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Im Vorfeld des 30. Juni – Kundgebung für die Aufarbeitung der Verbrechen in der Colonia Dignidad, Krefeld, 16.6.2018
Unter den Augen von Hartmut Hopp
Von Arbeiterfotografie
Als am 11. September 1973 der chilenische Präsident Salvador Allende bei einem Militärputsch ums Leben kommt und General Pinochet an die Macht gebracht wird, war Richard Nixon Präsident der USA. Er wurde nicht zur Rechenschaft gezogen. Henry Kissinger war sein nationaler Sicherheitsberater. Er wurde nicht zur Rechenschaft gezogen. William Colby war Direktor der CIA. Er wurde nicht zur Rechenschaft gezogen. Im Hintergrund zog der Konzern ITT seine Fäden. Er wurde nicht zur Rechenschaft gezogen. Unter General Pinochet beginnt eine Zeit des Terrors. Dabei spielt auch die "Colonia Dignidad" eine Rolle. "Während der Militärdiktatur unter Pinochet (1973-1990) diente die Siedlung als Folterlager des Geheimdienstes DINA. Hunderte Gegner der Diktatur wurden dort gefoltert, und über 100 von ihnen sollen auf dem Gelände ermordet worden sein. Sie sind bis heute 'verschwunden'", heißt es in einem Flugblatt zur Kundgebung am 9. Juni 2018 in Krefeld vor dem Haus, in dem Hartmut Hopp lebt. "Hartmut Hopp war der Arzt und Krankenhausleiter der Colonia Dignidad. Er gehörte zu ihrer Führung und vertrat sie in der Öffentlichkeit. Er war mit Diktator Pinochet und dem Geheimdienstchef Manuel Contreras persönlich bekannt." Hartmut Hopp wurde in Chile am 25. Januar 2013 zu fünf Jahren Haft verurteilt. Bereits im Mai 2011 hatte er sich nach Deutschland abgesetzt. Bei der Kundgebung am 16. Juni wurde seine Inhaftierung gefordert.
Myrna Troncoso Munoz, Koordinatorin der Angehörigenverbände der Verschwundenen der Region Maule in Chile – mit einem Foto ihres „verschwundenen“ Bruders Ricardo (alle Fotos: arbeiterfotografie.com)
„Familien von verschwundenen Häftlingen in der Colonia Dignidad – Chile“
Myrna Troncoso Munoz, Koordinatorin der Angehörigenverbände der Verschwundenen der Region Maule in Chile – mit einem Bild ihres „verschwundenen“ Bruders Ricardo
Der Platz, an dem Hartmut Hopp lebt
Bilder von „Verschwundenen“
Das Haus, in dem Hartmut Hopp lebt
Bilder von „Verschwundenen“
Das Haus, in dem Hartmut Hopp lebt – an einem Fenster erscheint eine Person mit Kamera – Vermutlich fotografiert Hartmut Hopp das Geschehen vor dem Haus.
Bilder von „Verschwundenen“
Myrna Troncoso Munoz, Koordinatorin der Angehörigenverbände der Verschwundenen der Region Maule in Chile
„Sprecht! Bringt die Wahrheit ans Licht!
Vor dem Haus von Hartmut Hopp – „Vereinigung der Familien der verschwundenen Häftlinge“
Kundgebungsteilnehmer und das Bild eines „Verschwundenen“
„Haft für Hopp“
Bilder von „Verschwundenen“
„Allez Hopp in den Knast! Würde und Gerechtigkeit für die Opfer!“
Kundgebung vor dem Haus von Hartmut Hopp
„Allez Hopp in den Knast! Würde und Gerechtigkeit für die Opfer!“
Vor dem Haus von Hartmut Hopp – „Gerechtigkeit für die Häftlinge in der Colonia Dignidad“
„Sprecht! Bringt die Wahrheit ans Licht!“ „Familien von verschwundenen Häftlingen in der Colonia Dignidad – Chile“
„Haft für Hopp“
Myrna Troncoso Munoz, Koordinatorin der Angehörigenverbände der Verschwundenen der Region Maule in Chile, mit einem Plakat, auf dem Hartmut abgebildet ist – „Allez Hopp! Ins Gefängnis! Keine Straflosigkeit für Täter der Colonia Dignidad in der Bundesrepublik!“
Myrna Troncoso Munoz klingelt bei Hartmut Hopp
Myrna Troncoso Munoz klingelt bei Hartmut Hopp, um den Brief an ihn zu übergeben
Myrna Troncoso Munoz klingelt bei Hartmut Hopp
Am Platz, an dem Hartmut Hopp lebt
Brief für Hartmut Hopp
Am Platz, an dem Hartmut Hopp lebt
Myrna Troncoso Munoz wirft den Brief für Hartmut Hopp ein
Myrna Troncoso Munoz, Koordinatorin der Angehörigenverbände der Verschwundenen der Region Maule in Chile
Während der Kundgebung wird an einem der Fenster des Hauses mit der Nummer 34, in dem Hartmut Hopp lebt, die Gardine beiseite geschoben. Für einen Moment wird dort ein Gesicht mit einer Kamera davor sichtbar. Vermutlich fotografiert Hartmut Hopp das Geschehen vor dem Haus. Nach der Kundgebung drückt Myrna Troncoso Munoz, Koordinatorin der Angehörigenverbände der Verschwundenen der Region Maule in Chile, an der Haustür mehrfach die Klingel von Hartmut Hopp. Doch die Tür öffnet sich nicht. So kann Myrna Troncoso Munoz den vorbereiteten Brief nicht persönlich übergeben. Aber sie kann ihn einwerfen. Der Brief hat folgenden Wortlaut:
Die Kundgebung steht auch in Zusammenhang mit dem 30. Juni 2018, einem Termin, den der Bundestag der Bundesregierung gesetzt hat. Das Berliner Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL), das die Kundgebung mit organisiert hat, erläutert: "Im Juni 2017 hat der Bundestag einstimmig einen Entschließungsantrag zur Aufarbeitung der Verbrechen der Colonia Dignidad verabschiedet. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, gemeinsam mit dem chilenischen Staat die juristische, politische und historische Aufarbeitung voranzubringen. Bis zum 30. Juni 2018 sollen Konzepte für Hilfsmaßnahmen für die Opfer und die Errichtung einer Gedenkstätte der Colonia Dignidad vorgelegt werden."
Das im Rahmen der Kundgebung verteilte Flugblatt hat den folgenden Wortlaut:
Siehe auch:
GRUSS an die Leserinnen und Zuschauer der Neuen Rheinischen Zeitung
Haft für Hopp! Täter der Colonia Dignidad
Von Myrna Troncoso
NRhZ 664 vom 20.06.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24963
Musikvideo zu einem Lied von Manuel Garcia – zum Film "Stadt der Fotografen" (Chile 2006)
"Der alte Kommunist"
Von Sebastian Moreno
NRhZ 664 vom 20.06.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24966
Online-Flyer Nr. 664 vom 20.06.2018
Im Vorfeld des 30. Juni – Kundgebung für die Aufarbeitung der Verbrechen in der Colonia Dignidad, Krefeld, 16.6.2018
Unter den Augen von Hartmut Hopp
Von Arbeiterfotografie
Als am 11. September 1973 der chilenische Präsident Salvador Allende bei einem Militärputsch ums Leben kommt und General Pinochet an die Macht gebracht wird, war Richard Nixon Präsident der USA. Er wurde nicht zur Rechenschaft gezogen. Henry Kissinger war sein nationaler Sicherheitsberater. Er wurde nicht zur Rechenschaft gezogen. William Colby war Direktor der CIA. Er wurde nicht zur Rechenschaft gezogen. Im Hintergrund zog der Konzern ITT seine Fäden. Er wurde nicht zur Rechenschaft gezogen. Unter General Pinochet beginnt eine Zeit des Terrors. Dabei spielt auch die "Colonia Dignidad" eine Rolle. "Während der Militärdiktatur unter Pinochet (1973-1990) diente die Siedlung als Folterlager des Geheimdienstes DINA. Hunderte Gegner der Diktatur wurden dort gefoltert, und über 100 von ihnen sollen auf dem Gelände ermordet worden sein. Sie sind bis heute 'verschwunden'", heißt es in einem Flugblatt zur Kundgebung am 9. Juni 2018 in Krefeld vor dem Haus, in dem Hartmut Hopp lebt. "Hartmut Hopp war der Arzt und Krankenhausleiter der Colonia Dignidad. Er gehörte zu ihrer Führung und vertrat sie in der Öffentlichkeit. Er war mit Diktator Pinochet und dem Geheimdienstchef Manuel Contreras persönlich bekannt." Hartmut Hopp wurde in Chile am 25. Januar 2013 zu fünf Jahren Haft verurteilt. Bereits im Mai 2011 hatte er sich nach Deutschland abgesetzt. Bei der Kundgebung am 16. Juni wurde seine Inhaftierung gefordert.
Myrna Troncoso Munoz, Koordinatorin der Angehörigenverbände der Verschwundenen der Region Maule in Chile – mit einem Foto ihres „verschwundenen“ Bruders Ricardo (alle Fotos: arbeiterfotografie.com)
„Familien von verschwundenen Häftlingen in der Colonia Dignidad – Chile“
Myrna Troncoso Munoz, Koordinatorin der Angehörigenverbände der Verschwundenen der Region Maule in Chile – mit einem Bild ihres „verschwundenen“ Bruders Ricardo
Der Platz, an dem Hartmut Hopp lebt
Bilder von „Verschwundenen“
Das Haus, in dem Hartmut Hopp lebt
Bilder von „Verschwundenen“
Das Haus, in dem Hartmut Hopp lebt – an einem Fenster erscheint eine Person mit Kamera – Vermutlich fotografiert Hartmut Hopp das Geschehen vor dem Haus.
Bilder von „Verschwundenen“
Myrna Troncoso Munoz, Koordinatorin der Angehörigenverbände der Verschwundenen der Region Maule in Chile
„Sprecht! Bringt die Wahrheit ans Licht!
Vor dem Haus von Hartmut Hopp – „Vereinigung der Familien der verschwundenen Häftlinge“
Kundgebungsteilnehmer und das Bild eines „Verschwundenen“
„Haft für Hopp“
Bilder von „Verschwundenen“
„Allez Hopp in den Knast! Würde und Gerechtigkeit für die Opfer!“
Kundgebung vor dem Haus von Hartmut Hopp
„Allez Hopp in den Knast! Würde und Gerechtigkeit für die Opfer!“
Vor dem Haus von Hartmut Hopp – „Gerechtigkeit für die Häftlinge in der Colonia Dignidad“
„Sprecht! Bringt die Wahrheit ans Licht!“ „Familien von verschwundenen Häftlingen in der Colonia Dignidad – Chile“
„Haft für Hopp“
Myrna Troncoso Munoz, Koordinatorin der Angehörigenverbände der Verschwundenen der Region Maule in Chile, mit einem Plakat, auf dem Hartmut abgebildet ist – „Allez Hopp! Ins Gefängnis! Keine Straflosigkeit für Täter der Colonia Dignidad in der Bundesrepublik!“
Myrna Troncoso Munoz klingelt bei Hartmut Hopp
Myrna Troncoso Munoz klingelt bei Hartmut Hopp, um den Brief an ihn zu übergeben
Myrna Troncoso Munoz klingelt bei Hartmut Hopp
Am Platz, an dem Hartmut Hopp lebt
Brief für Hartmut Hopp
Am Platz, an dem Hartmut Hopp lebt
Myrna Troncoso Munoz wirft den Brief für Hartmut Hopp ein
Myrna Troncoso Munoz, Koordinatorin der Angehörigenverbände der Verschwundenen der Region Maule in Chile
Während der Kundgebung wird an einem der Fenster des Hauses mit der Nummer 34, in dem Hartmut Hopp lebt, die Gardine beiseite geschoben. Für einen Moment wird dort ein Gesicht mit einer Kamera davor sichtbar. Vermutlich fotografiert Hartmut Hopp das Geschehen vor dem Haus. Nach der Kundgebung drückt Myrna Troncoso Munoz, Koordinatorin der Angehörigenverbände der Verschwundenen der Region Maule in Chile, an der Haustür mehrfach die Klingel von Hartmut Hopp. Doch die Tür öffnet sich nicht. So kann Myrna Troncoso Munoz den vorbereiteten Brief nicht persönlich übergeben. Aber sie kann ihn einwerfen. Der Brief hat folgenden Wortlaut:
- Krefeld, 16. Juni 2018
Herr Hartmut Hopp, nach 45 Jahren der Suche nach unseren verschwundenen Angehörigen stehe ich heute an Ihrer Haustür, um Ihnen diesen Brief im Namen aller chilenischen Angehörigen der Verschwundenen und aus politischen Gründen Hingerichteten zu überreichen.
Wir wissen, dass Sie enge Beziehungen zu Agenten des Repressionsapparates der Militärdiktatur hatten, zum Geheimdienstchef Manuel Contreras Sepülveda und sogar zum Diktator persönlich, Augusto Pinochet.
Wir wissen, dass Dutzende unserer Angehörigen in die Colonia Dignidad verschleppt wurden, dort gefoltert und hingerichtet wurden. Wir kennen die Aussagen von Mitgliedern der Colonia Dignidad, die ihre Beteiligung an diesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gestanden haben.
Wir wissen, dass Sie als rechte Hand von Paul Schäfer und als eine der wichtigsten Führungspersonen der Colonia Dignidad über Schlüsselinformationen verfügen, die dazu beitragen können, die brutalen Verbrechen, die an unseren geliebten Angehörigen begangen wurden, aufzuklären.
Wir wissen, dass neben Ihnen auch eine Reihe weiterer ehemaliger Koloniebewohner, die über Informationen verfügen, nach Deutschland zurückgekehrt sind.
Deshalb fordern wir Sie auf, Ihr Schweigen zu brechen! Wir Angehörige können nicht mehr länger warten, um zu erfahren was geschehen ist, wo sie sind, wie unsere geliebten Angehörigen verschwunden sind.
Wir bitten Sie um eine Geste der Menschlichkeit, geben Sie Ihre Kenntnisse preis, damit sie gefunden und identifiziert werden können, und damit wir als Familien nach 45 Jahren endlich trauern können.
In Erwartung Ihrer Antwort,
Myrna Troncoso Munoz
Koordinatorin der Angehörigenverbände der Verschwundenen der Region Maule, Chile
Die Kundgebung steht auch in Zusammenhang mit dem 30. Juni 2018, einem Termin, den der Bundestag der Bundesregierung gesetzt hat. Das Berliner Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL), das die Kundgebung mit organisiert hat, erläutert: "Im Juni 2017 hat der Bundestag einstimmig einen Entschließungsantrag zur Aufarbeitung der Verbrechen der Colonia Dignidad verabschiedet. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, gemeinsam mit dem chilenischen Staat die juristische, politische und historische Aufarbeitung voranzubringen. Bis zum 30. Juni 2018 sollen Konzepte für Hilfsmaßnahmen für die Opfer und die Errichtung einer Gedenkstätte der Colonia Dignidad vorgelegt werden."
Das im Rahmen der Kundgebung verteilte Flugblatt hat den folgenden Wortlaut:
- HABLEN! (Sprecht!)
Bringt die Wahrheit ans Licht!
Gerechtigkeit für die Opfer der Colonia Dignidad!
Kundgebung/Funa in der Nähe von Hartmut Hopps Wohnort
Die COLONIA DIGNIDAD
Die Colonia Dignidad (heute: Villa Baviera) war eine 1961 gegründete deutsche Sektensiedlung in Chile. Ihr Führer Paul Schäfer floh mit etwa 300 Anhängern von Siegburg nach Chile, da er wegen Kindesmissbrauchs von der Staatsanwaltschaft Bonn gesucht wurde. Die Mehrheit der deutschen Bewohner der Siedlung wurde gefoltert, zur Zwangsarbeit getrieben und durch Medikamentenmissbrauch gebrochen. Während der Militärdiktatur unter Pinochet (1973-1990) diente die Siedlung als Folterlager des Geheimdienstes DINA. Hunderte Gegner der Diktatur wurden dort gefoltert, und über 100 von ihnen sollen auf dem Gelände ermordet worden sein. Sie sind bis heute „verschwunden“.
Bis zur Festnahme von Schäfer im Jahr 2005 war die Colonia Dignidad eine lagerähnlich geschlossene Siedlung, in der schwerste Menschenrechtsverletzungen begangen wurden. Obwohl dies bekannt war, ergriffen die Regierungen Chiles und der Bundesrepublik Deutschland jahrzehntelang keine ausreichenden Maßnahmen, um diese Verbrechen abzustellen.
Die Aufarbeitung der Verbrechen der Colonia Dignidad
Der Deutsche Bundestag hat im Juni 2017 einstimmig festgestellt, dass die bisherige Aufarbeitung der Verbrechen der Colonia Dignidad bislang ungenügend ist. Gleichzeitig wurde die Bundesregierung aufgefordert, die Aufklärung der Verbrechen voranzubringen, die Justizkooperation mit Chile zu verbessern, einen Hilfsfonds für die Opfer einzurichten, das versteckte Vermögen der Colonia Dignidad zu untersuchen und gemeinsam mit Chile in der ehemaligen Colonia Dignidad eine Gedenkstätte zu errichten.
HARTMUT HOPP, die Verbrechen der Colonia Dignidad und die Justiz
Hartmut Hopp war der Arzt und Krankenhausleiter der Colonia Dignidad. Er gehörte zu ihrer Führung und vertrat sie in der Öffentlichkeit. Er war mit Diktator Pinochet und dem Geheimdienstchef Manuel Contreras persönlich bekannt. Der Oberste Gerichtshof Chiles verurteilte Hopp am 25. Januar 2013 zu fünf Jahren Haft wegen Beihilfe zu systematischem sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung von chilenischen Kindern. Gemeinsam mit Hopp wurden fünf weitere ehemalige Führungsmitglieder der Siedlung zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Sie traten 2013 ihre Strafen an. Hopp aber floh im Mai 2011 mit seiner Frau Dorothea nach Deutschland, um der chilenischen Haftstrafe und weiteren chilenischen Strafverfahren zu entgehen. Sie leben seitdem in Krefeld. Interpol hat Hopp weltweit zur Fahndung ausgeschrieben – in Deutschland ist er jedoch - noch – ein freier Mann. Chile hat Deutschland um Auslieferung gebeten, was Deutschland mit Verweis auf die deutsche Staatsangehörigkeit Hopps abgelehnt hat. 2014 hat Chile die Bundesrepublik um Vollstreckung der rechtskräftigen Strafe gegen Hopp gebeten. Das Landgericht Krefeld hat 2017 der Haftvollstreckung zugestimmt. Hopp hat daraufhin Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf eingelegt, über die noch nicht entschieden wurde.
Neben dem chilenischen Haftvollstreckungsersuchen ermittelt auch die deutsche Justiz gegen Hartmut Hopp – inzwischen seit 30 Jahren! Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelte ergebnislos 22 Jahre lang von 1985-2010. Die Krefelder Staatsanwaltschaft ermittelt seit Herbst 2011 gegen Hartmut Hopp wegen: Beteiligung am Mord an politischen Gefangenen in der Colonia Dignidad, Beihilfe zum sexuellen Kindesmissbrauch und schwerer Körperverletzung durch medizinisch nicht indizierte systematische Vergabe von Psychofarmaka zur „Ruhigstellung“ von Colonia Dignidad-Mitgliedern. Bislang ist noch keine Anklage erhoben worden. Neben Hartmut Hopp leben noch eine Reihe weiterer mutmaßlicher Täter der Colonia Dignidad in Deutschland, bislang vollkommen straflos.
Die VERSCHWUNDENEN der Colonia Dignidad
In Chile wurden während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet etwa 3000 Menschen aus politischen Gründen ermordet und über 40.000 Personen gefoltert. 1200 Menschen gelten bis heute als „Verschwundene“, sie wurden ermordet und ihre Leichen beseitigt. Die Angehörigen wissen bis heute nicht, wo und von wem sie ermordet wurden, konnten sie nicht beerdigen und haben keinen Ort der Trauer. Bewohner der Colonia Dignidad haben bei Aussagen in chilenischen Gerichtsverfahren berichtet, dass sie dutzende Gefangene in den Wald der Colonia Dignidad gefahren haben. Dort seien diese dann erschossen worden. Einige Jahre später seien die Leichen wieder exhumiert und verbrannt worden. Bei diesen Aussagen wurden die Namen der Opfer und der Täter jedoch verschwiegen. Derzeit finden in der ehemaligen Colonia Dignidad Ausgrabungen statt, um nach biologischen Überresten der Ermordeten zu suchen.
HABLEN! (Sprecht!)
Die Morde in der Colonia Dignidad liegen viele Jahrzehnte zurück und die chilenische und die deutsche Justiz haben es versäumt, diese zeitnah und angemessen zu untersuchen. Dies hat es den Tätern ermöglicht, Spuren zu beseitigen. Gleichzeitig haben bisher nur wenige ehemalige Bewohner_innen der Colonia Dignidad zur Aufklärung der Verbrechen beigetragen. Der Schweigepakt derjenigen, die Details über die Verbrechen kennen, verhindert bislang deren Aufklärung. Viele der Täter sind in den letzten Jahren gestorben. Auch viele Angehörige der Verschwundenen sind gestorben, ohne das Schicksal ihrer ermordeten Familienmitglieder zu kennen. Wir fordern alle, die Kenntnisse über die Verbrechen der Colonia Dignidad haben, auf, zu sprechen und damit zur Aufklärung der Geschichte beizutragen!
Solange es keine Gerechtigkeit gibt – gibt es FUNAs!
In Chile ist die Aufarbeitung der Menschenrechtsverbrechen der Militärdiktatur langwierig und lückenhaft. Angehörige von Verschwundenen kritisieren fehlende Gerechtigkeit und prangern die Täter mit FUNA-Kundgebungen öffentlich an. FUNAs sind keine Akte der Selbstjustiz, sondern verzweifelte Proteste gegen die Straflosigkeit.
Wir fordern die Justiz in Chile und Deutschland auf, die Ermittlungen zu beschleunigen. Von der Politik fordern wir, den Ermittlungen höhere Priorität einzuräumen und finanzielle und technische Mittel für die Ausgrabungen zur Verfügung zu stellen. Und von den Tätern und Mitwissern wie Hartmut Hopp fordern wir:
HABLEN! – Sprecht endlich!
Bringt die Wahrheit ans Licht!
Siehe auch:
GRUSS an die Leserinnen und Zuschauer der Neuen Rheinischen Zeitung
Haft für Hopp! Täter der Colonia Dignidad
Von Myrna Troncoso
NRhZ 664 vom 20.06.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24963
Musikvideo zu einem Lied von Manuel Garcia – zum Film "Stadt der Fotografen" (Chile 2006)
"Der alte Kommunist"
Von Sebastian Moreno
NRhZ 664 vom 20.06.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24966
Online-Flyer Nr. 664 vom 20.06.2018