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Lokales
Joschka Fischer: Gastprofessur an der Heinrich Heine Universität
Jesses!
Von Hanne Schweitzer
Quelle: Auswärtiges Amt
Umtriebig übernahm Fischer 2006 eine Gastprofessur, in Princeton, USA. Aber die „Erfüllung“, die ihm Merkel zum Geburtstag wünsch- te, fand er dort nicht. Nach einem Jahr war er wieder hier, finito mit dem professore. In Berlin gründet Fischer deshalb eine Consulting-firma, wohnt in einer „efeuberank- ten Villa im Berliner Grunewald“ und verliert einen Prozess vor dem Bundes-gerichtshof. Auch wenn ihm das nicht passt, darf öffentlich weiter gefragt werden, wie Fischer den Kaufpreis (für die Villa) be- zahlt hat. 2009 wird er Lobbyist für BMW und Siemens, Fischer arbeitet außerdem als wirtschafts-politischer Berater für die RWE in Essen und OMV aus Österreich.
Wurde natürlich nicht gefragt – Heinrich Heine
NRhZ-Archiv
Fischer als Gastprofessor an der Heinrich Heine Universität: Der Dichter und der Parvenü, der Mann ohne jedes Amt und der Moneymaker. Apropos: Das Geld für die Heinrich-Heine-Gastprofessur kommt vom Land NRW. Das ist so Usus seit 1988, seit der Senat der Uni Düsseldorf in seiner 178. Sitzung endlich die Namensänderung in "Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf" beschloss. Vorausgegangen waren diesem denkwürdigen Ereignis, das gestandenen Professoren Tränen der Freude aus den Augen tropfen ließ, jahrzehntelange Auseinandersetzungen zwischen BürgerInnen und Landesregierung, zwischen Asta und Rektorat, zwischen der Stadt und der Uni. Eine erkleckliche Anzahl von Leuten wollte den Namensvorschlag, den der Düsseldorfer Oberstadtdirektor Just schon 1965, bei der Gründung der Uni gemacht hatte, mit allen Mitteln verhindern. Kultusminister Mikat von der CDU gehörte ebenso dazu, wie der Konvent der Düsseldorfer Universität.
Im Buckeln üben?
Josef Fischer bei Heinrich Heine – Jesses! Nicht mal lauwarme Zuneigung dürfte zwischen den beiden sein.(1) Es sind Naturen, die sich gegenseitig abstoßen. Fischer zum Beispiel sagt: „Da bedarf es des festen Blicks nach vorn, einer starken Hand und zumindest des Eindrucks, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel wisse, wohin es gehe.“ Die Worte zeugen weder von Mut noch von Wahrheitsliebe und die Schwalben des Friedens nisten auch nicht in seinem Lächeln, wenn er spricht.
Joschka Fischer bei Heinrich Heine, bezahlt von den NRW-BürgerInnen, mitten in Krisenzeiten. Warum? Braucht die Düsseldorfer Uni mediale Aufmerksamkeit? Braucht Fischer ein Forum zur Verbreitung seiner reaktionären Ansichten? Müssen sich die Honoratioren im Buckeln üben?
Die Fischer-Show unter dem Titel „Europas Rolle in der Welt“ ist dreiteilig geplant. Teil eins findet statt am 28. April 2010, also rechtzeitig zur Landtagswahl in NRW. Teil zwei der Vorlesung soll am 1. Juni und Teil drei am 22. Juni gehalten werden, jeweils um 16 Uhr im Konrad-Henkel(!)-Hörsaal 3A. Der Hörsaal ist gleichzeitig Audimax und wurde im Dezember letzten Jahres von StudentInnen besetzt. Der Mann, nach dem HörsaalA/Audimax benannt ist, Konrad Henkel, war Chemiker von Beruf. Während der Nazizeit erforschte er Giftgase am Kaiser-Wilhelm-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg. Bis heute gilt er als Mitentdecker des chemischen Kampfstoffes Soman. Später wurde er langjähriger Chef des Henkel-Konzerns und er ist noch immer Namenspatron von Hörsaal 3A. Die Vorlesungen, die Fischer dort halten wird, sind natürlich öffentlich und kostenfrei.
Im Auftrag von RWE und OMV
"Europas Rolle in der Welt", drunter macht es Joschka nicht, damit kennt er sich aus. „Europas Rolle in der Welt“, das Thema könnte er gut am Beispiel der Nabucco-Pipeline-Gesellschaft erläutern. Seit 2009 arbeitet Fischer im Auftrag von RWE und OMV für die Nabucco-Pipeline-Gesellschaft. Mit je 16,67 % sind daran als Anteilseigner beteiligt: die österreichische OMV, die ungarische MOL, die rumänische Transgaz, die bulgarische Bulgargaz-Holding und die türkische BOTA? Petroleum Pipeline Corporation. Seit 2008 ist auch die bundesdeutsche RWE dabei. Und Europa selbstverständlich auch. So war die Europäische Investitionsbank unlängst noch bereit, 25% der benötigten Investitionen zu garantieren.
Montage: Norbert Arbeiter
Gebaut werden soll eine Pipeline von 3.300 Kilometer Länge, und zwar vom Kaspischen Meer durch die Türkei, Bulgarien, Rumänien und Ungarn bis nach Österreich. Ab 2014 will man jedes Jahr zehn Milliarden, langfristig aber 31 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr durch diese Pipeline schicken. Nabucco, so ist es geplant, soll fünf Prozent des europäischen Gas-Bedarfs transportieren. Das Dumme ist nur: Keiner weiß, woher das Gas kommen soll. Nabucco stellt nur die Infrastruktur für den Gastransport zur Verfügung, will aber selbst kein Gashändler werden. Nabucco, jenes „wahrhaft europäische Projekt“ , weiß aber durchaus, was es will: 7,9 Milliarden Euro. SO viel kostet (derzeit) das Projekt. Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
RWE freut sich
Stefan Judisch, Chef von RWE Supply & Trading lobt den Job, den Fischer beim größten europäischen Energieversorgungsprojekt Nabucco macht, über den grünen Klee: Er sei „ein exzellenter Fachmann mit einem ausgezeichneten internationalen Ruf. Wir freuen uns sehr, dass er sein Gewicht (!) in die Waagschale wirft für ein Projekt von herausragender Bedeutung für die Zukunft der europäischen Energiesicherheit und der weiteren Verbesserung des Gas-Wettbewerbs.“ Energiesicherheit und Gaswettbewerb werden beschworen, obwohl es bisher weder Gaslieferanten noch Gas noch eine Pipeline gibt. Da werden wohl bald ein paar „Friedensmissionen“ fällig, um die Pipe zu starten und rentabel zu machen. Das geht relativ einfach. Zum neuen strategischen Konzept der NATO gehören seit1999 auch die folgenden Anlässe für einen Einsatz: „Ungewissheit und Instabilität im und um den europäischen Raum“, „die mögliche Entstehung regionaler Krisen an der Peripherie des Bündnisses“, und - „Risiko umfassender Natur“ genannt -, „die Unterbrechung der Zufuhr lebenswichtiger Ressourcen“. Fischer (oder sin Fru) sei dank, mittlerweile bietet sich der Iran als Gaslieferant an. Das passt allerdings den Amerikanern nicht. Womit wir wieder bei Europas Rolle in der Welt wären.
Polizei auf dem Campus
Es kann also heiter werden, wenn Joschka an der Heinrich Heine Universität liest. Gastprofessor und Rektor werden sich im Konrad Henkel-Saal gut verstehen. Der eine konferenzte die Bundesrepublik in einen völkerrechtswidrigen Krieg, der andere, Hans Michael Piper, Physiologe, durch das Votum eines achtköpfigen Hochschulrats Rektor der Düsseldorfer Universität seit 2008, ließ beim Unistreik die Polizei auf den Campus rufen und besetzte Hörsaale räumen. Piper ist erfreut, mit Fischer eine „hochgeschätzte (!) Persönlichkeit der internationalen Politik“ für die Gastprofessur gewonnen zu haben, eine, die „tiefgründige (!) Einschätzungen der Weltpolitik" geben kann. Weltpolitik, drunter machen sie es nicht mehr. Da kräuseln sich einem die Fingernägel. Joijoijoi Harry. Warum Joijoijoi? Nun, obwohl Heine weder den Fischer noch den Piper gekannt haben dürfte, gewiss ist: Heine beschreibt einen Mann wie folgt: "Er ist zu allem zu gebrauchen, wozu Springen, Kriechen, Gemüt, Frömmigkeit, viel Altdeutsch, wenig Latein und gar kein Griechisch nötig ist." (PK)
Hanne Schweitzer ist Autorin von: „Harry Heine und Schmidt Satt Eins oder Ein slawisches Volk an der Pforte zur Germanischen Welt“. Uraufführung: 1997 Ehrenhof Düsseldorf.
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14835
Online-Flyer Nr. 240 vom 10.03.2010
Joschka Fischer: Gastprofessur an der Heinrich Heine Universität
Jesses!
Von Hanne Schweitzer
Quelle: Auswärtiges Amt
Wurde natürlich nicht gefragt – Heinrich Heine
NRhZ-Archiv
Fischer als Gastprofessor an der Heinrich Heine Universität: Der Dichter und der Parvenü, der Mann ohne jedes Amt und der Moneymaker. Apropos: Das Geld für die Heinrich-Heine-Gastprofessur kommt vom Land NRW. Das ist so Usus seit 1988, seit der Senat der Uni Düsseldorf in seiner 178. Sitzung endlich die Namensänderung in "Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf" beschloss. Vorausgegangen waren diesem denkwürdigen Ereignis, das gestandenen Professoren Tränen der Freude aus den Augen tropfen ließ, jahrzehntelange Auseinandersetzungen zwischen BürgerInnen und Landesregierung, zwischen Asta und Rektorat, zwischen der Stadt und der Uni. Eine erkleckliche Anzahl von Leuten wollte den Namensvorschlag, den der Düsseldorfer Oberstadtdirektor Just schon 1965, bei der Gründung der Uni gemacht hatte, mit allen Mitteln verhindern. Kultusminister Mikat von der CDU gehörte ebenso dazu, wie der Konvent der Düsseldorfer Universität.
Im Buckeln üben?
Josef Fischer bei Heinrich Heine – Jesses! Nicht mal lauwarme Zuneigung dürfte zwischen den beiden sein.(1) Es sind Naturen, die sich gegenseitig abstoßen. Fischer zum Beispiel sagt: „Da bedarf es des festen Blicks nach vorn, einer starken Hand und zumindest des Eindrucks, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel wisse, wohin es gehe.“ Die Worte zeugen weder von Mut noch von Wahrheitsliebe und die Schwalben des Friedens nisten auch nicht in seinem Lächeln, wenn er spricht.
Joschka Fischer bei Heinrich Heine, bezahlt von den NRW-BürgerInnen, mitten in Krisenzeiten. Warum? Braucht die Düsseldorfer Uni mediale Aufmerksamkeit? Braucht Fischer ein Forum zur Verbreitung seiner reaktionären Ansichten? Müssen sich die Honoratioren im Buckeln üben?
Die Fischer-Show unter dem Titel „Europas Rolle in der Welt“ ist dreiteilig geplant. Teil eins findet statt am 28. April 2010, also rechtzeitig zur Landtagswahl in NRW. Teil zwei der Vorlesung soll am 1. Juni und Teil drei am 22. Juni gehalten werden, jeweils um 16 Uhr im Konrad-Henkel(!)-Hörsaal 3A. Der Hörsaal ist gleichzeitig Audimax und wurde im Dezember letzten Jahres von StudentInnen besetzt. Der Mann, nach dem HörsaalA/Audimax benannt ist, Konrad Henkel, war Chemiker von Beruf. Während der Nazizeit erforschte er Giftgase am Kaiser-Wilhelm-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg. Bis heute gilt er als Mitentdecker des chemischen Kampfstoffes Soman. Später wurde er langjähriger Chef des Henkel-Konzerns und er ist noch immer Namenspatron von Hörsaal 3A. Die Vorlesungen, die Fischer dort halten wird, sind natürlich öffentlich und kostenfrei.
Im Auftrag von RWE und OMV
"Europas Rolle in der Welt", drunter macht es Joschka nicht, damit kennt er sich aus. „Europas Rolle in der Welt“, das Thema könnte er gut am Beispiel der Nabucco-Pipeline-Gesellschaft erläutern. Seit 2009 arbeitet Fischer im Auftrag von RWE und OMV für die Nabucco-Pipeline-Gesellschaft. Mit je 16,67 % sind daran als Anteilseigner beteiligt: die österreichische OMV, die ungarische MOL, die rumänische Transgaz, die bulgarische Bulgargaz-Holding und die türkische BOTA? Petroleum Pipeline Corporation. Seit 2008 ist auch die bundesdeutsche RWE dabei. Und Europa selbstverständlich auch. So war die Europäische Investitionsbank unlängst noch bereit, 25% der benötigten Investitionen zu garantieren.
Montage: Norbert Arbeiter
Gebaut werden soll eine Pipeline von 3.300 Kilometer Länge, und zwar vom Kaspischen Meer durch die Türkei, Bulgarien, Rumänien und Ungarn bis nach Österreich. Ab 2014 will man jedes Jahr zehn Milliarden, langfristig aber 31 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr durch diese Pipeline schicken. Nabucco, so ist es geplant, soll fünf Prozent des europäischen Gas-Bedarfs transportieren. Das Dumme ist nur: Keiner weiß, woher das Gas kommen soll. Nabucco stellt nur die Infrastruktur für den Gastransport zur Verfügung, will aber selbst kein Gashändler werden. Nabucco, jenes „wahrhaft europäische Projekt“ , weiß aber durchaus, was es will: 7,9 Milliarden Euro. SO viel kostet (derzeit) das Projekt. Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
RWE freut sich
Stefan Judisch, Chef von RWE Supply & Trading lobt den Job, den Fischer beim größten europäischen Energieversorgungsprojekt Nabucco macht, über den grünen Klee: Er sei „ein exzellenter Fachmann mit einem ausgezeichneten internationalen Ruf. Wir freuen uns sehr, dass er sein Gewicht (!) in die Waagschale wirft für ein Projekt von herausragender Bedeutung für die Zukunft der europäischen Energiesicherheit und der weiteren Verbesserung des Gas-Wettbewerbs.“ Energiesicherheit und Gaswettbewerb werden beschworen, obwohl es bisher weder Gaslieferanten noch Gas noch eine Pipeline gibt. Da werden wohl bald ein paar „Friedensmissionen“ fällig, um die Pipe zu starten und rentabel zu machen. Das geht relativ einfach. Zum neuen strategischen Konzept der NATO gehören seit1999 auch die folgenden Anlässe für einen Einsatz: „Ungewissheit und Instabilität im und um den europäischen Raum“, „die mögliche Entstehung regionaler Krisen an der Peripherie des Bündnisses“, und - „Risiko umfassender Natur“ genannt -, „die Unterbrechung der Zufuhr lebenswichtiger Ressourcen“. Fischer (oder sin Fru) sei dank, mittlerweile bietet sich der Iran als Gaslieferant an. Das passt allerdings den Amerikanern nicht. Womit wir wieder bei Europas Rolle in der Welt wären.
Polizei auf dem Campus
Es kann also heiter werden, wenn Joschka an der Heinrich Heine Universität liest. Gastprofessor und Rektor werden sich im Konrad Henkel-Saal gut verstehen. Der eine konferenzte die Bundesrepublik in einen völkerrechtswidrigen Krieg, der andere, Hans Michael Piper, Physiologe, durch das Votum eines achtköpfigen Hochschulrats Rektor der Düsseldorfer Universität seit 2008, ließ beim Unistreik die Polizei auf den Campus rufen und besetzte Hörsaale räumen. Piper ist erfreut, mit Fischer eine „hochgeschätzte (!) Persönlichkeit der internationalen Politik“ für die Gastprofessur gewonnen zu haben, eine, die „tiefgründige (!) Einschätzungen der Weltpolitik" geben kann. Weltpolitik, drunter machen sie es nicht mehr. Da kräuseln sich einem die Fingernägel. Joijoijoi Harry. Warum Joijoijoi? Nun, obwohl Heine weder den Fischer noch den Piper gekannt haben dürfte, gewiss ist: Heine beschreibt einen Mann wie folgt: "Er ist zu allem zu gebrauchen, wozu Springen, Kriechen, Gemüt, Frömmigkeit, viel Altdeutsch, wenig Latein und gar kein Griechisch nötig ist." (PK)
Hanne Schweitzer ist Autorin von: „Harry Heine und Schmidt Satt Eins oder Ein slawisches Volk an der Pforte zur Germanischen Welt“. Uraufführung: 1997 Ehrenhof Düsseldorf.
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14835
Online-Flyer Nr. 240 vom 10.03.2010