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Aktueller Online-Flyer vom 22. Dezember 2024  

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Lokales
20 Reden zu den Kehrseiten der Geschäftspolitik des BAYER-Konzerns
CBG-Abschiedsgeschenk an Schneider
Von Axel Köhler-Schnura

20 Betroffene und Initiativen haben als Aktionäre in der jüngsten Hauptversammlung am 27. April in der Kölner Messe über die Kehrseiten der Geschäftspolitik des BAYER-Konzerns gesprochen. Einer von ihnen, Axel Köhler-Schnura, stand diesmal als Gründungs- und Vorstandsmitgliedmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren im 30sten Jahr der CBG am Mikrophon und nahm seine Rechte als Aktionär wahr – "sicher nicht zur Erbauung der GroßaktionärInnen und auch nicht zur Freude der Verantwortlichen im Konzern" wie er einleitend versprach. Deshalb hier einige Ausschnitte aus der Rede von Axel Köhler-Schnura. – Die Redaktion.

Axel Köhler-Schnura spricht auf der aktuellen BAYER-HV in Köln
Quelle: CBG
 
"Ich beleuchte die Geschäftstätigkeit eher kritisch, rücke die Kehrseiten der BAYER-Profite ins Rampenlicht. Doch Vorwürfe, wie sie von Herrn Dekkers kommen, und dann auch noch mit exakt den gleichen Worten, wie bei Herrn Wenning, Herrn Schneider, Herrn Strenger und den Vorsitzenden vor ihm(1), dass wir kritischen AktionärInnen das Mikrofon als Polit-Bühne missbrauchen würden, muss ich doch mit aller Entschiedenheit zurückweisen. Solche Behauptungen sind nichts als der hilflose Versuch, die von mir und anderen kritischen AktionärInnen vorgetragene Kritik an der Arbeit des Konzerns in Zweifel zu ziehen bzw. unglaubwürdig zu machen.
 
Meine Damen und Herren, wir sprechen hier stets völlig korrekt zur Sache, zur aktuellen Geschäftstätigkeit des Konzerns. Ich kann nichts dafür, dass all die Skandale, Vergehen und auch Verbrechen, die wir vortragen, mit eben dieser Geschäftstätigkeit verbunden sind. Dafür sind die Vorstände und Aufsichtsräte verantwortlich und nicht wir, die das kritisieren.
Heute leitet Herr Schneider zum letzten Mal die Hauptversammlung. Ich möchte es mir nicht nehmen lassen, dazu auch etwas zu sagen. Immerhin wird Ihr Name, Herr Schneider, laut der Biografie auf der BAYER-Internetseite "mit einer der größten strukturellen Veränderungen in der Geschichte des BAYER-Konzerns verbunden."(2)…
 
Herr Schneider, immer wieder haben Sie anlässlich meiner Redebeiträge in den vergangenen zwanzig Jahren festgestellt, dass wir beide "wohl keine Freunde werden". Das ist sicher auch heute nicht anders. Und: Sie haben Sie recht damit. Offen gelassen haben Sie jedoch immer, weshalb das so ist?
 
Meine Damen und Herren, ich sage es Ihnen: Herr Schneider und ich, wir stehen auf verschiedenen Seiten, wir spielen in verschiedenen Mannschaften. Sie, Herr Schneider, sagen (ich zitiere): "Wir sind auf Profit aus. Das ist unser Job." Ich sage, um in Ihrer Wortwahl zu bleiben: "Ich bin auf demokratische Konzern-Kontrolle aus. Das ist mein Job." Da trennen uns in der Tat Welten. Das wiederum brachte der neue Aufsichtsratsvorsitzende, Herr Wenning(3), im Klartext auf den Punkt, als er im Jahr 2010 meinte, dass meine Forderung nach demokratischer Kontrolle doch "tief blicken" ließe und ein "fragwürdiges Verständnis für Demokratie zum Ausdruck" bringe.

Bei der Einladung durch die BAYER-Chefs zur HV 2012 noch alles in Ordnung
Quelle: www.hv2012.bayer.de/
 
Damit machte Herr Wenning deutlich, dass die Verantwortlichen bei BAYER, ein gebrochenes Verhältnis zur Demokratie haben. Sie missachten das Grundgesetz und die Verfassung von NRW, die beide die Pflicht zum Gemeinwohl vorschreiben und eben demokratische Kontrolle vorsehen. Sie outen sich als Feinde der Demokratie, indem Sie den Profit über das Gemeinwohl stellen. Sie praktizieren die offene Diktatur des Profits. Herr Schneider, Sie wurden journalistisch als "König der Deutschland AG" tituliert und vom Handelsblatt zum "Topverdiener(4) des Landes" gekürt. Damit tragen Sie maßgeblich Verantwortung für das Klima der Ausbeutung und der sozialen Kälte in unserem Land. Da kann es in der Tat keine Freundschaft geben.
 
Entsprechend das Abschiedsgeschenk der Coordination gegen BAYER-Gefahren. Dieses Geschenk entspringt den unsäglichen Umwelt-, sozialen und anderen Verbrechen, die Sie, Herr Schneider, in Ihrer Amtszeit zu verantworten haben und an die ich mit einigen ausgewählten Beispielen erinnern möchte:

Axel Köhler-Schnura vor der Übergabe des CBG-Abschiedsgeschenks an den scheidenden Aufsichtsrats-Chef Schneider
Quelle: www.cbgnetwork.org
 
- Da sind die vielen Opfer, die Lipobay nicht überlebt haben oder noch heute mit Gesundheitsschäden kämpfen.
- Da ist die würdelose und beschämende Abwehr der Entschädigungen für die IG-Farben-Opfer durch Ihre hinter dem Rücken der Öffentlichkeit eingefädelte Winkeladvokatsstiftung.
- Da ist die Ausrichtung des Konzerns auf eine einzige Maxime: Gewinn und Profit. In der bereits erwähnten BAYER-Biografie über Sie wird das als "Ausrichtung auf das Kerngeschäft" gefeiert.
- Tatsächlich damit verbunden die Vernichtung tausender Arbeitsplätze, die unmenschliche Verdichtung der Arbeit und gigantischer Sozial- und Lohnraub.
- Da ist der verfassungsfeindliche Piratenakt, mit dem Sie Ihren Finanzchef Zitzelsberger in das Finanzministerium hievten, nur um die Steuern für Konzernprofite abzusenken und sich sogar noch aus der Steuerkasse in Milliardenhöhe zu bedienen.
- Und schließlich ist da der gewissenlose Bruch des von Ihnen, Herr Schneider, im Jahr 1995 gegenüber der Weltöffentlichkeit gegebenen Versprechens, mit dem Sie zugesagt hatten, bis zum Jahr 2000 sämtliche hochgefährlichen BAYER-Pestizide der Klasse I von den globalen Märkten zu nehmen. Bis heute ist dieses Versprechen nicht eingelöst.
Herr Schneider, alleine die Verweigerung der Einlösung Ihres persönlichen Versprechens hatte zigtausende von Toten und Vergifteten zur Folge. Sie kennen die Zahlen besser als ich. Die Internationale Arbeitsorganisation ILO spricht von jährlich 2,5 bis 5,0 Miollionen Vergifteten und 40.000 Toten. Der BAYER-Konzern ist Marktführer, die Klasse I Pestizide von BAYER sind verantwortlich für den Löwenanteil an diesen Opferzahlen.
 
Was ist nun unser Geschenk? Nein, nicht ein Fläschchen Dioxin-verseuchtes Blut eines BAYER-Opfers, wie es schon einer Ihrer Vorgänger von uns bekam. Ich überreiche Ihnen zum Abschied stellvertretend für alles, was Sie in Ihrer aktiven Zeit bei BAYER zu verantworten haben, ein etwas anderes BAYER-Kreuz. Es ist eines der Kreuze, das wir in den letzten 35 Jahren bei vielen unserer Protest-Aktionen zum Gedenken an die vielen Opfer der BAYER-Produkte und der Vernichtung der Tausenden von Arbeitsplätzen bei BAYER eingesetzt haben. Möge es Ihnen Erinnerung und Mahnung zugleich sein." (PK)
 
(1) Herr Dekkers ist Vorstandsvorsitzender seit 2010. Vor ihm war Herr Wenning Vorsitzender von 2002 bis 2010. Davor war Herr Schneider Vorsitzender von 1992 bis 2002. Und da davor Herr Strenger von 1984 bis 1992. Sie alle verwendeten ähnliche oder gleiche Formulierungen.
(2) Dr. Manfred Schneider (Jg. 1938) war Vorsitzender des Vorstands von 1992 bis 2002 und Vorsitzender des Aufsichtsrates von 2002 bis 2012. Er bündelte auch darüber hinaus durch zahlreiche Mandate Macht in seinen Händen. Er galt zeitweise als "mächtigster Mann Deutschlands" und ist auch heute noch einer der einflussreichsten Wirtschaftsbosse.
(3) Werner Wenning war Vorstandsvorsitzender des BAYER-Konzerns von 2002 bis 2010. Da die öffentliche Debatte um die Macht der Konzernherren es mit sich brachte, dass der direkte Wechsel vom Vorstandsvorsitz in den Aufsichtsratsvorsitz durch eine Neufassung des Aktiengesetzes unterbunden wurde (Karenzzeit), wurde er zwei Jahre "geparkt" und rückt nun in den Aufsichtsratsvorsitz ein.
(4) Dr. Manfred Schneider erhält für seine Tätigkeit als Vorsitzender des BAYER-Aufsichtsrats eine Vergütung von ausgewiesenen 270 Tsd. Euro. Darüber hinaus war Schneider in weiteren vier Aufsichtsräten vertreten (DAIMLER bis April 2011, LINDE Vorsitzender des AR, RWE Vorsitzender des AR und TUI bis Februar 2011). Bei Linde erhielt er 417 Tsd. Euro (ausgewiesen), bei RWE waren es 350 Tsd. Euro (ausgewiesen).


Online-Flyer Nr. 353  vom 09.05.2012



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