Proteste gegen BAYER anlässlich der Jahreshauptversammlung 2014 in Köln
Die bittere Pille
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Verantwortung verjährt nie, Missbildungen verjähren nie. Darauf machten Kritiker der Bayer-Firmenpolitik unübersehbar und unüberhörbar anlässlich der Hauptversammlung des Chemiekonzerns Ende April vor und in der KölnMesse aufmerksam. Dazu eingeladen hatte die Coordination gegen BayerGefahren CBG, deren Gründungs- und Vorstandsmitglied Axel Köhler-Schnura zwei große Erfolge verbucht: Bayer kann seit Jahrzehnten keine ungestörte Hauptversammlung abhalten. Und dem diesjährigen Versuch, die Proteste ins Abseits zu drängen, widersprach das Kölner Verwaltungsgericht, einem Eilantrag der CBG stattgebend.
Marion Larat - Opfer der BAYER-Pille Meliane
alle Fotos: arbeiterfotografie.com
Protest gegen gefährliche BAYER-Anti-Baby-Pillen
Protest gegen gefährliche BAYER-Anti-Baby-Pillen
Die Aktionäre strömen zur BAYER-Hauptversammlung in die KölnMesse
Kinderarzt Gottfried Arnold gegen die BAYER-CO-Pipeline
Greenpeace-Protest gegen das Bienensterben
Greenpeace-Protest gegen das Bienensterben
Greenpeace-Protest gegen das Bienensterben
Protest gegen die BAYER-CO-Pipeline
Aufruf der Coordination gegen BayerGefahren an die Aktionäre
Am Eingang zu den Messehallen
Protest gegen BAYER-Hormonspirale MIRENA
Protest gegen BAYER-Hormonspirale MIRENA
Protest gegen BAYER-Hormonspirale MIRENA
Protest der Opfer der BAYER-Pille Meliane
Protest gegen gefährliche BAYER-Anti-Baby-Pillen
CBG-Vorstand Philipp Mimkes
Protest gegen BAYER-Hormonspirale MIRENA
Protest der Duogynon-Opfer
CBG-Vorstand Axel Köhler-Schnura
Protest der Duogynon-Opfer
Protest gegen das Profitstreben des BAYER-Konzerns
Protestaktion von Coordination gegen BAYER-Gefahren, LichtBrigade und Arbeiterfotografie am BAYER-Werk Leverkusen im Vorfeld der BAYER-Hauptversammlung
Protestaktion im Vorfeld der BAYER-Hauptversammlung
Protestaktion der LichtBrigade im Vorfeld der BAYER-Hauptversammlung
Protestaktion im Vorfeld der BAYER-Hauptversammlung
Protestaktion im Vorfeld der BAYER-Hauptversammlung
„Stop killing us“ ist der Warnruf von Greenpeace gegen hochgiftige Pestizide und Bienensterben. „Drospirenon (ein Hormonpräparat von Bayer) tötet Frauen“ ist ein markaberer, mit einem Totenkreuz versehener Spruch auf einem Transparent, der vor den Bayer-Antibabypillen Yasemin, Yaz, Petibelle und Yasminelle warnt. „Warum verkaufen Sie diese Antibabypillen? Steht das Bayer-Gebot ‘Steigerung des Unternehmenswertes’ = Geldgier über den Geboten Gottes? Das 5. Gebot Gottes: "Du sollst nicht töten“, lautet eine Frage, an der sich die überwiegend unkritischen Bayer-Aktionäre vorbeibewegen müssen. Es gibt reichliches Informationsmaterial, und auch Gespräche von Seiten der Protestierenden sind erwünscht, um entsprechende Gegenanträge in der Versammlung zu befördern.
Tierversuche sind grausam und nicht auf Menschen übertragbar
Silke Bitz, Diplom-Biologin und Pressesprecherin der Organisation „Ärzte gegen Tierversuche“ ist aus Freiburg gekommen, um in der Hauptversammlung zu sprechen. „Ich hoffe zumindest, dass damit viele Menschen zum Nachdenken angeregt werden. Es gibt schränkeweise Literatur, die die Nichtübertragbarkeit der Tierversuchsergebnisse auf den Menschen belegen. Eine Studie der US-Arzneimittelbehörde belegt, dass 92 Prozent aller Medikamente, die sich im Tierversuch zunächst als sicher und wirksam erweisen, nicht durch die klinische Prüfung kommen (also, wenn’s erstmals am Menschen ausprobiert wird), weil sich beim Menschen schwere oder sogar tödliche Nebenwirkungen zeigen, oder das Medikament einfach gar nicht oder irgendwie anders wirkt.“
Proteste aus Großbritannien, Frankreich, USA, Australien...
Seit Jahrzehnten kämpfen die missgebildeten Opfer des Schwangerschaftstests mit Duogynon (in Deutschland) und Primodos (dasselbe Präparat in Großbritannien) und deren Angehörige um Entschuldigung und Entschädigung. Eine Mutter, die aus London angereist ist, gibt dem mit angereisten Reporterteam des „Telegraph“ ein Interview: „Das schlimmste ist, sie streiten alles ab. Ich habe hunderte Briefe geschrieben... Aber ich bin hergekommen, um zu zeigen, dass wir niemals aufgeben werden – auch nicht nach fünfzig Jahren.“
Ich war 18 Jahre alt und verliebt
Da steht eine junge 26jährige Frau, die Französin Marion Larat. In der Hand hält sie ihr Buch: „Die Pille ist bitter“, in dem sie ihr Schicksal niedergeschrieben hat: „Ich bin ein Opfer der Pille Meliane. Ich bin hier, stehe Ihnen gegenüber, halbseitig gelähmt, mit einer Sprachstörung und als Epileptikerin als Folge eines Schlaganfalls, der mich vor 8 Jahren niedergestreckt hat. Ich war 18 Jahre alt, verliebt und hatte die Pille Meliane seit drei Monaten genommen und dann war plötzlich mein Leben fast zu Ende. Zum Glück habe ich überlebt und ich bin hierher gekommen, um Ihnen von meinem Leiden und meiner Wut zu erzählen. Mit mir sind Tausende Frauen in Frankreich, die mal gesund waren und die seit 30 Jahren Opfer der Kontrazeptiva von Bayer sind.“
Ein Kinderarzt schlägt Alarm
Aus der näheren Umgebung in NRW ist die Hildener Bürgerinitiative „Stopp CO-Pipeline“ mit einem auffälligen gelben Transparent nach Köln-Deutz gekommen. Der Kinderarzt Gottfried Arnold berichtet von zwei Trassen der Kohlenmonoxid-Pipeline: „Aber viel schlimmer ist die Pipeline von Dormagen nach Leverkusen, die zehn Kilometer lang ist, linksrheinisch verläuft, und wo seit 2002 die Anwohner schon in hohem Maße gefährdet sind, weil seit dieser Zeit, seit mehr als zehn Jahren schon Kohlenmonoxid (CO) durchgeleitet wird und kaum einer der Anwohner das weiß.“ In der Hand hält er ein geborstenes Stück Eisenrohr, mit dem er auf die Gefahr eines Lecks in der Pipeline aufmerksam machen will: „Bei einer Dichtigkeitsprüfung im Jahre 2001 ist schon ein Leck gefunden worden. Die haben schon ein Leck. Das Leck beträgt 0,4 Prozent. Und wenn ein kleines Leck da ist – und der Druck ist ja 10 bis 18 bar – durch den ständigen hohen Druck kann das immer weiter reißen. Und mit 100%iger Sicherheit ist es so, wo ein kleines Leck und ein hoher Druck ist, wird es früher oder später einen solchen Riss geben.“
210.000 Liter CO entweichen, bevor bei Bayer ein Alarm eingeht
Wie sieht der Ernstfall aus? „Je nachdem wieviele sich dort aufhalten, rechnet man mit hunderten oder tausenden CO-Verletzten und damit lebenslang Hirngeschädigten oder ebenso vielen Toten. Wenn jetzt ein Leck vorkommen würde, dann würden innerhalb von einer halben Stunde 210.000 Liter CO entweichen, bevor überhaupt in der Bayer-Zentrale ein Alarm eingeht. Und dann kommt ja erst mal die Rettungsmaschinerie in Gang, und dann kommen die Feuerwehren, die nicht retten können, weil sie in eine unbekannt große CO-Wolke nicht reinfahren können, weil das hochexplosiv ist. Und die Leute sterben an Sauerstoffmangel und können höchstwahrscheinlich nicht gerettet werden.“ Die tödliche Menge Gas für ein Kind beträgt 30 ml – „ein Schnapsglas voll“ – für Kinder und etwa 100ml für einen gesunden Erwachsenen, berichtet der Arzt. Die Gefahr bestehe auch darin, dass der Mensch keinerlei Sinnesorgane für das hochgiftige Gas besitzt. Das Szenario: der Mensch wird bewusstlos und damit fluchtunfähig. Ein schöner Tod? Gottfried Arnold: „Man hat vielleicht Kopfschmerzen. Die einen werden sofort bewusstlos. Es kann aber auch sein, dass man aufgrund des Sauerstoffmangels Symptome, aber auch tatsächlich einen Herzinfarkt bekommt. Das sind natürlich starke Schmerzen. Das kommt selbst bei Kindern vor, dass die einen Herzinfarkt bekommen.“
Würdelos und zynisch
Axel Köhler-Schnura: „...ein Wort zu dem Stil, wie Herr Dekkers hier heute die Konzerninteressen vertritt. Es ist einfach würdelos, mit welch stereotypen und zynischen Sätzen Herr Dekkers das Leid der Opfer von BAYER-Produkten, die von ihm angerichteten Schäden an der Umwelt, das soziale Elend im Konzern abhandelt. Ist das die Leistung, die für die Millionengehälter der Vorstände zu erbringen ist?“
Der Vorstandsvorsitzende Marijn Dekkers ist verheiratet und hat drei Töchter. Er besitzt die niederländische und die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende und heutige Aufsichtsratsvorsitzende Werner Wenning ist verheiratet, hat zwei Töchter und vier Enkelkinder. Die 26jährige Marion Larat wendet sich in ihrem Vortrag an die Aktionärsversammlung: „Die wissenschaftliche Arbeit von Bayer steht nicht im Fokus, es ist Ihre Ethik, die verwerflich ist. Wir sind der Meinung, dass es möglich ist, eine profitable Firma zu führen ohne zu lügen und ohne all die jungen gesunden Frauen zu verachten, die Ihnen vertraut haben.“ Und an die Aktionärinnen und Aktionäre, darunter zahlreiche Kleinaktionäre gerichtet, bittet sie: „Sehr geehrte Aktionäre, dieser Geschäftsführer vollführt eine Politik, die Ihres Vertrauens nicht würdig ist und aus Respekt vor den Opfern bitte ich Sie, für den Gegenantrag zu stimmen, der von der Coordination gegen Bayer-Gefahren vorgestellt wird. – Während einer Sekunde, stellen Sie sich vor, dass ich Ihre Tochter bin.“
Hinweise:
Foto-Reportage zur Protestaktion von Coordination gegen BAYER-Gefahren, LichtBrigade und Arbeiterfotografie am BAYER-Werk Leverkusen am 24.4.2014
http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/reportage-2014/2014-04-24-leverkusen-bayer-light-brigade.html
Foto-Reportage zum Protest der Coordination gegen BAYER-Gefahren anlässlich der BAYER-Hauptversammlung in Köln am 29.4.2014
http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/reportage-2014/2014-04-29-koeln-bayer-hv.html
Foto-Reportage zu Aktionen der Coordination gegen BAYER-Gefahren bei der Bayer-Hauptversammlung (in 3 Teilen) in Köln am 29.4.2011
http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/reportage-2011/index-2011-04-29-koeln-bayer-hv.html
Coordination gegen Bayer-Gefahren zur Hauptversammlung 2014
http://www.cbgnetwork.org/5471.html
website zur Kohlenmonoxid-Pipeline
http://www.stopp-co-pipeline.de/
Online-Flyer Nr. 457 vom 07.05.2014