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Forderung nach mehr Sachlichkeit in der U-Bahn-Debatte
Kein Einsturz der Bahnhofskapelle
Von Elmar Klevers
KVB-Chef Walter Reinarz - muss wohl
nächste Woche seinen Hut nehmen
Quelle: www.kvb-koeln.de
Argumente statt Verdächtigungen
Langsam habe ich keine Lust mehr, gegen die Medien-Hysterie anzuschreiben. Dass sich alle jetzt zu profilieren suchen, ist menschlich nachvollziehbar, aber angesichts des allgemein kurzen Gedächtnisses auf Dauer wenig erfolgversprechend. Es ist schon sehr ärgerlich, dass die Medien, an den Interessen der Menschen vorbei, einzelne Stimmen, die in den Kram passen, zu Wort kommen lassen und deren Gewäsch so oft wiederholen, bis die Unwahrheit zur Wahrheit stilisiert ist. Ich plädiere deshalb für mehr Sachlichkeit und Argumente statt Verdächtigungen.
Wenn es in der NRhZ mit Hinblick auf Leipzig, als Kontrast zu Köln, heißt: „Kein Einsturz bei Auerbachs Keller“ (NRhZ 188), kann ich nur sagen: prima! Das Gegenteil hätte mich auch sehr betroffen gemacht, weil ich schon mehrfach dort war.
Dem halte ich entgegen: Kein Einsturz der Bahnhofskapelle alias Dom, des Bahnhofs, des Alten Wartesaals, des Museums Ludwig und der Philharmonie, des Brügelmannhauses, des Rathauses, der Häuserzeile am Heumarkt, der Kirche Maria im Kapitol, des alten Polizeipräsidiums. Auch der Turm von St. Johann Baptist auf der Severinstraße stürzte nicht ein, sondern wies nur eine geringe Schieflage auf, die behoben worden ist. Auf der langen Baustrecke der Nord-Süd-Bahn/Bonner Straße bis zum Bonntor über den Chlodwigplatz und die Severinstraße gibt es, außer dem Sonderfall Stadtarchiv, keinen Einsturz.
Pfusch am Bau - in Köln nicht unüblich
Risse in Häusern, die an Bautrassen liegen, sind normal. Solche üblichen Schäden könnte ich auch an anderen Häusern nachweisen, z. B. an nach dem Krieg gebauten Schulen im Bezirk Nippes. Ein KVB-Depot in Weidenpesch ist Anfang der 90er Jahre ohne Zusammenhang mit einem U-Bahn-Bau zusammengebrochen. Der "hervorragende Opernhausbau" des in Köln heilig gesprochenen Architekten Riphahn ist dem Zusammenbruch nahe. Nicht vom lauten Gesang, sondern infolge der schlechten Bauausführung. Ein ebenso prekärer Bau war von Anfang an der des Kölner Stadtarchivs. Die statische Berechnung der Quadratmeterbelastung ist einfach ignoriert worden.
Sonderfall Stadtarchiv: von Anfang an labil
Außerdem ist der Bau so kopflastig belastet worden, dass schon leichte Erdstöße, wie sie hierorts hin und wieder zu verspüren sind, ausgereicht hätten, um diese Hütte einstürzen zu lassen. Die “Kopflastigkeit“ bestand in Folgendem: Das Kellergeschoss war mit Ausstellungstruhen bestückt, in denen besondere Schriftstücke gezeigt wurden. Im Parterre waren die Büros und die Arbeitsplätze der Restauratoren untergebracht. Deshalb konnten am Tag des Einsturzes die Mitarbeiter und Leser von den Bauarbeitern rechtzeitig gewarnt werden und das Gebäude verlassen. Vom ersten bis zum vierten Obergeschoss waren die schweren Eisenregale mit ihrem noch schwereren Inhalt bis unter die Decken gestapelt. Häufiger kam es vor, daß die schmalen Gänge zwischen den Regalen mit noch zu archivierendem Material voll gestellt waren und es Wochen dauerte, bis man auf Anforderung bestimmte Unterlagen bekam. Da liegt der Hund begraben beim Einsturz.
Keine Beweise für Korruption und “Klüngel“
Es ist schon zur gängigen Praxis geworden, überall Küngel und Korruption zu vermuten. Dazu bietet die viertgrößte Stadt in der BRD allen Anlass. Bei dem U-Bahn-Bau Korruption zu vermuten, halte ich dennoch für falsch. Dass die Bauunternehmen Geld verdienen wollen, ist normal. Aber für Korruption sehe ich keine Möglichkeit, weil nicht die Stadt Köln hauptsächlich Bauherr und Geldgeber ist, sondern der Bund, das Land NRW, vertreten durch der Regierungspräsidenten, während sich die Stadt Köln nur mit 10 % an den Kosten beteiligt.
Nord-Süd-U-Bahn: seit Jahrzehnten überfällig
Ich bin zwar der Meinung, dass diese U-Bahn-Linie schon vor mehr als vierzig Jahren hätte gebaut werden müssen, um viele Schwierigkeiten zu umgehen. Aber dennoch ist diese Linie notwendig, sehr notwendig. Nicht zuletzt, um die vom dröhnenden Durchgangsverkehr der Buslinien 132 und 133 bis an die Grenze der Zumutbarkeit in Anspruch genommenen schmal gebauten Nebenstraßen wie zum Beispiel Annostraße oder Im Ferkulum verkehrs-, sicherheits- und lärmtechnisch zu entlasten. Oberirdische Straßenbahnen erzeugen erheblichen Krach, Smog und Erschütterungen. Das machen U-Bahnen nicht.
Nicht zuletzt: Alle, die heute über den U-Bahn-Bau schimpfen und kein eigenes Auto haben, fahren in Köln gleichwohl mit der U-Bahn. (PK)
Online-Flyer Nr. 190 vom 25.03.2009
Forderung nach mehr Sachlichkeit in der U-Bahn-Debatte
Kein Einsturz der Bahnhofskapelle
Von Elmar Klevers
KVB-Chef Walter Reinarz - muss wohl
nächste Woche seinen Hut nehmen
Quelle: www.kvb-koeln.de
Langsam habe ich keine Lust mehr, gegen die Medien-Hysterie anzuschreiben. Dass sich alle jetzt zu profilieren suchen, ist menschlich nachvollziehbar, aber angesichts des allgemein kurzen Gedächtnisses auf Dauer wenig erfolgversprechend. Es ist schon sehr ärgerlich, dass die Medien, an den Interessen der Menschen vorbei, einzelne Stimmen, die in den Kram passen, zu Wort kommen lassen und deren Gewäsch so oft wiederholen, bis die Unwahrheit zur Wahrheit stilisiert ist. Ich plädiere deshalb für mehr Sachlichkeit und Argumente statt Verdächtigungen.
Wenn es in der NRhZ mit Hinblick auf Leipzig, als Kontrast zu Köln, heißt: „Kein Einsturz bei Auerbachs Keller“ (NRhZ 188), kann ich nur sagen: prima! Das Gegenteil hätte mich auch sehr betroffen gemacht, weil ich schon mehrfach dort war.
Dem halte ich entgegen: Kein Einsturz der Bahnhofskapelle alias Dom, des Bahnhofs, des Alten Wartesaals, des Museums Ludwig und der Philharmonie, des Brügelmannhauses, des Rathauses, der Häuserzeile am Heumarkt, der Kirche Maria im Kapitol, des alten Polizeipräsidiums. Auch der Turm von St. Johann Baptist auf der Severinstraße stürzte nicht ein, sondern wies nur eine geringe Schieflage auf, die behoben worden ist. Auf der langen Baustrecke der Nord-Süd-Bahn/Bonner Straße bis zum Bonntor über den Chlodwigplatz und die Severinstraße gibt es, außer dem Sonderfall Stadtarchiv, keinen Einsturz.
Pfusch am Bau - in Köln nicht unüblich
Risse in Häusern, die an Bautrassen liegen, sind normal. Solche üblichen Schäden könnte ich auch an anderen Häusern nachweisen, z. B. an nach dem Krieg gebauten Schulen im Bezirk Nippes. Ein KVB-Depot in Weidenpesch ist Anfang der 90er Jahre ohne Zusammenhang mit einem U-Bahn-Bau zusammengebrochen. Der "hervorragende Opernhausbau" des in Köln heilig gesprochenen Architekten Riphahn ist dem Zusammenbruch nahe. Nicht vom lauten Gesang, sondern infolge der schlechten Bauausführung. Ein ebenso prekärer Bau war von Anfang an der des Kölner Stadtarchivs. Die statische Berechnung der Quadratmeterbelastung ist einfach ignoriert worden.
Sonderfall Stadtarchiv: von Anfang an labil
Außerdem ist der Bau so kopflastig belastet worden, dass schon leichte Erdstöße, wie sie hierorts hin und wieder zu verspüren sind, ausgereicht hätten, um diese Hütte einstürzen zu lassen. Die “Kopflastigkeit“ bestand in Folgendem: Das Kellergeschoss war mit Ausstellungstruhen bestückt, in denen besondere Schriftstücke gezeigt wurden. Im Parterre waren die Büros und die Arbeitsplätze der Restauratoren untergebracht. Deshalb konnten am Tag des Einsturzes die Mitarbeiter und Leser von den Bauarbeitern rechtzeitig gewarnt werden und das Gebäude verlassen. Vom ersten bis zum vierten Obergeschoss waren die schweren Eisenregale mit ihrem noch schwereren Inhalt bis unter die Decken gestapelt. Häufiger kam es vor, daß die schmalen Gänge zwischen den Regalen mit noch zu archivierendem Material voll gestellt waren und es Wochen dauerte, bis man auf Anforderung bestimmte Unterlagen bekam. Da liegt der Hund begraben beim Einsturz.
Keine Beweise für Korruption und “Klüngel“
Es ist schon zur gängigen Praxis geworden, überall Küngel und Korruption zu vermuten. Dazu bietet die viertgrößte Stadt in der BRD allen Anlass. Bei dem U-Bahn-Bau Korruption zu vermuten, halte ich dennoch für falsch. Dass die Bauunternehmen Geld verdienen wollen, ist normal. Aber für Korruption sehe ich keine Möglichkeit, weil nicht die Stadt Köln hauptsächlich Bauherr und Geldgeber ist, sondern der Bund, das Land NRW, vertreten durch der Regierungspräsidenten, während sich die Stadt Köln nur mit 10 % an den Kosten beteiligt.
Nord-Süd-U-Bahn: seit Jahrzehnten überfällig
Ich bin zwar der Meinung, dass diese U-Bahn-Linie schon vor mehr als vierzig Jahren hätte gebaut werden müssen, um viele Schwierigkeiten zu umgehen. Aber dennoch ist diese Linie notwendig, sehr notwendig. Nicht zuletzt, um die vom dröhnenden Durchgangsverkehr der Buslinien 132 und 133 bis an die Grenze der Zumutbarkeit in Anspruch genommenen schmal gebauten Nebenstraßen wie zum Beispiel Annostraße oder Im Ferkulum verkehrs-, sicherheits- und lärmtechnisch zu entlasten. Oberirdische Straßenbahnen erzeugen erheblichen Krach, Smog und Erschütterungen. Das machen U-Bahnen nicht.
Nicht zuletzt: Alle, die heute über den U-Bahn-Bau schimpfen und kein eigenes Auto haben, fahren in Köln gleichwohl mit der U-Bahn. (PK)
Online-Flyer Nr. 190 vom 25.03.2009