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Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

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Kommentar
Kommentar vom Hochblauen
Distanziert Euch von Vertreibung und Besatzung!
Von Evelyn Hecht-Galinski

Warum wird nicht endlich einmal die längst fällige Distanzierung jüdischer Bürger und Organisationen vom "Jüdischen Besatzerstaat" gefordert, wie sie gegenüber muslimischen Verbänden und Bürgern fast täglich eingefordert wird? Warum nehmen deutsche Bürger aller Konfessionen es so widerspruchslos hin, dass wir einem Staat, der seit Jahrzehnten ein anderes Land besetzt, von oberster Seite befohlen so gnadenlos und in Nibelungentreue „ewig“ verpflichtet und dessen Sicherheit zudem noch Staatsräson sein soll? Da komme ich wieder auf die "christlich-zionistische", momentan urlaubende und Wagner-Opern liebende Kanzlerin Merkel, die dem Diesel-Gipfel fernblieb, weil es außer Diesel-Verpestern und Vergasern nichts zu holen gab, für sie, die "bekennende“ Umweltqueen und Anführerin der deutschen Scheinheiligkeit. Diese Führerin, die nichts zur Chefsache macht, was keine Bilder bringt, zeigte sich nur im Kimono bei der Premiere von "Lady Macbeth von Minsk" in Salzburg, um dann wieder in den Südtiroler Wanderurlaub abzutauchen, wo sie, nur begleitet von Ehemann Sauer, Personenschützerin und der Bildzeitung, mit der sie lesend auf ihrem Hotel Balkon sitzend fotografiert wurde. Der deutschen "Bildungszeitung", an der sich alle Politiker laben.

Gleichgeschaltet, farblos und auf eigene Interessen bedacht

Tatsächlich scheinen mir fast die gesamten Politik-Vertreter so gleichgeschaltet, so farblos und nur auf eigene Interessen bedacht. Während der Ex-Bundespräsident Wulff und seine Frau, scheinbar von ihrem "Ehrensold" von etwa 236.000 Euro nicht leben können und er deshalb einen neuen Job als Prokurist einer türkischen Modefirma annahm, arbeiten andere für die Automobilindustrie oder sitzen in Aufsichtsräten von Großkonzernen. Hier tut sich ein Abgrund auf, der allerdings mit dem "Alt-Bundespräsidenten" eine Spitze eines Eisbergs erreichte, die nicht mehr zu über bieten zu sein scheint und natürlich die Frage aufwirft, warum wir dieses Amt denn noch brauchen?

Allerdings sind hier alle Parteien betroffen, wenn ständig, wie gerade im VW-Land Niedersachsen, aber auch in anderen Bundesländern, die ungebrochene Nähe zur Industrie propagiert wird. Da fragt man sich schon, was mache ich am Wahltag mit Politikern, die abgehoben, jeden Realitätssinn verloren haben. Aber auch Gewerkschaften verraten, wenn es gebraucht wird, ihre Mitglieder, denen sie verbunden sein sollten, nämlich die Arbeiter, also „wer hat uns verraten, Sozialdemokraten“ wird für viel Arbeitnehmer wieder traurige Wirklichkeit.

Während die Grünen wie BW Ministerpräsident Kretschmann, ebenso Industrie-nah, weiter einen Diesel kaufen und einträchtig mit Mercedes Benz verbunden sind, und Bayerns Ministerpräsident Seehofer mit BMW, die FDP schon immer der Wirtschaft verbunden waren, da wird die Luft dünn an der Wahlurne. Linke holen schnell auf und passen sich auch gern an, siehe in Berlin die Koalition und Gysi mahnt schon an, dass sie sich flexibel in der Außenpolitik zeigen sollten. Während die rechtsradikale und rassistische AfD hoffentlich zerstritten im braunen Keller der Geschichte landet, wo sie auch entsorgt hingehört, allerdings vertritt gerade diese Partei immer wieder Positionen für "Juden", alles im Kampf gegen Muslime und in Zeiten des Islamhasses. Der September rückt näher, die Probleme und Krisen werden immer drängender aber die Problemlöser fehlen. (1)

Warum rebellieren „anständige“ jüdische Bürger in Deutschland nicht endlich gegen einen Präsidenten des Zentralrats, der immer wieder als Sprachrohr der Regierung des "Jüdischen Staats" agiert und einen israelischen Botschafter in Deutschland eigentlich obsolet macht. Als ich das ganzseitige Interview mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, Schuster, las, frage ich mich, wieso bekommt dieser Mann für seine Ausführungen soviel Platz eingeräumt und warum? Ich bin ja schon vieles gewohnt von der FAZ, aber dieses Interview, geführt vom Medienredakteur Michael Hanefeld, als quasi Stichwortgeber für Schuster, verschlug mir fast die Sprache. Da wirft Schuster der Arte-Reportage "Gaza: Ist das ein Leben?" "Einseitigkeit" vor und verlangt "mehr Sorgfalt". Sorgfalt, um die Zustände in Gaza so darzustellen, wie es die Vertreter der Israel-Lobby wünschen? Diese Reportage dokumentierte nur das unerträgliche Leben im Konzentrationslager Gaza und begleitete palästinensische Bürger in ihrem prekären Alltagsleben. Dass Anne Pac, eine der profiliertesten Filmemacherinnen, Ahnung von der Materie hat, ist Schuster ein Dorn im Auge. Zudem kritisierte er, dass sie auch auf dem Portal "Electronic Intifada" veröffentlicht, weil diese ausschließlich Beiträge bringen würden, die "Juden" als Täter zeigen, was nicht  richtig ist, denn es geht um Israelis! Wie kann man „ausgewogen“ über das schreckliche Leben in Gaza berichten, wo doch die Bilder für sich sprechen.

Zwar wirft Schuster der Arte-Reportage keine „antisemitische Stoßrichtung“ vor, macht es allerdings viel perfider, indem er Israel-Kritiker beschuldigt, Vorurteile und eine antizionistische Haltung zu bedienen, denn dann fühlten sich all jene bestätigt, die gerne Israel oder Juden speziell für alles Übel verantwortlich machen. (Anmerkung: Wer sonst ist denn für die Besatzung der Wurzel allen Übels verantwortlich?) Und er beklagt, dass man den "Jüdischen Staat" mit Doppelstandards misst, wo doch die Medien in der Verantwortung stehen, "differenziert und ausgewogen" zu berichten. Wie kann man so über die unglaublichen Verbrechen des Völkermords und katastrophalen Lage in Gaza, nach Angriffen und Blockade so berichten wie es sich Herr Schuster wünscht? Leider gibt es hier in Deutschland viele Lei(d)tmedien wie auch die FAZ in diesem Interview, die das Weißwaschen sehr gern übernehmen. Hanefelds Behauptung, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk, wenn es um linken oder muslimischen Antisemitismus geht, sich davor scheue, den "alltäglichen Judenhass" beim Namen zu nennen, ist allerdings nicht hinnehmbar und ein Skandal. Da ist es für Schuster ja geradezu ein „Heimspiel“, dass er auch noch seine Sorge über den wachsenden „Israel-bezogenen Antisemitismus“ zum Ausdruck bringt. Das allerdings ist pure Verleumdung und Präsident Schuster sollte nicht die wachsende Israel-Kritik als wachsenden "Israel-bezogenen Antisemitismus“ verunglimpfen! Das verbitte ich mir, auch im Namen der vielen anderen aufrechter Israel-Kritiker! Hören Sie auf, uns, die den "Jüdischen Staat" für seine ethnische Säuberung und Besatzungspolitik kritisieren, als Antisemiten zu diffamieren. Sie mit ihrer Unfähigkeit der Empathie für Palästina, palästinensisches Leid, haben jeden Anspruch auf Verständnis verspielt. Solange Sie sich nicht von den Verbrechen des "Jüdischen Staates" distanzieren, sondern sich mit diesem Staat solidarisieren und ihn voll unterstützen, haben Sie jedes Recht verwirkt, ernst genommen zu werden. Es ist an der Zeit, dass die deutsche Regierung endlich umdenkt und keine Gelder mehr für den Zentralrat der Juden, und andere Organisationen bezahlt, die sich ganz offen mit dem "Jüdischen Staat" gemein machen, anstatt sich als Körperschaft des öffentlichen Rechts um deutsche jüdische Mitglieder zu kümmern, als EINZIGE Pflicht. Dieser Zentralrat, ebenso wie Vorgängerinnen, von Knobloch, Graumann, bis zu Ihnen haben es geschafft, allen deutsch-jüdischen Humanismus vergangener Zeiten mit den Füßen zu treten, stattdessen Hass und Verleumdungen gegen Israel-Kritiker, Linke und muslimische Bürger zu schüren, was mich besorgt und wütend macht. (2)

Die "einzige" Demokratie im Nahen Osten

Inzwischen werden in der sogenannten "einzigen" Demokratie im Nahen Osten BDS-Aktivisten, darunter auch jüdischen, die Einreise verweigert, ihnen durch Sayanim in der Diaspora auch schon Drangsalierung und Schikanen drohen und die Lufthansa ausführt, was der "Jüdische Staat" befiehlt, der inzwischen sogar E-Mails abfängt. (3)(4)

Während in der "einzigen" Demokratie im Nahen Osten die Meinungs- und Pressefreiheit mit der Schließung des Nachrichtensenders Al-Dschasira einen ungesetzlichen Höhepunkt fand, der noch mit dem Satz, der für sich spricht: "Sicherheit geht in Zeiten des Terrors vor Meinungsfreiheit" gipfelte, wird das in Deutschland zwar berichtet, aber keineswegs so kritisiert, wie im Falle der Türkei oder Russland. (5)(6)

Während die "einzige" Demokratie im Nahen Osten in einem Korruptionssumpf von Netanjahu und Helfern versinkt, sein Sohn, der "Kronprinz" Jair, online pöbelt, wird über das alles berichtet, aber eben hingenommen. Dabei müsste Netanjahu endlich, nachdem er verurteilt wurde, in Vorgänger Olmerts freie Zelle, als Transit auf die Reise vor den Internationalen Gerichtshof nach Den Haag. (7)(8)

Während in der "einzigen" Demokratie im Nahen Osten jüdische Täter frei kommen, minimal verurteilt oder gar nicht belangt werden, fordern israelische Politiker und Rabbiner die Todesstrafe für palästinensische Widerständler, obwohl die IDF doch an Ort und Stelle Spezialist für außergerichtliche Tötungen sind. (9)

Während die "einzige" Demokratie im Nahen Osten in Syrien Geheimoperationen und Kriegsangriffe durchführt und die USA gegen Iran aufwiegelt und drängt, unter dem "Deckmäntelchen" IS-Terror zu bekämpfen, auch im Libanon eingreifen soll um die Hisbollah zu zerschlagen.

Während in der "einzigen" Demokratie im Nahen Osten die illegale Besatzung Palästinas mit der Judaisierung und der Provokation als Ablenkungsmanöver von Netanjahu mit der Ankündigung von 1400 neuen Wohneinheiten in illegalen Siedlungen und sich Bibi dafür rühmt, dass unter seinem Regime so viel gesiedelt wurde, wie sonst unter keiner Regierung.

Während in der "einzigen" Demokratie im Nahen Osten mit Hilfe und Zusammenarbeit der Abbas-Behörde, die mit blindem Hass die Hamas verfolgt und auslöschen will, auch  auf Kosten des eigenen Volkes! In Gaza die Lichter ausgehen, das Wasser versiegt und das Leben so gut wie unerträglich gemacht wird für, die eingeschlossenen Bewohner des Konzentrationslager Gaza. (10)(11)

Während in der "einzigen" Demokratie im Nahen Osten, der Status Quo des Haram-al Sharif und das der Al-Aqsa Moschee immer mehr durch die judaisierter Besatzung verändert werden soll und die palästinensische Bevölkerung provoziert und drangsaliert wird. (12)

Während die "einzige" Demokratie im Nahen Osten sogar vor palästinensischen Kindern keinen Halt macht, diese willkürlich verhaftet werden, während palästinensische Nachfahren jüdischer Terrortaten verzweifelt auf Gerechtigkeit warten, wie aktuell die des barbarischen Arson Brandanschlags, mit der Ermordung eines   palästinensischen Kleinkinds und seiner Eltern. (13)

Während in der "einzigen" Demokratie im Nahen Osten ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen wurde, indem ERSTMALIG einem palästinensischen israelischen Bürger die Staatsbürgerschaft entzogen wurde, weil er als "Straftäter" sein Recht verwirkt hätte, Bürger des "Jüdischen Staates" zu sein. Menschenrechtsgruppen protestierten gegen dieses Gerichtsurteil, das auf Betreiben des rechtsextremen Innenministers Deri, einem selbst vorbestraften Straftäter, zustande kam. (14)

Während die "einzige" Demokratie im Nahen Osten um neue Staatsbürger wirbt, was palästinensischen Flüchtlingen verweigert wird(!) und mit dem Taglit Programm jüdische Bürger aus der Diaspora, und solchen mit jüdischen Wurzeln, unterstützt von US-Spendern und dem "Jüdischen Staat", einlädt und für sie zahlt, um sie für den "Jüdischen Besatzerstaat" zu begeistern, stellen wir uns einmal vor, Erdogan würde das für deutsch-türkische Bürger machen, was gäbe es für einen Aufstand und Entrüstung.... (15)

Diese Aufstellung könnte ich noch Seitenlang fortführen, so bleibt es bei der kleinen Auswahl...

Während also die "einzige" Demokratie im Nahen Osten, der "Jüdische Staatsterror- Besatzer-Apartheidstaat" sich über alle Regeln des Völkerrechts, der Menschenrechte, sowie aller demokratischen Werte hinwegsetzt, solidarisiert sich der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland mit diesem Staat und verlangt für diesen mehr "Sorgfalt" in der Berichterstattung!

Wann wird endlich ein Umdenken einsetzen und ein Ruck durch die deutsche Politik gehen und die Verpflichtung für ein freies Palästina als Lehre nach dem Holocaust und im Sinne demokratischer Werte als Verpflichtung wahrgenommen werden? Warum fragen sich jüdische Bürger nicht einmal, warum sie immer unbeliebter werden? Sicher nicht wegen „Antisemitismus“, sondern weil sie, solange sie sich nicht davon distanzieren, mit in Haftung genommen werden für die illegale jüdische Besatzungspolitik! Wann werden sich endlich deutsche jüdische Bürger besinnen und an ihre Vorfahren denken, und dem Präsidenten des Zentralrats, der Israel-Lobby und all den philosemitischen Helfern in Medien und Politik zurufen: „Wir distanzieren uns von diesem "Jüdischen Besatzerstaat" – nicht in unserem Namen!“

Distanziert euch von Vertreibung und Besatzung!


Fussnoten:

1 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/frauke-petry-nennt-afd-garant-juedischen-lebens-a-1142090.html
2 http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/praesident-des-zentralrats-der-juden-in-deutschland-kritisiert-arte-15133808.html
3 http://www.taz.de/!5386384/
4 https://electronicintifada.net/blogs/asa-winstanley/israel-spied-interfaith-delegations-emails-rabbi-says
5 http://derstandard.at/2000062321043/Al-Jazeera-Israel-schliesst-Buero-des-Nachrichtensenders-aus-Katar
6 http://www.dw.com/de/kommentar-eigentlich-ein-geborener-partner-israel-verbietet-al-dschasira/a-39997089
7 http://www.fr.de/politik/israel-fuer-netanjahu-wird-es-eng-a-1326401
8 http://www.fr.de/kultur/netz-tv-kritik-medien/netz/israel-kronprinz-netanjahu-poebelt-online-a-1325601
9 http://www.n-tv.de/politik/Netanjahu-fordert-Todesstrafe-fuer-Terroristen-article19957482.html
10 http://www.taz.de/!5419663/
11 http://www.spiegel.de/politik/ausland/gaza-streifen-uno-bezeichnet-kuestenabschnitt-als-unbewohnbar-a-1157263.htm
12 https://www.vox.com/world/2017/7/21/16008642/jerusalem-death-protest-day-of-rage-metal-detectors-holy-al-aqsa
13 http://www.btselem.org/statistics/minors_in_custody
14 https://deutsch.rt.com/der-nahe-osten/55288-gefahrlicher-praezedenzfall-israel-entzieht-erstmals-statsbuergerschaft/
15 http://www.deutschlandfunkkultur.de/kennenlernprogramm-taglit-wie-israel-um-neue-staatsbuerger.1076.de.html?dram:article_id=373668


Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom "Hochblauen", dem 1165 m hohen "Hausberg" im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt. (http://sicht-vom-hochblauen.de/) 2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten "Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik" ausgezeichnet.

Top-Foto:
Evelyn Hecht-Galinski (sicht-vom-hochblauen.de)


Online-Flyer Nr. 625  vom 23.08.2017

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