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Kommentar
Kommentar vom Hochblauen
Gilad Schalit als Ablenkungsmanöver
Von Evelyn Hecht-Galinski

Eine brillantes Ablenkungsmanöver, was uns hier vorgesetzt wird. Israel muss aus der Isolation geholt werden und wieder ein menschliches Antlitz, anstatt der unschönen Fratze erhalten. Wie lenkt man ab, von neuen Siedlungen und Landraub, wie eben mal, von der "Nacht und Nebel-Aktion" und dem Plan der Regierung, Außenposten rechtmäßig zu Siedlungen zu machen und damit Jerusalem endgültig für immer dem jüdischen Staat zuzusprechen, Wie von Erntezerstörungen und anderen Unmenschlichkeiten und Unrecht-Taten? 
 
Man vermittelt uns mittels immer fortwährender Propaganda-Sätze, die uns das Gefühl geben sollen: nur Israel ist so menschlich, einen unschuldigen Soldaten gegen 1027 schuldige Terroristen mit Blut an den Händen auszutauschen - welch eine Relation! Das kann nur der "JÜDISCHE STAAT"! Selten hat man in den Medien so viel verlogene Berichterstattung und falsche Darstellungen gelesen, wie anhand des Austausches zwischen Gilad Schalit und der versprochenen 1027 palästinensischen Gefangenen. Ein Soldat, der in Ausübung seiner "soldatischen Besatzungungstätigkeit" verschleppt wurde, wird in unseren Medien, dank der "lobbyistischen Hasbara" (israelische-zionistische Propagandatätigkeit) zu einem Heiligen stilisiert. Was macht den Besatzer besser, als Widerstandskämpfer, die gegen die Besatzung kämpften?
 
Haben nicht schon die israelischen Terror-Organisationen wie Irgun, die Stern-Gruppe und Haganah gezeigt, wie man blutigen Widerstand begeht? Interessanter- weise wird das heute vergessen, da diese Organisationen und ihre Aktivisten nahtlos in den Staat Israel und seinen Staatsterrorismus übergingen. Merke: Hamas und Hisbollah sind Verbrecher, aber Israelische Terroristen sind immer im Recht! Hier wird suggeriert, wie "menschlich" das israelische Regime mit seinen jüdischen Bürgern umgeht: man "opfert" für einen israelischen-jüdischen IDF(Verteidigungssoldaten"), 1027 gefährliche palästinensische Mörder.
 
Was für eine Märchengeschichte. Da wird suggeriert, dass ein unschuldiger armer Soldat von einem Terrorkommando entführt wurde und nicht nach den Genfer Konventionen behandelt wird. Welch perfide Inszenierung und welches Schmierentheater uns von der israelischen Propaganda , mit trauriger Hilfe vieler Medien seit Juni 2006 vorgeführt wird. Genfer Konventionen - kann Israel diese Buchstaben überhaupt buchstabieren?
 
Über 6000 weiter gefangene Palästinenser in israelischer Unrechtshaft. Die jetzt zu Entlassenden sind meistens seit mehr als 30 Jahre in dieser unmenschlichen Haft und zum Teil auch schon über 75 Jahre alt. Die wichtigsten Namen aber fehlen: Fatah Führer Marwan Bargutti und der Generalsekretär der Volksfront zur Befreiung Palästinas, Ahmad Saadat. Wie groß muss die Angst von Israel sein, wenn diese beiden herausragenden Persönlichkeiten frei kämen und ein neuer Wind für den palästinensischen Frühling wehen würde! Dieser "palästinensische Nelson-Mandela", so wird er von palästinensischer Seite genannt, wurde von Israel zu lebenslanger Haft plus 40 Jahren verurteilt. Er, der charismatische Anführer und Volksheld, der der eigentliche Nachfolger von Jassir Arafat hätte werden können, wurde mit fadenscheinigen Beweisen und Argumenten 2004 von einem israelischen Gericht, als Drahtzieher der zweiten Intifada zu dieser Haftstrafe verurteilt. Gerade ihm wären die besten Chancen eingeräumt worden als neuer "Führer" die Gräben zwischen Fatah und Hamas zu überwinden. So aber konnte Abbas das Präsidentenamt übernehmen. Für wen das wohl nützlich ist? Von Anfang an, standen diese zwei Namen nicht auf der Liste.
 
Zweitens: 203 der ersten der 450 Gefangenen, die in einem Schritt frei kommen, dürfen nicht in ihre Heimat zurückkehren. Bis zu 40 der Häftlinge sollen ins Ausland deportiert werden. Interessanterweise übernimmt die Türkei hier auch wieder eine konstruktive Rolle, wie Israel lobt, indem sie bereit ist, die meisten dieser ehemaligen Gefangenen aufzunehmen. Etwa 160 Palästinenser aus der Westbank werden zudem in den Gazastreifen abgeschoben. Das macht den BND und Deutschland "stolz", wie der Präsident des BND, Ernst Uhrlau, es im ARD Morgenmagazin so schön formulierte. Ja mit Deportationen kennt sich Deutschland halt aus, oder! Gleiches Recht für alle - das hieße, dass Gilad Schalit in die Diaspora ausgewiesen würde zu seinen "Diaspora-Brigaden".
 
Tatsache ist und bleibt: die Blockade des Gazastreifens bleibt bestehen, frei gelassene Palästinenser werden rechtlos in das Ausland, oder wenn sie aus der Westbank kommen, in den Gazastreifen abgeschoben, um sie dort als ein "paar mehr oder weniger gefährliche Terroristen" für immer in der Versenkung verschwinden zu lassen. Der nächste israelische "Staatsterror- Krieg" liegt schon in der Luft, nur an den neuen "blumigen" Namen muss noch von der israelischen Propaganda-Abteilung gearbeitet werden. Ich frage mich nur, wer wird zuerst dran sein, Iran oder Gaza, oder beide gleichzeitig?
 
Folgenden Satz hörte ich von Außenminister Westerwelle zum Timoschenko-Urteil in der Ukraine: Es könne nicht ohne Folgen für unsere und die EU-Beziehungen zur Ukraine bleiben. Solche Sätze wären angebracht über Tausende von Israel unrechtmäßig und unverhältnismäßig seit Jahrzehnten in unmenschlicher Haft sitzender palästinensischer Männer und Frauen.
 
Außenminister Westerwelle, sollten Sie demnächst wieder mit Ihrem Freund und Kollegen Lieberman bei Chateau Mouton Rothschild und Monte Christo zusammen sitzen, sprechen Sie doch auch einmal diese Themen an! Das sind Sie der deutschen Staatsräson schuldig. (PK)

Evelyn Hecht-Galinski ist Publizistin und Tochter des 1992 verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski. Mit diesem Kommentar setzt sie ihre Serie fort, die sie "vom Hochblauen", ihrem 1186 m hohen "Hausberg" im Badischen, schreibt.
 
 


Online-Flyer Nr. 324  vom 19.10.2011



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