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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Wirtschaft und Umwelt
China – Australien
Trotz politischer Konflikte Handel auf Rekordhöhe
Von Georges Hallermayer

Australien erreichte nach 30-monatigem ununterbrochenen Handelsbilanz-Überschuss mit China im Juni einen Allzeit-Rekord im Export: Fast die Hälfte seines Warenexports, nach offiziellen Angaben genau mit 14,6 Mrd. Dollar 48,8 Prozent oder 8,5 Prozent des Bruttosozialprodukts im zweiten Quartal nach China (1). Auch das hat dazu beigetragen, dass sich im Außenhandel Chinas der Export schneller als der Import erholt, wie das chinesische Wirtschaftsmagazin Caixin Global am 7. August 2020 meldete (2). Während der Export im Juli um 7,2 Prozent im Jahresvergleich stieg (nach 0,5 Prozent Anstieg im Juni), fiel der Import auf 1,4 Prozent, nachdem er im Juni noch um 2,7 Prozent angestiegen war.

Nach Tapas Strickland, dem Direktor der National Australia Bank, sei „der starke Aufschwung der Warenexporte darauf zurückzuführen, dass China seine Wirtschaft aggressiv stimuliert und den jüngsten politischen Gegenwind anscheinend überwiegt.“ (Caixin Global vom 8. August 2020). Dank der australischen Schafe ist der Export landwirtschaftlicher Produkte um 3,6 Prozent gestiegen. China ist der größte Markt für australische Wolle, über 90 Prozent gehen nach China.

China versteht sich offensichtlich mit den australischen Wirtschaftsbossen besser als mit den Politikern. Nach den politischen Querelen im Mai soll offensichtlich ein deutliches Zeichen der Kooperation eine Beruhigung signalisieren.

Zum Hintergrund: Australien steht als eines der Five Eyes - eine Geheimdienstallianz, die außerdem Kanada, Neuseeland, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten umfasst – an vorderster Propagandafront gegen die Volksrepublik China: in Hongkong sei die Demokratie verloren, Uiguren würden in KZs gehalten und zwangssterilisiert, Cyberattacken gegen australische Einrichtungen, chinesische Studenten als Spione füllten Zeitungsspalten und TV-Nachrichtensendungen. Wie Telepolis berichtete, tue sich dabei der australische „think tank“ ASPI (3) besonders hervor.

2018 hatte die Regierung den Huawei-Konzern vom Ausbau des 5G-Handynetzes ausgeschlossen. Der Disput um die strittigen Seegrenzen im indo-pazifischen Raum veranlasste Australien, sein Militärbudget in den nächsten zehn Jahren um 40 Prozent zu erhöhen und Langstreckenwaffen zu beschaffen, um „die Streitkräfte qualitativ und zahlenmäßig auszubauen“, zitiert die österreichische „Die Presse“ den konservativen Premierminister Scott Morrison (4).

China blieb nicht ohne Reaktionen: Nach einer generellen Reisewarnung wegen der Corona-Pandemie stehen über 12 Mrd. Dollar im Feuer. Ein Viertel aller australischen Tourismus-Einnahmen kommen aus den Taschen der 1,4 Millionen chinesische Touristen. (5) Nach rassistischen Vorfällen gab die chinesische Regierung für ihre Auslandsstudenten eine Warnung heraus, in Australien ihre Studien wieder aufzunehmen, wie die Frankfurter Allgemeine am 10. Juni meldete. (6) Die Hälfte aller Studiengebühren australischer Universitäten entrichten Studierende aus China (7).

Im Mai erließ China zeitgleich mit der australischen Forderung, die chinesische Quelle des Corona-Virus wolle man „unabhängig“ untersuchen, ein Verbot für vier australische Schlachthöfe, Schweinefleisch zu importieren, immerhin 300.000 Tonnen, berichtete das Handelsblatt am 13. Mai 2020. (8)

Nach einer Anti-Dumping-Untersuchung wurden australischen Lieferanten Strafzölle von mehr als 70 Prozent angedroht. Die Außenministerin Australiens Marise Payne beklagte „wirtschaftliche Nötigung“. Der Medienmogul Kerry Stokes, Boss von „Seven Network“, einem der größten Privatsender im Lande, brachte es hingegen auf den Punkt: „Wir nehmen gerade die größten Schulden aller Zeiten auf und stechen gleichzeitig unserer größten Einnahmequelle ins Auge.“ (9)


Fußnoten:

1 Caixin Global, 5.August 2020: „China’s Share of Australian Exports Hits 48.8%, an All-Time High“
2 Caixin Global, 7. August 2020: „Update: Chinese Exports Expand by Fastest Rate in Seven Months, Imports Return to Decline“
3 heise, 18. Juli 2020: „Angespannte Beziehungen zwischen China und Australien“
4 Die Presse, 1. Juli 2020: „Konflikt mit China: Australiens Militärbudget steigt massiv“
5 a.a.O.
6 FAZ, 10. Juni 2020: „Nach rassistischen Vorfällen: Pekings Stick gegen Australien“
7 heise, 18. Juli 2020: „Angespannte Beziehungen zwischen China und Australien“
8 Handelsblatt, 13. Mai 2020: „Einfuhrverbot gegen große Schlachthöfe: Streit zwischen Australien und China eskaliert“
9 a.a.O.

Online-Flyer Nr. 751  vom 12.08.2020



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