meinen den Konflikt um die
Ersatzlösung für das sogenannte “Autonome Zentrum“ in Kalk, das AZ.

Dieser Konflikt droht sich gewaltsam zu entladen und ein wichtiges Gut zu beschädigen: Das friedliche Zusammenleben der Menschen in Köln. Viele Bürger, von den Parteien bis zu den Kirchen, versuchen diesen Konflikt friedlich beizulegen. Sie wollen erreichen, dass die Stadt den jungen Leuten ein Ausweichgrundstück anbietet, auf dem sie ihre Kulturarbeit fortsetzten können.

Andere, und das sind vor allem die Verantwortungsträger, sehen sich seit über einem Jahr angeblich außerstande, ein solches Grundstück zu finden.

Wir fürchten, dass hier - unter dem Deckmantel der angeblichen Ratlosigkeit - Kräfte am Werk sind, die gar keine Lösung wollen, sondern auf Eskalation setzen. Um sich als Ordnungshüter aufspielen zu können oder auf andere Weise ihr politisches Süppchen zu kochen. Auf dem Rücken auch der Polizei, die auch ohne die Räumung von Hausbesetzungen in Köln genug zu tun hat und kaum Wert darauf legt, wiedermal als Büttel für eine verfehlte Politik herhalten zu müssen.
Denn jeder, der mit offenen Augen durch die Stadt geht oder mit anderen
Menschen spricht, weiß, dass es in Köln immer noch genügend geeignete
Gelände und Gebäude gibt, die leerstehen.

Eines davon ist das Hausgrundstück Neusser Landstraße 42. Es gehört der
Stadt Köln und steht seit Jahren leer. Es hat keine unmittelbare Nachbarschaft und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Es liegt landschaftlich reizvoll in der Nähe des Fühlinger Sees und ist mit seinen Anbauten groß genug, um ein Kulturzentrum betreiben zu können. Die in der Nähe gelegene "Kantine“ beweist, dass man auch in dieser Ecke Kölns erfolgreich Kultur machen kann.

Wir laden für heute Freitag, den 26.Juli, und für den morgigen Samstag zur Besichtigung des Geländes ein, damit sich jeder selbst ein Bild machen kann, dass es in Köln zur gewaltsamen Räumung des AZ durchaus friedliche Alternativen gibt - man muss sie nur wollen.

Wir sind überzeugt, dass nach der Besichtigung andere sich genauso fragen werden wie wir, warum die Stadt Köln dem AZ dieses Gelände nicht anbietet.

Denn Gewalt ist keine Lösung. (PK)


Online-Flyer Nr. 417  vom 31.07.2013



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