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Literatur
Buchrezension: “Kuba – Bilder von heute – Che von gestern“
Der zitierte Held der Revolution
Von Harald Hanusch

Seit geraumer Zeit widmen sich die Medien verstärkt dem einmaligen Experiment der kubanischen Revolution. Ein Hauptgrund für dieses Interesse dürften nach wie vor die beiden Protagonisten "Comandante en Jefe" Fidel Castro und Ernesto Che Guevara sein. Während der heute 83-jährige Fidel trotz hunderter Attentatsversuche seine politische Machtstellung bewahrte, bis er 2006 aus gesundheitlichen Gründen die Macht auf seinen Bruder Raúl übertrug, fand Che 1967, mit 39 Jahren, den gewaltsamen Tod eines Revolutionärs: Gerade dieser Umstand führte aber zu einer Verklärung des ermordeten Helden der kubanischen Revolution, dessen Konterfei mit dem Stern auf dem Barett seit seinem Tod Millionen von Plakaten und T-Shirts in aller Welt ziert.



Ein Che-Portrait als Titelbild schmückt auch das im September 2009 im Selbstverlag des Autors erschienene Buch "Kuba - Bilder von heute, Che von gestern" von Fritz Bauerreiß. „Noch ein Che-Buch?" wird sich der ob so vieler Berichterstattungen langsam genervte Interessierte fragen. „Keine Che-Lektüre im üblichen Sinn" wird ihm der geneigte Leser antworten, der das Buch in Händen hält.

Während viele Abhandlungen dem Beispiel von Fidels Reden folgen und politisch langatmige Breitseiten abfeuern, lässt der Herausgeber im ersten Teil nur Che selbst zu Wort kommen, und zwar kurz und aussagestark: Die in Themenbereiche aufgeteilten und politisch unkommentierten Zitate bilden für die LeserInnen eine vielschichtige Grundlage, um eigene Schlüsse zu ziehen und sich eine facettenreiche Meinung über den charismatischen Helden zu bilden. Wie im Leben des Che vermischen sich dabei banale Erkenntnisse mit politischem Pathos, systemkritische Bemerkungen mit linientreuen Lippenbekenntnissen. Ein rastlos getriebener Revolutionär offenbart sich dem Leser genauso wie ein nachdenklicher und empfindsamer Mensch.


Vorgarten-Idylle - Provinz Pinar del Río

So liest man, wie der promovierte Mediziner Dr. Ernesto Guevara seine Arbeit als Fotograf in Mexiko 1954 bewertete: „Wir schlugen uns mit allen Arten von Kunden herum, um sie davon zu überzeugen, dass das fotografierte Kind wirklich sehr hübsch aussah und dass es sich lohnte, für dieses Wunderwerk einen mexikanischen Peso zu zahlen." Man erfährt, dass er 1955 aus Mexiko an eine Freundin schrieb „Die Zukunft gehört dem Volk" und dass er gegenüber den Arbeitern der Zuckerfabriken in Santa Clara 1961 erklärt hat: „Es ist gut, es offen zu sagen: Es hat Engpässe gegeben und in den nächsten Monaten wird es weitere geben." Verärgert klingt Che während eines Besuches in der ehemaligen Coca-Cola-Fabrik von Havanna (1963): „Können wir denn keine Coca-Cola herstellen, die genauso oder noch besser schmeckt als die der Amerikaner?" Und sein UNO-Auftritt in New York wird u.a. so dokumentiert (1964): „Unsere freien Augen erblicken heute neue Horizonte und sind fähig zu sehen, was wir gestern in unserer Eigenschaft als koloniale Sklaven nicht sehen konnten, nämlich dass die 'westliche Zivilisation' hinter ihrer ansehnlichen Fassade Hyänen und Schakale verbirgt... Ein reißendes Tier, das sich an wehrlosen Völkern mästet, das ist der Imperialismus."


High Noon am Hauptplatz von Placetas - Provinz Villa Clara

Links neben den akribisch zusammengestellten Zitaten befinden sich ganzseitige Fotografien, die der Autor und seine Frau während einer Fahrradreise im Sommer 2008 aufgenommen haben. Die Bilder spiegeln ein nicht-touristisches und geruhsam-revolutionäres Kuba wider und wirken beruhigend auf den Betrachter ein. Wegen der beeindruckenden Motive und der Druckqualität der 81 Bilder kann man dem Buch sogar einen eigenen Stellenwert als Kuba-Bildband zusprechen.

Im zweiten Teil des Buches, der Kurz-Chronologie (etwa 60 Seiten), geht der Autor auf die politische Entwicklung Kubas bis zum Jahr 2009 ein und hebt dabei besonders bedeutsame private und politische Stationen im Leben des Che hervor, so dass sein Leben biografisch grob erfasst wird.


Traditioneller Ochsen-Transportschlitten - Provinz Cienfuegos
Fotos: Maria und Fritz Bauerreiß

Fazit: Was die Auswahl der Zitate und Geschichtsdaten betrifft, ist es eine Glaubensfrage, ob diese Mischung einem erfrischenden Cuba Libre entspricht, bei dem das imperialistische Coca Cola oder der cubano-sozialistische Rum hervorschmeckt. Reiner kubanischer Zuckerrohr-Extrakt wird im chronologischen Teil des Buches auf jeden Fall nicht serviert, wohlschmeckendes US-Cola aber schon gleich gar nicht. (PK)

Autor und Selbstverleger des Buches ist der 57-jährige Lehrer Fritz Bauerreiß, der an einer beruflichen Schule in Nürnberg unterrichtet; während seines Studiums an der Universität Erlangen-Nürnberg hat er sich schwerpunktmäßig mit Wirtschaftsgeschichte beschäftigt und in diesem Bereich einige Artikel veröffentlicht. Die Fotografien aus dem Jahr 2008 stammen alle von ihm und seiner Frau Maria.

Der Autor dieser Rezension, Harald Hanusch , wohnt in Altdorf bei Nürnberg, ist Rechtsanwalt und war früher im Verlagswesen tätig.

Weitere Infos zum Buch: http://space.arcor.de/bauerreiss
Aktuelle Fotografien aus Kuba,
starke Zitate von Che Guevara,
Kurz-Chronologie von Ches Leben und der Entwicklung Kubas bis heute.
Kein Reiseführer, aber ein Führer zu Che und zu Kuba.
Keine Luxushotels, aber Kuba authentisch: Menschen, Natur, Revolution.
Ein politisches Lesebuch zum Informieren, Betrachten und Nachschlagen.
236 Seiten mit 81 ganzseitigen Farbfotografien (20 x 15)
1. Auflage 2009
Selbstverlag Fritz Bauerreiß, Hofmannstr. 77, 91052 Erlangen
ISBN 978-3-00-028176-1
Preis: 20 Euro (D/A)

Das Buch war im Oktober 2009 auf der Frankfurter Buchmesse vertreten und wird im Februar 2010 auf der Buchmesse in Havanna präsentiert (Feria Internacional Del Libro Cuba 2010), der zweitgrößten Buchmesse Lateinamerikas.
Hat Ihre Buchhandlung das Buch nicht vorrätig, wird sie es gerne für Sie bestellen.
Direkt-Bestellungen beim Autor (20 Euro, in D, Versand gratis): kuba-und-che@arcor.de

Online-Flyer Nr. 235  vom 03.02.2010



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