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Arbeit und Soziales
Über die Gründe der Politikverdrossenheit während einer Taxifahrt
„Vater Staat? Dass ich nicht lache!“
Von Wolfgang Bittner
Er hatte im Laufe der Jahrzehnte 100.000 Mark für sein Alter gespart, so erzählte der Mann weiter. Daraus seien nach der Währungsumstellung 50.000 Euro geworden. Und der Salatkopf im Supermarkt, der vor einigen Jahren noch 99 Pfennig gekostet habe, koste jetzt 99 Cent oder sogar 1,49 Euro, das Brötchen 25 Cent statt 20 Pfennig; ganz zu schweigen von den Benzin-, Heizöl-, Gas- oder Stromkosten. Hinzu komme, dass viele Leute, die früher mit dem Taxi fuhren, dafür heute kein Geld mehr haben.
Karikatur: Kostas Koufogiorgos
www.koufogiorgos.de
Keine Geldentwertung? Keine Inflation? Das sei doch lachhaft. Das erkläre uns die Regierung, aber die Realität sehe ganz anders aus. Als ob die Kriege, die man seit einigen Jahren in unserem Namen führt und meint führen zu müssen, aus der Portokasse finanziert werden könnten.
Ein analytischer Kopf, dieser Taxifahrer. „Was kostet es, wenn unsere Kriegsschiffe im Indischen Ozean oder im Mittelmeer vor der libanesischen Küste kreuzen?“, fragt er. „Was kosten die exklusiven Soldatencamps mit Casino, Waschsalon, Kino, Kegelbahn und sonstigen Freizeiteinrichtungen in Afghanistan, im Kosovo oder in afrikanischen Ländern?“ Das alles diene – so meinte der Mann – letztlich wohl der Sicherung von Einflussgebieten und Rohstoffquellen, wie es hinter vorgehaltener Hand heiße, und das rechtfertige nach Ansicht der dafür zuständigen Politiker diese Einsätze in aller Welt. Zweifel seien unanständig, über die wahren Kosten erfahre man nichts.
Mein Taxifahrer ist wütend auf die Regierung. „Hier ein paar Euro, dort ein paar Euro“, sagte er. Die hohe Miete, Steuern selbst auf die Rente, immer noch Solidaritätszuschlag, Krankenkasse, Verwaltungs- und Bankgebühren und so weiter. Überall werde man abgezockt, sagt er. Alles werde immer teurer und das fürs Alter Ersparte immer weniger. „Wenn der neunzigjährige Vater meiner Frau jetzt ins Pflegeheim kommt“, fügte er hinzu, „nehmen sie uns auch noch den Rest weg. Aber wir sind ja Exportweltmeister!“
Der Mann regte sich auf, bekam einen ganz roten Kopf. „Die da oben haben völlig den Kontakt zur großen Mehrheit der Bevölkerung verloren“, schimpfte er und fragte: „Finanziert der Staat so seine Kriege und seinen orientalischen Aufwand? Schauen Sie sich doch mal an, wie die leben. Bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse ist von denen niemand versichert.“
Er hat eine Theorie, die recht plausibel erscheint. „Wenn die Inflationsrate steigt“, meinte er, „steigen die Löhne und die Steuerabgaben. Aber parallel dazu werden die Schulden, und damit auch die Staatsschulden und Zinsabtragungen geringer. Das bezahlen wir.“ Er schüttelte den Kopf. „Vater Staat? Dass ich nicht lache. Diese Leute, die an den Futtertrögen sitzen, vertreten uns schon lange nicht mehr.“
Online-Flyer Nr. 83 vom 21.02.2007
Über die Gründe der Politikverdrossenheit während einer Taxifahrt
„Vater Staat? Dass ich nicht lache!“
Von Wolfgang Bittner
Er hatte im Laufe der Jahrzehnte 100.000 Mark für sein Alter gespart, so erzählte der Mann weiter. Daraus seien nach der Währungsumstellung 50.000 Euro geworden. Und der Salatkopf im Supermarkt, der vor einigen Jahren noch 99 Pfennig gekostet habe, koste jetzt 99 Cent oder sogar 1,49 Euro, das Brötchen 25 Cent statt 20 Pfennig; ganz zu schweigen von den Benzin-, Heizöl-, Gas- oder Stromkosten. Hinzu komme, dass viele Leute, die früher mit dem Taxi fuhren, dafür heute kein Geld mehr haben.
Karikatur: Kostas Koufogiorgos
www.koufogiorgos.de
Keine Geldentwertung? Keine Inflation? Das sei doch lachhaft. Das erkläre uns die Regierung, aber die Realität sehe ganz anders aus. Als ob die Kriege, die man seit einigen Jahren in unserem Namen führt und meint führen zu müssen, aus der Portokasse finanziert werden könnten.
Ein analytischer Kopf, dieser Taxifahrer. „Was kostet es, wenn unsere Kriegsschiffe im Indischen Ozean oder im Mittelmeer vor der libanesischen Küste kreuzen?“, fragt er. „Was kosten die exklusiven Soldatencamps mit Casino, Waschsalon, Kino, Kegelbahn und sonstigen Freizeiteinrichtungen in Afghanistan, im Kosovo oder in afrikanischen Ländern?“ Das alles diene – so meinte der Mann – letztlich wohl der Sicherung von Einflussgebieten und Rohstoffquellen, wie es hinter vorgehaltener Hand heiße, und das rechtfertige nach Ansicht der dafür zuständigen Politiker diese Einsätze in aller Welt. Zweifel seien unanständig, über die wahren Kosten erfahre man nichts.
Mein Taxifahrer ist wütend auf die Regierung. „Hier ein paar Euro, dort ein paar Euro“, sagte er. Die hohe Miete, Steuern selbst auf die Rente, immer noch Solidaritätszuschlag, Krankenkasse, Verwaltungs- und Bankgebühren und so weiter. Überall werde man abgezockt, sagt er. Alles werde immer teurer und das fürs Alter Ersparte immer weniger. „Wenn der neunzigjährige Vater meiner Frau jetzt ins Pflegeheim kommt“, fügte er hinzu, „nehmen sie uns auch noch den Rest weg. Aber wir sind ja Exportweltmeister!“
Der Mann regte sich auf, bekam einen ganz roten Kopf. „Die da oben haben völlig den Kontakt zur großen Mehrheit der Bevölkerung verloren“, schimpfte er und fragte: „Finanziert der Staat so seine Kriege und seinen orientalischen Aufwand? Schauen Sie sich doch mal an, wie die leben. Bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse ist von denen niemand versichert.“
Er hat eine Theorie, die recht plausibel erscheint. „Wenn die Inflationsrate steigt“, meinte er, „steigen die Löhne und die Steuerabgaben. Aber parallel dazu werden die Schulden, und damit auch die Staatsschulden und Zinsabtragungen geringer. Das bezahlen wir.“ Er schüttelte den Kopf. „Vater Staat? Dass ich nicht lache. Diese Leute, die an den Futtertrögen sitzen, vertreten uns schon lange nicht mehr.“
Online-Flyer Nr. 83 vom 21.02.2007