NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 01. November 2024  

Fenster schließen

Kommentar
Die Lage ist ernst – weil wir es geschehen lassen
Friedliche Bürger werden gegeneinander in Stellung gebracht
Von Rudolf Hänsel

Am Rande einer Demonstration gegen die Einführung des Grünen Passes in Italien beschrieb eine Demonstrantin, was uns Bürger in naher Zukunft erwarten wird – wenn wir es geschehen lassen: „Wir werden bald sehen, wie die Geimpften uns angreifen werden. Die Menschen werden gegeneinander ausgespielt. Letztes Jahr waren es diejenigen, die einen Arbeitsplatz hatten, und diejenigen, die ihn verloren hatten. In diesem Jahr wird die Gesellschaft zwischen denen, die geimpft sind, und denen, die nicht geimpft sind, gespalten.“ (1) Friedliche Bürger werden auf diese Weise gegeneinander in Stellung gebracht und sollen so die Eugenik-Agenda der herrschenden „Elite“ voranbringen. Dabei werden diejenigen, die diesen teuflischen Plan zu verantworten haben, ihre Hände in Unschuld waschen und für den zu erwartenden Hexensabbat – wie in jedem Krieg – den angeblich angeborenen Aggressionstrieb des Menschen verantwortlich machen. Doch dieser ist ein Mythos, der für Tyrannen aller Couleur schon immer als willkommene Legitimation für einen Bruder- oder Völkermord dient. In Wahrheit ist der Mensch ist von Natur aus gut und nicht böse.

„Der Mythos vom Aggressionstrieb“


Die Lehre vom ererbten Aggressionstrieb oder -instinkt gehört zu den umstrittensten Formeln, mit deren Hilfe Psychoanalytiker und Tierverhaltensforscher Probleme der politischen und sozialen Situation, ja der Geschichte des menschlichen Zusammenlebens schlechthin zu erklären suchen. Doch die Selbstverständlichkeit, mit der im Anschluss an Konrad Lorenz (1903-1983) von einem angeborenen Aggressionstrieb gesprochen wird, ist keinesfalls berechtigt. Das zeigen Vertreter verschiedener Wissenschaften im Sammelband „Der Mythos vom Aggressionstrieb“ auf (2). Lorenz war ein österreichischer Vertreter der „Tierpsychologie“. Nach den Erkenntnissen der Humanwissenschaften Anthropologie, Soziologie und Psychologie ist der Mensch von Natur aus gut und nicht böse.

Der Mensch hat eine Tötungshemmung, eine ursprüngliche Aversion zu töten. Damit er den Mitmenschen aber trotzdem angreift, muss diese Hemmung durch entsprechende Erklärungen ausgeschaltet werden. Der deutsche Philosoph Arno Plack nennt sie in dem oben erwähnten Sammelband aus den 70er-Jahren:
    „Dass ein vitales Gewissen sich sträubt, Mordbefehle auszuführen, damit hatten und haben allemal militante Führer zu rechnen. Und sie trugen dem Rechnung durch eine über die Jahrhunderte hinweg gleichgebliebene Erklärung, dass es sich bei dem jeweils befehdeten Volk oder der verfolgten Gruppe eigentlich gar nicht um richtige Menschen handle, sondern um 'höhere Tiere' (so Papst Paul III. über die Indianer) oder um 'Bestien', 'Heiden', 'Hexen', 'Untermenschen', 'Ungeziefer' gar, das man vertilgen müsse. So greift Manipulation des Bewußtseins vonseiten mordlüsterner Machthaber ein, um die Menschen, die noch anders empfinden, auf Vordermann zu bringen.“ (3)
Diese Auffassung Placks wird durch neuere Fachliteratur bestätigt. Für den renommierten amerikanischen Sozialpsychologen und Gewaltforscher Philip Zimbardo ist es die Macht der Umstände, die den Menschen zum Gewalttäter und Mörder machen. In seinem Buch „Der Luzifer-Effekt“ schreibt er:
    „Nicht die Veranlagung bringt gute Menschen dazu, Böses zu tun, sondern die Situation, in der sie sich befinden oder in die man sie versetzt.“ (4)
Voraussetzung für die Taten sei, dass die Opfer zu einer Bedrohung erklärt und gleichzeitig entmenschlicht würden. In Ruanda verkündete die Hutu-Regierung, Tutsis seien nichts weiter als „Katerlaken“ und hätten deshalb den Tod verdient. Deutsche Nazis stellten Juden als gefährliches „Ungeziefer“ dar.

Heute wird die große Gruppe der nicht geimpfte Mitbürger von den Adlaten der herrschenden „Elite“ zur lebensbedrohlichen Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerungsgruppe der bereits Geimpften erklärt, die dringend bekämpft oder gar aus der menschlichen Gemeinschaft ausgeschlossen werden solle. Selbstständig Denkende werden seit langem als verwirrte „Querdenker“, als unverbesserliche „Verschwörungstheoretiker“ und damit als Bedrohung für die Regierenden diskriminiert – und zum Abschuss durch die Massenmedien freigegeben. Wohin wird das führen, wenn sich immer mehr autoritätshörige, regierungstreue Mitbürger dieser menschenfeindlichen und gefährlichen Sichtweise anschließen – und die Opfer dieser staatlichen Diskriminierungskampagne sich das nicht gefallen lassen werden? Die weltweiten Demonstrationen und der offensichtliche Einsatz unverhältnismäßiger Gewalt von beauftragten Polizeikräften lässt nichts Gutes erahnen.

Holocaust-Überlebende Vera Sharav: „Die Geschichte wiederholt sich“

Die Vorgeschichten vergangener Bürger-, Regional- und Weltkriege bieten genug Anschauungsmaterial, um hellhörig und doch noch einsichtig zu werden. Hierzu zählt auch die seit Jahren andauernde Verunglimpfung des russischen Präsidenten und russischer Bürger als eine Methode der Psychologischen Kriegsführung.

In einem Artikel des österreichischen „Wochenblick“ vom 3. Juli wird die Holocaust-Überlebende, Frau Vera Sharav, mit den Worten zitiert: „Die Geschichte wiederholt sich“ (5). Es ist wert, längere Passagen aus diesem Artikel wörtlich zu zitieren:
    „Vera Sharav überlebte als Kind den Holocaust. Sie schildert: ‚Als ich nach New York kam, fragte ich mich: Wo waren alle?  Wo waren alle, als ich in der Hölle war?‘ Gerechtigkeit und das Nicht-Wegschauen wenn Unrecht geschieht, ist Sharav deswegen ein großes Anliegen. Sucharit Bhakdi wurde unlängst vorgeworfen, er sei Antisemit, weil er Israel als die ‚Hölle auf Erden’ bezeichnete. Doch die Holocaust-Überlebende Vera Sharav stimmt ihm zu: ‚Ich wünschte, es wäre nicht so.‘ Die Geschichte wiederhole sich. Sie fordern Nürnberger Prozesse für die Verursacher des Covid-'Menschheitsverbrechens'.

    Sharav erklärt: Die Nazi-Verbrechen geschahen ohne Widerspruch zum Internationalen Recht. Doch es entstanden die Nürnberger Prozesse, die für Gerechtigkeit sorgten und das Konzept der Verbrechen gegen die Menschlichkeit einführten. Damit so etwas wie in Nazi-Deutschland nicht mehr passieren kann. Der Nürnberger-Kodex wurde im Zuge der Ärzteprozesse (1946) nach dem 2. Weltkrieg eingeführt und sollte den ethischen Umgang der Medien mit Menschen sicherstellen. Doch trotzdem wiederhole sich die Geschichte nun. (…)

    Es sei schrecklich für Sharav, nun den Niedergang der Demokratie mitzuerleben. Die verfassungsmäßig sichergestellten Freiheitsrechte wurden außer Kraft gesetzt, wie in Nazideutschland, analysiert die Holocaust-Überlebende. Das sei ein großer Vertrauensbetrug, den die Regierungen gegenüber ihrer Bevölkerung begingen. Sharav kritisiert die israelische Regierung stark. Sie ist schockiert darüber, wie Nichtgeimpfte dämonisiert werden. ‚Unter den Nazis wurden die Juden als Verbreiter von Krankheit stigmatisiert und in Lager gesperrt.‘ Jetzt würde wieder eine Zweiklassengesellschaft geschaffen. Die Gesellschaft werde in Privilegierte und Unterprivilegierte gespalten.“ (6)

Fussnoten:

(1) https://de.rt.com/kurzclips/121646-tausende-gegen-gruenen-pass-rom/
(2) Plack, Arno (Hrsg.). (1973). Der Mythos vom Aggressionstrieb. München
(3) A. a. O., S. 33
(4) Zimbardo, Philip (2008). Der Luzifer-Effekt. Heidelberg
(5) https://www.wochenblick.at/holocaust-ueberlebende-springt-bhakdi-bei-die-geschichte-wiederholt-sich/
(6) A. a. O.



English version:
The Situation is Serious – Because we Let it Happen
Peaceful citizens are being set against each other

By Dr. Rudolf Hänsel

On the fringes of a demonstration against the introduction of the green passport in Italy, a demonstrator described what we citizens can expect in the near future – if we let it happen: "We will soon see how the vaccinated will attack us. People are being played off against each other. Last year it was those who had jobs and those who lost them. This year, society will be divided between those who are vaccinated and those who are not." (1)

Peaceful citizens are thus pitted against each other to advance the eugenics agenda of the ruling "elite". Those responsible for this diabolical plan will wash their hands of the matter and blame the expected coven – as in every war – on the supposedly innate aggression instinct of man. But this is a myth that has always served tyrants of all stripes as a welcome legitimisation for fratricide or genocide. In truth, man is inherently good and not evil.

"The myth of the aggression instinct"

The doctrine of the inherited aggression drive or aggression instinct is one of the most controversial formulas with the help of which psychoanalysts and animal behaviourists seek to explain problems of the political and social situation, indeed of the history of human coexistence per se. But the self-evidence with which, following Konrad Lorenz (1903-1983), an innate aggression instinct is spoken of is by no means justified. This is shown by representatives of various sciences in the anthology "Der Mythos vom Aggressionstrieb" (2). Lorenz was an Austrian representative of "animal psychology". According to the findings of the human sciences anthropology, sociology and psychology, man is by nature good and not evil.

Man has an inhibition to kill, an original aversion to killing. However, in order for him to attack his fellow human being anyway, this inhibition must be eliminated through appropriate explanations. The German philosopher Arno Plack calls it in the above-mentioned anthology from the 1970s:
    "Militant leaders always had and have to reckon with the fact that a vital conscience resists carrying out orders to kill. And they took this into account by declaring, as they have done over the centuries, that the people or group they were fighting against were not really human beings at all, but 'higher animals' (as Pope Paul III said of the Indians) or 'beasts', 'heathens', 'witches', 'subhumans', 'vermin' even, which had to be exterminated. Thus manipulation of consciousness on the part of murderous rulers intervenes to bring people who still feel differently up to speed." (3)
This view of Plack's is confirmed by more recent specialist literature. For the renowned American social psychologist and violence researcher Philip Zimbardo, it is the power of circumstances that makes people violent criminals and murderers. In his book "The Lucifer Effect" he writes:
    "It is not disposition that makes good people do evil, but the situation they find themselves in or are put in." (4)
The prerequisite for the acts, he says, is that the victims are declared a threat and dehumanised at the same time. In Rwanda, the Hutu government proclaimed that Tutsis were nothing more than "hangovers" and therefore deserved to die. German Nazis portrayed Jews as dangerous "vermin".

Today, the large group of unvaccinated fellow citizens is declared by the adlates of the ruling "elite" to be a life-threatening danger to the health of the population group of the already vaccinated, which should be urgently fought against or even excluded from the human community. Independent thinkers have long been discriminated against as confused "lateral thinkers", as incorrigible "conspiracy theorists" and thus as a threat to those in power – and cleared for shooting down by the mass media. Where will this lead, if more and more authority-affiliated, government-loyal fellow citizens join this misanthropic and dangerous view – and the victims of this state discrimination campaign will not put up with it? The worldwide demonstrations and the apparent use of disproportionate force by mandated police forces does not bode well.

Holocaust survivor Vera Sharav: "History repeats itself"

The past histories of past civil, regional and world wars provide enough illustrative material to make one prick up one's ears and yet still be perceptive. This includes the denigration of the Russian president and Russian citizens that has been going on for years as a method of psychological warfare.

In an article in the Austrian "Wochenblick" of 3 July, the Holocaust survivor, Mrs. Vera Sharav, is quoted as saying: "History repeats itself" (5). It is worth quoting longer passages from this article verbatim:
    "Vera Sharav survived the Holocaust as a child. She describes: 'When I came to New York, I asked myself: where was everyone?  Where was everyone when I was in hell?' Justice and not looking away when injustice happens is therefore a major concern for Sharav. Sucharit Bhakdi was recently accused of being anti-Semitic for calling Israel 'hell on earth'. But Holocaust survivor Vera Sharav agrees with him: 'I wish it were not so.' History is repeating itself. They call for Nuremberg trials for those responsible for the Covid 'crime against humanity'.

    Sharav explains, "The Nazi crimes happened without contradiction to International Law. But the Nuremberg Trials emerged, which provided justice and introduced the concept of crimes against humanity. So that something like what happened in Nazi Germany could never happen again. The Nuremberg Code was introduced in the wake of the Doctors' Trials (1946) after World War II and was intended to ensure the ethical treatment of people by the media. But nevertheless, history is now repeating itself. (...)

    It is terrible for Sharav to witness the decline of democracy now. The constitutionally guaranteed rights of freedom have been suspended, as in Nazi Germany, analyses the Holocaust survivor. This is a great betrayal of trust that the governments are committing against their people. Sharav strongly criticises the Israeli government. She is shocked at how non-vaccinated people are demonised. 'Under the Nazis, Jews were stigmatised as spreaders of disease and locked up in camps.' Now a two-class society would be created again. Society would be divided into the privileged and the underprivileged." (6)

Footnotes:

(1) https://de.rt.com/kurzclips/121646-tausende-gegen-gruenen-pass-rom/
(2) Plack, Arno (ed.). (1973). The myth of the aggression instinct. Munich
(3) op. cit., p. 33
(4) Zimbardo, Philip (2008). The Lucifer Effect. Heidelberg
(5) https://www.wochenblick.at/holocaust-ueberlebende-springt-bhakdi-bei-die-geschichte-wiederholt-sich/
(6) op. cit.



Dr. Rudolf Hänsel ist Diplom-Psychologe und Erziehungswissenschaftler.
Dr. Rudolf Hänsel is a graduate psychologist and educationalist.




Online-Flyer Nr. 775  vom 25.08.2021



Startseite           nach oben