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Aktueller Online-Flyer vom 22. Dezember 2024  

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Lokales
Breites Bündnis in Mülheim verhindert Lohndumping in real.-Märkten
Tarifkrake gestoppt
Von Peter Kleinert

Einen grossen Erfolg für die Beschäftigten der real.-Märkte in Mülheim konnte in der vergangenen Woche ein breites Bündnis verzeichnen, an dem die Mülheimer BürgerInitiativen im Stadtrat maßgeblich beteiligt waren. Am 31.Juli erhielt ihre MBI-Fraktion, die zuvor erfolgreich eine Protestresolution gegen geplante Dumpinglöhne bei real durchgesetzt hatte, eine Mitteilung der Geschäftsführung, dass deren Mitarbeiter in Mülheim auch künftig Tariflöhne erhalten würden. Eine für Samstag, 2. August, geplante Protestdemonstration konnte daraufhin wieder abgesagt werden.
 


Quelle:ver.di
„Wir möchten Sie heute darüber in Kenntnis setzen, dass der neue real.-Markt in Mülheim-Dümpten entgegen den bisherigen Planungen seine Mitarbeiter zu den gleichen Bedingungen beschäftigen wird wie der bestehende real,-Markt an der Weseler Straße. Das ist das Ergebnis langer und intensiver Verhandlungen mit den real,-Arbeitnehmervertretern... Wir freuen uns, dass wir auch in Zukunft mit zwei großen real,-Standorten die Nahversorgung in Mülheim und Umgebung sichern können. Gerne stehen wir Ihnen auch weiterhin jederzeit für ein persönliches Gespräch zur Verfügung“, heißt es in einem Schreiben der real.-SB-Warenhaus GmbH vom 29. Juli an die MBI-Fraktion.
 
„Lobenswerte Einsicht“
 
„Die MBI freuen sich natürlich über diese lobenswerte Einsicht der real,-Geschäftsführung, und sie beglückwünschen die ArbeitnehmervertreterInnen für diesen wichtigen Zwischenerfolg, der ohne die breite Mobilisierung vor Ort nicht möglich gewesen wäre“, erklärte der MBI-Fraktionsvorsitzende Lothar Reinhard am Montag der NRhZ. Dieses Ergebnis werde hoffentlich weit über Mülheim und über die real.-Warenhaus GmbH hinaus eine wichtige Signalwirkung haben. Dennoch würden auch die MBI sich weiterhin Sorgen um die Zukunft der real,-Märkte machen, nachdem der Metro-Konzern am Freitag seinen Plan bekannt gemacht habe, bis 2010 27 seiner Real-Märkte zu schließen. Davon sind immerhin über 2000 MitarbeiterInnen betroffen.


Lothar Reinhard – setzte real-Resolution
im Stadtrat durch
Quelle: MBI
In einem Solidaritätsbrief „gegen Lohndumping und Tarifflucht bei real in Mülheim“ an die Vertreter der Gewerkschaft ver.di und der Belegschaft des Real-Marktes in der Weseler Straße hatte die MBI-Fraktion u.a. geschrieben: „Wenn Ende des Jahres am Heifeskamp ein neuer Real-Markt eröffnet wird, sollen die Mitarbeiter zu deutlich schlechteren Bedingungen angestellt werden, als Sie die im real.-Markt an der Weseler Straße heute (noch) haben. Außerdem droht die stückweise Schließung des Speldorfer Realmarktes. Beides sollte so nicht hingenommen werden. Die MBI werden Ihre Gewerkschaft und Sie bei allem unterstützen, was Sie als Gegenwehr dazu durchführen werden.
 
„Manchester-Kapitalismus“
 
Wir finden es skandalös, dass die Firma real.-SB-Warenhaus GmbH bei neu zu eröffnenden Märkten wie demnächst am Heifeskamp mit Tricksereien wie der neuen GmbH "III. Real-SB-Warenhaus" das Tarifrecht aushebeln will, ausschließlich auf Kosten der Belegschaft. In den neuen Märkten sollen die KollegInnen bei schlechterer Bezahlung und weniger Urlaub länger arbeiten, nach Möglichkeit auch noch ausschließlich mit befristeten Arbeitsverträgen wie in Lübeck.
 
Wir sehen dieses Geschäfts"modell" der Metro-Tochter real als menschenverachtend und kontraproduktiv an. Die Tariflöhne im Einzelhandel sind bereits nicht als üppig zu bezeichnen und die Arbeitszeiten bei ständig ausgedehnten Ladenöffnungszeiten sind für viele MitarbeiterInnen häufig wenig familienfreundlich. Wenn dann auch noch die Arbeitszeit verlängert und die Zuschläge rabiat gekürzt werden, ist das schlichtweg als unsozial und Überausbeutung zu bezeichnen. Das hat mit sozialer Marktwirtschaft dann absolut nichts mehr zu tun, sondern erinnert an Zeiten des Manchester-Kapitalismus...“
 
„Strategie goldrichtig!“
 
„Die real.-Lohndumpingkrake ist tot“ heißt es erfreut im aktuellen Rundschreiben von real-Betriebsrat und Gewerkschaft ver.di: „Wir sind stolz darauf dass es gelungen ist, die Fa. real dazu zu bewegen, nun die Tarifbindung für über 100 potentielle Beschäftigte im neuen Markt in Dümpten zu garantieren. In der Perspektive profitieren davon auch mehrere hundert Kolleginnen und Kollegen in Wolfsburg und in Lübeck.“ Es habe sich gezeigt, „dass unsere Strategie hier in Mülheim goldrichtig war“ erklären darin die real-Betriebsratsvorsitzende aus Speldorf , Isabell Meeth und ver.di- Sekretär Günter Wolf. Es sei wichtig gewesen, auch „die Kommunalpolitik für das Thema zu sensibilisieren und um Unterstützung zu bitten“, und die Öffentlichkeit „und damit auch die potentiellen Kundinnen und Kunden- einzubeziehen.


CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Michels
– nicht mit Ruhm bekleckert
Quelle: CDU Mülheim
Über 3.000 Mülheimerinnen und Mülheimer haben per Unterschrift angedroht, nicht im neuen Markt einzukaufen! Das kann real nicht kalt gelassen haben“. Wichtig gewesen sei auch, dass man eine gemeinsame Kampagne in einem gewerkschafts-, partei- und konfessionsübergreifendem Bündnis mit einer kämpferischen Belegschaft entwickelt und durchgeführt. Nur so sei der Erfolg möglich geworden.
 
CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Michels – nicht mit Ruhm bekleckert
MülheimWolfgangMichels.jpg
Quelle: CDU Mülheim
 
„Einige kritische Worte“ richten die Gewerkschafter in diesem Zusammenhang an Mülheims CDU- Fraktionschef Wolfgang Michels: „Nichts zu tun ist auch eine Entscheidung - aber selten die beste!" Umso anerkennenswerter ist das Verhalten der CDA-Kollegen zu bewerten, die trotz des Rückziehers der Fraktion den Konflikt weiter als "ihr Ding" betrachteten.“ (PK)

Online-Flyer Nr. 158  vom 06.08.2008



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