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Krieg und Frieden
Flottenbesuch der US-Navy in Vietnam sorgt für Irritationen
Die Schatten des Krieges (Teil 1/2)
Von Gerhard Feldbauer
Von Da Nang ging einst er Tod aus
Da Nang war während des Krieges der USA gegen Vietnam eine waffenstarrende Luftwaffen- und Marinebasis. Über 100 Kampfflugzeuge starteten von hier aus zu ihren Tod und Verderben bringenden Angriffen. Hier lagerte ein Großteil der 80 Millionen Liter Herbizide (Agent Orange), die über Südvietnam versprüht, 17 Millionen Menschen schädigten, drei bis vier Millionen davon bis heute anhaltend schwer. Am 29. März 1975, einen Monat vor der Befreiung Saigons, der heutigen Ho Chi Minh Stadt, wurde die einst als uneinnehmbar gepriesene Festung von den Befreiungskämpfern eingenommen. Die Kriegsschiffe der 7. Flotte verließen fluchtartig den Hafen.
Im August 2010 kamen zwei nach Da Nang zurück. Der Flugzeugträger George Washington und der Lenkwaffenzerstörer John S. McCain. Besonders pikant, der zu den Namensgebern gehörende John Sydney McCain wurde als Major der Marineflieger am 26. Oktober 1967 bei einem Angriff auf ein Kraftwerk mit seiner F4 „Phantom“ über Hanoi abgeschossen. Er besuchte inzwischen mehrmals Vietnam und gilt als ein „Versöhnungspolitiker“. Das hinderte ihn jedoch nicht, während seines Wahlkampfes um die Präsidentschaft 2008, die er gegen Barak Obama verlor, ins Feld zu führen, dass er in nordvietnamesischer Gefangenschaft gefoltert worden sei.
Während des Flottenbesuchs fanden auf den Schiffen und in Da Nang gemeinsame Veranstaltungen, Volleyballspiele und Grillpartys statt, auf offener See Rettungsmanöver und Übungen zur Schadensbehebung, ferner ein Austausch zu medizinischen Fragen. Zum protokollarischen Teil gehörte, wie nach internationalen Gepflogenheiten üblich, das Hissen der vietnamesischen Flagge auf den Gästeschiffen.
Heikle Fragen
Der Besuch warf heikle Fragen auf. Wie vertrauenswürdig sind die unverändert für ihre Weltherrschaftspläne bekannten und weltweit eine kriegerische Expansion betreibenden USA als Partner. Dann haben die USA bis heute nicht ihre in den Pariser Abkommen von 1972 übernommene Verpflichtung (Artikel 21) „zur Heilung der Wunden des Krieges und zum Nachkriegsaufbau der DRV und ganz Indochinas beizutragen“, erfüllt. Keine Regierung in Washington hat sich bis heute für die in Vietnam begangenen Verbrechen entschuldigt. Obendrein wies das Bundesberufungsgericht der USA 2008 in letzter Instanz eine Klage vietnamesischer Agent Orange-Opfer mit der perfiden Begründung, „den Opfern sei kein Schaden zugefügt worden“, zurück. Das führte bei vielen der betroffenen Menschen zu sehr kritischen Reaktionen.

Heute spenden viele US-Veteranen privat, die USA speisen die Opfer mit
Almosen ab, Kriegsmuseum in Ho-Chi-Minh-Stadt | Fotos: Hans-Dieter Hey
Ein anderes Problem betrifft die strategische Bedeutung der Region des südchinesischen Meeres vor Vietnam. Hier liegen die umstrittenen Spratley und Paracelinseln, die sowohl Vietnam als auch China beanspruchen, aber auch Taiwan, Malaysia und Brunei. Neben reichen Fischfanggebieten werden hier riesige Vorkommen an Erdöl und Erdgas vermutet. Das Gebiet durchqueren wichtige Schifffahrtswege, die sowohl für den Handel, aber auch unter militärischen Gesichtspunkten, darunter für die USA, von strategischer Bedeutung sind. China erklärte das ganze südchinesische Meeres zu seinen Hoheitsgewässern. Der Kommandant der „Georg Washington“ gab während des Aufenthalts kund, „diese Gewässer gehören niemanden. Sie gehören jedermann. China hat das Recht, hier zu operieren, ebenso wie jeder andere Staat der Welt.“
Online-Flyer Nr. 272 vom 20.10.2010
Flottenbesuch der US-Navy in Vietnam sorgt für Irritationen
Die Schatten des Krieges (Teil 1/2)
Von Gerhard Feldbauer
Von Da Nang ging einst er Tod aus
Da Nang war während des Krieges der USA gegen Vietnam eine waffenstarrende Luftwaffen- und Marinebasis. Über 100 Kampfflugzeuge starteten von hier aus zu ihren Tod und Verderben bringenden Angriffen. Hier lagerte ein Großteil der 80 Millionen Liter Herbizide (Agent Orange), die über Südvietnam versprüht, 17 Millionen Menschen schädigten, drei bis vier Millionen davon bis heute anhaltend schwer. Am 29. März 1975, einen Monat vor der Befreiung Saigons, der heutigen Ho Chi Minh Stadt, wurde die einst als uneinnehmbar gepriesene Festung von den Befreiungskämpfern eingenommen. Die Kriegsschiffe der 7. Flotte verließen fluchtartig den Hafen.
Im August 2010 kamen zwei nach Da Nang zurück. Der Flugzeugträger George Washington und der Lenkwaffenzerstörer John S. McCain. Besonders pikant, der zu den Namensgebern gehörende John Sydney McCain wurde als Major der Marineflieger am 26. Oktober 1967 bei einem Angriff auf ein Kraftwerk mit seiner F4 „Phantom“ über Hanoi abgeschossen. Er besuchte inzwischen mehrmals Vietnam und gilt als ein „Versöhnungspolitiker“. Das hinderte ihn jedoch nicht, während seines Wahlkampfes um die Präsidentschaft 2008, die er gegen Barak Obama verlor, ins Feld zu führen, dass er in nordvietnamesischer Gefangenschaft gefoltert worden sei.
Während des Flottenbesuchs fanden auf den Schiffen und in Da Nang gemeinsame Veranstaltungen, Volleyballspiele und Grillpartys statt, auf offener See Rettungsmanöver und Übungen zur Schadensbehebung, ferner ein Austausch zu medizinischen Fragen. Zum protokollarischen Teil gehörte, wie nach internationalen Gepflogenheiten üblich, das Hissen der vietnamesischen Flagge auf den Gästeschiffen.
Heikle Fragen
Der Besuch warf heikle Fragen auf. Wie vertrauenswürdig sind die unverändert für ihre Weltherrschaftspläne bekannten und weltweit eine kriegerische Expansion betreibenden USA als Partner. Dann haben die USA bis heute nicht ihre in den Pariser Abkommen von 1972 übernommene Verpflichtung (Artikel 21) „zur Heilung der Wunden des Krieges und zum Nachkriegsaufbau der DRV und ganz Indochinas beizutragen“, erfüllt. Keine Regierung in Washington hat sich bis heute für die in Vietnam begangenen Verbrechen entschuldigt. Obendrein wies das Bundesberufungsgericht der USA 2008 in letzter Instanz eine Klage vietnamesischer Agent Orange-Opfer mit der perfiden Begründung, „den Opfern sei kein Schaden zugefügt worden“, zurück. Das führte bei vielen der betroffenen Menschen zu sehr kritischen Reaktionen.

Heute spenden viele US-Veteranen privat, die USA speisen die Opfer mit
Almosen ab, Kriegsmuseum in Ho-Chi-Minh-Stadt | Fotos: Hans-Dieter Hey
Ein anderes Problem betrifft die strategische Bedeutung der Region des südchinesischen Meeres vor Vietnam. Hier liegen die umstrittenen Spratley und Paracelinseln, die sowohl Vietnam als auch China beanspruchen, aber auch Taiwan, Malaysia und Brunei. Neben reichen Fischfanggebieten werden hier riesige Vorkommen an Erdöl und Erdgas vermutet. Das Gebiet durchqueren wichtige Schifffahrtswege, die sowohl für den Handel, aber auch unter militärischen Gesichtspunkten, darunter für die USA, von strategischer Bedeutung sind. China erklärte das ganze südchinesische Meeres zu seinen Hoheitsgewässern. Der Kommandant der „Georg Washington“ gab während des Aufenthalts kund, „diese Gewässer gehören niemanden. Sie gehören jedermann. China hat das Recht, hier zu operieren, ebenso wie jeder andere Staat der Welt.“
Online-Flyer Nr. 272 vom 20.10.2010