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Kultur und Wissen
Interview mit der “Geschlechterinitiative MANNdat“.
„Gleichberechtigung auch für Männer!“
Von Tanja Krienen
MANNdat von links nach rechts: Dr. Bruno Köhler, Andreas Göbel, Dr. Michael Kühnapfel, Dr. Eugen Maus beim Männergesundheitstag in Esslingen
Foto: www.manndat.de
Tanja Krienen: Im Vorwort zu Ihrer soeben veröffentlichten Studie „Jungen und Männer in Deutschland 2007“ kritisieren Sie die Fülle von Mädchen- und Frauenberichten aus Frauenhand. Erheben Sie allen Ernstes den Vorwurf einer gezielten methodischen Schwäche solcher Studien und den Willen zur Verschleierung der gesellschaftlichen Zustände?
MANNdat: Behaupten Sie allen Ernstes, ein Land würde jungen- und männerspezifische Belange und Interessen Ernst nehmen, in dem es zwar Frauengesundheitsberichte und Mädchenmigrantenberichte, aber nichts Entsprechendes über Jungen und Männer gibt? Indem in Bildungsberichten zwar die Bildungsprobleme von Mädchen erörtert, die von Jungen aber nicht einmal erwähnt werden? Indem das Statistische Bundesamt einen Frauenbericht herausgibt und mädchenspezifische Bildungsdaten sammelt, aber auch hier nichts Analoges zu der Situation von Jungen und Männern veröffentlicht?
Die paar Beispiele zeigen schon, wie ausgeprägt das Desinteresse der Politik in diesem Lande an der Situation von Jungen und Männern ist. Selbst wenn sämtliche Untersuchungen zur Situation von Frauen in jeder Hinsicht zutreffen, so ändert das nichts daran, dass es entsprechende Untersuchungen zur Situation von Männern praktisch gar nicht gibt.
Folgt man Ihrer Studie, scheint das Leben des Mannes einer Vorhölle zu gleichen. Schon Jungen sind krankheitsanfälliger als Mädchen, bekommen die schlechteren Schulabschlüsse, als Männer sollen sie dann zur Bundeswehr, müssen meist schwerere körperliche Arbeiten erledigen, sind häufiger arbeitslos, neigen eher zum Suchtverhalten, erhalten schlechtere medizinische Präventiv-Maßnahmen, gehen später in Rente, verüben dreimal häufiger Suizid und sterben letztlich knapp sechs Jahre früher als Frauen. Sind die Unterschiede genetisch oder gesellschaftlich bedingt?
Zwangsdienste für Männer und die Diskriminierung von Männern in der gesetzlichen Krebsfrüherkennung haben weder gesellschaftliche noch genetische Ursachen. Sie sind einfach politischer Wille. Eine Studie, die die Lebenserwartung von Männern und Frauen unter annähernd gleichen Rahmenbedingungen untersuchte, bei Mönchen und Nonnen in Klostern, kam zu fast gleichen Lebenserwartungen von Frauen und Männern. Das zeigt: Es sind die Belastungen durch die klassische Männerrolle, herangetragen von Arbeitswelt, Staat und auch Partnerinnen, die den Mann belasten und zu seinem früheren Ableben beitragen.
In Ihrer Studie sagen Sie, häusliche Gewalt betreffe keineswegs nur Frauen. Diese seien sogar öfter Täter als umgekehrt. Müssen wir Ihrer Meinung nach umdenken und von nun an annehmen, Frauen verkörperten das aggressive Geschlecht?
Wir haben eine Vielzahl internationaler Studien zusammengefasst, die bei feministisch inspirierten Darstellungen dieser Thematik regelmäßig unterschlagen werden. Uns geht es aber nicht darum, einem Geschlecht das höhere Gewaltpotenzial zuzuschieben. Von Natur aus haben Männer und Frauen das gleiche Aggressionspotenzial. Wir wollen eine objektive geschlechterspezifische Betrachtung von Gewaltopfern, die auch die betroffenen Männer nicht totschweigt. Weg von dem alten Geschlechterkriegsdenken des Feminismus und hin zu einer objektiven und unideologischen Betrachtung beider Geschlechter.
Erst vor wenigen Wochen erreichte die Debatte um „Kuckuckskinder“, aber auch über die Rechte von Vätern nach gescheiterten Ehen einen neuen Höhepunkt. Verlief die Diskussion in Ihrem Sinne?
Das BVerfG hat in seinem Urteil zunächst ausdrücklich das Recht des rechtlichen Vaters auf Kenntnis der Abstammung seines Kindes bekräftigt und den Gesetzgeber aufgefordert, ein geeignetes Verfahren zur Feststellung der Vaterschaft bereitzustellen. Indem selbstbestimmte Vaterschaftstests vor Gericht aber nicht zugelassen wurden, ändert sich an der bisherigen Rechtspraxis allerdings erst einmal nichts. Bundesjustizministerin Zypries hat ja schon angekündigt, dass sie das Urteil benutzen will, um ihren langgehegten Wunsch umzusetzen, Männern dieses legitime Recht auf selbstbestimmtes Wissen um die Vaterschaft unter Strafe zu verbieten. Das zeigt deutlich, wie wenig in Deutschland biologische Vaterschaft gilt und Vaterschaft rein über die Versorgerqualität von Männern definiert wird.
Derzeit scheint von Staats wegen ein Zugriff auf das Kind zu erfolgen. Mit 12 Monaten kommt es in die Krippe, ab 5 folgt das Pflicht-Vorschuljahr, später die Ganztagsschule. Werden Mütter UND Väter als Erzieher überflüssig?
Die Bindung von Eltern und Kind in einer funktionierenden Familie kann durch staatliche Fürsorge u.E. nie gleichwertig ersetzt werden. Wir bedauern es deshalb, dass man lieber auf staatliche Fürsorge setzt, anstatt Väter gleichberechtigt in die familiäre Erziehung einzubeziehen. Deutschland gilt ja nicht zu Unrecht als eines der väterfeindlichsten Länder der EU. Das Sorgerecht von Vätern nicht ehelicher Kinder ist vom Willen der Mutter abhängig. Im Umgangsrecht werden Väter nicht ehelicher Kinder in Deutschland dermaßen benachteiligt, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte dies schon mehrfach gerügt hat. Und mit Hilfe von Landesgleichberechtigungsgesetzen werden aktiv erziehende Väter, also die Väter, die Elternzeit nehmen, zu den großen Verlierern auf dem Arbeitsmarkt gemacht.
Der Feminismus war und ist eine Emanzipationsbewegung von Frauen. Es ist wohl nicht übertrieben, „MANNdat“ als eine Art Gegenbewegung zu bezeichnen. Sind Sie eigentlich frauenfeindlich?
MANNdat ist zwangsläufig feminismuskritisch, wo es um ungerechtfertigte Privilegien für Frauen geht. Wir sind aber keine Gegenbewegung zum Feminismus. Wir wollen für Männer das erreichen, was die Politik bislang verweigert: Eine Geschlechterpolitik, die zu einer nachhaltigen Geschlechterdemokratie führt, die jungen- und männerspezifische Interessen und Probleme genauso berücksichtigt wie mädchen- und frauenspezifische.
Die Politik der etablierten Parteien macht Jungen und männliche Jugendliche in allen Bereichen zu Verlierern – in der Bildung, auf dem Arbeitsmarkt, in der Familie. Das ist kein Beitrag zum gesellschaftlichen Frieden – im Gegenteil! Wir von MANNdat wollen nichts anderes als die konsequente Umsetzung des Artikels 3 des Grundgesetzes auch für Jungen und Männer. Deswegen ist unsere Devise: Männliche Benachteiligungen bekannt machen und beseitigen!
Mehr über MANNdat erfahren Sie unter http://www.manndat.de
Online-Flyer Nr. 88 vom 28.03.2007
Interview mit der “Geschlechterinitiative MANNdat“.
„Gleichberechtigung auch für Männer!“
Von Tanja Krienen
MANNdat von links nach rechts: Dr. Bruno Köhler, Andreas Göbel, Dr. Michael Kühnapfel, Dr. Eugen Maus beim Männergesundheitstag in Esslingen
Foto: www.manndat.de
Tanja Krienen: Im Vorwort zu Ihrer soeben veröffentlichten Studie „Jungen und Männer in Deutschland 2007“ kritisieren Sie die Fülle von Mädchen- und Frauenberichten aus Frauenhand. Erheben Sie allen Ernstes den Vorwurf einer gezielten methodischen Schwäche solcher Studien und den Willen zur Verschleierung der gesellschaftlichen Zustände?
MANNdat: Behaupten Sie allen Ernstes, ein Land würde jungen- und männerspezifische Belange und Interessen Ernst nehmen, in dem es zwar Frauengesundheitsberichte und Mädchenmigrantenberichte, aber nichts Entsprechendes über Jungen und Männer gibt? Indem in Bildungsberichten zwar die Bildungsprobleme von Mädchen erörtert, die von Jungen aber nicht einmal erwähnt werden? Indem das Statistische Bundesamt einen Frauenbericht herausgibt und mädchenspezifische Bildungsdaten sammelt, aber auch hier nichts Analoges zu der Situation von Jungen und Männern veröffentlicht?
Die paar Beispiele zeigen schon, wie ausgeprägt das Desinteresse der Politik in diesem Lande an der Situation von Jungen und Männern ist. Selbst wenn sämtliche Untersuchungen zur Situation von Frauen in jeder Hinsicht zutreffen, so ändert das nichts daran, dass es entsprechende Untersuchungen zur Situation von Männern praktisch gar nicht gibt.
Folgt man Ihrer Studie, scheint das Leben des Mannes einer Vorhölle zu gleichen. Schon Jungen sind krankheitsanfälliger als Mädchen, bekommen die schlechteren Schulabschlüsse, als Männer sollen sie dann zur Bundeswehr, müssen meist schwerere körperliche Arbeiten erledigen, sind häufiger arbeitslos, neigen eher zum Suchtverhalten, erhalten schlechtere medizinische Präventiv-Maßnahmen, gehen später in Rente, verüben dreimal häufiger Suizid und sterben letztlich knapp sechs Jahre früher als Frauen. Sind die Unterschiede genetisch oder gesellschaftlich bedingt?
Zwangsdienste für Männer und die Diskriminierung von Männern in der gesetzlichen Krebsfrüherkennung haben weder gesellschaftliche noch genetische Ursachen. Sie sind einfach politischer Wille. Eine Studie, die die Lebenserwartung von Männern und Frauen unter annähernd gleichen Rahmenbedingungen untersuchte, bei Mönchen und Nonnen in Klostern, kam zu fast gleichen Lebenserwartungen von Frauen und Männern. Das zeigt: Es sind die Belastungen durch die klassische Männerrolle, herangetragen von Arbeitswelt, Staat und auch Partnerinnen, die den Mann belasten und zu seinem früheren Ableben beitragen.
In Ihrer Studie sagen Sie, häusliche Gewalt betreffe keineswegs nur Frauen. Diese seien sogar öfter Täter als umgekehrt. Müssen wir Ihrer Meinung nach umdenken und von nun an annehmen, Frauen verkörperten das aggressive Geschlecht?
Wir haben eine Vielzahl internationaler Studien zusammengefasst, die bei feministisch inspirierten Darstellungen dieser Thematik regelmäßig unterschlagen werden. Uns geht es aber nicht darum, einem Geschlecht das höhere Gewaltpotenzial zuzuschieben. Von Natur aus haben Männer und Frauen das gleiche Aggressionspotenzial. Wir wollen eine objektive geschlechterspezifische Betrachtung von Gewaltopfern, die auch die betroffenen Männer nicht totschweigt. Weg von dem alten Geschlechterkriegsdenken des Feminismus und hin zu einer objektiven und unideologischen Betrachtung beider Geschlechter.
Erst vor wenigen Wochen erreichte die Debatte um „Kuckuckskinder“, aber auch über die Rechte von Vätern nach gescheiterten Ehen einen neuen Höhepunkt. Verlief die Diskussion in Ihrem Sinne?
Das BVerfG hat in seinem Urteil zunächst ausdrücklich das Recht des rechtlichen Vaters auf Kenntnis der Abstammung seines Kindes bekräftigt und den Gesetzgeber aufgefordert, ein geeignetes Verfahren zur Feststellung der Vaterschaft bereitzustellen. Indem selbstbestimmte Vaterschaftstests vor Gericht aber nicht zugelassen wurden, ändert sich an der bisherigen Rechtspraxis allerdings erst einmal nichts. Bundesjustizministerin Zypries hat ja schon angekündigt, dass sie das Urteil benutzen will, um ihren langgehegten Wunsch umzusetzen, Männern dieses legitime Recht auf selbstbestimmtes Wissen um die Vaterschaft unter Strafe zu verbieten. Das zeigt deutlich, wie wenig in Deutschland biologische Vaterschaft gilt und Vaterschaft rein über die Versorgerqualität von Männern definiert wird.
Derzeit scheint von Staats wegen ein Zugriff auf das Kind zu erfolgen. Mit 12 Monaten kommt es in die Krippe, ab 5 folgt das Pflicht-Vorschuljahr, später die Ganztagsschule. Werden Mütter UND Väter als Erzieher überflüssig?
Die Bindung von Eltern und Kind in einer funktionierenden Familie kann durch staatliche Fürsorge u.E. nie gleichwertig ersetzt werden. Wir bedauern es deshalb, dass man lieber auf staatliche Fürsorge setzt, anstatt Väter gleichberechtigt in die familiäre Erziehung einzubeziehen. Deutschland gilt ja nicht zu Unrecht als eines der väterfeindlichsten Länder der EU. Das Sorgerecht von Vätern nicht ehelicher Kinder ist vom Willen der Mutter abhängig. Im Umgangsrecht werden Väter nicht ehelicher Kinder in Deutschland dermaßen benachteiligt, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte dies schon mehrfach gerügt hat. Und mit Hilfe von Landesgleichberechtigungsgesetzen werden aktiv erziehende Väter, also die Väter, die Elternzeit nehmen, zu den großen Verlierern auf dem Arbeitsmarkt gemacht.
Der Feminismus war und ist eine Emanzipationsbewegung von Frauen. Es ist wohl nicht übertrieben, „MANNdat“ als eine Art Gegenbewegung zu bezeichnen. Sind Sie eigentlich frauenfeindlich?
MANNdat ist zwangsläufig feminismuskritisch, wo es um ungerechtfertigte Privilegien für Frauen geht. Wir sind aber keine Gegenbewegung zum Feminismus. Wir wollen für Männer das erreichen, was die Politik bislang verweigert: Eine Geschlechterpolitik, die zu einer nachhaltigen Geschlechterdemokratie führt, die jungen- und männerspezifische Interessen und Probleme genauso berücksichtigt wie mädchen- und frauenspezifische.
Die Politik der etablierten Parteien macht Jungen und männliche Jugendliche in allen Bereichen zu Verlierern – in der Bildung, auf dem Arbeitsmarkt, in der Familie. Das ist kein Beitrag zum gesellschaftlichen Frieden – im Gegenteil! Wir von MANNdat wollen nichts anderes als die konsequente Umsetzung des Artikels 3 des Grundgesetzes auch für Jungen und Männer. Deswegen ist unsere Devise: Männliche Benachteiligungen bekannt machen und beseitigen!
Mehr über MANNdat erfahren Sie unter http://www.manndat.de
Online-Flyer Nr. 88 vom 28.03.2007