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Soll secret.tv seriöse Zeitkritiker in einen zwielichtigen Kontext stellen?
Mein Wochenende mit Jan van Helsing
Von Dr. Sabine Schiffer
Quelle: www.blaubeerwald.de
Irgendwie kam mir der Name bekannt vor und ich stellte fest, dass ich zu einer Veranstaltung in der Schweiz eingeladen war, bei der ebenfalls besagter Michael Vogt moderieren soll. Von Jan van Helsing hatte ich auch schon gehört, aber nur eine vage Vorstellung über dessen Wirken und Ansichten. Nun erhielt ich neben detaillierten Informationen über seine Aktivitäten und Schriften – ein sehr aufschlussreiches Interview ist in mehreren Teilen auf youtube.com zu sehen – auch die Fragestellung, ob nicht mittels secret.tv, für das Johann Hoyer, der Vater van Helsings verantwortlich zeichnet, seriöse Zeitkritiker in einen zwielichtigen Kontext gestellt werden sollen.
Jan van Helsing – der Mann mit den vielen Namen
Quelle: schild-verlag
Zunächst würde ich zwar immer von anderen Absichten ausgehen, aber der Hinweis, dass ein engagierter Aufklärer über die Gefährlichkeit der DU-Munition (Depleted Uranium) wie der ehemalige WDR-Filmemacher Frieder Wagner dort nun neben Ufos zu sehen wäre, machte mich denn doch stutzig. Ein Blick auf die Website offenbarte wahrlich Erstaunliches: Jürgen Todenhöfer und Tobias Pflüger befanden sich mit Interviewbeiträgen darauf.
Auch Jürgen Elsässer, der in der Tat immer wieder mal der überzogenen Vermutung geheimdienstlicher Verschwörung bezichtigt wird, befindet sich dort – obwohl seine Recherchen über die Kooperation zwischen Geheimdienst und Islamisten etwa auch ein Robert Dreyfus belegt. Nun, neben ihm finden sich noch diverse US-amerikanische Zeitkritiker und Kuriose, dann Andreas von Bülow, Christoph Hörstel – und ich.
Missverständnis oder gezielte Manipulation?
Zunächst bin ich zwar überrascht, aber noch nicht alarmiert, weil es nun einmal gängige Praxis im Netz ist, dass Beiträge einfach übernommen werden. Die abgebildete Moderatorin der Sendung erinnerte mich jedoch an eine Aufzeichnung für die Public-Lounge in Leonberg bei Stuttgart Mitte 2009. Dort waren Susanne Eggert vom Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis aus München und ich Talkgast bei Vesna Kerstan für ihr Format „Meinungsbilder“.
Auf Rückfrage bei der Verwaltungsdame, die mich damals angefragt hatte, bekam ich die Kontaktdaten von Geschäftsführer und Redaktionsleiter, an die ich mich bitte wenden solle, da sie nicht mehr bei secret.tv arbeite. Da war ich dann doch verblüfft, denn zuvor war secret.tv nie erwähnt worden. Ich durchforstete alle Mails von ihr und ihren Kollegen, und in der Tat war kein Hinweis auf diesen Sender zu finden. Auch der Link, den man mir damals
mit einer Aufzeichnung des Formats zur Anschauung zuschickte, verwies auf eine Unterseite der Public-Lounge. Komisch! War das ein Missverständnis oder eine gezielte Manipulation? Dabei hatte man mir zugesichert, dass man für eine Weiterverwendung des Materials in anderen Kontexten Rücksprache mit mir halten und mein Einverständnis einholen würde. Offensichtlich ahnte man, dass ich dieses zu einer Platzierung gleich neben Unterlinks zu UFOs, dem Cheops-Geheimnis eines Jan van Helsing und Beiträgen zu Kornkreisen nicht gegeben hätte. Inzwischen habe ich Frau Eggert informiert und die
Löschung verlangt.
Geld aus der Eso-Szene für die Weltverschwörung
Ich muss gestehen, dass ich die Esoterik-Szene als harmloses Sammelsurium verschiedenster Aussteiger, auch spirituell Suchender und eventuell noch von Umweltgeschädigten gesehen und heftig unterschätzt habe. Vor allem die Geschäftemachererei der professionell Inspirierten um van Helsing & Co. waren mir nicht bekannt und deren rechtsextremes und antisemitisches Gedankengut auch nicht. Erst durch das ausführliche Studium diverser Interviews van Helsings wurde so langsam ersichtlich, wo die Verbindung zwischen den esoterischen Weltverschwörungstheorien mit Heilshoffnung und die von Kritikern der aktuellen Politik und vor allem der Informationspolitik zu liegen scheint.
Während die einen wirtschaftliche und politische Interessen sowie Korruption hinter Manipulationsversuchen der Öffentlichkeit sehen und diese im medialen Mainstream nicht goutiert werden, gehen die anderen davon aus, dass diese Beobachtungen deren Meinung von der Existenz geheimer Mächte im Unsichtbaren belegen würden. Eine fatale Verknüpfung mit viel Potenzial für Missverständnisse – nicht nur für esoterisch Affine, sondern auch für Wissenschaftler, die sich aus Unbedacht oder Unkenntnis in diesem Kontext wieder finden – so wie ich und Susanne Eggert. Sollen hier nun bestimmte Leute als Kronzeugen dienen oder diese gar in ein Zwielicht gerückt werden? Denn eines ist klar: Eine Umgebung wie auf dieser Website bedeutet eine Kontextualisierung in dem Frame des Unglaubwürdigen – PR-technisch ein möglicher Reframing-Versuch.
Im Ruch des Rechtslastigen
So landen etwa die Lücken um die Ereignisse des 11. Septembers 2001 und deren notwendiger Klärungsbedarf – etwa, wie die Vorkommnisse physikalisch überhaupt zu erklären sind und inwiefern ein Versicherungsbetrug vorliegt – in einen Kontext von Illuminaten und Armageddon-Vorstellungen messianischer Endzeitbeschwörungen. Dies unter anderem durch ein Interview mit Wolfgang Eggert, dem Verfasser von „Erst Manhattan, dann Berlin“, der bereits 2002 versucht hatte, die Anschläge auf das WTC „israelischen Falken“ unterzuschieben. Sein Buchcover schmückt nun ebenso die Website vom Schild-Verlag (schildverlag.de), für den unter anderem Prof. Dr. Michael Vogt verantwortlich zeichnet, wie das eines Jürgen Todenhöfer. Welche Verbindung zum linken Kai-Homilius-Verlag besteht, dessen Logo unten auf dem gleichen Cover steht, wäre noch interesssant zu wissen.
Rudolf Hess - 1945 im Nürnberger Gefängnis
Quelle: jungemedienhamburg.wordpress.com
Der allseits präsente Moderator Michael Vogt ist – neben Jan van Helsing – in den Ruch des Rechtslastigen geraten. Nun kann man leicht in einen Ruch geraten, wie ich soeben wieder einmal vorgeführt bekomme. Der promovierte Historiker und Filmemacher hat sich nicht nur mit der „Gemeinakte Heß“, die auf youtube ebenfalls eingesehen werden kann, in Tabuzonen der Geschichtsschreibung vorgewagt. Immer wieder thematisierte er vor allem
heikle Randgebiete der deutschen Geschichte, denen man den reinen Aufklärungswillen nicht so ganz abnehmen wollte, weil sie sehr gut auch dazu geeignet waren, rechten Geschichtsrevisionisten zuzuarbeiten.
Geschichtsrevisionistischer Ansatz
Wie Michael Vogt genau in das Spektrum der Esoterik-Szene passt, erschließt sich mir nicht ganz. Ob hier sein geschichtsrevisionistischer Ansatz schon ausreicht, um sich in deren rechter Szene wohl zu fühlen, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall beschwert sich Jan van Helsing in dem besagten Youtube-Interview darüber, dass man in Deutschland nicht wirklich frei alle Meinungen über geschichtliche Abläufe und dergleichen mehr äußern dürfe. Damit spielt er auf die Beschlagnahmung seines Buches
„Geheimgesellschaften“ Mitte der 90er Jahre an. Der Verweis auf Tabus und unterdrückte Meinungsfreiheit ist eine in rechten Kreisen oft monierte Tatsache – allerdings sicher nicht im Sinne einer wirklichen Aufklärung historischer Ereignisse, sondern wohl eher im Sinne der sog. „Grenzwissenschaften“, denen sich van Helsing verschrieben hat. Ob dieser die Sachen wirklich glaubt, die er verbreitet, kann hier nicht abschließend beurteilt werden. Auf jeden Fall bedient man sich der Esoterik als einer effizienten Vermarktungsstrategie.
Ob die Esoterik allein das nötige Geld für die anderen Aktivitäten liefert, müsste eingehender geprüft werden. Jedenfalls fällt auf, dass etwa der Kopp-Verlag entsprechende Literatur und vor allem Esoterik-Kataloge verlegt. Im gleichen Verlag erscheinen auch die Bücher Jan van Helsings, wie auch die von Gerhard Wisnewski, Udo Ulfkotte und neuerdings auch Jürgen Elsässer. Da sich in dieser Mischung vermeintliche und tatsächliche Verschwörungstheoriker tummeln, verwundert nicht, dass auch Anhänger der Islambasher-Szene zu Hause sind - die eine islamische Weltverschwörung entdecken mögen. Erschließt sich hiermit, wie der Verlag ganzseitige Anzeigen für „SOS Abendland“ von Udo Ulfkotte etwa in der Gewerkschaftszeitung der Polizei, in der TV-Beilage rtf und der Motorwelt finanziert?
Weitere Verbindungen?
Bleibt zu klären, inwiefern das Alpenparlament, zu dem ich durch Rolf Grund von Faktfilm eingeladen wurde, ebenfalls in diesen Kreis gehört. Michael Vogt, der dort viele Veranstaltungen moderieren soll, versicherte inzwischen, dass es keinerlei Verbindung zu secret.tv gäbe. Außer natürlich der, dass er gerne Referenten zu seinen Interviews für secret.tv einlädt. Nun, ein solches Interview ließe sich ja vermeiden – wie auch überhaupt meine Teilnahme an diesem Alpenparlament, das ein ähnliches Profil aufweist wie Kopp-Verlag und secret.tv. Und wie steht Martin Frischknecht, Initiator und Finanzier dieses Forums zu seinem Moderator und den diversen Themen, die für das sog. Parlament vorgesehen waren?
Es gibt ein Interview auf alpenparlament.tv mit Frischknecht. Dieses ann vielleicht tatsächlich als Aussage eines engagierten Bürgers gewertet werden, der – sagen wir – einen Gesundheitstick hat. Aber viele Aussagen, die aufs erste Hören plausibel klingen, weisen möglicherweise noch in andere Richtungen: Wenn betont wird, dass es egal sein soll, ob jemand „rechts oder links“ stehe, um gemeinsam etwas Konstruktives auf die Beine zu stellen, dann kann dahinter auch ein Hinweis auf Vereinnahmungsversuche linker Positionen durch rechte (Esoteriker) stehen. Und wenn er sagt, dass nur ein gesunder Körper einen gesunden Geist ermögliche, dann erinnert mich das nun an die vielen rechten Parolen von Volksgesundheit versus Durchmischung und Schwächung und dergleichen mehr, die ich dieses Wochenende bei der Recherche zu Genüge ertragen musste.
Merkwürdiges Themenspektrum
Und auch das Themenspektrum des sog. Alpenparlaments verheißt eine hoffnungslose Vermischung von berechtigten Zweifelsfällen, wie die Aufbauschung der Schweinegrippe, neben Verschwörungstheorien abstrusesten Ausmaßes, wie die Mythen, die um einen Codex Alimentarius ranken – ohne die Manipulationsversuche der Pharma-Industrie in Abrede stellen zu wollen, die wir ja ebenfalls monieren. Ich glaube jedoch, mit meinen Beobachtungen der versuchten und teilweise gelingenden Medienmanipulation durch PR-Agenturen und Lobbygruppen würde ich in diesen Kreisen nur weiteren Verschwörungstheorien zuarbeiten, statt für eine rationale Auseinandersetzung mit Machtinteressen zu plädieren. Darum habe ich also abgesagt.
Stattdessen böte es sich an, die Zeit für weitere Recherchen zu verwenden – etwa die von Websiten wie infokrieg.tv, alles-schall-und-rauch, nuoviso.tv und dergleichen, die ebenfalls alle eine abstruse Themenmischung aufweisen. Die Esoterik-Szene ist im Ausrichten von Events erprobt und so verwundert es in diesem Kontext nicht, dass Nuoviso.tv zu einem „Kongress der unabhängigen Medien“ Mitte November aufruft. Welche Rolle Net News Global in diesem Kontext spielt, ist mir auch noch nicht klar – jedoch nun durchaus, warum ein „Zentrum der Gesundheit“ das Spektaktel fördert. Ob die eingeladenen Blogger wissen, in welchen Kontext sie hier eingeladen werden?
Geschickt ausgeklügelte Strategie?
Diese ganze Entwicklung erscheint mir darum als bedrohlich, weil damit die berechtigten Zweifel an so mancher Entwicklung in der Politik diskreditiert werden (können). Vielleicht einfach dumm gelaufen oder eine geschickt ausgeklügelte Strategie, um unliebsame Meinungen zu schwächen? Die wirklichen Aufklärer haben aber auch kein nur halb so attraktives Ausweichprogramm für diejenigen, die mit der Realität angesichts von Krieg
und Krise nicht mehr klar kommen: Geistheilung oder gar vielleicht die Neue Germanische Medizin, die vage Hoffnungen nähren mögen, scheinen manchen vielversprechender als die kritische Auseinandersetzung mit realen Fakten.
Ich wäre dankbar, wenn jemand anders die weitere notwendige Rechercheaufgabe übernehmen könnte – es haben ja auch schon renommierte Wissenschaftler damit begonnen: http://esowatch.com. Denn ehrlich gesagt, reicht mir dieses Wochenende mit Jan van Helsing und dieser illustren Szene. (PK)
Dr. Sabine Schiffer ist Gründerin und Leiterin des Instituts für Medienverantwortung, Goethestr. 6, 91054 Erlangen -
www.medienverantwortung.de
Online-Flyer Nr. 218 vom 07.10.2009
Soll secret.tv seriöse Zeitkritiker in einen zwielichtigen Kontext stellen?
Mein Wochenende mit Jan van Helsing
Von Dr. Sabine Schiffer
Quelle: www.blaubeerwald.de
Irgendwie kam mir der Name bekannt vor und ich stellte fest, dass ich zu einer Veranstaltung in der Schweiz eingeladen war, bei der ebenfalls besagter Michael Vogt moderieren soll. Von Jan van Helsing hatte ich auch schon gehört, aber nur eine vage Vorstellung über dessen Wirken und Ansichten. Nun erhielt ich neben detaillierten Informationen über seine Aktivitäten und Schriften – ein sehr aufschlussreiches Interview ist in mehreren Teilen auf youtube.com zu sehen – auch die Fragestellung, ob nicht mittels secret.tv, für das Johann Hoyer, der Vater van Helsings verantwortlich zeichnet, seriöse Zeitkritiker in einen zwielichtigen Kontext gestellt werden sollen.
Jan van Helsing – der Mann mit den vielen Namen
Quelle: schild-verlag
Zunächst würde ich zwar immer von anderen Absichten ausgehen, aber der Hinweis, dass ein engagierter Aufklärer über die Gefährlichkeit der DU-Munition (Depleted Uranium) wie der ehemalige WDR-Filmemacher Frieder Wagner dort nun neben Ufos zu sehen wäre, machte mich denn doch stutzig. Ein Blick auf die Website offenbarte wahrlich Erstaunliches: Jürgen Todenhöfer und Tobias Pflüger befanden sich mit Interviewbeiträgen darauf.
Auch Jürgen Elsässer, der in der Tat immer wieder mal der überzogenen Vermutung geheimdienstlicher Verschwörung bezichtigt wird, befindet sich dort – obwohl seine Recherchen über die Kooperation zwischen Geheimdienst und Islamisten etwa auch ein Robert Dreyfus belegt. Nun, neben ihm finden sich noch diverse US-amerikanische Zeitkritiker und Kuriose, dann Andreas von Bülow, Christoph Hörstel – und ich.
Missverständnis oder gezielte Manipulation?
Zunächst bin ich zwar überrascht, aber noch nicht alarmiert, weil es nun einmal gängige Praxis im Netz ist, dass Beiträge einfach übernommen werden. Die abgebildete Moderatorin der Sendung erinnerte mich jedoch an eine Aufzeichnung für die Public-Lounge in Leonberg bei Stuttgart Mitte 2009. Dort waren Susanne Eggert vom Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis aus München und ich Talkgast bei Vesna Kerstan für ihr Format „Meinungsbilder“.
Auf Rückfrage bei der Verwaltungsdame, die mich damals angefragt hatte, bekam ich die Kontaktdaten von Geschäftsführer und Redaktionsleiter, an die ich mich bitte wenden solle, da sie nicht mehr bei secret.tv arbeite. Da war ich dann doch verblüfft, denn zuvor war secret.tv nie erwähnt worden. Ich durchforstete alle Mails von ihr und ihren Kollegen, und in der Tat war kein Hinweis auf diesen Sender zu finden. Auch der Link, den man mir damals
mit einer Aufzeichnung des Formats zur Anschauung zuschickte, verwies auf eine Unterseite der Public-Lounge. Komisch! War das ein Missverständnis oder eine gezielte Manipulation? Dabei hatte man mir zugesichert, dass man für eine Weiterverwendung des Materials in anderen Kontexten Rücksprache mit mir halten und mein Einverständnis einholen würde. Offensichtlich ahnte man, dass ich dieses zu einer Platzierung gleich neben Unterlinks zu UFOs, dem Cheops-Geheimnis eines Jan van Helsing und Beiträgen zu Kornkreisen nicht gegeben hätte. Inzwischen habe ich Frau Eggert informiert und die
Löschung verlangt.
Geld aus der Eso-Szene für die Weltverschwörung
Ich muss gestehen, dass ich die Esoterik-Szene als harmloses Sammelsurium verschiedenster Aussteiger, auch spirituell Suchender und eventuell noch von Umweltgeschädigten gesehen und heftig unterschätzt habe. Vor allem die Geschäftemachererei der professionell Inspirierten um van Helsing & Co. waren mir nicht bekannt und deren rechtsextremes und antisemitisches Gedankengut auch nicht. Erst durch das ausführliche Studium diverser Interviews van Helsings wurde so langsam ersichtlich, wo die Verbindung zwischen den esoterischen Weltverschwörungstheorien mit Heilshoffnung und die von Kritikern der aktuellen Politik und vor allem der Informationspolitik zu liegen scheint.
Während die einen wirtschaftliche und politische Interessen sowie Korruption hinter Manipulationsversuchen der Öffentlichkeit sehen und diese im medialen Mainstream nicht goutiert werden, gehen die anderen davon aus, dass diese Beobachtungen deren Meinung von der Existenz geheimer Mächte im Unsichtbaren belegen würden. Eine fatale Verknüpfung mit viel Potenzial für Missverständnisse – nicht nur für esoterisch Affine, sondern auch für Wissenschaftler, die sich aus Unbedacht oder Unkenntnis in diesem Kontext wieder finden – so wie ich und Susanne Eggert. Sollen hier nun bestimmte Leute als Kronzeugen dienen oder diese gar in ein Zwielicht gerückt werden? Denn eines ist klar: Eine Umgebung wie auf dieser Website bedeutet eine Kontextualisierung in dem Frame des Unglaubwürdigen – PR-technisch ein möglicher Reframing-Versuch.
Im Ruch des Rechtslastigen
So landen etwa die Lücken um die Ereignisse des 11. Septembers 2001 und deren notwendiger Klärungsbedarf – etwa, wie die Vorkommnisse physikalisch überhaupt zu erklären sind und inwiefern ein Versicherungsbetrug vorliegt – in einen Kontext von Illuminaten und Armageddon-Vorstellungen messianischer Endzeitbeschwörungen. Dies unter anderem durch ein Interview mit Wolfgang Eggert, dem Verfasser von „Erst Manhattan, dann Berlin“, der bereits 2002 versucht hatte, die Anschläge auf das WTC „israelischen Falken“ unterzuschieben. Sein Buchcover schmückt nun ebenso die Website vom Schild-Verlag (schildverlag.de), für den unter anderem Prof. Dr. Michael Vogt verantwortlich zeichnet, wie das eines Jürgen Todenhöfer. Welche Verbindung zum linken Kai-Homilius-Verlag besteht, dessen Logo unten auf dem gleichen Cover steht, wäre noch interesssant zu wissen.
Rudolf Hess - 1945 im Nürnberger Gefängnis
Quelle: jungemedienhamburg.wordpress.com
Der allseits präsente Moderator Michael Vogt ist – neben Jan van Helsing – in den Ruch des Rechtslastigen geraten. Nun kann man leicht in einen Ruch geraten, wie ich soeben wieder einmal vorgeführt bekomme. Der promovierte Historiker und Filmemacher hat sich nicht nur mit der „Gemeinakte Heß“, die auf youtube ebenfalls eingesehen werden kann, in Tabuzonen der Geschichtsschreibung vorgewagt. Immer wieder thematisierte er vor allem
heikle Randgebiete der deutschen Geschichte, denen man den reinen Aufklärungswillen nicht so ganz abnehmen wollte, weil sie sehr gut auch dazu geeignet waren, rechten Geschichtsrevisionisten zuzuarbeiten.
Geschichtsrevisionistischer Ansatz
Wie Michael Vogt genau in das Spektrum der Esoterik-Szene passt, erschließt sich mir nicht ganz. Ob hier sein geschichtsrevisionistischer Ansatz schon ausreicht, um sich in deren rechter Szene wohl zu fühlen, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall beschwert sich Jan van Helsing in dem besagten Youtube-Interview darüber, dass man in Deutschland nicht wirklich frei alle Meinungen über geschichtliche Abläufe und dergleichen mehr äußern dürfe. Damit spielt er auf die Beschlagnahmung seines Buches
„Geheimgesellschaften“ Mitte der 90er Jahre an. Der Verweis auf Tabus und unterdrückte Meinungsfreiheit ist eine in rechten Kreisen oft monierte Tatsache – allerdings sicher nicht im Sinne einer wirklichen Aufklärung historischer Ereignisse, sondern wohl eher im Sinne der sog. „Grenzwissenschaften“, denen sich van Helsing verschrieben hat. Ob dieser die Sachen wirklich glaubt, die er verbreitet, kann hier nicht abschließend beurteilt werden. Auf jeden Fall bedient man sich der Esoterik als einer effizienten Vermarktungsstrategie.
Ob die Esoterik allein das nötige Geld für die anderen Aktivitäten liefert, müsste eingehender geprüft werden. Jedenfalls fällt auf, dass etwa der Kopp-Verlag entsprechende Literatur und vor allem Esoterik-Kataloge verlegt. Im gleichen Verlag erscheinen auch die Bücher Jan van Helsings, wie auch die von Gerhard Wisnewski, Udo Ulfkotte und neuerdings auch Jürgen Elsässer. Da sich in dieser Mischung vermeintliche und tatsächliche Verschwörungstheoriker tummeln, verwundert nicht, dass auch Anhänger der Islambasher-Szene zu Hause sind - die eine islamische Weltverschwörung entdecken mögen. Erschließt sich hiermit, wie der Verlag ganzseitige Anzeigen für „SOS Abendland“ von Udo Ulfkotte etwa in der Gewerkschaftszeitung der Polizei, in der TV-Beilage rtf und der Motorwelt finanziert?
Weitere Verbindungen?
Bleibt zu klären, inwiefern das Alpenparlament, zu dem ich durch Rolf Grund von Faktfilm eingeladen wurde, ebenfalls in diesen Kreis gehört. Michael Vogt, der dort viele Veranstaltungen moderieren soll, versicherte inzwischen, dass es keinerlei Verbindung zu secret.tv gäbe. Außer natürlich der, dass er gerne Referenten zu seinen Interviews für secret.tv einlädt. Nun, ein solches Interview ließe sich ja vermeiden – wie auch überhaupt meine Teilnahme an diesem Alpenparlament, das ein ähnliches Profil aufweist wie Kopp-Verlag und secret.tv. Und wie steht Martin Frischknecht, Initiator und Finanzier dieses Forums zu seinem Moderator und den diversen Themen, die für das sog. Parlament vorgesehen waren?
Es gibt ein Interview auf alpenparlament.tv mit Frischknecht. Dieses ann vielleicht tatsächlich als Aussage eines engagierten Bürgers gewertet werden, der – sagen wir – einen Gesundheitstick hat. Aber viele Aussagen, die aufs erste Hören plausibel klingen, weisen möglicherweise noch in andere Richtungen: Wenn betont wird, dass es egal sein soll, ob jemand „rechts oder links“ stehe, um gemeinsam etwas Konstruktives auf die Beine zu stellen, dann kann dahinter auch ein Hinweis auf Vereinnahmungsversuche linker Positionen durch rechte (Esoteriker) stehen. Und wenn er sagt, dass nur ein gesunder Körper einen gesunden Geist ermögliche, dann erinnert mich das nun an die vielen rechten Parolen von Volksgesundheit versus Durchmischung und Schwächung und dergleichen mehr, die ich dieses Wochenende bei der Recherche zu Genüge ertragen musste.
Merkwürdiges Themenspektrum
Und auch das Themenspektrum des sog. Alpenparlaments verheißt eine hoffnungslose Vermischung von berechtigten Zweifelsfällen, wie die Aufbauschung der Schweinegrippe, neben Verschwörungstheorien abstrusesten Ausmaßes, wie die Mythen, die um einen Codex Alimentarius ranken – ohne die Manipulationsversuche der Pharma-Industrie in Abrede stellen zu wollen, die wir ja ebenfalls monieren. Ich glaube jedoch, mit meinen Beobachtungen der versuchten und teilweise gelingenden Medienmanipulation durch PR-Agenturen und Lobbygruppen würde ich in diesen Kreisen nur weiteren Verschwörungstheorien zuarbeiten, statt für eine rationale Auseinandersetzung mit Machtinteressen zu plädieren. Darum habe ich also abgesagt.
Stattdessen böte es sich an, die Zeit für weitere Recherchen zu verwenden – etwa die von Websiten wie infokrieg.tv, alles-schall-und-rauch, nuoviso.tv und dergleichen, die ebenfalls alle eine abstruse Themenmischung aufweisen. Die Esoterik-Szene ist im Ausrichten von Events erprobt und so verwundert es in diesem Kontext nicht, dass Nuoviso.tv zu einem „Kongress der unabhängigen Medien“ Mitte November aufruft. Welche Rolle Net News Global in diesem Kontext spielt, ist mir auch noch nicht klar – jedoch nun durchaus, warum ein „Zentrum der Gesundheit“ das Spektaktel fördert. Ob die eingeladenen Blogger wissen, in welchen Kontext sie hier eingeladen werden?
Geschickt ausgeklügelte Strategie?
Diese ganze Entwicklung erscheint mir darum als bedrohlich, weil damit die berechtigten Zweifel an so mancher Entwicklung in der Politik diskreditiert werden (können). Vielleicht einfach dumm gelaufen oder eine geschickt ausgeklügelte Strategie, um unliebsame Meinungen zu schwächen? Die wirklichen Aufklärer haben aber auch kein nur halb so attraktives Ausweichprogramm für diejenigen, die mit der Realität angesichts von Krieg
und Krise nicht mehr klar kommen: Geistheilung oder gar vielleicht die Neue Germanische Medizin, die vage Hoffnungen nähren mögen, scheinen manchen vielversprechender als die kritische Auseinandersetzung mit realen Fakten.
Ich wäre dankbar, wenn jemand anders die weitere notwendige Rechercheaufgabe übernehmen könnte – es haben ja auch schon renommierte Wissenschaftler damit begonnen: http://esowatch.com. Denn ehrlich gesagt, reicht mir dieses Wochenende mit Jan van Helsing und dieser illustren Szene. (PK)
Dr. Sabine Schiffer ist Gründerin und Leiterin des Instituts für Medienverantwortung, Goethestr. 6, 91054 Erlangen -
www.medienverantwortung.de
Online-Flyer Nr. 218 vom 07.10.2009