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Inland
Russische Biker wollen durch Polen zum Jahrestag nach Berlin fahren
Bundesregierung sieht Gefahren für Deutschland
Von Ulrich Gellermann

Bald kommen sie, ganze 15 russische Biker, wilde Horden auf schweren Motorrädern. Sie wollen auf den Spuren der Roten Armee nach Berlin. Die Rote Armee? Das ist doch nach Meinung des ukrainischen Ministerpräsidenten Arsenij Jazenjuk jene russischen Armee, die im 2. Weltkrieg erst in die Ukraine einmarschierte, um dann das arme Deutschland zu überfallen. Damit den Deutschen das nicht erneut angetan wird, hat die Bundesregierung bereits vor den Bikern gewarnt und auf mögliche "Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung in Deutschland" hingewiesen. Die leidgeprüften Polen aber, die damals den Durchmarsch der Russen nach Deutschland ertragen mussten, haben die Durchfahrt der russischen Motorradfahrer gänzlich verboten. Deutsche Sender informierten in den letzten Tagen nahezu stündlich über die gefährliche Biker-Invasion.

Russische Bikergruppe Nachtwölfe
Quelle: http://nightwolves-ru.livejournal.com/
 
Da man nie weiß, was der Russe wirklich plant, rüstet Polen jetzt auf: Rund fünf Milliarden Euro sollen in das Raketenabwehrsystemen vom Typ Patriot investiert werden. Was sich so bescheiden nach "Abwehr" anhört, ist nichts anderes als die Erhöhung der Angriffsfähigkeit der NATO-Truppen. Weitere Milliarden werden in den Kauf von Militärhubschraubern des europäischen Konzerns Airbus fließen. Das wird die Biker nicht sofort abschrecken können. Die werden erst mal im Mai, aus Anlass des Sieges über Hitler-Deutschland vor 70 Jahren, erneut den Weg der Roten Armee befahren. Aber wer weiß, für was die polnische Hochrüstung noch gut sein kann.
 
Denn im polnischen Nachbarland Ukraine hat das Parlament, die Werchowna Rada, gerade ein Gesetz verabschiedet, das die Anerkennung der Organisation Ukrainischer Nationalisten und der Ukrainischen Aufstandsarmee (OUN-UPA) als "Kämpfer für die Unabhängigkeit der Ukraine im 20. Jahrhundert" beschwört. Die UPA: Das war jene mit den Nazis verbündete Armee, die in den 40er Jahren das "Wolhynische Gemetzel“ (rzeź wołyńska) anrichtete, dem etwa 100.000 Polen zum Opfer fielen. Die Führer dieser Organisation, Stepan Bandera und Roman Schuchewitsch, werden als Nationalhelden anerkannt. Immerhin ging es den ukrainischen Nationalisten damals um eine Gebietserweiterung auf Kosten Polens. Deshalb kann sich das offizielle Kiew bis heute nur zum Begriff der "Wolhynischen Tragödie“ (Волинська трагедія) durchringen, vom Massaker kein Wort.
 
Die von der Werchowna Rada zum Gesetz erhobene Nazi-Traditionspflege ist nur Konsequenz einer dubiosen politischen Praxis: Anfang November 2014 wurde Wadim Trojan, ein ehemaliges Mitglied der Faschisten-Verbände "Patriot der Ukraine" und "Rechter Sektor", zum Polizeichef der Oblast Kiew ernannt. Der Führer des "Rechten Sektors", Dmitro Jarosch, ist zum Berater des ukrainischen Generalstabschefs befördert worden, und der Leiter des ukrainischen Geheimdiensts SBU, Walentin Naliwajtschenko, ist sich sicher, dass er auf "Traditionen und Vorgehensweisen der OUN-UPA-Dienste aufbauen" sollte, die ja ebenfalls gegen eine "temporäre Besetzung des Landes" hätten kämpfen müssen.
 
Von den russischen Bikern sind bisher keine Gebietsansprüche gegen Polen bekannt. In Polen selbst rührt sich nur langsam der Verstand. Immerhin merkte der frühere stellvertretende polnische Verteidigungsminister, Waldemar Skrzypczak, an: "Ich nehme alles zurück, was ich bisher über die Unterstützung der Ukraine gesagt habe. Ich habe begriffen, dass die Ukraine keine Rücksicht auf das polnische Volk nimmt. Ich meine das Wolhynien-Massaker, den Massenmord an 100.000 Polen… Selbst Nazi-Deutschland fügte uns nicht so großes Leid zu, wie die Ukrainer das getan haben." Das wird, angesichts des festen Willens der USA, der EU und den ihnen angeschlossenen deutschen Medien, die Russen als Aggressoren zu denunzieren, nicht reichen. So werden bis zum 8. Mai die Biker als russische Bedrohung Polens herhalten müssen. Über die Nazi-Strukturen in Kiew schweigt sich das offizielle Deutschland weiter aus.(PK)
 
70 JAHRE TAG DER BEFREIUNG
Demonstration in Berlin am 10. Mai 2015
Auftakt: 12 Uhr Hackescher Markt
Abschlusskundgebung: ca. 13:30 Uhr
Paul-Löbe-Allee am Reichstag
 
Diese Glosse haben wir mit Dank von Uli Gellermanns Rationalgalerie übernommen
http://www.rationalgalerie.de/kritik/biker-einmarsch-in-polen.html
 
 


Online-Flyer Nr. 508  vom 29.04.2015



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