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Wirtschaft und Umwelt
Agro-Gentechnik erneut vor dem UN-Menschenrechtsausausschuss
„Monsanto vor Gericht!“
Von Christiane Lüst
Antonio Andrioli von „Via Campesina Brazil“ und die Gründerin der internationalen „Aktion GEN-Klage“ aus Gauting bei München, Christiane Lüst, haben zusammen einen Bericht gegen die brasilianische Regierung beim UN-Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen in Genf eingereicht - über die Folgen einer sehr bedenklichen globalen Entwicklung: Die Kultivierung von Gen-Soja in Brasilien verletze massiv die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte von brasilianischen Landwirten.
„Entwaldung, Zunahme des Pestizideinsatzes, Zerstörung der Lebensgrundlagen von indigenen Völkern und Kleinbauern, Landkonzentration, Sklavenarbeit, Landflucht und Zunahme der Armut auf dem Land sind Auswirkungen, die eine andere Seite der Sojamonokultur deutlich machen. Die Flächen für den Eigenanbau werden reduziert.
Urwald wird in großen Mengen abgeholzt, um neue Anbauflächen zu gewinnen. Urwaldbewohner und Kleinbauern werden von Guerillas der Großgrundbesitzer oft mit Gewalt von ihrem Grund vertrieben oder ermordet, um weitere Anbauflächen für sich zu gewinnen" zitiert Antônio Andrioli aus seiner am Montag gehaltenen Rede vor dem UN-Ausschuss.
Verheerende Folgen
„Auf dem Land waren die Auswirkungen der Sojabohnen-Monokultur noch verheerender. Die traditionellen bäuerlichen Gemeinschaften in der Nähe der riesigen Sojabohnen-Plantagen waren ernstlich betroffen. So fanden die Bauern, die dort verschiedene Gemüse für ihren Eigenbedarf angebaut hatten, die gesamte Ernte vernichtet, nachdem die angrenzenden Felder
mit Roundup besprüht waren, einem Pestizid, das alle Pflanzen vernichtet, außer den speziellen, genmanipulierten Monsanto-Pflanzen, die “unkrautvernichtungsmittelresistent“ sind.
Eine Studie zeigt, dass das Besprühen nicht nur ihre Felder vernichtet hatte, ihre Hühner waren gestorben, und andere Tiere - vor allem Pferde - erlitten Schaden. Bei den Menschen führten die gesprühten Unkrautvernichtungsmittel zu schwerer Übelkeit, Durchfall, Erbrechen und Hautverletzungen. Aus Berichten geht hervor, dass Tiere in der Nähe von GVO-Sojabohnenfeldern mit Missbildungen geboren wurden. Man hörte von missgebildeten Bananen und Süßkartoffeln, von Seen, die plötzlich voller toter Fische waren. Bauernfamilien berichteten, nach dem Besprühen der nahe gelegenen Sojafelder bei ihren Kindern plötzlich seltsame Flecken auf dem Körper entdeckt zu haben. Auch ein Eigenanbau von Gemüse usw.
ist in der Nähe von Gensojaflächen für die Bauern nicht mehr möglich, Haus- und Nutztiere sind gefährdet. Dazu kommt die Vergiftung der Wasserquellen."
Rüge des UN-Ausschusses
Der UN-Ausschuss für wirtschaftliche, kulturelle und soziale Rechte hat aufgrund Christiane Lüsts Berichterstattung im Mai 2008 erstmals die Einführung der Gentechnik in der Landwirtschaft als Menschenrechtsverletzung gerügt und eine Regierung aufgefordert, den Zugang der Bauern zum alten Saatgut zu schützen und die Abhängigkeit von Konzernen zu beseitigen.
Christiane Lüst hat in der Vergangenheit bereits für und gemeinsam mit der indischen alternativen Nobelpreisträgerin Vandana Shiva, dem kanadischen Bauern und alternativen Nobelpreisträger Percy Schmeiser sowie der österreichischen Organisation Pro Leben vor dem UN-Ausschuss berichtet. Für weitere Länder, wie Mexiko, Deutschland und Kolumbien
hat sie Parallelberichte über Menschenrechtsverletzungen durch den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft in Vorbereitung.
„Wir hoffen jetzt, dass der UN-Ausschuss die brasilianische Regierung ebenfalls auffordert den Einsatz von Gentechnik zum Schutz der Bauern in Brasilien umgehend zu stoppen - so wie letztes Jahr bereits in Indien", so Lüst. „Die Ausschussmitglieder haben gezielt nachgefragt, die wissen mittlerweile aufgrund unserer regelmäßigen Eingaben über die Folgen des Einsatzes der Gentechnik in den einzelnen Ländern Bescheid, was das für die Kleinbauern und Familien dort bedeutet."
Auch für Deutschland gültig
Den internationalen Menschenrechtspakt haben 140 Länder weltweit ratifiziert, u.a. auch die Bundesrepublik Deutschland. „Das bedeutet, dass diese UN-Aufforderungen - die Landwirte vor Konzernen und Abhängigkeiten zu schützen und ihren Zugang zum alten Saatgut sicherzustellen - auch für unser Land relevant sind. In Ländern wie Frankreich z. B. ist auch bereits der Zugang zu altem oder selbst nachgebautem Saatgut illegal - es sind dort nur noch patentierte Saatgutsorten von einigen wenigen Großkonzernen erlaubt. Die Verwendung jeglichen anderen Saatgutes führt zu Gefängnis- und Geldstrafen bei den Bauern."
Fazit der Veranstaltung in Reichelsheim nach Vorträgen und Diskussion: Ein Appell an die Politiker: „Distanzieren Sie sich von Monsanto! Die Vorgehensweise dieses Konzerns ist kriminell!“ Ein Appell an die Landwirte und Gärtner: „Kaufen Sie nicht das Herbizid Roundup von Monsanto. Die Berichte über die gesundheitlichen Schäden sind erdrückend!“ Monsanto muss vor ein ordentliches Gericht gestellt werden und mit ihm die Konzerne, die Pestizide wie Roundup und gentechnisch verändertes Saatgut verkaufen! (PK)
Antônio Andrioli ist ausgebildeter Agrartechniker, studierte Philosophie, Psychologie und Soziologie auf Lehramt, spezialisierte sich zum Thema Genossenschaftswesen und erlangte anschließend den Master in Erziehungswissenschaften. Er hat bis 2006 am Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück promoviert (als Stipendiat des EED) zum Thema Biosoja versus Gensoja: Eine Studie über Technik und Familienlandwirtschaft im nordwestlichen Grenzgebiet des Bundeslandes Rio Grande do Sul/Brasilien. Die Dissertation ist im Januar 2007 als Buch beim Peter-Lang-Verlag in Frankfurt erschienen.
Weitere Infos unter www.stopptgennahrungsmittel.de
Online-Flyer Nr. 198 vom 20.05.2009
Agro-Gentechnik erneut vor dem UN-Menschenrechtsausausschuss
„Monsanto vor Gericht!“
Von Christiane Lüst
Antonio Andrioli von „Via Campesina Brazil“ und die Gründerin der internationalen „Aktion GEN-Klage“ aus Gauting bei München, Christiane Lüst, haben zusammen einen Bericht gegen die brasilianische Regierung beim UN-Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen in Genf eingereicht - über die Folgen einer sehr bedenklichen globalen Entwicklung: Die Kultivierung von Gen-Soja in Brasilien verletze massiv die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte von brasilianischen Landwirten.
„Entwaldung, Zunahme des Pestizideinsatzes, Zerstörung der Lebensgrundlagen von indigenen Völkern und Kleinbauern, Landkonzentration, Sklavenarbeit, Landflucht und Zunahme der Armut auf dem Land sind Auswirkungen, die eine andere Seite der Sojamonokultur deutlich machen. Die Flächen für den Eigenanbau werden reduziert.
Urwald wird in großen Mengen abgeholzt, um neue Anbauflächen zu gewinnen. Urwaldbewohner und Kleinbauern werden von Guerillas der Großgrundbesitzer oft mit Gewalt von ihrem Grund vertrieben oder ermordet, um weitere Anbauflächen für sich zu gewinnen" zitiert Antônio Andrioli aus seiner am Montag gehaltenen Rede vor dem UN-Ausschuss.
Verheerende Folgen
„Auf dem Land waren die Auswirkungen der Sojabohnen-Monokultur noch verheerender. Die traditionellen bäuerlichen Gemeinschaften in der Nähe der riesigen Sojabohnen-Plantagen waren ernstlich betroffen. So fanden die Bauern, die dort verschiedene Gemüse für ihren Eigenbedarf angebaut hatten, die gesamte Ernte vernichtet, nachdem die angrenzenden Felder
mit Roundup besprüht waren, einem Pestizid, das alle Pflanzen vernichtet, außer den speziellen, genmanipulierten Monsanto-Pflanzen, die “unkrautvernichtungsmittelresistent“ sind.
Eine Studie zeigt, dass das Besprühen nicht nur ihre Felder vernichtet hatte, ihre Hühner waren gestorben, und andere Tiere - vor allem Pferde - erlitten Schaden. Bei den Menschen führten die gesprühten Unkrautvernichtungsmittel zu schwerer Übelkeit, Durchfall, Erbrechen und Hautverletzungen. Aus Berichten geht hervor, dass Tiere in der Nähe von GVO-Sojabohnenfeldern mit Missbildungen geboren wurden. Man hörte von missgebildeten Bananen und Süßkartoffeln, von Seen, die plötzlich voller toter Fische waren. Bauernfamilien berichteten, nach dem Besprühen der nahe gelegenen Sojafelder bei ihren Kindern plötzlich seltsame Flecken auf dem Körper entdeckt zu haben. Auch ein Eigenanbau von Gemüse usw.
ist in der Nähe von Gensojaflächen für die Bauern nicht mehr möglich, Haus- und Nutztiere sind gefährdet. Dazu kommt die Vergiftung der Wasserquellen."
Rüge des UN-Ausschusses
Der UN-Ausschuss für wirtschaftliche, kulturelle und soziale Rechte hat aufgrund Christiane Lüsts Berichterstattung im Mai 2008 erstmals die Einführung der Gentechnik in der Landwirtschaft als Menschenrechtsverletzung gerügt und eine Regierung aufgefordert, den Zugang der Bauern zum alten Saatgut zu schützen und die Abhängigkeit von Konzernen zu beseitigen.
Christiane Lüst hat in der Vergangenheit bereits für und gemeinsam mit der indischen alternativen Nobelpreisträgerin Vandana Shiva, dem kanadischen Bauern und alternativen Nobelpreisträger Percy Schmeiser sowie der österreichischen Organisation Pro Leben vor dem UN-Ausschuss berichtet. Für weitere Länder, wie Mexiko, Deutschland und Kolumbien
hat sie Parallelberichte über Menschenrechtsverletzungen durch den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft in Vorbereitung.
„Wir hoffen jetzt, dass der UN-Ausschuss die brasilianische Regierung ebenfalls auffordert den Einsatz von Gentechnik zum Schutz der Bauern in Brasilien umgehend zu stoppen - so wie letztes Jahr bereits in Indien", so Lüst. „Die Ausschussmitglieder haben gezielt nachgefragt, die wissen mittlerweile aufgrund unserer regelmäßigen Eingaben über die Folgen des Einsatzes der Gentechnik in den einzelnen Ländern Bescheid, was das für die Kleinbauern und Familien dort bedeutet."
Auch für Deutschland gültig
Den internationalen Menschenrechtspakt haben 140 Länder weltweit ratifiziert, u.a. auch die Bundesrepublik Deutschland. „Das bedeutet, dass diese UN-Aufforderungen - die Landwirte vor Konzernen und Abhängigkeiten zu schützen und ihren Zugang zum alten Saatgut sicherzustellen - auch für unser Land relevant sind. In Ländern wie Frankreich z. B. ist auch bereits der Zugang zu altem oder selbst nachgebautem Saatgut illegal - es sind dort nur noch patentierte Saatgutsorten von einigen wenigen Großkonzernen erlaubt. Die Verwendung jeglichen anderen Saatgutes führt zu Gefängnis- und Geldstrafen bei den Bauern."
Fazit der Veranstaltung in Reichelsheim nach Vorträgen und Diskussion: Ein Appell an die Politiker: „Distanzieren Sie sich von Monsanto! Die Vorgehensweise dieses Konzerns ist kriminell!“ Ein Appell an die Landwirte und Gärtner: „Kaufen Sie nicht das Herbizid Roundup von Monsanto. Die Berichte über die gesundheitlichen Schäden sind erdrückend!“ Monsanto muss vor ein ordentliches Gericht gestellt werden und mit ihm die Konzerne, die Pestizide wie Roundup und gentechnisch verändertes Saatgut verkaufen! (PK)
Antônio Andrioli ist ausgebildeter Agrartechniker, studierte Philosophie, Psychologie und Soziologie auf Lehramt, spezialisierte sich zum Thema Genossenschaftswesen und erlangte anschließend den Master in Erziehungswissenschaften. Er hat bis 2006 am Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück promoviert (als Stipendiat des EED) zum Thema Biosoja versus Gensoja: Eine Studie über Technik und Familienlandwirtschaft im nordwestlichen Grenzgebiet des Bundeslandes Rio Grande do Sul/Brasilien. Die Dissertation ist im Januar 2007 als Buch beim Peter-Lang-Verlag in Frankfurt erschienen.
Weitere Infos unter www.stopptgennahrungsmittel.de
Online-Flyer Nr. 198 vom 20.05.2009