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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Krieg und Frieden
Brief an den Vorsitzenden der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) anlässlich des US-Manövers "Defender Europe 2020"
Ist die GDL für Frieden?
Von Günther Wassenaar

Sehr geehrte Gewerkschafter, sehr geehrter Herr Vorsitzender Claus Weselsky, den Anlass meines Schreibens können Sie am Banner klar erkennen. Die USA/NATO bereiten ein groß angelegtes KRIEGS-Manöver vor, "um den Russen das fürchten zu lehren" – wie es in einer US-Armeezeitschrift wörtlich heißt. Dabei gibt es eine gute historische Zusammenstellung, von Napoleon über Wilhelm II. bis Hitler, die alle die Russen besiegen wollten – aber alle wurden dann in ihrem eigenen Land vernichtend geschlagen. Das waren jedoch ganz andere Zeiten, Zeiten nicht nuklearer Kriegsführung. In den Staaten des Warschauer Vertrages wurde die Definition "Krieg" von Clausewitz, die dort bis etwa 1985 noch galt, abgeändert. Krieg ist nicht die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, sondern das Ende jeder Politik!


Banner des Bündnisses gegen das Kriegsmanöver "DEFENDER 2020"

Das sehen US-Generäle vollkommen anders, sind der Ansicht, dass die USA einen Nuklearkrieg gegen Russland siegreich beenden und auf Eurasien begrenzen können. Derartige Ansichten zeigen, dass diese Leute den Größenwahn des Herrn Hitler noch weit übertreffen und absolut nicht in der Lage sind, Realitäten zu erfassen. Sie rasseln mit dem Säbel und merken nicht, dass diese Manöver die ganze Welt in einen Krieg führen können – in einen Vernichtungskrieg, der keine Sieger mehr kennt.

Im Rahmen das Manövers sollen etwa 20.000 GIs mit samt der Technik über den Teich verfrachtet, dann quer durch Europa an die russische Grenze transportiert werden. Das soll auf der Straße stattfinden – aber auch sehr umfangreich auf der Schiene. Die Bundeswehr hat dazu schon Verträge mit der Bahn abgeschlossen, damit die Militärtransporte vorrangig bedient werden. Personenzüge und Güterzüge können ja warten.

Es sollte jedem Eisenbahner bekannt sein, dass die Reichsbahn im III. Reich diesbezüglich eine unrühmliche Rolle gespielt hat. Ohne sie hätte die Wehrmacht den Krieg nicht führen können, und ohne sie hätten auch nicht so viele Menschen in den Vernichtungslagern ermordet werden können.

Steht die Frage, wie hier und heute die Lokführer und die Bediensteten der Bahn zu Krieg und Frieden stehen? Der von Ihnen zur Grenze transportierte Zug mit Panzern kann der sein, der den Krieg auslöst. Wollen Sie in dieser Verantwortung stecken?

Es kommt hinzu, dass gegen diese Kriegs-MANÖVER ein breiter Protest anläuft, dieser sich nicht nur auf Petitionen – also Betteln der Politiker – begrenzt, sondern bis zum zivilen Ungehorsam ausgeweitet wird. Ich habe z.B. 4 Kinder und 4 Enkel und muss für sie, damit sie ein friedvolles Leben erleben können, aktiv werden.

In Zusammenkünften habe ich die folgende Frage gestellt. Bei den Protesten gegen das Endlager Morsleben haben sich Aktivisten auf die Schienen gekettet. Sind Sie der Ansicht, dass ein solcher gut gesicherter Castor-Behälter gefährlicher ist als ein voller Zug mit Panzern. Wollen Ihre Lokführer eventuell am Tod von Protestierenden beteiligt sein, deren einziges Begehren es ist, Frieden einzufordern und Kriegs-Spielchen zu unterlassen, noch dazu, da die, die da mit der Lunte zündeln, nicht wissen, was sie anrichten.

Ich habe Lok-Schlosser gelernt, war als Lehrling Eisenbahner, habe aber heute keinerlei Kontakte mehr in diesen Berufsstand. Darf ich Sie bitten, Ihre Gewerkschaftsmitglieder zumindest über das, was ihnen bevorsteht, zu informieren - sie zu informieren, dass sie den Tod transportieren, dass sie eventuell mit Blockaden zu rechnen haben.

Noch besser wäre natürlich, wenn sich der komplette Berufsstand diesen Transporten verweigern würde. Viele Auswirkungen kann das nicht haben, da es viel zu wenige Lokführer gibt und die Bahn auf keinen mehr verzichten kann. Sie sind also in einer komfortablen Position.

Im November fand in Litauen das NATO-Manöver "Eiserner Wolf" statt. Herr Hitler hatte in jungen Jahren den Spitznamen "Wolf", und aus dem Grund gründete sich 1927 in Litauen eine faschistische Bande mit diesem Namen. Übrigens kommt daher auch der Name "Wolfsschanze" für den Führungsbunker des Herrn Hitler.

Ich schreibe das nur, damit sie erkennen, in wessen Geist derartige Manöver stattfinden, dass die deutsche "Verteidigungsministerin" Frau Kramp-Karrenbauer die Bundeswehrsoldaten dazu genötigt hat, an einem Manöver in Huldigung des Adolf Hitler und einer faschistischen Organisation, die an tausenden Judenmorden beteiligt war, teilzunehmen.

Mit freundlichen Grüßen
Günther Wassenaar (Mitglied der GEW)


Siehe auch:

Fotogalerie
Leipziger Konferenz: Stoppt das US-Großmanöver "Defender Europe 2020"
Mobilisierung der Friedensbewegung
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 733 vom 29.01.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26531

Gedicht gegen das US-Manöver "Defender Europe 2020"
Unser Sieg
Von Rudolph Bauer
NRhZ 733 vom 29.01.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26517

Aufrufe gegen das US-Großmanöver "Defender Europe 2020"
Kriegsvorbereitungen die Basis entziehen
Zusammengestellt von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 733 vom 29.01.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26532

Fotogalerie
Soldatengottesdienst am 16. Januar 2020 im Kölner Dom mit Protesten u.a. gegen das US-Manöver "Defender Europe 2020"
"Der Frieden auf Erden gehört zu den höchsten Gütern"
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 732 vom 16.01.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26509

Appell an Bundesregierung und Bundestag, September 2019
Von deutschem Boden darf nur Frieden ausgehen
Von Kampagne „NATO raus – raus aus der NATO“
NRhZ. 720 vom 25.09.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26222

Reaktionen auf den Appell der Kampagne "NATO raus – raus aus der NATO" an Bundesregierung und Bundestag
Debatte um die Verbannung der US-Kriegsmaschinerie kommt in den Bundestag
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 723 vom 23.10.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26305

Weitere Reaktionen auf den Appell der Kampagne "NATO raus – raus aus der NATO" an Bundesregierung und Bundestag
Debatte um die Verbannung der US-Kriegsmaschinerie kommt in den Bundestag (2*)
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 732 vom 15.01.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26491

Online-Flyer Nr. 733  vom 29.01.2020



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