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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Kommentar
VORHANG AUF für Helene und Ansgar Klein
Sie werden nicht müde, sich in die Frontlinien zu stellen
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

„Wir gehören zur 'Risikogruppe': Jahrgang 1937.“ Mit diesen entwaffnenden Worten kontern Helene und Dr. Ansgar Klein so manches ihnen entgegen schlagende Bedenken, als sie am 25. März 2020 die online-Petition mit der Forderung an Bundesregierung und Landesregierungen „Sofortige Aufhebung aller in der ‘Corona-Krise’ verfügten Einschränkungen bürgerlicher Freiheiten!“ starten und der Lockdown noch keine zehn Tage über Deutschland verhängt ist. Mit über 88.000 Unterschriften wird die Petition am 29. Mai – unter Corona-Bedingungen – dem Bundeskanzleramt übergeben. Anlass der Unterschriftensammlung ist die Befürchtung des Abbaus elementarer Grund- und Menschenrechte unter dem durchsichtigen Vorwand der Gesundheitsvorsorge. Angeprangert wird die unverhältnismäßige Gefährdung, die vom Lockdown für Alte, Schwache, existenzgeplagte Berufsgruppen, Kleinunternehmer und Kinder ausgeht – insbesondere bei willkürlich herabgestuften Pandemie-Kriterien seitens der WHO. Im Zuge des Petitionsverlaufs und der anhaltenden Diskussion bzw. der Diskussionsverweigerung offenbart sich ein Medienbild orwellschen Ausmaßes – vom „Fakten(er)finder“ der Tagesschau bis zum verzerrenden t-online-Interview.


Helene und Ansgar Klein (Foto: arbeiterfotografie.com)

Helene und Ansgar Klein werden nicht müde, sich in die Frontlinien zu stellen, stecken Zuspruch, Lob, Ignoranz, Hass und Häme ein. „Man darf ja nichts Böses wünschen, aber denen wünsche ich von Herzen Corona“, äußert ungehindert eine Leserbriefschreiberin der Aachener Zeitung. Doch solche Häme bleibt nicht ohne Widerspruch: „...erschreckend ignorante Kommentare! Uninformierte Leute, die diejenigen beschimpfen, die auch für ihre Rechte kämpfen! ...Informiert euch doch mal umfänglich statt ...den Protagonisten in Berlin auch noch Beifall zu klatschen für die Zerstörung der Rechtsstaatlichkeit und der Demokratie!...“ „Oh Deutschland, deine Doofen, es ist das alte Lied“, räsoniert jemand im weiten Netz über die Initiatoren der Petition und beschimpft sie als „pensionierte Gymnasiallehrer mit beschränktem Durchblick“. Der ehemalige Oberstudienrat und Doktor der Physik hat langjährige Erfahrung als Kommunalpolitiker, und gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Oberstudienrätin Helene Klein, sind beide jahrzehntelang in der lokalen, bundesweiten und internationalen Friedensbewegung u.a. in der Kampagne „NATO raus aus Deutschland – Deutschland raus der NATO“ (NATOraus.de [http://www.NATOraus.de]) aktiv.

Für beide 1937 geborene „Kriegskinder“ ist es eine Selbstverständlichkeit, bei Gefahr im Verzuge gemäß „Wehret den Anfängen!“ Protest und Widerstand zu organisieren. Sie sind ebenfalls Initiatoren der seit dem 11. April 2020 zeitweilig jeden Samstag in Aachen stattfindenden „Mahnwachen für unsere Grundrechte“. Persönliches Risiko schreckt sie nicht ab. Mehrere Anzeigen flattern ins Haus, auch eine wegen Abhaltung eines Pressetermins am 29.5. vor dem Bundeskanzleramt. Statt „brillanter“ Theorie zwischen verstaubten Aktendeckeln nachzuspüren scheint es dringend geraten, aktuelle Bedrohungsszenarien gewissenhaft zu bewerten und auf die Barrikaden (sic!) zu gehen. Die Wiedereinsetzung der Grundrechte, wie unter anderem des Versammlungsrechts, wurde von Aachen über Köln, Stuttgart, Darmstadt bis Berlin teils unter Knüppeln hart erstritten. „Es gibt keinen Frieden für die Furchtsamen und Uneinigen,“ urteilt Charles Dickens. Für das Friedens-Lebenswerk von Helene und Ansgar Klein hebt sich der rote Vorhang...


Veröffentlichung aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 33 (Juni 2020) – Grundsatzschrift über die Freiheit des Denkens – bissig – streitbar – schön und wahr und (manchmal) satirisch.



Mehr dazu und wie es sich bestellen lässt, hier: http://www.das-krokodil.com/


Online-Flyer Nr. 750  vom 30.07.2020



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