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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Inland
„Herzens“angelegenheit von Helmut Kohl als Ministerpräsident
Hochmoselbrücke – ein Riesenskandal
Von Lothar Reinhard

Das für den Verkehr nicht erforderliche Dinosaurier-Projekt der Hochmoselbrücke (eine „Herzens“angelegenheit von Altkanzler Kohl aus seinen jungen Jahren als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz in den 60er Jahren) ist nicht nur wegen der explodierenden Kosten ein Riesenskandal. Die Verschandelung des wunderschönen Moseltals, die Gefährdung weltberühmter Weinlagen, die Beeinträchtigung des Tourismus als wesentlicher Wirtschaftsfaktor der Mittelmosel, die Zerstörung von einzigartigen Umweltbiotopen usw. werden in Kauf genommen für den geplanten Bau der sogenannten B50-neu.
 

Pfeiler für die Hochmoselbrücke
Quelle: Bürgerinitiative „Pro Mosel“
Die Verlängerung der A 60 muss so heißen und darf sich nicht Autobahn nennen, weil selbst geschönte Verkehrsprognosen das für Autobahnen notwendige Minimum von 20.000 Kfz/Tag weit verfehlen. „Spitzenwert“ der Prognosen war 1750. Zum Vergleich: Die A 40 im Ruhrgebiet z.B. hat über 100.000 Kfz/Tag und die Hauptausfallstraßen hier im verschlafenen Mülheim/Ruhr, wo ich - geboren in der Nähe von Bernkastel/Kues lebe und arbeite - weisen 25 bis 30.000 pro Tag auf.
 
Auch wegen der fehlenden verkehrlichen Notwendigkeit gelang es vor Jahren nicht, für das Monster-Projekt mit der Hochmoselbrücke einen privaten PPP-Partner zu finden. Keine Extra-Maut hätte die Irrsinnskosten je wieder einspielen können. Deshalb kamen die Wahnsinnigen aus Mainz und Berlin auf die hochgradig bedenkliche Idee, dieses überflüssige Projekt aus dem Konjunkturprogramm im Gefolge der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 ff. zu finanzieren. 300 Millionen wurden dafür den Hilfen für Kommunen gestohlen für das gefährliche Wahnsinnsprojekt, das nicht gebraucht wird! Es geht nämlich nicht zufällig überhaupt nicht voran, weil die Hangrutschgefahr an den steilen Moselhängen nicht geklärt ist bzw. nicht wirklich zu klären sein wird oder aber nur wahnwitzig teuer wird!
 
Bisher jedenfalls ragen nach mehreren Jahren Bauzeit auf der weniger steilen Zeltinger Moselseite nur Obelisk-ähnliche Riesenpfeiler über den verschandelten Weinhängen in den Himmel, wie Mahnmale übergeschnappter Despoten untergegangener Reiche!

Brückenpapa Helmut Kohl
Quelle: helmut-kohl-kas.de
 
Hier die aktuelle Presseerklärung der Bürgerinitiative „Pro Mosel“ aus Ürzig/Zeltingen-Rachtig vom 28.8.2014 zu diesem Projekt mit der Überschrift "Hochmoselübergang: Urplötzliche Kostensteigerung und Bauzeitverlängerung um 2 Jahre":
 
Seit Jahren verlautbart der rheinland-pfälzische Infrastrukturminister Lewentz, dass Zeit- und Kostenrahmen für den Hochmoselübergang bei Europas größtem Brückenbauprojekt eingehalten würden. Völlig unvermittelt erfährt der Bürger nun, dass dies nicht zutrifft. Quasi über Nacht sollen die Kosten um 80 Millionen € gestiegen sein und die Bauzeit sich um zwei Jahre verlängern. Gegenüber den ursprünglich geplanten 330 Millionen € haben sich die Kosten damit bereits 4 Jahre vor dem geplanten Bauzeitende um 38 % erhöht. Der Nutzen-Kosten-Faktor, der zum Zeitpunkt des Baubeginns noch mit 3,4 gehandelt und zwischenzeitlich auf 1,8 korrigiert wurde, fällt nun rein rechnerisch auf einen Wert von 1,3. Damit ist schon jetzt absehbar, dass die Schwelle von 1,0 im Verlauf der Bauzeit unterschritten wird und sich das Projekt als kostspieliges Verlustgeschäft erweisen wird.
 
"Der Bau des Hochmoselübergangs ist nun in der Liga der steuergeldverschlingenden Skandalprojekte angekommen", so Georg Laska von Pro-Mosel. "Einem sinkenden Bedarf, beispielsweise infolge der schwindenden Bedeutung des Flughafen Hahn, stehen dramatische Kostensteigerungen gegenüber, wobei das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist."
 
Wenig überzeugend ist die offizielle Begründung, die die Ursache für den ungewöhnlich hohen Kosten-Nachschlag in aufgeweichten Böden und den allgemeinen Preissteigerungen im Baugewerbe sieht. Den Hauptgrund dürften die Stabilitätsprobleme darstellen, die bereits zu mehreren Bauverzögerungen führten und bis heute noch nicht alle gelöst sind. So fehlt für vier der zehn Pfeiler der endgültige Stabilitätsnachweis. Die ganz großen Probleme stehen noch bevor, der Pfeilerbau am Ürziger Rutschhang, welcher nach Meinung vieler Fachleute nie ausreichend erkundet wurde, stellt nicht nur ein finanzielles Risiko dar, sondern könnte am Ende sogar die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gefährden. Aus gutem Grund haben die Baumaßnahmen für die drei Pfeiler dort noch nicht begonnen. Der Unterste soll mit einer Höhe von 160 Metern aus dem instabilen Untergrund ragen.
 
"Wir stehen ganz am Anfang einer Kostenspirale, deren Ende nicht absehbar ist", sagt Sarah Washington von Pro-Mosel. "Die Bauwürdigkeit des Hochmoselübergangs muss unverzüglich überprüft werden, bevor weitere Millionen im Boden versenkt werden!" (PK)
 
Lothar Reinhard ist Sprecher der Fraktion der Mülheimer BürgerInitiativen (MBI) in der Nähe des von Helmut Kohl in Gang gebrachten Brückenprojekts geboren. Seit dem Ende seiner politischen Karriere ist Kohl als Lobbyist in verschiedenen Positionen in der Wirtschaft tätig, u. a. für die Credit Suisse und KirchMedia. An wen er bei der Hochmoselbrücke als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz in den 60er Jahren gedacht hat, ist bis heute nicht bekannt.


Weitere Informationen finden Sie unter den folgenden Links:
Rhein-Zeitung: Bericht über die Kostensteigerung
SWR-Bericht zum "Schönheitswettbewerb" für die Brücke
Der Spiegel: Große Risiken beim Bau der Hochmoselbrücke
Ein Hang wie kein anderer, Bericht im Trierischen Volksfreund
Wackelprojekt Hochmoselübergang, SWR info
Das Sickerwassergutachten gibt KEINEN Anlass zur Beruhigung
Umfangreiche Materialiensammlung zum Hochmoselübergang
Internetseite der Bürgerinitiative Pro-Mosel
 


Online-Flyer Nr. 474  vom 03.09.2014



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