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Globales
Fortsetzung des Verfahrens zur Auslieferung von Julian Assange an die USA im Strafgerichtshof Old Bailey, London
Schauprozess, Unrechtsstaat und Hexenjagd
Von Hannes Sies und Daniela Lobmueh

Am 7.9.2020, dem ersten Tag der Fortsetzung des Verfahrens zur Auslieferung von Julian Assange an die USA, wurden der Verteidigung rigoros Rechte entzogen, keine neuen Zeugen, Zeugenbefragung nur 30 Minuten usw. Jetzt wissen wir, warum: Die Zeugen Clive Stafford Smith und Mark Feldstein lassen trotz Zeitbeschränkung Anklage wie ein Kartenhaus zusammenbrechen und enthüllen brutale Verbrechen der USA: Navalnys Giftbecher und Minsker Folterhaft bei Lukaschenko scheinen wie Urlaub, verglichen mit der Behandlung Verdächtiger durch die US-Streitkräfte, wie WikiLeaks sie enthüllte. ARD, SZ und andere Westmedien ducken sich weg, Craig Murray berichtet weiter.

Die SZ etwa begnügte sich nach ihrem Relotius-Style-Vertuschungsartikel zum Prozessauftakt gestern mit ein paar AP-Agentur-Zeilen: „Assanges Anwälte kritisieren die Anklage als politisch motiviert“ auf S.7. Erstaunlich: Eine der Autorinnen, die NDR-Reporterin Elena Kuch, nennt sich selbst „Investigativ-Journalistin“; wie wir just hörten, hat jemand sie auf die Mailingliste von dontextraditeassange.com gesetzt, wo sie andere Details zu Assange erfahren kann als die in der einlullenden Schmachtstory der SZ ventilierten: Etwa die vollen Aussagen der gleich hier zu zitierenden Zeugen der Verteidigung von Assange (die, auf 30 Minuten begrenzt, nur verstümmelt vom Gericht zur Kenntnis genommen wurden). Vielleicht fällt das investigative Wegschauen und Lovestory-Schreiben ja künftig etwas schwerer. Doch die SZ ist nicht allein, ist nur ein Beispiel unter vielen. Unser linientreuer Mainstream geißelt hart Unrecht in Minsk und Moskau, schaut angestrengt weg in London, wo weit schlimmere Verbrechen ans Licht kommen -und begangen werden.

US-Anklage fällt in sich zusammen

Prof. Mark Feldstein, Experte für Enthüllungs-Journalismus, lehrt Broadcast Journalism an der Maryland University (USA ), war selbst ABC und CNN-Journalist, so berichtet Craig Murray heute. Er erklärte dem Gericht Ihrer Majestät Richterin Vanessa Baraitser, dass alle Anklagepunkte wegen Spionage, Geheimnisverrat, Beihilfe für den Whistleblower Manning usw., die Assange von den USA zur Last gelegt werden, ganz normaler Investigativ-Journalismus sind. Das Publizieren von geleakten geheimen Regierungsdokumenten: Normal; Konspiration mit Whistleblowern: Normal; Beihilfe beim Leaken: Völlig normal, schon die New York Times habe bei den Pentagon Papers ihren Whistleblower Daniel Ellsberg aktiv unterstützt, beim Fotokopieren der Geheimdokumente geholfen. Die Hauptpunkte der Anklage gegen Assange lösen sich damit in Luft auf; nicht, dass es Ankläger, Richter oder die Mainstream-Pressevertreter interessiert hätte. Sie machen ungerührt weiter mit ihrer Unrechtsjustiz, Hexenjagd und Vertuschung der geleakten Verbrechen.

Der zweite Zeuge der Verteidigung war der Menschenrechtsanwalt Clive Stafford Smith, der in zahlreichen aufsehenerregenden Prozessen Opfer staatlicher Willkür verteidigte, auch gegen die US-Regierung klagte. Etwa einen US-Journalisten, der auf Obamas offizielle Kill-List geriet und fünf Drohnenangriffe überlebte -einer davon sprengte seinen Wagen von der Straße. Zur Verteidigung verwendete Clive Stafford Smith von WikiLeaks enthüllte US-Dokumente, die ihm als Beweise dienten, weiter Dokumente von WikiLeaks enthüllten brutale Methoden der US-Streitkräfte bei der Behandlung Verdächtiger in Afghanistan, wo von Zeugengruppen willkürlich einer exekutiert wurde, um die anderen in Angst zu versetzen, bei Verhören schlimmste Schmerzen zugefügt wurden, Aufhängen an Handgelenken, Genitalverstümmelungen; diese Beweise dienen dem Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte für die Anklagen der Folterknechte (die USA reagierten mit Erpressungsversuchen gegen das Gericht per Sanktionen): Beweis für die enorme rechtsstaatliche Bedeutung der Leaks, für die Assange angeklagt wird; Beweis für die Motivation der Ankläger, sich zu rächen, weitere Enthüllungen von Verbrechen abzuschrecken und damit ihre Verbrechen gegen die Menschlichkeit ungehindert fortsetzen zu können. Craig Murray:

Clive Stafford Smith sagte, er sei "zutiefst schockiert" über die Verbrechen der US-Regierung gegen seine Klienten. Dazu gehörten Folter, Entführung, illegale Inhaftierung und Mord. Die Ermordung eines Häftlings am Flughafen Baghram in Afghanistan war als zulässige Befragungstechnik gerechtfertigt, um anderen Häftlingen Angst zu machen. Im Jahr 2001 hätte er nie geglaubt, dass die US-Regierung solche Dinge hätte tun können.

Stafford Smith sprach von der Verwendung spanischer Inquisitionstechniken wie Strapado oder dem Hängen an den Handgelenken, bis sich die Schultern langsam verschieben. Er erzählte von der Folter von Binyam Mohammed, einem britischen Staatsbürger, dessen Genitalien täglich mit einer Rasierklinge geschnitten wurden. Die britische Regierung hatte ihre rechtlichen Verpflichtungen gegenüber Binyam Mohammed gebrochen und der BBC die Erklärung zugespielt, die er unter Folter hatte gestehen müssen, um ihn zu diskreditieren.


Weitere Artikel:

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NRhZ 738 vom 04.03.2020
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Auslieferungsprozesses gegen Julian Assange, London, 27.02.2020
Der Panzerglaskasten ist ein Instrument der Folter
Von Craig Murray - aus dem Englischen von Peter Betscher
NRhZ 738 vom 04.03.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26645

Der Fall Julian Assange ist politisch – deshalb gibt es nur eine Konsequenz
Den Prozess gegen Julian Assange sofort abbrechen!
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 738 vom 04.03.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26646


Siehe auch:

Filmclip
Zwei Stellungnahmen
europa foltert ::: julian assange in britischer gefangenschaft ::: andreas zumach & hans mörtter
Von Arbeiterfotografie
NRhZ 753 vom 09.09.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27038

Das Verfahren zur Auslieferung von Julian Assange geht weiter
Kafkaesker Schauprozess
Von Peter Betscher
NRhZ 753 vom 09.09.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27032

Seit dem 7. September 2020 wird in London die Zukunft unserer Pressefreiheit abgehandelt
Historischer Schauprozess gegen die Pressefreiheit
Von Isi Wasi
NRhZ 753 vom 16.09.2020
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27039

Online-Flyer Nr. 753  vom 09.09.2020



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