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Neven DuMont stoppt Kölner Tabloid-Zeitung DIREKT wegen mangelnder Gewinne
Gut für die Frankfurter Rundschau
Von Peter Kleinert
Karikatur: Kostas Koufogiorgos
www.koufogiorgos.de
Am Dienstagmorgen, 19. Dezember, trafen sich die FR-Eigentümer mit der Geschäftsführung und Chefredakteur Uwe Vorkötter in Frankfurt - angeblich um über die Einführung des Tabloid-Formats auch für die FR und deren Folgen zu diskutieren. Verleger Alfred Neven DuMont, der Tage zuvor selbst mit den FR-Ressortleitern über das Projekt geredet hatte, befürwortete dabei noch die Umstellung ebenso wie sein Vorkötter. Als man sich am Dienstagnachmittag trennte, erfuhren Mitarbeiter nur, die Entscheidung sei „in den Januar“ verschoben worden. Das Ergebnis einer Leserbefragung sei so kompliziert, dass man für die Prüfung doch mehr Zeit brauche als erwartet.
Am selben Dienstag arbeitete man im Kölner Haus M.DuMont Schauberg offenbar bereits an der Pressemitteilung, die die dort seit zwei Jahren angeblich erfolgreich herausgegebene Tabloid-Zeitung DIREKT betraf. In der hieß es am Tag nach der ergebnislos abgebrochenen Konferenz bei der FR:
„Der Verlag M. DuMont Schauberg (MDS) wird sein Tabloid-Format DIREKT zum Jahreswechsel einstellen. DIREKT erschien seit Oktober 2004 und ist mit einer Auflage von über 10.000 Exemplaren als publizistischer Erfolg zu werten… Grund für die Einstellung ist die nicht zufrieden stellende Entwicklung der Anzeigenerlöse. Die Mitarbeiter von DIREKT werden weiter für MDS tätig sein. Ihr erworbenes Know-how bleibt MDS damit erhalten. Die Bezeichnung „DIREKT“ bleibt auch nach Einstellung der Tabloidzeitung rechtlich geschützt. MDS ist damit in der Lage DIREKT jederzeit wieder herauszugeben.“
Vorbild für die Frankfurter Rundschau?
Foto: NRhZ-Archiv
Zwei Jahre zuvor hatte Alfred Neven das Tabloid-Format „DIREKT“, das halb so groß wie das übliche Zeitungsformat und wie ein Magazin zu blättern ist, als Ableger des «Kölner Stadt-Anzeiger» in einem Interview mit dessen Redakteur Brüser noch über den grünen Klee gelobt. Neven: „DIREKT ist kleiner als die anderen Zeitungs-Titel und damit handlicher. Das Halbformat kommt nicht so ernst daher; es ist freundlich und es ist - neu.“ Er sei „überzeugt“, dass DIREKT in Deutschland ähnlich erfolgreich sein werde wie die Tabloid-Zeitungen in England.
Ein „publizistischer Erfolg“ ist „DIREKT“ also gewesen, wenn man der aktuellen MDS-Presseerklärung glauben mag. Doch darauf kommt es Verlegern schon lange nicht mehr an. Zufriedenstellend sein müssen bei ihren Blättern vor allem die „Anzeigenerlöse“. Und für die - und damit den Profit - sorgen vor allem Anzeigen der Konzerne. Daß Alfred Neven das erst jetzt, im Dezember 2006, gelernt hat, darf bezweifelt werden. Schließlich sagte er am 29.Juli im „Samstagsgespräch“ mit der „Süddeutschen Zeitung“ denkwürdige Sätze wie: „Zeitungen sind keine Ware, so habe ich es nicht (!) von meinem Vater gelernt. Amerikanische Verleger sehen vor allem das Geschäft. Doch glücklicherweise haben wir Deutsche eine andere Philosophie in der Publizistik“. Darum sei Deutschland „immer noch ein Hort der Vielfalt der Presse“.
„…nicht von meinem Vater gelernt.“ – Alfred Neven DuMont
Foto: NRhZ-Archiv
Eine nachträgliche Weihnachtsüberraschung für die KollegInnen bei der Frankfurter Rundschau? Wenn die ihren neuen Mehrheitseigentümer in einem „Neujahrsgespräch“ dazu rumkriegen könnten, sich tatsächlich auf „eine andere Philosophie der Publizistik“ festzulegen, könnten sie vielleicht - zusammen mit ihrer Gewerkschaft ver.di und anderen Unterstützern - mit besseren Aussichten in die anstehende Auseinandersetzung um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und um die Qualität ihrer Zeitung einsteigen…
Online-Flyer Nr. 76 vom 26.12.2006
Neven DuMont stoppt Kölner Tabloid-Zeitung DIREKT wegen mangelnder Gewinne
Gut für die Frankfurter Rundschau
Von Peter Kleinert
Karikatur: Kostas Koufogiorgos
www.koufogiorgos.de
Am Dienstagmorgen, 19. Dezember, trafen sich die FR-Eigentümer mit der Geschäftsführung und Chefredakteur Uwe Vorkötter in Frankfurt - angeblich um über die Einführung des Tabloid-Formats auch für die FR und deren Folgen zu diskutieren. Verleger Alfred Neven DuMont, der Tage zuvor selbst mit den FR-Ressortleitern über das Projekt geredet hatte, befürwortete dabei noch die Umstellung ebenso wie sein Vorkötter. Als man sich am Dienstagnachmittag trennte, erfuhren Mitarbeiter nur, die Entscheidung sei „in den Januar“ verschoben worden. Das Ergebnis einer Leserbefragung sei so kompliziert, dass man für die Prüfung doch mehr Zeit brauche als erwartet.
Am selben Dienstag arbeitete man im Kölner Haus M.DuMont Schauberg offenbar bereits an der Pressemitteilung, die die dort seit zwei Jahren angeblich erfolgreich herausgegebene Tabloid-Zeitung DIREKT betraf. In der hieß es am Tag nach der ergebnislos abgebrochenen Konferenz bei der FR:
„Der Verlag M. DuMont Schauberg (MDS) wird sein Tabloid-Format DIREKT zum Jahreswechsel einstellen. DIREKT erschien seit Oktober 2004 und ist mit einer Auflage von über 10.000 Exemplaren als publizistischer Erfolg zu werten… Grund für die Einstellung ist die nicht zufrieden stellende Entwicklung der Anzeigenerlöse. Die Mitarbeiter von DIREKT werden weiter für MDS tätig sein. Ihr erworbenes Know-how bleibt MDS damit erhalten. Die Bezeichnung „DIREKT“ bleibt auch nach Einstellung der Tabloidzeitung rechtlich geschützt. MDS ist damit in der Lage DIREKT jederzeit wieder herauszugeben.“
Vorbild für die Frankfurter Rundschau?
Foto: NRhZ-Archiv
Zwei Jahre zuvor hatte Alfred Neven das Tabloid-Format „DIREKT“, das halb so groß wie das übliche Zeitungsformat und wie ein Magazin zu blättern ist, als Ableger des «Kölner Stadt-Anzeiger» in einem Interview mit dessen Redakteur Brüser noch über den grünen Klee gelobt. Neven: „DIREKT ist kleiner als die anderen Zeitungs-Titel und damit handlicher. Das Halbformat kommt nicht so ernst daher; es ist freundlich und es ist - neu.“ Er sei „überzeugt“, dass DIREKT in Deutschland ähnlich erfolgreich sein werde wie die Tabloid-Zeitungen in England.
Ein „publizistischer Erfolg“ ist „DIREKT“ also gewesen, wenn man der aktuellen MDS-Presseerklärung glauben mag. Doch darauf kommt es Verlegern schon lange nicht mehr an. Zufriedenstellend sein müssen bei ihren Blättern vor allem die „Anzeigenerlöse“. Und für die - und damit den Profit - sorgen vor allem Anzeigen der Konzerne. Daß Alfred Neven das erst jetzt, im Dezember 2006, gelernt hat, darf bezweifelt werden. Schließlich sagte er am 29.Juli im „Samstagsgespräch“ mit der „Süddeutschen Zeitung“ denkwürdige Sätze wie: „Zeitungen sind keine Ware, so habe ich es nicht (!) von meinem Vater gelernt. Amerikanische Verleger sehen vor allem das Geschäft. Doch glücklicherweise haben wir Deutsche eine andere Philosophie in der Publizistik“. Darum sei Deutschland „immer noch ein Hort der Vielfalt der Presse“.
„…nicht von meinem Vater gelernt.“ – Alfred Neven DuMont
Foto: NRhZ-Archiv
Eine nachträgliche Weihnachtsüberraschung für die KollegInnen bei der Frankfurter Rundschau? Wenn die ihren neuen Mehrheitseigentümer in einem „Neujahrsgespräch“ dazu rumkriegen könnten, sich tatsächlich auf „eine andere Philosophie der Publizistik“ festzulegen, könnten sie vielleicht - zusammen mit ihrer Gewerkschaft ver.di und anderen Unterstützern - mit besseren Aussichten in die anstehende Auseinandersetzung um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und um die Qualität ihrer Zeitung einsteigen…
Online-Flyer Nr. 76 vom 26.12.2006