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Lokales
Schäden am Petrus-Kopf im Mosaik des Kölner Opernbrunnens
Diagnose und Dilemma: Ein Mosaik zwischen Skylla und Charybdis
Von Udo W. Hombach
Möglicherweise wenige Kölner ahnen, dass die Herkunft des Petrus-Kopf-Mosaiks Berlin ist, wo es in der zerstörten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche noch 1945 einer Vollfigur aufsaß. Mosaiken als Steinbruch – Mosaiken to go bzw. zur Wiederverwendung? Um so spannender ist die Betrachtung zur Restaurierung des Petrus-Kopfes im Brunnen des Kölner Künstlers Jürgen Hans Grümmer. Unser Autor Udo Hombach ist Mosaikkenner und -forscher aus Leidenschaft. Daher verfolgt er die Restaurierung anlässlich des 50jährigen Brunnen-Jubiläums mit besonderem Interesse, in deren Folge zu beseitigende Blindstellen nach kurzer Zeit wieder hervortraten.
Petrus-Kopf im Mosaik des Brunnens vor dem Kölner Opernhaus, Ende Januar 2017 (Foto: Udo Hombach)
Der Restaurator des Kölner Opernbrunnens erklärte die Vertiefungen im Petrus-Kopf-Mosaik mit Mosaiksteinen, die tiefer im Untergrund steckten als die anderen. Meine Überlegungen dazu möchte ich hier nicht in den Vordergrund stellen. Weil ich einen konstruktiven Fortgang der ja bisher nicht gelungenen Restaurierung fördern möchte, plädierte ich am 8. Februar 2017 in der Neuen Rheinischen Zeitung dafür, einfach alle Vertiefungen von ihrer hellen Kalkschicht zu befreien.
Noch einmal konsultierte ich Herrn Manfred Hoehn aus München. Er bestätigte zunächst, die Diagnose des Restaurators sei unwahrscheinlich. Die Ursache für die Vertiefungen wäre, dass darin nur noch Smaltenstümpfe lägen, deren obere Schicht verblüht sei. Auch oder gerade nach deren Entkalkung würde der Zersetzungsprozess weiter gehen. Es hülfe nur, neue Smalten (Fachbegriff für Glasmosaiksteine in antiker, von Hand gefertigter Herstellung) einzusetzen; denn eine reine Plombierung, wie sie aller Wahrscheinlichkeit nach 2015 vorgenommen wurde, sei ja offensichtlich gescheitert.
Wie ich der Stadt gegenüber mitteilte, könnte man sich aber auch entschließen, die ca. 80 Stellen weiter verrotten zu lassen: warum sollte in Köln 2017 noch eine materielle Fehlentscheidung korrigiert werden, die 1895 in Berlin getroffen wurde?!
Weiter schrieb ich: Doch möchte ich für eine Rettung à la Hoehn plädieren. Das Petrus-Kopf-Mosaik ist (außer einem eher unbedeutenden Mosaikbild in Berlin) das einzige noch existierende Reststück aus dem Kirchenschiff der alten Gedächtniskirche. Es stammt aus der (neben dem Berliner Dom) wichtigsten protestantischen Kirche Deutschlands, einer geschichtsträchtigen zumal. Das Motiv, der Apostel Petrus, ist darüberhinaus für Christen aller Konfessionen relevant. Die Geschichte des Petrus-Kopf-Mosaiks steht in meinem Aufsatz "50 Jahre Opernbrunnen in Köln" in "Rheinische Heimatpflege", Dezember 2016. Leicht überarbeitet erscheint sie im April in "Momentum", der Halbjahreszeitschrift der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlin.
Das Petrus-Mosaik in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtsniskirche, 1945 (Foto: Hilde Fischer – Rechteinhaber konnten nicht ermittelt werden)
Nachgedanken
Die 1960er-Jahre boten einen Boom an Brunnenbauten, und zwar vielerorts. Köln stand dem nicht nach. Brunnen sind beliebte Treffpunkte und Aufenthaltsorte für die Menschen. Die Philosophie des fließenden Wassers, das scheinbar natürlich und unerschöpflich sich stetig neu ergießt, könnte das erklären. Es symbolisiert die Quelle des Lebens, das aus der Erde aufsteigt. Und in heißen Sommern verheißt das Brunnenwasser Kühlung. Im Opernbrunnen kann man, auf der Umrandung sitzend, seine nackten Füße ins Nass stellen. Ist der Brunnen trocken, lädt er ein zum Begehen, Spielen und Klettern. Mehrmals schon habe ich Kinder dabei beobachtet, wie sie auf dem nordwestlichen Kuppelsegment auf allen Vieren nach oben krabbelten, um dann auf dem Po sitzend runterzurutschen. Ich denke mir, dass Jürgen Hans Grümmer seine Freude daran gehabt hätte.
Wurde in Köln genug getan, um diesen Brunnen in einem guten Zustand zu erhalten? Ein Versäumnis zeigt der Opernbrunnen deutlich: An einer Wasser-Entkalkungsanlage zu sparen, machte immer wieder Entkalkungsmaßnahmen notwendig. Und diese haben den Mosaiken insgesamt nicht gut getan – den Fugen nicht und vor allem den Gold-Glassteinen. Nur die guten Smalten und Scherben haben sich erhalten, auch wenn sie vielfach bei Trockenheit matt wirken – aber doch weiterhin bunt und farbig.
Siehe auch:
Das Petrus-Kopf-Mosaik
Kölner Opernbrunnen – Neue Entwicklungen
Von Udo W. Hombach
NRhZ 599 vom 08.02.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23535
Der Brunnen vor der Kölner Oper
Mosaiken ohne Glück und Glas?
Von Udo W. Hombach
NRhZ 595 vom 11.01.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23441
http://udo-w-hombach.de/puhl_wagner.htm
Mosaik-Führung mit Udo W. Hombach am Brunnen vor dem Kölner Opernhaus
Samstag, 18. März 2017, 12.00–13.00 Uhr
Sonntag, 19. März 2017, 12.00–13.00 Uhr
Spende von 5,00 EUR wird erbeten
Tel.: 0221/9402635
Online-Flyer Nr. 601 vom 22.02.2017
Schäden am Petrus-Kopf im Mosaik des Kölner Opernbrunnens
Diagnose und Dilemma: Ein Mosaik zwischen Skylla und Charybdis
Von Udo W. Hombach
Möglicherweise wenige Kölner ahnen, dass die Herkunft des Petrus-Kopf-Mosaiks Berlin ist, wo es in der zerstörten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche noch 1945 einer Vollfigur aufsaß. Mosaiken als Steinbruch – Mosaiken to go bzw. zur Wiederverwendung? Um so spannender ist die Betrachtung zur Restaurierung des Petrus-Kopfes im Brunnen des Kölner Künstlers Jürgen Hans Grümmer. Unser Autor Udo Hombach ist Mosaikkenner und -forscher aus Leidenschaft. Daher verfolgt er die Restaurierung anlässlich des 50jährigen Brunnen-Jubiläums mit besonderem Interesse, in deren Folge zu beseitigende Blindstellen nach kurzer Zeit wieder hervortraten.
Petrus-Kopf im Mosaik des Brunnens vor dem Kölner Opernhaus, Ende Januar 2017 (Foto: Udo Hombach)
Der Restaurator des Kölner Opernbrunnens erklärte die Vertiefungen im Petrus-Kopf-Mosaik mit Mosaiksteinen, die tiefer im Untergrund steckten als die anderen. Meine Überlegungen dazu möchte ich hier nicht in den Vordergrund stellen. Weil ich einen konstruktiven Fortgang der ja bisher nicht gelungenen Restaurierung fördern möchte, plädierte ich am 8. Februar 2017 in der Neuen Rheinischen Zeitung dafür, einfach alle Vertiefungen von ihrer hellen Kalkschicht zu befreien.
Noch einmal konsultierte ich Herrn Manfred Hoehn aus München. Er bestätigte zunächst, die Diagnose des Restaurators sei unwahrscheinlich. Die Ursache für die Vertiefungen wäre, dass darin nur noch Smaltenstümpfe lägen, deren obere Schicht verblüht sei. Auch oder gerade nach deren Entkalkung würde der Zersetzungsprozess weiter gehen. Es hülfe nur, neue Smalten (Fachbegriff für Glasmosaiksteine in antiker, von Hand gefertigter Herstellung) einzusetzen; denn eine reine Plombierung, wie sie aller Wahrscheinlichkeit nach 2015 vorgenommen wurde, sei ja offensichtlich gescheitert.
Wie ich der Stadt gegenüber mitteilte, könnte man sich aber auch entschließen, die ca. 80 Stellen weiter verrotten zu lassen: warum sollte in Köln 2017 noch eine materielle Fehlentscheidung korrigiert werden, die 1895 in Berlin getroffen wurde?!
Weiter schrieb ich: Doch möchte ich für eine Rettung à la Hoehn plädieren. Das Petrus-Kopf-Mosaik ist (außer einem eher unbedeutenden Mosaikbild in Berlin) das einzige noch existierende Reststück aus dem Kirchenschiff der alten Gedächtniskirche. Es stammt aus der (neben dem Berliner Dom) wichtigsten protestantischen Kirche Deutschlands, einer geschichtsträchtigen zumal. Das Motiv, der Apostel Petrus, ist darüberhinaus für Christen aller Konfessionen relevant. Die Geschichte des Petrus-Kopf-Mosaiks steht in meinem Aufsatz "50 Jahre Opernbrunnen in Köln" in "Rheinische Heimatpflege", Dezember 2016. Leicht überarbeitet erscheint sie im April in "Momentum", der Halbjahreszeitschrift der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlin.
Das Petrus-Mosaik in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtsniskirche, 1945 (Foto: Hilde Fischer – Rechteinhaber konnten nicht ermittelt werden)
Nachgedanken
Die 1960er-Jahre boten einen Boom an Brunnenbauten, und zwar vielerorts. Köln stand dem nicht nach. Brunnen sind beliebte Treffpunkte und Aufenthaltsorte für die Menschen. Die Philosophie des fließenden Wassers, das scheinbar natürlich und unerschöpflich sich stetig neu ergießt, könnte das erklären. Es symbolisiert die Quelle des Lebens, das aus der Erde aufsteigt. Und in heißen Sommern verheißt das Brunnenwasser Kühlung. Im Opernbrunnen kann man, auf der Umrandung sitzend, seine nackten Füße ins Nass stellen. Ist der Brunnen trocken, lädt er ein zum Begehen, Spielen und Klettern. Mehrmals schon habe ich Kinder dabei beobachtet, wie sie auf dem nordwestlichen Kuppelsegment auf allen Vieren nach oben krabbelten, um dann auf dem Po sitzend runterzurutschen. Ich denke mir, dass Jürgen Hans Grümmer seine Freude daran gehabt hätte.
Wurde in Köln genug getan, um diesen Brunnen in einem guten Zustand zu erhalten? Ein Versäumnis zeigt der Opernbrunnen deutlich: An einer Wasser-Entkalkungsanlage zu sparen, machte immer wieder Entkalkungsmaßnahmen notwendig. Und diese haben den Mosaiken insgesamt nicht gut getan – den Fugen nicht und vor allem den Gold-Glassteinen. Nur die guten Smalten und Scherben haben sich erhalten, auch wenn sie vielfach bei Trockenheit matt wirken – aber doch weiterhin bunt und farbig.
Siehe auch:
Das Petrus-Kopf-Mosaik
Kölner Opernbrunnen – Neue Entwicklungen
Von Udo W. Hombach
NRhZ 599 vom 08.02.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23535
Der Brunnen vor der Kölner Oper
Mosaiken ohne Glück und Glas?
Von Udo W. Hombach
NRhZ 595 vom 11.01.2017
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23441
http://udo-w-hombach.de/puhl_wagner.htm
Mosaik-Führung mit Udo W. Hombach am Brunnen vor dem Kölner Opernhaus
Samstag, 18. März 2017, 12.00–13.00 Uhr
Sonntag, 19. März 2017, 12.00–13.00 Uhr
Spende von 5,00 EUR wird erbeten
Tel.: 0221/9402635
Online-Flyer Nr. 601 vom 22.02.2017