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Fünftes „MitAfrika“-Festival in Köln und Umgebung
Zum Wochenende in Afrika
Von Philip Schwarz und Christian Heinrici
Kinder mit bunt geschminkten Gesichtern wuseln durch die Menge. Ein Quartett trommelt unermüdlich, während eine junge Frau ausgelassen dazu tanzt. An zahlreichen Ständen werden die verschiedensten Aspekte afrikanischer Kulturen dargeboten: Musik, Kunst, Kleidung, genauso Obst, Kaffee – natürlich fair gehandelt – und eine Vielfalt afrikanischer Gerichte. An anderen Buden sieht man afrikanische Friseurinnen, die exotische Haartrachten flechten, oder Henna-Künstlerinnen, die Arme und Hände mit kunstvollen Mustern bemalen; dazwischen Jongleure und ein afrikanischer Geschichtenerzähler. Überall flanieren erlebnis- und abenteuerlustige Besucher, die all das ausprobieren wollen, durch die Gassen des afrikanischen Marktes.
Nicht für, sondern vielmehr mit Afrika – die Moderatoren des Festivals Cheikh und Jacky | Alle Fotos: Christian Heinrici
Doch der Schwerpunkt des Festivals ist zweifelsfrei die Musik: An den drei Abenden traten auf einer großen Bühne verschiedene afrikanische Gruppen und Interpreten auf. Auch hier war das Angebot vielfältig und reichte von reiner Trommelmusik, über Blues, Jazz bis zu Rap – alles natürlich mit afrikanischem Einschlag. Und dank öffentlicher und privater Förderung zahlten die Besucher keinen Cent.
Für besonderes Aufsehen sorgte am Samstagabend Pape Niang, „The Soul of Senegal“, mit seiner Band „Kourel“. Bisher wollte der blinde Schlagzeuger und Sänger nämlich nicht auf Europatour gehen, denn „die Europäer kommen doch zu mir!“ Doch anlässlich der Vorbereitungen für sein neues Album rückte er davon ab und trat tatsächlich auch im Rheinpark auf. Blues und afrikanische Trommelrhythmen vermischten sich zu mitreißender Musik. Mal langsam und eher melancholisch, mal schnell und ausgelassen zeigten Kourel, wie gut ihnen diese Symbiose gelungen war. Mehr als anderthalb Stunden lang begeisterten sie das Publikum.
Pape Niang mit Mitgliedern von „Mama-Afrika“ beim Konzert im Rheinpark
Ein weiteres Highlight des Konzerts am Samstag war sicher auch Aziz Kuyateh, der als Griot, als afrikanischer Barde, „Mama Afrika“ bezaubernd auf der Kora, einer westafrikanischen Stegharfe, begleitete. Und auch Sängerin und Weltmusikerin Sunny Heights aus Hannover bereicherte die Truppe, die sonst fast ausnahmslos aus Percussionisten und TänzerInnen besteht. Dazu hatte die Sängerin, Komponistin und Texterin eigens Wolof gelernt. Und in meinen Ohren klang es ziemlich überzeugend, wenn sie „Dama tukki“ („Ich reise...“ in den Senegal...) sang – doch die afrikanischen Zuhörer antworteten ebenso euphorisch. Was wohl nicht zu letzt auch an Heights' tiefen, jazzig-souligen und fast schon schwarzen Stimme lag und den dementsprechenden Vibrationen, die das Publikum ergriffen.
Der Kölner Kosmopolit Don Abi
Stimmlich beeindruckend war auch der Auftritt von Don Abi am Sonntag Abend, der zwar eher traditionellen Reggae zum besten gab, jedoch mit einfühlsamen, tiefsinnigen und kritischen Texten trumpfte. Und spätestens mit „No More No Vernacular“, einem alten Hit der Gruppe B.A.N.T.U., die er schon Ende der 90er Jahre mit seinem Bruder Adé Bantu gegründet hatte, rockte er den Laden.
Der Kölner Kenianer Steven O. & Band bot eine mitreißende Mischung aus Afro-Beat und Jazz, die im wahrsten Sinne des Wortes animierte – leider regnete es etwas ins Konzert, weswegen es noch lohnender erscheint, sich die Gruppe noch einmal beizeiten und ganz in Ruhe zu Gemüte zu führen.
Im besten Sinne „crazy“ und ein musikalischer Genuss war der Auftritt von Salvador Şango (sprich Schango), der mit bürgerlichem Namen Sotiris Papadopoulos heißt. Und so bewegt, wie die Stationen des Bandgründers (Griechenland, Deutschland, USA, Nigeria...) war auch die furiose Melange aus Jazz, Rock, Hardrock und Funk, ummantelt mit diversen lateinamerikanischen und afrikanischen Rhythmen. Ganz stark: Keyboard und Gitarre, die natürlich an Şangos Vorbild Jimi Hendrix erinnerte. Und wem bei dieser Mischung Carlos Santana einfällt, liegt goldrichtig: wunderbare Anklänge an den Altmeister des Latinrock, mit starker eigener Note.
Papadopoulos oder „The advice of Şango“
Mit einem getanzten Trommelfeuer von „Mama Afrika“, leidenschaftlich begleitet von Balaphon, einer Kora, Sunny Heights und Pape Niang endete am Sonntagabend das fünfte „MitAfrika“-Festival, dessen Name nicht zufällig gewählt ist. Denn das „Wochenende in Afrika“ im Kölner Rheinpark bewies: Afrika ist integrativ – und Europa könnte sich ein gutes Beispiel daran nehmen. (CH)
Einige Mitglieder von „Mama Afrika“ beherrschen ein halbes Orchester: Djembé, Kora, Balaphon und Gesang | Alle Fotos: Christian Heinrici
Online-Flyer Nr. 202 vom 17.06.2009
Fünftes „MitAfrika“-Festival in Köln und Umgebung
Zum Wochenende in Afrika
Von Philip Schwarz und Christian Heinrici
Kinder mit bunt geschminkten Gesichtern wuseln durch die Menge. Ein Quartett trommelt unermüdlich, während eine junge Frau ausgelassen dazu tanzt. An zahlreichen Ständen werden die verschiedensten Aspekte afrikanischer Kulturen dargeboten: Musik, Kunst, Kleidung, genauso Obst, Kaffee – natürlich fair gehandelt – und eine Vielfalt afrikanischer Gerichte. An anderen Buden sieht man afrikanische Friseurinnen, die exotische Haartrachten flechten, oder Henna-Künstlerinnen, die Arme und Hände mit kunstvollen Mustern bemalen; dazwischen Jongleure und ein afrikanischer Geschichtenerzähler. Überall flanieren erlebnis- und abenteuerlustige Besucher, die all das ausprobieren wollen, durch die Gassen des afrikanischen Marktes.
Nicht für, sondern vielmehr mit Afrika – die Moderatoren des Festivals Cheikh und Jacky | Alle Fotos: Christian Heinrici
Doch der Schwerpunkt des Festivals ist zweifelsfrei die Musik: An den drei Abenden traten auf einer großen Bühne verschiedene afrikanische Gruppen und Interpreten auf. Auch hier war das Angebot vielfältig und reichte von reiner Trommelmusik, über Blues, Jazz bis zu Rap – alles natürlich mit afrikanischem Einschlag. Und dank öffentlicher und privater Förderung zahlten die Besucher keinen Cent.
Für besonderes Aufsehen sorgte am Samstagabend Pape Niang, „The Soul of Senegal“, mit seiner Band „Kourel“. Bisher wollte der blinde Schlagzeuger und Sänger nämlich nicht auf Europatour gehen, denn „die Europäer kommen doch zu mir!“ Doch anlässlich der Vorbereitungen für sein neues Album rückte er davon ab und trat tatsächlich auch im Rheinpark auf. Blues und afrikanische Trommelrhythmen vermischten sich zu mitreißender Musik. Mal langsam und eher melancholisch, mal schnell und ausgelassen zeigten Kourel, wie gut ihnen diese Symbiose gelungen war. Mehr als anderthalb Stunden lang begeisterten sie das Publikum.
Pape Niang mit Mitgliedern von „Mama-Afrika“ beim Konzert im Rheinpark
Ein weiteres Highlight des Konzerts am Samstag war sicher auch Aziz Kuyateh, der als Griot, als afrikanischer Barde, „Mama Afrika“ bezaubernd auf der Kora, einer westafrikanischen Stegharfe, begleitete. Und auch Sängerin und Weltmusikerin Sunny Heights aus Hannover bereicherte die Truppe, die sonst fast ausnahmslos aus Percussionisten und TänzerInnen besteht. Dazu hatte die Sängerin, Komponistin und Texterin eigens Wolof gelernt. Und in meinen Ohren klang es ziemlich überzeugend, wenn sie „Dama tukki“ („Ich reise...“ in den Senegal...) sang – doch die afrikanischen Zuhörer antworteten ebenso euphorisch. Was wohl nicht zu letzt auch an Heights' tiefen, jazzig-souligen und fast schon schwarzen Stimme lag und den dementsprechenden Vibrationen, die das Publikum ergriffen.
Der Kölner Kosmopolit Don Abi
Der Kölner Kenianer Steven O. & Band bot eine mitreißende Mischung aus Afro-Beat und Jazz, die im wahrsten Sinne des Wortes animierte – leider regnete es etwas ins Konzert, weswegen es noch lohnender erscheint, sich die Gruppe noch einmal beizeiten und ganz in Ruhe zu Gemüte zu führen.
Im besten Sinne „crazy“ und ein musikalischer Genuss war der Auftritt von Salvador Şango (sprich Schango), der mit bürgerlichem Namen Sotiris Papadopoulos heißt. Und so bewegt, wie die Stationen des Bandgründers (Griechenland, Deutschland, USA, Nigeria...) war auch die furiose Melange aus Jazz, Rock, Hardrock und Funk, ummantelt mit diversen lateinamerikanischen und afrikanischen Rhythmen. Ganz stark: Keyboard und Gitarre, die natürlich an Şangos Vorbild Jimi Hendrix erinnerte. Und wem bei dieser Mischung Carlos Santana einfällt, liegt goldrichtig: wunderbare Anklänge an den Altmeister des Latinrock, mit starker eigener Note.
Papadopoulos oder „The advice of Şango“
Mit einem getanzten Trommelfeuer von „Mama Afrika“, leidenschaftlich begleitet von Balaphon, einer Kora, Sunny Heights und Pape Niang endete am Sonntagabend das fünfte „MitAfrika“-Festival, dessen Name nicht zufällig gewählt ist. Denn das „Wochenende in Afrika“ im Kölner Rheinpark bewies: Afrika ist integrativ – und Europa könnte sich ein gutes Beispiel daran nehmen. (CH)
Einige Mitglieder von „Mama Afrika“ beherrschen ein halbes Orchester: Djembé, Kora, Balaphon und Gesang | Alle Fotos: Christian Heinrici
Online-Flyer Nr. 202 vom 17.06.2009