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Köln-Deutz: Ein Stadtteil als Durchlauferhitzer
Auf der Strecke bleiben Menschen
Von Georg Giesing
Ein Stadtteil wird für die Logistik von Messe, Büroräumen und Massentourismus geopfert. Der Gotenring trennt die Wohnbereiche. Die autoreiche Siegburger Straße ist die Grenze zum Rhein. Der Highway von Kalk zum Deutzer Bahnhof ein Sicherheitsrisiko. In Richtung Osten erheben sich Bollwerke aus Beton, Stahl und Glas. Das technische Rathaus, seelenlose Hotels, Messehallen, Autobahnauffahrten, Parkplätze und Straßen, Straßen, Straßen. Extra breit. Extra schnell. Extra gefährlich.
Das Technische Rathaus ist ein modernes Monstrum. Der Ort davor ein Horror-Platz. Die finanziell angeschlagene Köln-Arena ist für Massenveranstaltungen geeignet, doch dann wird der Mensch wieder ausgekotzt. Täglich durchfahren mehr Menschen den Ort, als in dem Stadtteil leben. Es tobt, lärmt, kommt und verschwindet. Mit Urbanität hat das wenig zu tun. Auch der Einzelhandel jammert. Die neu entstehenden "Konstantin-Höfe" werden den Konkurrenzdruck noch verschärfen.
Es gibt aber immer noch Leute, die gerne in Deutz leben. Auf Wohninseln. In ihrer Straße. In ihrem Quartier. Es gibt kurze Wege. Die vertrauten Nachbarn. Die Lieblingskneipe. Kleine Geschäfte, Ärzte, Kindergärten, Schulen, alles nah und erreichbar. Der Weg in das "schöne Köln" ist nicht weit. Es gibt sie also noch: Die Deutzer. Doch es werden immer weniger. Die Luft wird knapper!
Jetzt wird das Barmer Viertel zerschlagen. Menschen wurden vertrieben. Soziale Strukturen weggeräumt. Ein Viertel weniger! Da mögen die "Bläck Fööss" und 18.000 Arena -Besucher noch so laut und innig singen: "En unserem Veedel!" Rührende Gesänge machen oft blind vor der Realität - und die liegt vor der Haustüre.
Wirklichkeit ist das vom Abriss bedrohte Barmer Viertel. Nicht Menschen entscheiden selbst über ihren Lebensraum; das regeln coole Manager nach den Prinzipien: Innovation + Investition = Gewinnmaximierung! Die anonymen Aktionäre streicheln erwartungsvoll ihre Geldbörsen. Die kommunalen Politiker kleben an der Leimrute und suchen verkrampft nach Erklärungen um ihre Ohnmacht und Naivität zu kaschieren.
Die Chronologie der Zerstörung und Vertreibung aus "dem Veedel" dokumentiert sich auch in kleinen, unscheinbaren Dingen. Ein Blick auf die Klingelschilder im Barmer Viertel genügt.
Bilder von der Besetzung des Barmer Viertels unter: http://barmerviertel.ina-koeln.org/fotostrecken.htm
Haustürklingeln Barmer Viertel
Fotos: Georg Giesing
Online-Flyer Nr. 35 vom 14.03.2006
Köln-Deutz: Ein Stadtteil als Durchlauferhitzer
Auf der Strecke bleiben Menschen
Von Georg Giesing
Ein Stadtteil wird für die Logistik von Messe, Büroräumen und Massentourismus geopfert. Der Gotenring trennt die Wohnbereiche. Die autoreiche Siegburger Straße ist die Grenze zum Rhein. Der Highway von Kalk zum Deutzer Bahnhof ein Sicherheitsrisiko. In Richtung Osten erheben sich Bollwerke aus Beton, Stahl und Glas. Das technische Rathaus, seelenlose Hotels, Messehallen, Autobahnauffahrten, Parkplätze und Straßen, Straßen, Straßen. Extra breit. Extra schnell. Extra gefährlich.
Das Technische Rathaus ist ein modernes Monstrum. Der Ort davor ein Horror-Platz. Die finanziell angeschlagene Köln-Arena ist für Massenveranstaltungen geeignet, doch dann wird der Mensch wieder ausgekotzt. Täglich durchfahren mehr Menschen den Ort, als in dem Stadtteil leben. Es tobt, lärmt, kommt und verschwindet. Mit Urbanität hat das wenig zu tun. Auch der Einzelhandel jammert. Die neu entstehenden "Konstantin-Höfe" werden den Konkurrenzdruck noch verschärfen.
Es gibt aber immer noch Leute, die gerne in Deutz leben. Auf Wohninseln. In ihrer Straße. In ihrem Quartier. Es gibt kurze Wege. Die vertrauten Nachbarn. Die Lieblingskneipe. Kleine Geschäfte, Ärzte, Kindergärten, Schulen, alles nah und erreichbar. Der Weg in das "schöne Köln" ist nicht weit. Es gibt sie also noch: Die Deutzer. Doch es werden immer weniger. Die Luft wird knapper!
Jetzt wird das Barmer Viertel zerschlagen. Menschen wurden vertrieben. Soziale Strukturen weggeräumt. Ein Viertel weniger! Da mögen die "Bläck Fööss" und 18.000 Arena -Besucher noch so laut und innig singen: "En unserem Veedel!" Rührende Gesänge machen oft blind vor der Realität - und die liegt vor der Haustüre.
Wirklichkeit ist das vom Abriss bedrohte Barmer Viertel. Nicht Menschen entscheiden selbst über ihren Lebensraum; das regeln coole Manager nach den Prinzipien: Innovation + Investition = Gewinnmaximierung! Die anonymen Aktionäre streicheln erwartungsvoll ihre Geldbörsen. Die kommunalen Politiker kleben an der Leimrute und suchen verkrampft nach Erklärungen um ihre Ohnmacht und Naivität zu kaschieren.
Die Chronologie der Zerstörung und Vertreibung aus "dem Veedel" dokumentiert sich auch in kleinen, unscheinbaren Dingen. Ein Blick auf die Klingelschilder im Barmer Viertel genügt.
Bilder von der Besetzung des Barmer Viertels unter: http://barmerviertel.ina-koeln.org/fotostrecken.htm
Haustürklingeln Barmer Viertel
Fotos: Georg Giesing
Online-Flyer Nr. 35 vom 14.03.2006