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Gedanken zum Ausgang der Präsidentenwahl in der Türkei
Den falschen Präsidenten gewählt?
Von Petra Scharrelmann
Die Türken haben den falschen Präsidenten gewählt, meint Cem Özdemir, der deutsche Landwirtschaftsminister mit türkischen Wurzeln. Das dürfe man ihnen nicht durchgehen lassen. Herr Özdemir kennt auch schon die Gründe, dafür braucht er mit den Menschen nicht zu sprechen, denn mit solchen demokratie- und menschenrechtsfeindlichen Hinterweltlern spricht er nicht, schließlich ist er Mitglied der Grünen, der weltbesten Menschenrechtsschutzpartei und als solcher immer im Recht. Ihm stimmen übrigens auch die Medien der Herrschenden zu und übernehmen Özdemirs Einschätzung eins zu eins. Und um die deutschen Leser nicht unnötig zu verwirren, lassen sie unerwähnt, dass der eigene Wunschkandidat der Opposition die rassistisch aufgeladene Stimmung in der Türkei nutzte und seinen Wählern die Abschiebung geflüchteter Menschen aus Syrien und Afghanistan versprach, denen man die Schuld an jedem Elend gibt.
Besonders frevelhaft sei das Wahlverhalten der Türken in Deutschland, weil sie selbst ja in der besten Demokratie leben und aus dieser Komfortzone heraus ihre Mitbürger in der alten Heimat ins Unglück stürzten, meint Özdemir. Auf solche Menschen müsse man auch darum ein wachsames Auge haben, weil sie Sympathien für Autokraten hegen. Stolz verweist Özdemir auf den Erfolg gegen so genannte Putin-Freunde, die man in den letzten Monaten mit massiven Repressionen überzogen hat. Falsch wählenden Türken dürfte also demnächst ähnliches drohen.
Erdogan und Putin - spätestens an dieser Stelle sollte man hellhörig werden. Die beiden in einem Atemzug nennen, das könnte heißen, dass der Türkei demnächst auch Sanktionen drohen, wenn sie weiter aus der Spur ausschert, sprich Putin nicht verurteilt und weiter Geschäfte mit Russland macht.
Besorgt ist man im Westen schon seit einiger Zeit ob des neuen Selbstbewusstseins der Türkei, die sich nicht mehr der von der Nato vorgegebenen Linie unterwirft. Die Türkei, die lange die Isolierung Syriens mitgetragen und eigene Interessen im Nachbarland verfolgt hat, scheint inzwischen begriffen zu haben, dass sie von Europa nicht viel zu erwarten hat, dass man sie immer mit einem Platz am Katzentisch abspeisen wird und dass es ein Fehler war, immer nur nach Westen zu schauen und den Nachbarn den Rücken zuzukehren. In dieser Erkenntnis und dem letztendlichen Kurswechsel liegt die Parallele zu Russland. Die Weigerung der Türkei, die Sanktionen gegen Russland umzusetzen und ihre Vermittlerrolle im Ukrainekonflikt, man erinnere sich an das Getreideabkommen, zahlen sich langsam aus.
Über die Türkei sollen demnächst wichtige Gasgeschäfte abgewickelt werden, die Geld in das Land fließen lassen, das dieses in der aktuellen Wirtschaftskrise und nach dem Erdbeben dringend braucht. Auch von dem Ende der Feindschaft mit Assad werden alle Seiten profitieren. Wahrscheinlich wird die Türkei aufhören, die Terrormilizen in Idlib zu unterstützen und ihre Truppen aus Afrin abziehen, wenn im Gegenzug dafür gesorgt wird, dass die Kurden ihre Kampfhandlungen im Norden Syriens einstellen. Das macht auch ein Ende der Präsens der US-Truppen in Syrien absehbar. Die Türkei hat wegen ihrer klugen Diplomatie in den letzten Jahren bei ihren Nachbarn erheblich an Prestige gewonnen und ihre Postion im Nahen Osten ausgebaut. Ein Wechsel in Ankara hätte all diese Schritte zunichte machen können. Und wer weiß, vielleicht waren das ja auch die Überlegungen der Wähler in Deutschland, die erleben, wie ihre Wahlheimat durch die bedingungslose Unterwerfung unter US-Interessen in den Ruin getrieben wird. Vielleicht wollten sie das dem Land, dem sie im Herzen noch immer verbunden sind, einfach ersparen.
Online-Flyer Nr. 813 vom 14.06.2023
Gedanken zum Ausgang der Präsidentenwahl in der Türkei
Den falschen Präsidenten gewählt?
Von Petra Scharrelmann
Die Türken haben den falschen Präsidenten gewählt, meint Cem Özdemir, der deutsche Landwirtschaftsminister mit türkischen Wurzeln. Das dürfe man ihnen nicht durchgehen lassen. Herr Özdemir kennt auch schon die Gründe, dafür braucht er mit den Menschen nicht zu sprechen, denn mit solchen demokratie- und menschenrechtsfeindlichen Hinterweltlern spricht er nicht, schließlich ist er Mitglied der Grünen, der weltbesten Menschenrechtsschutzpartei und als solcher immer im Recht. Ihm stimmen übrigens auch die Medien der Herrschenden zu und übernehmen Özdemirs Einschätzung eins zu eins. Und um die deutschen Leser nicht unnötig zu verwirren, lassen sie unerwähnt, dass der eigene Wunschkandidat der Opposition die rassistisch aufgeladene Stimmung in der Türkei nutzte und seinen Wählern die Abschiebung geflüchteter Menschen aus Syrien und Afghanistan versprach, denen man die Schuld an jedem Elend gibt.
Besonders frevelhaft sei das Wahlverhalten der Türken in Deutschland, weil sie selbst ja in der besten Demokratie leben und aus dieser Komfortzone heraus ihre Mitbürger in der alten Heimat ins Unglück stürzten, meint Özdemir. Auf solche Menschen müsse man auch darum ein wachsames Auge haben, weil sie Sympathien für Autokraten hegen. Stolz verweist Özdemir auf den Erfolg gegen so genannte Putin-Freunde, die man in den letzten Monaten mit massiven Repressionen überzogen hat. Falsch wählenden Türken dürfte also demnächst ähnliches drohen.
Erdogan und Putin - spätestens an dieser Stelle sollte man hellhörig werden. Die beiden in einem Atemzug nennen, das könnte heißen, dass der Türkei demnächst auch Sanktionen drohen, wenn sie weiter aus der Spur ausschert, sprich Putin nicht verurteilt und weiter Geschäfte mit Russland macht.
Besorgt ist man im Westen schon seit einiger Zeit ob des neuen Selbstbewusstseins der Türkei, die sich nicht mehr der von der Nato vorgegebenen Linie unterwirft. Die Türkei, die lange die Isolierung Syriens mitgetragen und eigene Interessen im Nachbarland verfolgt hat, scheint inzwischen begriffen zu haben, dass sie von Europa nicht viel zu erwarten hat, dass man sie immer mit einem Platz am Katzentisch abspeisen wird und dass es ein Fehler war, immer nur nach Westen zu schauen und den Nachbarn den Rücken zuzukehren. In dieser Erkenntnis und dem letztendlichen Kurswechsel liegt die Parallele zu Russland. Die Weigerung der Türkei, die Sanktionen gegen Russland umzusetzen und ihre Vermittlerrolle im Ukrainekonflikt, man erinnere sich an das Getreideabkommen, zahlen sich langsam aus.
Über die Türkei sollen demnächst wichtige Gasgeschäfte abgewickelt werden, die Geld in das Land fließen lassen, das dieses in der aktuellen Wirtschaftskrise und nach dem Erdbeben dringend braucht. Auch von dem Ende der Feindschaft mit Assad werden alle Seiten profitieren. Wahrscheinlich wird die Türkei aufhören, die Terrormilizen in Idlib zu unterstützen und ihre Truppen aus Afrin abziehen, wenn im Gegenzug dafür gesorgt wird, dass die Kurden ihre Kampfhandlungen im Norden Syriens einstellen. Das macht auch ein Ende der Präsens der US-Truppen in Syrien absehbar. Die Türkei hat wegen ihrer klugen Diplomatie in den letzten Jahren bei ihren Nachbarn erheblich an Prestige gewonnen und ihre Postion im Nahen Osten ausgebaut. Ein Wechsel in Ankara hätte all diese Schritte zunichte machen können. Und wer weiß, vielleicht waren das ja auch die Überlegungen der Wähler in Deutschland, die erleben, wie ihre Wahlheimat durch die bedingungslose Unterwerfung unter US-Interessen in den Ruin getrieben wird. Vielleicht wollten sie das dem Land, dem sie im Herzen noch immer verbunden sind, einfach ersparen.
Online-Flyer Nr. 813 vom 14.06.2023