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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Wirtschaft und Umwelt
Alarmierende Schadstoffmessungen: PCB-Eier am Eyller Berg im Kreis Wesel
BUND fordert sofortige Deponieschließung
Von Dirk Jansen und Claudia Baitinger

Der NRW-Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert die sofortige Stilllegung der Deponie Eyller Berg im Kreis Wesel. Anlass für die Forderung sind alarmierende neue Schadstoffmessungen im Umfeld der Skandaldeponie, die der BUND heute vorstellte. Eine Hühnerei-Beprobung auf chlororganische Giftstoffe im Umfeld der Deponie hatte unzulässig hohe Dioxin-, Furan- und PCB-Werte ergeben, also giftige und krebsauslösende organische Chlorverbindungen.
 

Deponie Eyller Berg
Seit 2009 befasst sich der Umweltverband mit der Situation rund um die Sonderabfalldeponie Eyller Berg in Kamp-Lintfort. In zahlreichen Schriftwechseln mit Behörden wurde auf die unhaltbaren Zustände durch Schadstoffe in der Umgebung hingewiesen. Eine Strafanzeige blieb ergebnislos.
 
Ein Mediationsverfahren, das aufgrund der Anordnungen der Bezirksregierung Düsseldorf vom 27. Oktober 2011 von Seiten des Oberverwaltungsgerichtes Münster durchgeführt wurde, blieb erfolglos. Mit Beschluss vom 3. Juli 2014 hatte der 20. Senat des Oberverwaltungsgerichts dem Eilantrag der Betreiberin der Sonderabfalldeponie stattgegeben, mit dem sich diese gegen die Vollstreckung ihr gegenüber erlassener Anordnungen zur Ausgestaltung der Abfallschüttungen gewandt hatte. Zahlreiche Forderungen der Bezirksregierung Düsseldorf, darunter u.a. die Untersagung der Annahme und Verwertung staubender Abfälle, können deshalb vorläufig nicht vollstreckt werden. Damit ist der nach Ansicht des BUND „unhaltbare genehmigungsrechtliche Urzustand“ weitestgehend wieder hergestellt.
 
Angesichts dieser neuen „Gefechtslage“ stellte der Umweltverband nun die Ergebnisse einer Hühnerei-Beprobung auf chlororganische Giftstoffe vor. „Wir wollten es zuerst nicht glauben, aber die nahezu übereinstimmenden Ergebnisse zweier zertifizierter und staatlich zugelassener Speziallabore sind eindeutig: Der Gehalt an Dioxinen und Furanen übersteigt im Fettanteil der Eiproben die Werte der entsprechenden EU-Verordnung um das 2,5-fache, die Summe der Konzentrationen dieser Stoffe zusammen mit denen der Dioxin-ähnlichen polychlorierten Biphenylen ist doppelt so hoch wie in Hühnereiern erlaubt“, so Claudia Baitinger, Sprecherin des Landesarbeitskreises technischer Umweltschutz des BUND.
 
Nach Auffassung des BUND liegt es nahe, dass diese Kontaminationen von den Staubabwehungen und damit Bodeneinträgen der Giftmülldeponie her rühren. Das Gehöft des Landwirtes, der die Eier seiner kleinen privat genutzten Geflügelschar zur Verfügung stellte, befindet sich an der Deponiegrenze und nur wenige Meter von dem in Verfüllung begriffenen Deponieteil entfernt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die freilaufenden „Mistkratzer“ die persistenten Gifte über den Boden und nicht über die Futtermittel aufgenommen haben, ist nach Ansicht des BUND hoch. Es gäbe inzwischen aktuell vergleichbare wissenschaftliche Erkenntnisse auch aus der Freilandhaltung von Rindern, Kühen und Kälbern in industriell belasteter Umgebung.
 
„Für den BUND steht fest: Es gibt keine Alternative zur sofortigen Stilllegung der Deponie“, sagte die BUND-Expertin Baitinger. „Giftige Stäube auf einen Berg zu kippen - Genehmigung hin, Genehmigung her - widerspricht jeglichem Vorsorgeschutz und hat mit der anzuwendenden besten verfügbaren Technik nicht im Entferntesten etwas zu tun.“
 
Der BUND kündigte an, die Probe-Ergebnisse den zuständigen Behörden und der Staatsanwaltschaft zur Verfügung stellen.

Hinweis der Redaktion: Ende Mai zogen zogen Demonstranten mit Trillerpfeifen und Transparenten durch die Stadt Kamp-Lintfort. Sie gingen auf die Straße, um ihre Forderung zu unterstreichen, dass auf der Deponie Eyller Berg "keine giftigen Abfälle" mehr angenommen werden und sie sofort rekultiviert werden soll. 150 Personen waren bei dieser "Giftberg-Demo" dabei, zu der die Interessengemeinschaft "Endlager Mensch" eingeladen hatte, wobei sie von der Bürgerinitiative Giftmülldeponie Eyller Berg unterstützt wurde. (PK)


Online-Flyer Nr. 468  vom 23.07.2014



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