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Aktueller Online-Flyer vom 25. April 2024  

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Globales
Zwei Reden und ein Artikel zum Überleben der Menschheit
Der Mensch: eine vom Aussterben bedrohte Art
Von Fidel Castro

Immer wieder hat sich der kubanische Staatschef Fidel Castro mit dem Überleben der Menschheit befasst. Seine Rede von 1992 beginnt er mit den Worten: "Eine bedeutende biologische Gattung ist aufgrund der schnellen und fortschreitenden Beseitigung ihrer natürlichen Lebensbedingungen vom Aussterben bedroht: der Mensch." Und beendet sie mit dem eindringlichen Appell: "Schluss mit dem Egoismus, Schluss mit dem Vorherrschaftsbestreben, Schluss mit der Gefühllosigkeit, der Unverantwortlichkeit und dem Betrug. Morgen wird es zu spät sein für das, was wir schon lange gemacht haben müssten." Und in seinem Artikel "Eine vom Aussterben bedrohte Art" schreibt Fidel Castro 2009: "Die starrköpfige Realität zwingt mich, über eine Gefahr zu schreiben, welche nicht nur den Frieden sondern ebenfalls das Überleben unserer Art bedroht." Er thematisiert darin u.a. die Erderwärmung. Z.B.: "Das Eis des Nordpols schwindet schnellstens dahin und es kann sein, dass dieses Gebiet zu einem so nahen Zeitpunkt wie das Jahr 2040 seinen ersten Sommer vollkommen frei von Eis erleben wird." Rosalie Bertell erwähnt in ihrem Buch "Kriegswaffe Planet Erde" ein 1974 in Wladiwostock zwischen Sowjetunion und USA abgeschlossenes Geheimabkommen mit dem Ziel, die arktische Polkappe abzuschmelzen, und schreibt: "Für die Öffentlichkeit wurde das Schmelzen der nördlichen Polkappe zu einem starken und unheilverkündenden Zeichen des Klimawandels... Aufgrund der militärischen Geheimhaltung wurden die Menschen dazu gebracht, zu denken, daß die Kontrolle des industriellen CO2-Ausstoßes in der Arktis wieder alles in Ordnung bringen würde!" (4)(5) Die NRhZ dokumentiert zwei Reden und einen Artikel von Fidel Castro, in denen es um das Überleben der Menschheit geht.




Fidel Castro am 12. Juni 1992 in Rio de Janeiro auf der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung (1)

Geehrter Herr Präsident von Brasilien, Fernando Collor de Mello! Geehrter Herr Generalsekretär der Vereinten Nationen, Butros Ghali! Exzellenzen!

Eine bedeutende biologische Gattung ist aufgrund der schnellen und fortschreitenden Beseitigung ihrer natürlichen Lebensbedingungen vom Aussterben bedroht: der Mensch.

Wir werden uns jetzt dieses Problems bewusst, wo es fast zu spät ist, es zu verhindern.

Es muss darauf verwiesen werden, dass die Konsumgesellschaften die Hauptverantwortlichen für die grauenhafte Vernichtung der Umwelt sind. Sie entstanden aus den ehemaligen Kolonialmetropolen und der imperialen Politik, die ihrerseits die Rückständigkeit und die Armut verursachten, welche heute die immense Mehrheit der Menschheit geißeln. Sie verbrauchen zwei Drittel des Metalls und drei Viertel der Energie, die auf der Welt erzeugt werden, obwohl sie nur 20 Prozent der Weltbevölkerung darstellen. Sie haben die Meere und Flüsse vergiftet, die Luft verschmutzt, die Ozonschicht geschwächt und Löcher in ihr verursacht, haben die Atmosphäre mit Gasen angereichert, die die klimatischen Bedingungen beeinträchtigen, was katastrophale Auswirkungen hat, die wir schon zu spüren beginnen.

Die Wälder verschwinden, die Wüsten weiten sich aus, Milliarden Tonnen fruchtbarer Erde enden jährlich im Meer. Zahlreiche Arten sterben aus. Der aus dem Bevölkerungszuwachs resultierende Druck und die Armut führen zu verzweifelten Anstrengungen, um selbst auf Kosten der Natur zu überleben. Man kann dafür nicht die Länder der Dritten Welt beschuldigen, die gestern Kolonien waren und heute durch die ungerechte Weltwirtschaftsordnung ausgebeutete und ausgeplünderte Nationen sind.

Die Lösung kann nicht sein, die Entwicklung jener zu verhindern, die sie am meisten brauchen. Wahr ist, dass alles das, was heute zur Unterentwicklung und zur Armut beiträgt, ein offenkundiges Attentat auf die Ökologie ist. Zig Millionen Männer, Frauen und Kinder sterben infolge dessen jährlich in der Dritten Welt, mehr als in jedem der beiden Weltkriege. Der ungleiche Austausch, der Protektionismus und die Auslandsverschuldung greifen die Ökologie an und fördern die Zerstörung der Umwelt.

Wenn man die Menschheit vor dieser Selbstzerstörung retten will, müssen die Reichtümer und die verfügbaren Technologien des Planeten besser verteilt werden. Weniger Luxus und weniger Verschwendung in einigen wenigen Ländern, damit weniger Armut und weniger Hunger in großen Teilen der Erde herrschen. Schluss mit dem Transfer von Umwelt zerstörenden Lebensstilen und Konsumgewohnheiten in die Dritte Welt. Das menschliche Leben muss rationaler werden. Es muss eine gerechte internationale Wirtschaftsordnung durchgesetzt werden. Alle notwendigen wissenschaftlichen Forschungen sollen für eine nachhaltige Entwicklung ohne Umweltverschmutzung eingesetzt werden. Es soll die Umweltschuld bezahlt werden und nicht die Auslandsschuld. Es soll der Hunger verschwinden und nicht der Mensch.

Jetzt, wo die angebliche Bedrohung durch den Kommunismus nicht mehr da ist, und keine Vorwände für kalte Kriege, Wettrüsten und Militärausgaben bleiben, was hindert daran, diese Mittel sofort dafür einzusetzen, die Entwicklung der Dritten Welt zu fördern und die Gefahr der ökologischen Zerstörung des Planeten zu bekämpfen?

Schluss mit dem Egoismus, Schluss mit dem Vorherrschaftsbestreben, Schluss mit der Gefühllosigkeit, der Unverantwortlichkeit und dem Betrug. Morgen wird es zu spät sein für das, was wir schon lange gemacht haben müssten.

Danke. (Ovation)


Fidel Castro am 1. September 2003 in Havanna zur Eröffnung der Gespräche auf höchster Ebene im Rahmen der 6. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konvention über Bekämpfung von Desertifikation und Dürre (2)

Seiner Exzellenz Herrn Hama Arba Diallo, Exekutivsekretär! Seiner Exzellenz Herrn Ibrahim Gambari, stellvertretendem Generalsekretär der Vereinten Nationen! Ihrer Exzellenzen Staats- und Regierungschefs, Vizepräsidenten, Parlamentspräsidenten und Delegationsleiter! Sehr geehrte Gäste!

Vor noch 30 Jahren war sich die Menschheit nicht im Mindesten der großen Tragödie bewusst. Damals meinte man, die einzige Ausrottungsgefahr läge in der kolossalen Menge von in Minutenschnelle einsatzbereiten Nuklearwaffen. Zwar hat es absolut kein Aufhören der Bedrohungen dieser Art gegeben, doch noch eine weitere, eine bestürzende und schreckenerregende Gefahr lauert der Menschheit auf. Ich zögere nicht, diesen starken und augenscheinlich dramatischen Ausdruck zu benutzen. Das eigentliche Drama liegt in der Unkenntnis über diese Gefahren, die seit so langer Zeit präsent sind.

Nicht eine einzige all jener Personen, die 25 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, also nach 1945 Vernunft besaßen und lesen und schreiben konnten, hat jemals auch nur ein einziges Wort vernommen darüber, wie die Menschheit verblendet, unerbittlich und beschleunigt der Vernichtung ihrer natürlichen Lebensgrundlagen entgegengeht. Keine weitere der Tausenden Generationen vor der heutigen war einer so bitteren Gefahr ausgesetzt; und auf keiner von ihnen lastete eine derartig große Verantwortung.

Diese sind Realitäten; eine Frucht der wenig bekannten Geschichte des Menschen im Ergebnis der Evolution der menschlichen Gesellschaft im Verlauf von 5000 oder 6000 Jahren, als diese keine klare Idee darüber, woher sie kam und in welche Richtung sie sich entwickeln würde, weder hatte noch haben konnte. Heute ist diese überraschende und beängstigende Realität bereits zur tiefen Überzeugung einer gebildeten und besorgten Minderheit der Menschheit geworden, die wächst und stärker wird.

Heute wissen wir, was geschieht. Allen Anwesenden sind die schaudererregenden Daten und unwiderlegbaren Argumente zugänglich, die bei den vorangegangenen Treffen mit Fassung vorgetragen und analysiert wurden.

Nach meinem Dafürhalten gibt es keine dringlichere Aufgabe als die der Schaffung eines universalen Bewusstseins, der Vermittlung des Problems an die breiten Massen von Milliarden Männern und Frauen aller Altersstufen einschließlich der Kinder unseres Planeten. Die objektiven Bedingungen und das Leid der übergroßen Mehrheit davon schaffen die subjektiven Bedingungen für die Aufgabe der Bewusstseinsbildung.

Alles kommt hier zusammen. Analphabetentum, Beschäftigungslosigkeit, Armut, Hunger, Krankheiten, Trinkwasser- und Wohnungsmangel, Fehlen von Strom; Wüstenbildung, Veränderung des Klimas, Verschwinden der Wälder, Überschwemmungen, Dürreperioden, Bodenerosion, Biodegradation, Plagen und andere wohlbekannte Tragödien sind nicht voneinander zu trennen.

Die dringliche Bewusstseinsbildung, von der ich rede, kann es ohne Bildung und Erziehung nicht geben. Eine große Bildungsrevolution befindet sich jedoch in Reichweite der Völker der Welt. Es ist dieser der Kerngedanke, den ich hier darlegen will.

Kuba, dessen bescheidene Erfolge in diesem entscheidenden Bereich wohl keiner in Frage stellt, kann versichern, dass man mit einer Anfangsinvestition von drei Milliarden Dollar über einen kurzen Zeitabschnitt und dann in jedem einzelnen der neun Folgejahre mit Investitionen von jeweils 700 Millionen für Unterrichtsmaterial und Geräte, darunter 1,5 Millionen Solarzellen für die nicht an die Stromversorgung angeschlossenen Gemeinden und Dörfer in einem Zeitraum von zwölf Jahren 1,5 Milliarden Voll- und Halbanalphabeten alphabetisieren und zum Abschluss der sechsten Klasse führen kann. Diese Gesamtkosten liegen unter zehn Milliarden Dollar; das sind weniger als 0,004 Prozent des Bruttoinlandproduktes der industrialisierten OECD-Länder in nur einem Jahr.

Dazu sind stufenweise vier Millionen Unterrichtsstätten einzurichten, ausgestattet mit audiovisuellen Mitteln, deren Wirksamkeit erwiesen ist. Erforderlich ist ebenfalls die Kooperation einer breiten Bewegung auf freiwilliger Basis von acht Millionen Personen, deren Kenntnisse nicht unter dem Niveau der sechsten Klasse liegen. Diese könnten sich dann ihrerseits nach der gleichen Methode stufenweise als gute Fachkräfte des Bildungswesens weiterbilden und anderen alphabetisieren.

Entschiede man, die Beschäftigungslosen für das Unterrichten und Studieren mittels der Zuweisung eines bescheidenen Monatsgehalts zu stimulieren, könnten vier bis acht Millionen anständige Arbeitsplätze geschaffen werden, die bei den Millionen junger Menschen der Dritten Welt, die von der Geißel der Arbeitslosigkeit am stärksten betroffen sind, einen hohen Stellenwert hätten. Für die Geberländer wären die Kosten gleichermaßen äußerst gering: Bei sechs Millionen Personen, die auf diese Weise in das Programm aufgenommen würden, wären es bei einem Monatsgehalt von 100 Dollar 0,003 Prozent des BIP der OECD, in diesem Falle pro Jahr.

Rechnet man beide Programme zusammen, beliefen sich die Kosten in den ersten fünf Jahren auf annähernd den gleichen Betrag, den die Vereinigten Staaten in nur 15 Wochen für ihre Besatzungstruppen in Irak ausgeben.

Fast die gleiche Anzahl Bürger der Welt könnte bei Verursachung von noch weit weniger Kosten mittels Einsatz von Rundfunkempfängern mit Mittel- und Kurzwelle unterrichtet werden. Diese Radios, deren Preis 15 Dollar nicht übersteigt, sind mit Sperrschichtfotozellen ausgestattet. Ein kleines Handbuch mit didaktischem Material wird mitgeliefert.

Diese von kubanischen Pädagogen entwickelte Methode der Alphabetisierung hat unser Land mehreren Ländern kostenfrei zur Verfügung gestellt und wird sie auch anderen, die sie möchten gern übergeben.

Über das Fernsehen wurden in unserem Land mehr als einer Million Bürger Lehrgänge der englischen Sprache, die weltweit gesprochen wird, vermittelt. Die Devisenkosten für den Staat betrugen 50 000 Dollar.

Mit nur 0,01 Prozent des BIP der OECD, also einem kleinen Bruchteil der von den reichen Ländern so oft versprochenen und niemals – Einzelfälle ausgenommen – eingehaltenen 0,7 Prozent, könnten in zehn Jahren mittels Solarzellen 250 Millionen Familien der Dritten Welt mit monatlich 30 Kilowatt Strom versorgt werden; das wären insgesamt etwa 1,5 Milliarden Menschen, der ärmste Teil der Weltbevölkerung, die dann mehrere Stunden täglich elektrisches Licht und Unterhaltungs-, Informations- und Bildungssendungen über Radio oder Fernsehen empfangen könnten, ohne dafür auch nur einen einzigen Liter fossilen Brennstoff zu verbrauchen.

Unser Land, blockiert während mehr als vier Jahrzehnten, sah sich nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Lagers gezwungen, mit einer äußerst harten Situation fertig zu werden. Auf verfügbaren Flächen in den Städten konnten mehr als drei Millionen Tonnen Gemüse pro Jahr produziert werden, und die Produktion wird fortgesetzt. Der Anbau erfolgt in Kompostkulturen unter Einsatz von Stroh und pflanzlichen Abfällen sowie Tröpfchenberegnung oder Beregnungsanlage bei minimalem Wasserverbrauch, Beschaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen für fast 300 000 Personen und ohne Emission eines Kilogramms Kohlendioxyd in die Atmosphäre.

Ich kann Ihnen mitteilen, dass innerhalb einer Woche für die 505 000 Heranwachsenden unserer Mittelschulen – 7., 8. und 9. Klasse – das neue Schuljahr beginnen wird, und zwar mit den neuen von uns geschaffenen Methoden des Unterrichtens. Es wird das Dreifache der bisher vermittelten Kenntnisse erzielt werden, und je 15 Schüler wird ein Lehrer unterrichten.

Es sei mir nachgesehen, dass ich anschauliche Beispiele dafür bringe, dass es trotz der immensen Hindernisse noch möglich ist, vieles für die Erhaltung der Umwelt und das Überleben der Menschheit zu tun.

Alles, was ich zum Ausdruck gebracht habe, ist unvereinbar mit dem unmenschlichen der Welt aufgezwungenen Wirtschaftssystem, der erbarmungslosen neoliberalen Globalisierung, den Belastungen und dem Stellen von Bedingungen, mit denen der IWF die Gesundheit, die Bildung und die soziale Sicherheit von Milliarden Personen opfert; der grausamen Art, nach der über den freien Devisen(ver)kauf zwischen den starken Währungen und den schwachen der Dritten Welt dieser alljährlich enorme Summen entwenden. Kurz gesagt, es ist unvereinbar mit der Politik der WTO, die augenscheinlich dazu entworfen ist, dass die reichen Länder mit ihren Waren ohne jegliche Einschränkung die Welt überfluten und die industrielle und landwirtschaftliche Entwicklung der armen Länder zunichte machen, deren Zukunft nichts weiter beinhaltet als Lieferant für Rohstoffe und billige Arbeitskräfte zu sein; unvereinbar mit der FTAA und anderen Freihandelsabkommen zwischen Haien und Sardinen; mit der monströsen Auslandsschuld, die gelegentlich bis zu 50 Prozent des Staatshaushalts der Länder verschlingt und unter den heutigen Umständen absolut unbezahlbar ist; mit der Abwerbung, dem fast allumfassenden Monopol des geistigen Eigentums und der missbräuchlichen und unverhältnismäßigen Nutzung der natürlichen Ressourcen und Energiequellen unseres Planeten.

Die Liste der Ungerechtigkeiten ist eine unendliche. Der Abgrund vertieft sich. Die Ausplünderung ist eine stärkere.

In der Absicht und der Ideologie einer diabolischen und chaotischen Wirtschaftsordnung werden die Konsumgesellschaften innerhalb von fünf oder sechs weiteren Jahrzehnten die bewährten und die voraussichtlichen Reserven fossiler Brennstoffe bis auf die Neige geleert und in nur 150 Jahren all das verwirtschaftet haben, zu dessen Schöpfung unser Planet 300 Millionen Jahre brauchte.

Es gibt nicht einmal eine zusammenhängende und klare Vorstellung zu der Energie, die die Milliarden Kraftfahrzeuge in den Städten und auf den Schnellstraßen der reichen und auch vieler Länder der Dritten Welt bewegen wird. Es ist der vollendete Ausdruck eines absolut unvernünftigen Lebensstils und Konsumdenkens, wie er niemals den zehn Milliarden Menschen als Vorbild dienen kann, die vermeintlich nach dem unabwendbaren Ausgang der Ära des Erdöls die Erde bevölkern.

Diese Wirtschaftsordnung und diese Verbrauchsmuster sind unvereinbar mit den wesentlichen begrenzten und nicht erneuerbaren Ressourcen unseres Planeten und mit den Gesetzen der Natur und des Lebens. Auch verletzen sie die elementarsten ethischen Prinzipien, die Kultur und die vom Menschen geschaffenen moralischen Werte.

Setzen wir unseren Kampf fort, ohne uns entmutigen zu lassen und ohne zu zögern, zutiefst davon überzeugt, dass, wenn auch die menschliche Gesellschaft kolossale Fehler begangen hat und noch begeht, so ist doch der Mensch als solcher zu den glänzendsten Ideen und den edelsten Gefühlen fähig; und überwindet er die ihm von der Natur gegebenen starken Instinkte, ist er fähig, für das, was er fühlt und denkt, sein Leben hinzugeben. Er hat dies im Verlaufe der Geschichte oftmals bewiesen.

Pflegen wir diese außergewöhnlichen Qualitäten, und es wird keine Hürde geben, die nicht genommen werden kann und nichts, das nicht verändert werden kann!

Vielen Dank (Ovation!)


Fidel Castro am 21. September 2009 im Artikel "Eine vom Aussterben bedrohte Art" (3)

Mir hätte es gefallen, heute über das vor 24 Stunden auf dem Revolutionsplatz stattgefundene, außerordentliche Konzert “Paz sin Fronteras” „Frieden ohne Grenzen“ zu sprechen, aber die starrköpfige Realität zwingt mich, über eine Gefahr zu schreiben, welche nicht nur den Frieden sondern ebenfalls das Überleben unserer Art bedroht.

Die Organisation der Vereinten Nationen, deren Aufgabe darin besteht, über den Frieden, die Sicherheit und die Rechte von knapp 200 Staaten zu wachen, die dort über 6,5 Milliarden Erdeinwohner vertreten, wird am kommenden Mittwoch unter Teilnahme der Staatschefs die Debatte in ihrer Vollversammlung eröffnen. Diesmal wird sie aufgrund der außerordentlichen Bedeutung des Themas Dienstag, den 22. September, einer Tagung auf höchster Ebene über den Klimawechsel widmen, die zur Vorbereitung der Konferenz von Kopenhagen vom 7. bis 18. Dezember dieses Jahres dienen soll.

Auf der von der UNO in Rio de Janeiro einberufenen Weltumweltkonferenz habe ich als damaliger kubanischer Staatschef Folgendes behauptet: „Eine Gattung ist vom Aussterben bedroht: der Mensch.“ Als ich jene Worte aussprach und begründete, die mit Applaus von den dort anwesenden Staatschefs empfangen wurden, – einschließlich vom Präsidenten der Vereinigten Staaten, einem in geringerem Maße düsteren Bush, als sein Sohn George W. – glaubten diese, noch über mehrere Jahrhunderte zu verfügen, um sich dem Problem zu stellen. Ich selbst sah es nicht in so naher Zukunft wie 60 bzw. 80 Jahre.

Jetzt handelt es sich um eine wirklich nahe bevorstehende Gefahr und ihre Auswirkungen sind schon sichtbar. Ich werde mich auf einige wenige Details beschränken, die unser, in New York im Namen von Kuba auftretender Außenminister dort ausführlich behandeln wird.

Gemäß Untersuchungen des Instituts für Raumforschungen der NASA ist die Durchschnittstemperatur seit 1980 um 0,8 Grad Celsius angestiegen. Die letzten zwei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts waren die wärmsten über mehrere Jahrhunderte. Der Temperaturanstieg in Alaska, dem kanadischen Westen und dem Osten von Russland ist dermaßen groß, dass er den Weltdurchschnitt verdoppelt. Das Eis des Nordpols schwindet schnellstens dahin und es kann sein, dass dieses Gebiet zu einem so nahen Zeitpunkt wie das Jahr 2040 seinen ersten Sommer vollkommen frei von Eis erleben wird. Die Auswirkungen sind an den über zwei Kilometer hohen, schmelzenden Eismassen von Grönland sichtbar, an den Gletschern von Südamerika, von Ecuador bis zum Kap Hoorn, die bedeutende Wasserquellen sind, und an der riesigen, die ausgedehnte Antarktis bedeckenden Eiskappe.

Die jetzigen Kohlendioxidkonzentrationen haben ein Äquivalent von 380 Teilen Kohlendioxid je Million Teile Luft erreicht, eine Menge, welche das natürliche Maß der letzten 650 000 Jahre übersteigt.  Die Erderwärmung beginnt schon, die natürlichen Systeme auf der ganzen Welt zu beeinträchtigen. Wenn das voll geschehen würde, wäre es zerstörerisch für alle Völker.

Die Wissenschaftler haben entdeckt, dass vor mehr als 3 Milliarden Jahren die ersten Formen elementaren Lebens auf der Erde entstanden sind. Seitdem haben dieselben auf der Grundlage von unerbittlichen biologischen Gesetzen eine ständige Evolution zu höheren, komplexeren Formen durchlaufen. Unsere heutige Art, den Homo sapiens, gibt es seit kaum 150 000 Jahren, einem unbedeutenden Bruchteil der Zeitspanne, seit welcher das Leben entstand. Obwohl die Griechen schon mehrere Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung bestimmte astronomische Kenntnisse besaßen, ist dem Menschen erst vor knapp über 500 Jahren, nach einer langen mittelalterlichen Dunkelheit, bekannt geworden, dass die Erde rund und nicht eben ist. Ein kühner, aus Genua stammender Admiral mit soliden Kenntnissen nahm sich vor, auf der Suche nach Indien mit Schiffen in Richtung Osten zu fahren, anstelle Afrika südlich zu umfahren. So begann die europäische Kolonisierung dieser Hemisphäre und vom Rest der Welt.

Die menschliche Art konnte mit recht großer Genauigkeit die volle Erdumdrehung alle 24 Stunden und die Translation des Planeten um die riesige glühende Sonnenmasse innerhalb von ungefähr 365 Tagen bestimmen. Diese und andere singuläre Umstände waren mit der Existenz und dem Leben aller bis dahin vorhandenen Arten verbunden.

Seit der Antike waren die fortschrittlichsten Philosophen und Denker auf der Suche nach der sozialen Gerechtigkeit. Trotz alledem hat die direkte Sklaverei noch rechtlich bis vor 129 Jahren angedauert, Zeitpunkt, zu dem die Abschaffung der Sklaverei in der spanischen Kolonie Kuba erklärt wurde.

Von meinem Standpunkt aus gesehen war die von Darwin in seinem Buch „Über die Entstehung der Arten“ dargelegte Evolutionstheorie eine der zwei wichtigsten wissenschaftlichen Entdeckungen. Manche sahen in ihr einen Antagonismus zu den verschiedenen religiösen Glaubensrichtungen; jedoch kein Wissenschaftler verneint sie heutzutage und viele von ihnen, die sich aufrichtig zu religiösen Glaubensrichtungen bekennen, sehen in der Evolution den Ausdruck des göttlichen Willens. 

Die allgemeine Relativitätstheorie von Albert Einstein war der andere entscheidende Beitrag. Diese wurde 1915 dargelegt und war Ausgangspunkt für viele andere Forschungen nach dem Tod des Autors im April 1955.  Wenige Menschen haben so großen Einfluss auf das Schicksal der Welt ausgeübt wie er. Aus Besorgnis, dass die Nazis die Atombombe herstellen könnten, überzeugte Einstein Roosevelt, die Forschungen zur Herstellung derselben zu beginnen. Als Truman sie über den wehrlosen zivilen Städten Hiroshima und Nagasaki zum Explodieren brachte, hat diese Tatsache ihn so mitgenommen, dass er zu einem überzeugten Pazifisten wurde. Heutzutage besitzen die Vereinigten Staaten tausende Atomwaffen, die mächtiger als jene sind und welche die Weltbevölkerung mehrfach ausrotten könnten. Sie sind gleichzeitig die größten Hersteller und Exporteure von Waffen aller Art.

Der beschleunigte Rhythmus der wissenschaftlichen Forschungen auf allen Gebieten der materiellen Produktion und der Dienstleistungen unter den Bedingungen der nach dem Zweiten Weltkrieg der Welt auferlegten Wirtschaftsordnung hat die Menschheit zu einer unhaltbaren Situation geführt.

Es ist unsere Pflicht, die Wahrheit zu fordern. Die Bevölkerung aller Länder hat das Recht, die Faktoren zu kennen, welche den Klimawechsel hervorrufen, und zu erfahren, welche die heutigen Möglichkeiten der Wissenschaft zur Umkehrung der Tendenz sind, wenn es sie wirklich noch gibt.

Das kubanische Volk, besonders seine wunderbare Jugend, hat gestern bewiesen, dass es möglich ist, selbst unter einer brutalen Wirtschaftsblockade unvorstellbare Hindernisse zu überwinden.    


Fußnoten:

1 Rede vom 12. Juni 1992
http://www.fidelcastro.cu/de/discursos/rede-auf-der-konferenz-der-vereinten-nationen-uber-umwelt-und-entwicklung

2 Rede vom 1. September 2003
http://www.fidelcastro.cu/de/discursos/ansprache-des-comandante-en-jefe-fidel-castro-ruz-prasident-der-republik-kuba-zur

3 Artikel vom 21. September 2009
http://www.fidelcastro.cu/de/articulos/eine-vom-aussterben-bedrohte-art

4 Ein Buch von Rosalie Bertell zu einem selten behandelten Thema
Kriegswaffe Planet Erde
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
DAS KROKODIL vom März 2012 und NRhZ 344 vom 07.03.2012
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17547

5 Earth as Weapon, Geo-engineering as War [Die Erde als Waffe, Geo-engineering als Krieg]
Prof. Claudia von Werlhof über das Buch "Kriegswaffe Planet Erde" bei Global Research, 28.11.2017
Darin heißt es in deutscher Übersetzung: "Schließlich begannen in den 1960er und 1970er Jahren Experimente mit Elektromagnetischen Wellen (EM) und der Erwärmung der oberen Schichten der Atmosphäre, genannt 'Ionosphäre'... Der bekannteste dieser 'Aufheizer' ist HAARP (High-Frequency Active Auroral Research Project) in Alaska... Bertell zufolge wurde die arktische Region durch die Nutzung von EM-ELF-Wellen (extrem niederfrequente Wellen) einem bewussten Auftauprozess unterzogen, eine Aktion, auf die sich die ehemalige Sowjetunion und die Vereinigten Staaten bereits 1974 in Wladiwostok geeinigt haben sollen... Im Gegensatz dazu werden Wissenschaftler, Forscher und die Bevölkerung zu der Annahme veranlasst, dass die Treibhausgasemissionen der zivilen Industrie die Ursache für das schnelle Auftauen der Arktis sind und ein Beweis für die Klimaerwärmung durch CO2 im Allgemeinen sind! Mittlerweile haben Exxon Mobile und russischen Firmen damit begonnen, Gebiete in der Arktis nach Öl abzusuchen."
https://www.globalresearch.ca/earth-as-weapon-geo-engineering-as-war/5620460


Mit Dank an Elke Zwinge für den Hinweis auf Fidel Castros Reden

Online-Flyer Nr. 714  vom 31.07.2019

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