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Sport
Millowitsch wurde auch schon zu seiner aktiven Zeit in Bronze gegossen
Ernsthaft über Scherz nachgedacht
Von Hermann
Die Runzelstatue von Konrad Adenauer ist dafür ein gutes Beispiel. Oder Jupp Schmitz. Einem verdienten Sohn der Stadt ein Denkmal zu setzen, das problemlos auf meinem Kaminsims (so ich denn einen Kamin hätte) Platz fände, zeugt von unzureichendem Respekt vor der Größe des Werkes eines wichtigen Komponisten. Damit das in dem Fall, der mich grade beschäftigt, nicht passieren kann, stelle ich unverzüglich klar: Wir brauchen einen in Stein gehauenen Matthias Scherz. Wenn sofort mit den Arbeiten begonnen wird, könnte das Denkmal in der Winterpause vor dem Stadion errichtet werden, dann hätten zum Rückrundenauftakt die angereisten Fans aus St. Pauli bereits die Chance, vor der Statue ihres ehemaligen Außenstürmers für Erinnerungsfotos zu posieren.
In anderen Städten wurde bereits das Schaffen und Wirken von Fußballspielern auf ähnliche Weise gewürdigt. Der Uwe Seeler-Fuß vor dem Hamburger Stadion zeugt zum Beispiel von gebührendem Respekt, zeigt aber gleichzeitig, dass jahrzehntelanger Leistungssport der Schönheit des Fußes nicht unbedingt zuträglich ist. In Kaiserslautern erinnert ein Denkmal an ähnlich exponierter Stelle an die Teilnehmer aus der beschaulichen Stadt in der Pfalz an der Weltmeisterschaft 1954. Und hier in Köln? Nichts dergleichen. Kein Overath-Fuß, kein Hans Schäfer-Denkmal in Müngersdorf, nicht mal eine Franz Kremer-Statue in Sülz. Es wird also höchste Zeit.
Mein Vorstoß mit Matthias Scherz wird dem Ein- oder Anderen unpassend erscheinen, gab es in Köln doch größere Namen in der Vergangenheit als diesen. Auch war er nie der eleganteste oder technisch brillanteste Spieler auf Gottes grünem Rasen. Doch stellvertretend für die vielen Spieler, die sich im Laufe der Jahre hier in Köln (zugegebenermaßen für gutes Geld) im Schatten weitaus berühmterer Stars im Kampf um das runde Leder abrackerten, könnte ein Matthias Scherz-Denkmal der Welt zeigen, dass auch die nicht ganz so großen Namen in der Domstadt nicht vergessen werden. Gebührende Verabschiedungen waren nur selten die Spezialität des 1.FC Köln. Man denke nur an Thomas Cichon, der beinahe ein Jahrzehnt lang – eine halbe Ewigkeit in dieser schnelllebigen Fußballzeit – bei jedem neuen Trainer seinen Stammplatz verlor, denn einen Libero bräuchte man im modernen Sport nicht mehr, aber wenige Monate später wieder in der Startaufstellung stand. Als dann tatsächlich sein Vertrag endete, zog er klammheimlich nach Oberhausen um, ohne in angemessenem Rahmen den gebührenden Dank für seine Arbeit von Seiten der Fans genießen zu dürfen.
Das soll mit Matthias Scherz nicht passieren. Machen wir uns nichts vor, er wird dieses Jahr sechsunddreißig Jahre alt, beinahe biblisch für einen Offensivspieler, und sein Vertrag endet nächstes Jahr. Dann war auch er, wie Cichon, neun Jahre in Köln und genau wie der Libero zeigte er in der Vergangenheit immer wieder, nach einigen Verbannungen auf die Bank, dass er mehr als ein Ersatzspieler ist. Den gepflegtesten Fußball zeigte er vermutlich in seiner ersten Erstligasaison in Köln 2000/2001, statistisch war die Saison 2002/2003 aber wohl die erfolgreichste, als er mit 18 Treffern in einer Saison einen großen Anteil am direkten Wiederaufstieg des FC hatte. In der vergangenen Saison war er mit 9 Toren, in 23 Einsätzen, von denen er nur dreimal durchspielte, der erfolgreichste Joker. Und in all den Jahren gab er alles für seinen Verein, durchlitt Abstiege, feierte Aufstiege, stellte sich immer in den Dienst der Mannschaft und machte nie großes Aufsehen um seine Person. Da der letzte Satz klingt, als müsste ich dem kleinen Matthias Scherz ein Zeugnis nach seinem Betriebspraktikum in der zehnten Klasse ausstellen, will ich das aber auch tun: Matthias war stets pünktlich, sehr aufmerksam, konnte ihm übertragene Aufgaben nach kurzer Zeit selbstständig lösen, war immer sehr bemüht, und wenn er doch mal (was auch das ein- oder andere Mal vorkam) den Ball verlor oder das Tor nicht traf... geschenkt...
Foto: Hermann
Das sollten doch genug Gründe für die Errichtung eines Denkmals sein. Finde ich. Andere werden jetzt vielleicht denken, was soll eine Scherz-Statue in Köln, wo er doch gar nicht hier geboren ist. Jan von Werth stammt zum Beispiel aus der Nähe von Neuss, ist sozusagen ein Schäl Sick-Düsseldorfer, trotzdem auf dem Alter Markt verewigt. Und dass man Menschen zu Lebzeiten keine Denkmäler setzen soll, ist in Köln noch nie so eng gesehen worden. Willy Millowitsch saß auch schon zu seiner aktiven Zeit in Bronze gegossen vor dem Hänneschen-Theater. Als die Stadt Danzig vor einigen Jahren ein Denkmal für Günter Grass errichten wollte, lehnte der Schriftsteller das mit eben der Begründung ab, das mache man zu Lebzeiten nicht. In Danzig wurde daraufhin ein Oscar Matzerath-Denkmal gesetzt. Heute wird die Danziger Stadtverwaltung über diese Planungsänderung heilfroh sein, denn Oscar Matzerath war ganz sicher nie Mitglied der Waffen-SS. Das gleiche gilt übrigens auch für Matthias Scherz, einer Denkmalsetzung sollte also nichts mehr im Wege stehen.
Letzte Saison wurde Matthias Scherz auf den Gästestehplätzen im Leverkusener Stadion gesichtet, als dort die 2. Mannschaft des Chemiekonzerns auf den FC St. Pauli traf. Dort stand er also, der zu diesem Zeitpunkt verletzt aussetzende Fußballprofi, zwischen den Fans und feuerte seinen Ex-Verein an. Genauso gut hätte er in der Wellblech-VIP-Loge Platz nehmen können, aber dann würde ich mich vermutlich ein klein bisschen weniger überzeugt für ein Matthias Scherz-Denkmal einsetzen. Wenn das hier in Köln nicht möglich sein sollte, werde ich mein Glück noch mal in Rotenburg an der Wümme versuchen. Die Rotenburger sind bestimmt sehr leicht für ein Denkmal für den berühmten Sohn der Stadt zu erwärmen. Für die Inschrift des Sockels, auf dem die Statue denn stehen wird, fand ich im Internet auch ein passendes Zitat:
„Es gibt Leute, die stoppen den Ball weiter als manch andere schießen können. Und Scherz stoppt die Bälle halt alle oben links in den Winkel.“ (PK)
Online-Flyer Nr. 104 vom 18.07.2007
Millowitsch wurde auch schon zu seiner aktiven Zeit in Bronze gegossen
Ernsthaft über Scherz nachgedacht
Von Hermann
Die Runzelstatue von Konrad Adenauer ist dafür ein gutes Beispiel. Oder Jupp Schmitz. Einem verdienten Sohn der Stadt ein Denkmal zu setzen, das problemlos auf meinem Kaminsims (so ich denn einen Kamin hätte) Platz fände, zeugt von unzureichendem Respekt vor der Größe des Werkes eines wichtigen Komponisten. Damit das in dem Fall, der mich grade beschäftigt, nicht passieren kann, stelle ich unverzüglich klar: Wir brauchen einen in Stein gehauenen Matthias Scherz. Wenn sofort mit den Arbeiten begonnen wird, könnte das Denkmal in der Winterpause vor dem Stadion errichtet werden, dann hätten zum Rückrundenauftakt die angereisten Fans aus St. Pauli bereits die Chance, vor der Statue ihres ehemaligen Außenstürmers für Erinnerungsfotos zu posieren.
In anderen Städten wurde bereits das Schaffen und Wirken von Fußballspielern auf ähnliche Weise gewürdigt. Der Uwe Seeler-Fuß vor dem Hamburger Stadion zeugt zum Beispiel von gebührendem Respekt, zeigt aber gleichzeitig, dass jahrzehntelanger Leistungssport der Schönheit des Fußes nicht unbedingt zuträglich ist. In Kaiserslautern erinnert ein Denkmal an ähnlich exponierter Stelle an die Teilnehmer aus der beschaulichen Stadt in der Pfalz an der Weltmeisterschaft 1954. Und hier in Köln? Nichts dergleichen. Kein Overath-Fuß, kein Hans Schäfer-Denkmal in Müngersdorf, nicht mal eine Franz Kremer-Statue in Sülz. Es wird also höchste Zeit.
Mein Vorstoß mit Matthias Scherz wird dem Ein- oder Anderen unpassend erscheinen, gab es in Köln doch größere Namen in der Vergangenheit als diesen. Auch war er nie der eleganteste oder technisch brillanteste Spieler auf Gottes grünem Rasen. Doch stellvertretend für die vielen Spieler, die sich im Laufe der Jahre hier in Köln (zugegebenermaßen für gutes Geld) im Schatten weitaus berühmterer Stars im Kampf um das runde Leder abrackerten, könnte ein Matthias Scherz-Denkmal der Welt zeigen, dass auch die nicht ganz so großen Namen in der Domstadt nicht vergessen werden. Gebührende Verabschiedungen waren nur selten die Spezialität des 1.FC Köln. Man denke nur an Thomas Cichon, der beinahe ein Jahrzehnt lang – eine halbe Ewigkeit in dieser schnelllebigen Fußballzeit – bei jedem neuen Trainer seinen Stammplatz verlor, denn einen Libero bräuchte man im modernen Sport nicht mehr, aber wenige Monate später wieder in der Startaufstellung stand. Als dann tatsächlich sein Vertrag endete, zog er klammheimlich nach Oberhausen um, ohne in angemessenem Rahmen den gebührenden Dank für seine Arbeit von Seiten der Fans genießen zu dürfen.
Das soll mit Matthias Scherz nicht passieren. Machen wir uns nichts vor, er wird dieses Jahr sechsunddreißig Jahre alt, beinahe biblisch für einen Offensivspieler, und sein Vertrag endet nächstes Jahr. Dann war auch er, wie Cichon, neun Jahre in Köln und genau wie der Libero zeigte er in der Vergangenheit immer wieder, nach einigen Verbannungen auf die Bank, dass er mehr als ein Ersatzspieler ist. Den gepflegtesten Fußball zeigte er vermutlich in seiner ersten Erstligasaison in Köln 2000/2001, statistisch war die Saison 2002/2003 aber wohl die erfolgreichste, als er mit 18 Treffern in einer Saison einen großen Anteil am direkten Wiederaufstieg des FC hatte. In der vergangenen Saison war er mit 9 Toren, in 23 Einsätzen, von denen er nur dreimal durchspielte, der erfolgreichste Joker. Und in all den Jahren gab er alles für seinen Verein, durchlitt Abstiege, feierte Aufstiege, stellte sich immer in den Dienst der Mannschaft und machte nie großes Aufsehen um seine Person. Da der letzte Satz klingt, als müsste ich dem kleinen Matthias Scherz ein Zeugnis nach seinem Betriebspraktikum in der zehnten Klasse ausstellen, will ich das aber auch tun: Matthias war stets pünktlich, sehr aufmerksam, konnte ihm übertragene Aufgaben nach kurzer Zeit selbstständig lösen, war immer sehr bemüht, und wenn er doch mal (was auch das ein- oder andere Mal vorkam) den Ball verlor oder das Tor nicht traf... geschenkt...
Foto: Hermann
Das sollten doch genug Gründe für die Errichtung eines Denkmals sein. Finde ich. Andere werden jetzt vielleicht denken, was soll eine Scherz-Statue in Köln, wo er doch gar nicht hier geboren ist. Jan von Werth stammt zum Beispiel aus der Nähe von Neuss, ist sozusagen ein Schäl Sick-Düsseldorfer, trotzdem auf dem Alter Markt verewigt. Und dass man Menschen zu Lebzeiten keine Denkmäler setzen soll, ist in Köln noch nie so eng gesehen worden. Willy Millowitsch saß auch schon zu seiner aktiven Zeit in Bronze gegossen vor dem Hänneschen-Theater. Als die Stadt Danzig vor einigen Jahren ein Denkmal für Günter Grass errichten wollte, lehnte der Schriftsteller das mit eben der Begründung ab, das mache man zu Lebzeiten nicht. In Danzig wurde daraufhin ein Oscar Matzerath-Denkmal gesetzt. Heute wird die Danziger Stadtverwaltung über diese Planungsänderung heilfroh sein, denn Oscar Matzerath war ganz sicher nie Mitglied der Waffen-SS. Das gleiche gilt übrigens auch für Matthias Scherz, einer Denkmalsetzung sollte also nichts mehr im Wege stehen.
Letzte Saison wurde Matthias Scherz auf den Gästestehplätzen im Leverkusener Stadion gesichtet, als dort die 2. Mannschaft des Chemiekonzerns auf den FC St. Pauli traf. Dort stand er also, der zu diesem Zeitpunkt verletzt aussetzende Fußballprofi, zwischen den Fans und feuerte seinen Ex-Verein an. Genauso gut hätte er in der Wellblech-VIP-Loge Platz nehmen können, aber dann würde ich mich vermutlich ein klein bisschen weniger überzeugt für ein Matthias Scherz-Denkmal einsetzen. Wenn das hier in Köln nicht möglich sein sollte, werde ich mein Glück noch mal in Rotenburg an der Wümme versuchen. Die Rotenburger sind bestimmt sehr leicht für ein Denkmal für den berühmten Sohn der Stadt zu erwärmen. Für die Inschrift des Sockels, auf dem die Statue denn stehen wird, fand ich im Internet auch ein passendes Zitat:
„Es gibt Leute, die stoppen den Ball weiter als manch andere schießen können. Und Scherz stoppt die Bälle halt alle oben links in den Winkel.“ (PK)
Online-Flyer Nr. 104 vom 18.07.2007