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Inland
Warum Benedikt XVI. seinen Vorvorgänger selig sprechen will
SZ: „Pius XII. nicht Hitlers Helfer“
Von Peter Kleinert
„Nein, Papst Pius XII., den sein Nachfolger Benedikt XVI. nun selig sprechen will, war nicht Hitlers Helfer“, beruhigte die Süddeutsche Zeitung ihre Leser, nachdem “unser deutscher Papst“ rechtzeitig vor Weihnachten bekannt gemacht hatte, dass der “Heilige Vater“ der Jahre 1939 bis 1958 endlich angemessen geehrt werden soll. „Eugenio Pacelli war gegen die Nazis, gegen ihre Lehre von den höher- und minderwertige Rassen“, so die SZ weiter, und: „Der Papst war…ein Kind seiner Zeit, mit seinen Stärken und Schwächen“. Welche Rolle Pius XII. tatsächlich im Faschismus spielte, hat die SZ-Redaktion - ebenso wie Joseph Kardinal Ratzinger - schon 1992 beim Start unserer TV-Serie “Mit Gott und den Faschisten“ erfahren und darauf ähnlich wie heute reagiert.
Der “Heilige Vater“ Pius XII. – soll endlich
auch selig gesprochen werden
Quelle: wikipedia
Weder die Amtskirche noch die Staatsanwaltschaft hatten damals versucht, unser "Wort am Sonntag" mit dem Kirchenkritiker Karlheinz Deschner argumentativ oder juristisch zu widerlegen. In der Süddeutschen Zeitung äußerte dagegen - nach einem Programmhinweis von KANAL 4 - Elmar zur Bonsen seinen Unmut über die Enthüllungen in diesem später von NRW-Ministerpräsident Clement wieder geschlossenen “unabhängigen Fernsehfenster“ unter der Schlagzeile "Der Märchenonkel und das vatikanische Sündenregister": „Wenn der katholisch erzogene Sohn eines bayerischen Oberförsters gegen Christentum und Kirche schießt, dann stürzen Heilige und Päpste gleich reihenweise vom Sockel. Wahrlich, ausgewogen wird man diesen Provokateur nicht nennen können, er ist aus Überzeugung einseitig und parteiisch... Mit der Stimme eines Märchenonkels, aber leidenschaftlich in der Sache, betet er das vatikanische Sündenregister herunter.“ Hier nun einige der Fakten, die Karlheinz Deschner (85), der gerade den 10.Band seiner “Kriminalgeschichte des Christentums“ für den Rowohlt-Verlag abschließt, 1992/93 in der 12-teiligen TV-Serie vorgetragen hat:
Das “Reichskonkordat“ vorbereitet
Am 20. Juli 1933 unterzeichneten Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, ab 1939 Papst Pius XII., und Adolf Hitlers Stellvertreter Franz von Papen das “Reichskonkordat“. Von Pacelli in seiner Eigenschaft als Nuntius des Vatikan mit der Nazi-Regierung vorbereitet - nachdem dieser zuvor die katholische Zentrumspartei dazu bewegt hatte, dem “Ermächtigungsgesetz“ zuzustimmen - und bei einem Besuch von Papens zusammen mit Hermann Göring am 10. April mit Pius XI. persönlich besprochen, regelte dieser Vertrag die Beziehungen zwischen dem “Heiligen Stuhl“ und dem Deutschen Reich. Der “Heilige Vater“, bescheinigten später alle katholischen Bischöfe Deutschlands dem „verehrten Herrn Hitler“, habe so „das moralische Ansehen Ihrer Person und Ihrer Regierung in einzigartiger Weise begründet und gehoben“, was dieser mit Recht als „rückhaltlose Anerkennung“ und „unbeschreiblichen Erfolg“ bezeichnete - verlieh es ihm doch, so Deschner, „plötzlich vor aller Welt die Legitimität“. Auch in Deutschland selbst hatte das Konkordat bereits im November 1933 für die Nazis erfreuliche Folgen. Zur Wahl des neuen Reichstags plakatierten Mitglieder der inzwischen im Einvernehmen mit dem Vatikan geschlossenen katholischen Zentrumspartei „Hitler wählen!“, und die NSDAP konnte in Bayern den überwiegend katholischen Wählern klarmachen, dass Christen Hitler wählen müssten, weil sie sonst gegen das Konkordat verstoßen und der kirchlichen Obrigkeit gegenüber unfolgsam sein würden. Kein Wunder dass, als Eugenio Pacelli am 2. März 1939 als Pius XII. den Römischen Stuhl bestieg, seine Wahl vom Auswärtigen Amt in Berlin ebenso wie von der gesamten Nazipresse begeistert begrüßt wurde.
„Gottes Segen“ für Hitler
In den zwölf Folgen zu je knapp zehn Minuten der Serie "Mit Gott und den Faschisten" beweist Deutschlands bedeutendster Kirchenkritiker, dass alle "Stellvertreter Gottes" im Vatikan, von Leo XIII. bis Pius XII., wesentlich zur Herrschaft des Faschismus in Italien, Spanien, Deutschland und Jugoslawien und damit zu den politischen Katastrophen und zum Völkermord im 20. Jahrhundert beigetragen haben. In Folge X beschreibt Deschner das Wirken von Pius XII. persönlich. Seine Wahl am 2.März 1939 fand vollen Beifall der Faschisten in Deutschland und Italien. Im Gegenzug erflehte der Papst sogleich für Hitler „den Segen des allmächtigen Gottes", obwohl ein paar Monate zuvor während der "Reichskristallnacht" jüdische Synagogen in ganz Deutschland gebrannt hatten, Angehörige von Sturmabteilung (SA) und Schutzstaffel (SS) die Schaufenster jüdischer Geschäfte zertrümmert, die Wohnungen jüdischer Bürger demoliert und ihre Bewohner misshandelt hatten. Ergebnis des 9.November 1938: 91 Tote, 267 zerstörte Gottes- und Gemeindehäuser und 7.500 verwüstete Geschäfte.
Als die deutsche Wehrmacht - kurz nach der Wahl von Pius XII. - am 14.März nach dem “Anschluss“ des “Sudetenlandes“ an das Deutsche Reich mit dem VIII. Armeekorps und der “Leibstandarte Adolf Hitler“ in die “Resttschechei“ einfielen, lehnte dieser „sehr entschieden" ab, sich dem Protest der demokratischen Staaten gegen den Überfall anzuschließen. Mit dem Segen des Papstes lieferte hingegen der katholische Geistliche und slowakische Ministerpräsident, Jozef Tiso, Hitler drei Divisionen und versprach noch im Herbst 1944: „Die Slowakei wird an der Seite der Achsenmächte bis zum Endsieg stehen." Tiso wurde päpstlicher Kammerherr, hob Meinungs-, Presse-, Versammlungsfreiheit auf, feierte „viel Gemeinsames” zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus, verfolgte Orthodoxe, Protestanten und, als rabiater Antisemit, natürlich auch die Juden.
Glückwunsch zur „Wiedergeburt“ Frankreichs
Pius XII. schwieg auch zum Überfall auf das katholische Polen, den er allerdings lieber zugunsten eines “gemeinsamen Waffengangs“ von Deutschland und Polen gegen die UdSSR verhindert hätte, übermittelte aber nach der Kapitulation Frankreichs begeisterte Glückwünsche nach Berlin und beauftragte die deutschen Bischöfe, in allen Kirchen Dankgottesdienste für den Führer zu halten. Dem mit Hitler verbündeten Marschall Pétain erteilte er seinen Segen und versicherte, die Kirche werde „das Werk der moralischen Wiedergeburt” in Frankreich warmherzig unterstützen. Die führende katholische Zeitung Frankreichs, La Croix, später wegen ihrer Kollaborationspolitik gerichtlich belangt, forderte täglich Zusammenarbeit von Pétain mit Hitler, drang auf schonungslose Beseitigung der Widerstandsbewegung und lobte, der Kurs Pétains stimme „erstaunlich mit den Weisungen des Heiligen Stuhls überein”.
Massenmörder und hoch willkommen bei
Pius XII. – Ustascha-Führer Ante Pavelic
NRhZ-Archiv
Am meisten begünstigt wurde von Pius XII., so Karlheinz Deschner, das Verbrecherregime des Ante Pavelic in Jugoslawien, der von 1941 bis 1945 Führer des kroatisch-faschistischen Ustascha-Staates war. Der ehemalige Rechtsanwalt aus Zagreb, der in den dreißiger Jahren meist in Italien seine Banden drillte, ließ 1934 in Marseille König Alexander von Jugoslawien ermorden, wobei auch der französische Außenminister umkam; feierte zwei Jahre später in einer Denkschrift Hitler als Deutschlands „größten und besten Sohn“ und kehrte 1941, von Mussolini mit Waffen und Geld ausgerüstet, beim deutschen Einmarsch in Jugoslawien dorthin zurück. Obwohl wegen des Doppelmordes von Marseille zweimal, von Frankreich und Jugoslawien, in Abwesenheit zum Tode verurteilt, wurde Pavelic alsbald in besonders feierlicher Privataudienz von Pius XII. empfangen, gesegnet und mit den besten Wünschen, so wörtlich, für die „weitere Arbeit“ entlassen.
Katholischer Kreuzzug in Jugoslawien
Darauf begann, so Deschner, in Jugoslawien ein katholischer Kreuzzug, „der den schlimmsten mittelalterlichen Massakern nicht nachsteht, sie eher übertrifft“. 299 serbisch-orthodoxe Kirchen wurden im nun “Unabhängigen Kroatien“ ausgeraubt, vernichtet, viele auch zu Warenhäusern, öffentlichen Toiletten und zu Ställen gemacht. 240.000 orthodoxe Serben wurden zum Katholizismus zwangsbekehrt, etwa eine dreiviertel Million Menschen ermordet. Deschner: „Man erschoss sie massenweise, erschlug sie mit Äxten, warf sie in Flüsse, in Abgründe, ins Meer. Man massakrierte sie in sogenannten Gotteshäusern, zweitausend Menschen in der Kirche von Glina. Man stach ihnen lebend die Augen aus, schnitt ihnen lebend die Ohren und Nasen ab, man begrub sie lebendig, man erwürgte, köpfte oder kreuzigte sie. Die Italiener fotografierten einen Mordbuben des Pavelic, der um seinen Hals zwei Ketten aus menschlichen Zungen und Augen trug.“ „Alle Serben in möglichst kurzer Zeit zu töten“, nannte der Franziskaner Simic, ein Militärvikar der Ustaschen, „unser Programm“.
Will Pius XII. trotz oder wegen alledem selig
sprechen – Benedikt XVI.
Quelle: wikipedia
Auch fünf Bischöfe und mindestens 300 Priester der Serben wurden zum Teil auf fürchterliche Weise umgebracht, wie der Pope Branko Dobrosavljevic, dem man Haar und Bart ausriß, die Haut abzog, die Augen heraussäbelte, während man seinen kleinen Sohn vor ihm buchstäblich in Stücke schnitt. Der achtzigjährige Metropolit von Sarajevo, Petar Simonic, wurde erwürgt. Der katholische Erzbischof der Stadt Oden bedankte sich anschließend in seinem Diözesenblatt für das Vorgehen „des angebeteten Führers“ und pries ihn für seinen „Dienst der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der Ehre“.
Pavelic selbst wurde dafür gelegentlich nicht nur ins Führerhauptquartier und auf Hitlers Berghof, sondern auch in den Vatikan eingeladen, wo ihn der Papst noch 1943 als „praktizierenden (!) Katholiken“ lobte. Und als der nun von Benedikt XVI. für die Seligsprechung vorgesehene Pius XII. nach einer seiner vielen Audienzen für Ustascha-Minister und Ustascha-Diplomaten auch Delegierte der Ustascha-Jugend empfing, an deren Uniformen das große “U“ mit einer darin explodierenden Bombe prangte, rief er ihnen zu: „Es leben die Kroaten!“
Privataudienz für Marko Perkovic “Thompson” bei Benedikt XVI.
Quelle: http://kirkunity.blogspot.com/
In dieser Haltung gegenüber den Ustascha-Faschisten und ihren aktuellen Verehrern scheint sich Benedikt von seinem Vorvorgänger Pius nicht zu unterscheiden. Laut SPIEGEL 48/09 empfing er Anfang November den kroatischen Sänger Marko Perkovic “Thompson”, der dafür bekannt ist, „mit seinen martialisch vorgetragenen Blut- und Ehreliedern Rassenhass zu schüren und Gewalt zu verherrlichen“. Besondere Beachtung fand auf seinen Konzerten das Lied Jasenovac i Gradiška Stara („Jasenovac und Stara Gradiška“), in dem er den in den Lagern des KZ Jasenovac begangenen Völkermord verherrlicht. Während die Schweizer Regierung Perkovic deshalb zwei Monate zuvor wegen seiner „Nostalgie für den Faschismus des Ustascha-Regimes“ die Einreise verweigerte (http://www.schweizmagazin.ch/2009/09/29), kann der Sänger nach seiner Privataudienz beim "Heiligen Vater", bei der er Benedikt eine Auswahl seiner CDs und DVDs in einer speziell für diesen Anlass angefertigten weißen Ledermappe und ein Gemälde der „Kirche der kroatischen Märtyrer" übergeben hatte, nun seine Homepage mit den Fotos seines Papstreffens schmücken. (PK)
Karlheinz Deschner, 1924 in Bamberg geboren, im Krieg Soldat, studierte Jura, Theologie, Philosophie, Literaturwissenschaft und Geschichte. Über seine literarischen, literatur- und kirchen-kritischen Werke berichten wir unseren Dokumentarfilm "Im Grunde bin ich ein aus lauter Zweifeln bestehender gläubiger Mensch" und in der Reportage "Ketzerverbrennung" im KANAL 4-Magazin "Z" 11/94. Mehr dazu unter http://www.kaos-archiv.de/
NRhZ-Leser können die komplette Serie “Das Wort am Sonntag - Mit Gott und den Faschisten“ für 19,95 Euro beim KAOS Kunst- und Video-Archiv für den privaten Gebrauch bestellen: info@kaos-Archiv.de
“Das Wort am Sonntag“ über Pius XII. finden Sie in dieser NRhZ-Ausgabe
Online-Flyer Nr. 230 vom 30.12.2009
Warum Benedikt XVI. seinen Vorvorgänger selig sprechen will
SZ: „Pius XII. nicht Hitlers Helfer“
Von Peter Kleinert
„Nein, Papst Pius XII., den sein Nachfolger Benedikt XVI. nun selig sprechen will, war nicht Hitlers Helfer“, beruhigte die Süddeutsche Zeitung ihre Leser, nachdem “unser deutscher Papst“ rechtzeitig vor Weihnachten bekannt gemacht hatte, dass der “Heilige Vater“ der Jahre 1939 bis 1958 endlich angemessen geehrt werden soll. „Eugenio Pacelli war gegen die Nazis, gegen ihre Lehre von den höher- und minderwertige Rassen“, so die SZ weiter, und: „Der Papst war…ein Kind seiner Zeit, mit seinen Stärken und Schwächen“. Welche Rolle Pius XII. tatsächlich im Faschismus spielte, hat die SZ-Redaktion - ebenso wie Joseph Kardinal Ratzinger - schon 1992 beim Start unserer TV-Serie “Mit Gott und den Faschisten“ erfahren und darauf ähnlich wie heute reagiert.
Der “Heilige Vater“ Pius XII. – soll endlich
auch selig gesprochen werden
Quelle: wikipedia
Das “Reichskonkordat“ vorbereitet
Am 20. Juli 1933 unterzeichneten Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, ab 1939 Papst Pius XII., und Adolf Hitlers Stellvertreter Franz von Papen das “Reichskonkordat“. Von Pacelli in seiner Eigenschaft als Nuntius des Vatikan mit der Nazi-Regierung vorbereitet - nachdem dieser zuvor die katholische Zentrumspartei dazu bewegt hatte, dem “Ermächtigungsgesetz“ zuzustimmen - und bei einem Besuch von Papens zusammen mit Hermann Göring am 10. April mit Pius XI. persönlich besprochen, regelte dieser Vertrag die Beziehungen zwischen dem “Heiligen Stuhl“ und dem Deutschen Reich. Der “Heilige Vater“, bescheinigten später alle katholischen Bischöfe Deutschlands dem „verehrten Herrn Hitler“, habe so „das moralische Ansehen Ihrer Person und Ihrer Regierung in einzigartiger Weise begründet und gehoben“, was dieser mit Recht als „rückhaltlose Anerkennung“ und „unbeschreiblichen Erfolg“ bezeichnete - verlieh es ihm doch, so Deschner, „plötzlich vor aller Welt die Legitimität“. Auch in Deutschland selbst hatte das Konkordat bereits im November 1933 für die Nazis erfreuliche Folgen. Zur Wahl des neuen Reichstags plakatierten Mitglieder der inzwischen im Einvernehmen mit dem Vatikan geschlossenen katholischen Zentrumspartei „Hitler wählen!“, und die NSDAP konnte in Bayern den überwiegend katholischen Wählern klarmachen, dass Christen Hitler wählen müssten, weil sie sonst gegen das Konkordat verstoßen und der kirchlichen Obrigkeit gegenüber unfolgsam sein würden. Kein Wunder dass, als Eugenio Pacelli am 2. März 1939 als Pius XII. den Römischen Stuhl bestieg, seine Wahl vom Auswärtigen Amt in Berlin ebenso wie von der gesamten Nazipresse begeistert begrüßt wurde.
„Gottes Segen“ für Hitler
In den zwölf Folgen zu je knapp zehn Minuten der Serie "Mit Gott und den Faschisten" beweist Deutschlands bedeutendster Kirchenkritiker, dass alle "Stellvertreter Gottes" im Vatikan, von Leo XIII. bis Pius XII., wesentlich zur Herrschaft des Faschismus in Italien, Spanien, Deutschland und Jugoslawien und damit zu den politischen Katastrophen und zum Völkermord im 20. Jahrhundert beigetragen haben. In Folge X beschreibt Deschner das Wirken von Pius XII. persönlich. Seine Wahl am 2.März 1939 fand vollen Beifall der Faschisten in Deutschland und Italien. Im Gegenzug erflehte der Papst sogleich für Hitler „den Segen des allmächtigen Gottes", obwohl ein paar Monate zuvor während der "Reichskristallnacht" jüdische Synagogen in ganz Deutschland gebrannt hatten, Angehörige von Sturmabteilung (SA) und Schutzstaffel (SS) die Schaufenster jüdischer Geschäfte zertrümmert, die Wohnungen jüdischer Bürger demoliert und ihre Bewohner misshandelt hatten. Ergebnis des 9.November 1938: 91 Tote, 267 zerstörte Gottes- und Gemeindehäuser und 7.500 verwüstete Geschäfte.
Als die deutsche Wehrmacht - kurz nach der Wahl von Pius XII. - am 14.März nach dem “Anschluss“ des “Sudetenlandes“ an das Deutsche Reich mit dem VIII. Armeekorps und der “Leibstandarte Adolf Hitler“ in die “Resttschechei“ einfielen, lehnte dieser „sehr entschieden" ab, sich dem Protest der demokratischen Staaten gegen den Überfall anzuschließen. Mit dem Segen des Papstes lieferte hingegen der katholische Geistliche und slowakische Ministerpräsident, Jozef Tiso, Hitler drei Divisionen und versprach noch im Herbst 1944: „Die Slowakei wird an der Seite der Achsenmächte bis zum Endsieg stehen." Tiso wurde päpstlicher Kammerherr, hob Meinungs-, Presse-, Versammlungsfreiheit auf, feierte „viel Gemeinsames” zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus, verfolgte Orthodoxe, Protestanten und, als rabiater Antisemit, natürlich auch die Juden.
Glückwunsch zur „Wiedergeburt“ Frankreichs
Pius XII. schwieg auch zum Überfall auf das katholische Polen, den er allerdings lieber zugunsten eines “gemeinsamen Waffengangs“ von Deutschland und Polen gegen die UdSSR verhindert hätte, übermittelte aber nach der Kapitulation Frankreichs begeisterte Glückwünsche nach Berlin und beauftragte die deutschen Bischöfe, in allen Kirchen Dankgottesdienste für den Führer zu halten. Dem mit Hitler verbündeten Marschall Pétain erteilte er seinen Segen und versicherte, die Kirche werde „das Werk der moralischen Wiedergeburt” in Frankreich warmherzig unterstützen. Die führende katholische Zeitung Frankreichs, La Croix, später wegen ihrer Kollaborationspolitik gerichtlich belangt, forderte täglich Zusammenarbeit von Pétain mit Hitler, drang auf schonungslose Beseitigung der Widerstandsbewegung und lobte, der Kurs Pétains stimme „erstaunlich mit den Weisungen des Heiligen Stuhls überein”.
Massenmörder und hoch willkommen bei
Pius XII. – Ustascha-Führer Ante Pavelic
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Katholischer Kreuzzug in Jugoslawien
Darauf begann, so Deschner, in Jugoslawien ein katholischer Kreuzzug, „der den schlimmsten mittelalterlichen Massakern nicht nachsteht, sie eher übertrifft“. 299 serbisch-orthodoxe Kirchen wurden im nun “Unabhängigen Kroatien“ ausgeraubt, vernichtet, viele auch zu Warenhäusern, öffentlichen Toiletten und zu Ställen gemacht. 240.000 orthodoxe Serben wurden zum Katholizismus zwangsbekehrt, etwa eine dreiviertel Million Menschen ermordet. Deschner: „Man erschoss sie massenweise, erschlug sie mit Äxten, warf sie in Flüsse, in Abgründe, ins Meer. Man massakrierte sie in sogenannten Gotteshäusern, zweitausend Menschen in der Kirche von Glina. Man stach ihnen lebend die Augen aus, schnitt ihnen lebend die Ohren und Nasen ab, man begrub sie lebendig, man erwürgte, köpfte oder kreuzigte sie. Die Italiener fotografierten einen Mordbuben des Pavelic, der um seinen Hals zwei Ketten aus menschlichen Zungen und Augen trug.“ „Alle Serben in möglichst kurzer Zeit zu töten“, nannte der Franziskaner Simic, ein Militärvikar der Ustaschen, „unser Programm“.
Will Pius XII. trotz oder wegen alledem selig
sprechen – Benedikt XVI.
Quelle: wikipedia
Pavelic selbst wurde dafür gelegentlich nicht nur ins Führerhauptquartier und auf Hitlers Berghof, sondern auch in den Vatikan eingeladen, wo ihn der Papst noch 1943 als „praktizierenden (!) Katholiken“ lobte. Und als der nun von Benedikt XVI. für die Seligsprechung vorgesehene Pius XII. nach einer seiner vielen Audienzen für Ustascha-Minister und Ustascha-Diplomaten auch Delegierte der Ustascha-Jugend empfing, an deren Uniformen das große “U“ mit einer darin explodierenden Bombe prangte, rief er ihnen zu: „Es leben die Kroaten!“
Privataudienz für Marko Perkovic “Thompson” bei Benedikt XVI.
Quelle: http://kirkunity.blogspot.com/
In dieser Haltung gegenüber den Ustascha-Faschisten und ihren aktuellen Verehrern scheint sich Benedikt von seinem Vorvorgänger Pius nicht zu unterscheiden. Laut SPIEGEL 48/09 empfing er Anfang November den kroatischen Sänger Marko Perkovic “Thompson”, der dafür bekannt ist, „mit seinen martialisch vorgetragenen Blut- und Ehreliedern Rassenhass zu schüren und Gewalt zu verherrlichen“. Besondere Beachtung fand auf seinen Konzerten das Lied Jasenovac i Gradiška Stara („Jasenovac und Stara Gradiška“), in dem er den in den Lagern des KZ Jasenovac begangenen Völkermord verherrlicht. Während die Schweizer Regierung Perkovic deshalb zwei Monate zuvor wegen seiner „Nostalgie für den Faschismus des Ustascha-Regimes“ die Einreise verweigerte (http://www.schweizmagazin.ch/2009/09/29), kann der Sänger nach seiner Privataudienz beim "Heiligen Vater", bei der er Benedikt eine Auswahl seiner CDs und DVDs in einer speziell für diesen Anlass angefertigten weißen Ledermappe und ein Gemälde der „Kirche der kroatischen Märtyrer" übergeben hatte, nun seine Homepage mit den Fotos seines Papstreffens schmücken. (PK)
Karlheinz Deschner, 1924 in Bamberg geboren, im Krieg Soldat, studierte Jura, Theologie, Philosophie, Literaturwissenschaft und Geschichte. Über seine literarischen, literatur- und kirchen-kritischen Werke berichten wir unseren Dokumentarfilm "Im Grunde bin ich ein aus lauter Zweifeln bestehender gläubiger Mensch" und in der Reportage "Ketzerverbrennung" im KANAL 4-Magazin "Z" 11/94. Mehr dazu unter http://www.kaos-archiv.de/
NRhZ-Leser können die komplette Serie “Das Wort am Sonntag - Mit Gott und den Faschisten“ für 19,95 Euro beim KAOS Kunst- und Video-Archiv für den privaten Gebrauch bestellen: info@kaos-Archiv.de
“Das Wort am Sonntag“ über Pius XII. finden Sie in dieser NRhZ-Ausgabe
Online-Flyer Nr. 230 vom 30.12.2009