NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

zurück  
Druckversion

Globales
Für einen zionistischen Kriegstreiber gibt es nur eine Antwort auf die Frage
Ist Kritik am saudischen Königshaus antisemitisch?
Von Rainer Rupp

Was hat Kritik an den saudischen Despoten mit Antisemitismus zu tun? Sehr viel, wenn man dem israelischen Premierminister folgt. Denn neuerdings gefährde Kritik an Saudi-Arabien direkt die Sicherheit Israels; und das ist, wie wir alle wissen, antisemitisch! Anlässlich seines Besuchs in Bulgarien sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Freitag, dem 2. November, dass man wegen der Ermordung des US-amerikanischen Journalisten Jamal Khashoggi nachsichtig mit Saudi-Arabien sein müsse, denn das Königreich sei ein wichtiger Verbündeter des jüdischen Staates gegen den Iran.

"Was im Istanbuler Konsulat passiert ist, war schrecklich und sollte gebührend behandelt werden. Gleichzeitig ist es für die Stabilität der Region und der Welt sehr wichtig, dass Saudi-Arabien stabil bleibt", zitierte die Times of Israel den israelischen Regierungschef. Der führte weiter aus, dass die Mörder "irgendwie bestraft werden" sollten, aber viel wichtiger sei die Rolle des saudischen Königreichs, die iranischen Absichten im Mittleren Osten, welche angeblich auch "die Zerstörung Israels" einschließe, zu vereiteln. "Ich denke, dass ein Weg gefunden werden muss, um beide Ziele zu erreichen. Ich glaube, der Iran ist das größere Problem, und wir müssen sicherstellen, dass der Iran seine bösartigen Aktivitäten (…) nicht fortsetzt", hetzte der zionistische Kriegstreiber weiter.

Netanjahus Einlassungen in Bulgarien kamen einen Tag, nachdem die Washington Post berichtet hatte, dass der israelische Premierminister trotz wachsender Kritik am saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (MbS) wegen der Ermordung von Khashoggi das Weiße Haus vor kurzem aufgefordert habe, die Unterstützung für den saudischen Thronfolger weiterhin aufrechtzuerhalten. Dabei habe Netanjahu gegenüber den Vertretern der Trump-Regierung unterstrichen, dass bin Salman für Israel und die USA eine wichtiger strategischer Partner und ein Eckpfeiler des Bündnisses gegen iranische Eingriffe in der Region sei, so die Washington Post. Diesen Tatbestand haben israelische Regierungsbeamte laut einem Bericht auf der Webseite von Ynet-News bestätigt.

Hier schlägt Netanjahu mit unvergleichbarer Kaltschnäuzigkeit vor, die Killer von Khashoggi und deren Helfershelfer zu bestrafen, aber der saudische Clownprinz MbS, auf dessen Befehl der Mord ausgeführt wurde, soll weiterhin unterstützt und hofiert werden. Der Grund ist offensichtlich und allen westlichen Politikern, die sich Israel über alles auf die Fahnen geschrieben haben, leicht verständlich, denn dem Schreibtischmörder MbS haben die Zionisten eine Schlüsselrolle in ihren Aggressionsplänen gegen den Iran zugedacht. Und das hat, wie Netanjahu selbst klargemacht hat, absolute Priorität vor dem gefühlsduseligen Wunsch, MbS als den Auftraggeber des extrem brutalen, kaltblütigen Mords an Khashoggi zur Verantwortung zu ziehen.

Der Appell Netanjahus wurde von den jüdischen und nicht-jüdischen Zionisten im Westen gehört und richtig verstanden. In Deutschland hat die jungle world, das Zentralorgan der unter dem Label "links" firmierenden antideutschen Zionisten, sofort mit einem langen Artikel reagiert, der subtil um Verständnis für MbS und die von ihm befehligte Mörderbande wirbt. In dem Artikel mit dem Titel "Politik der Enthüllungen" geht es fast ausschließlich um die angeblich zwielichtige Rolle, welche die Türkei und speziell ihr islamistischer Präsident Erdogan bei der Aufdeckung des Verbrechens gespielt haben sollen. Obwohl die jungle world bisher das einzige Medienorgan ist, das in so frappanter Weise die von der Türkei vorgelegte Beweislage anzweifelt, was selbst die US-Regierung nicht länger tut, ist der Artikel des antideutschen Blatts lesenswert, gibt er doch ein gutes Beispiel für die Desinformationsmethodik dieser "Israel-first"-Gruppe ab.

Auf eine nicht weniger subtile Weise, aber mit einem weitaus raffinierteren Dreh als die Antideutschen hat Boris Johnson, der bis vor kurzem noch das Amt des Außenministers von Großbritannien innehatte, auf die Tatsache reagiert, dass Netanjahus Appell, MbS wegen des Khashoggi-Mordes nicht zu behelligen, in der praktische Politik des Westens weitgehend umgesetzt worden ist.

In einer von ihm persönlich geschriebenen Kolumne für die Washington Post, für die der ermordete Khashoggi gearbeitete hatte, beklagte Johnson, dass der saudische Mordskandal genau nach dem von Netanjahu vorgeschlagenen Spielplan des Wegschauens abgewickelt werde. Hier folgen Auszüge aus dem Meinungsartikel des ehemaligen Außenministers ihrer Britischen Majestät in der Washington Post vom 8. November 2018:

<ul>
Seit der Ermordung des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi ist jetzt mehr als ein Monat vergangen – und ich fange an, einen fürchterlichen Verdacht zu haben.

Ich habe keinen Zweifel an dem, was passiert ist: der Plan, Khashoggi, der für die Washington Post gearbeitet hat, in das saudische Konsulat zu locken; der grausame Angriff der Killer die zum persönlichen Sicherheitsteam von Kronprinz Mohammed bin Salman gehören; die Zerstückelung des Körpers.

Ich zweifle auch keine Sekunde daran, dass diese widerliche Ermordung auf höchster Ebene des saudischen Regimes angeordnet wurde.

Aber nicht die Forensik stört mich. Es gibt einen anderen Grund für meine quälende Angst. Nach mehr als einem Monat haben wir immer noch keine Leiche und keine glaubwürdige Erklärung darüber, wie und wann eine Erklärung kommen könnte. Wir haben kein klares Verständnis dafür, wie vorgeschlagen wird, dass die Verantwortlichen für diese Grausamkeit vor Gericht gestellt werden oder in welchem Forum dies stattfinden könnte. (…) Es ist allzu leicht zu sehen, wie Khashoggis Fall in eine düstere Halbwelt geraten könnte, in der die Anforderungen der Strafjustiz durch die 'Sachzwänge' der Geopolitik und der Diplomatie verfälscht werden.

Mein schrecklicher Verdacht – und ich bete, dass ich falsch liege – ist, dass aus irgendeinem Grund die Mörder oder zumindest die, die letztendlich den Befehl erteilt haben, damit davonkommen werden.
<Ul>

Nach diesem moralischen Händeringen wechselt nun Boris Johnson die Farben und zeigt, dass auch er zu den von ihm oben erwähnten "Leuten" gehört, die "es vorziehen würden, die ganze Sache unter den Teppich zu kehren". Denn im zweiten Teil seines Beitrags kann Boris Johnson seine Sympathie mit dem von Netanjahu vorgelegten Spielplan nicht länger verleugnen. Im O-Ton von Johnson geht es weiter:

<ul>
Es gibt einfach zu viele mächtige Leute, die es – offen gesagt – vorziehen würden, die ganze Sache unter den Teppich zu kehren. Es gibt zu viele Menschen, die sich die Lage im Nahen Ostens ansehen und glauben, dass wir es uns (politisch und geostrategisch) nicht leisten können, diese (Mord-)Untersuchung zu ihrem logischen Ergebnis zu bringen. Die Leute betrachten die Schlüsselrolle Saudi-Arabiens und überlegen, was passieren könnte, wenn diese Regierung ernsthaft destabilisiert würde – und sie erschaudern.
</ul>

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu sprach für diese Denkweise, als er sagte, dass die Mörder von Jamal Khashoggi natürlich vor Gericht gestellt werden sollten – aber dass das eigentliche Problem der Iran seu. Und Netanjahu hat sicherlich Recht, dass der Iran ein ernstes Problem ist. Die Regierung in Teheran bleibt eine störende Kraft, und sie will ihre Rolle in der Region ausbauen. Wir sehen einen übermäßigen iranischen Einfluss im Libanon, im Irak, in Syrien und im Jemen. Dieser Einfluss muss verringert werden.

Und schwuppdiwupp ist Boris Johnson wieder ein Herz und eine Seele mit Netanjahu. Beide brauchen den Mordbuben MbS, um den Einfluss des Iran zurückzudrängen, denn der Westen und Israel wollen in der ganzen Region die unbedingte Vorherrschaft wieder zurückerobern, und dafür muss der Iran isoliert und kleingehalten werden. Und das geht nicht ohne die Saudis. Das geht nicht ohne ihr Geld und ihren religiösen Einfluss in der Region, und speziell geht es nicht ohne den saudischen Clownprinzen MbS, der in dieser unheiligen Allianz zwischen Israel, den USA und Saudi-Arabien die Schlüsselrolle spielt.


Mit Dank übernommen von RT Deutsch - dort veröffentlicht am 14.11.2018

Online-Flyer Nr. 683  vom 21.11.2018

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE