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Allgemein
Lance Harrison Band - CD nicht nur für Blues-Freunde
"No Rest for the Wicked"
Von Uta Titz
Dergleichen stellt man sich vor, wenn man die beiden erlebt. Tatsache ist, dass Lance Harrison aus Nashville Tennesee kommt, wo der Blues Bestandteil der Muttermilch ist, und jedes Musikinstrument gespielt hat, was ihm begegnet ist. Donna Rae kommt aus Chicago, arbeitete als Modell und Schauspielerin, bevor sie in der Künstlerszene von Nashville auf Harrison traf. Aber erst in den 1990ern sind die beiden aus ihrem alten Leben aus- und ins Wohnmobil eingestiegen, um als Duo "Lance ´n´ Donna" die Welt zu bereisen: Harrison spielte den Blues, Rae schüttelte den Rainstick. Sie waren in Indien, haben länger in Frankreich gelebt, haben Fans in Polen und der Tschechei und in den letzten Jahren ihr Basislager in Köln.
Weil Lance Harrison nicht nur wie ein lebendiger Amerika-Mythos aussieht, sondern auch Gitarre spielt, Songs schreibt und singt, wie man es einem Freak aus Nashville unterstellt, sind ihm in Köln nicht nur Musiker zugelaufen, sondern eine komplette, fest eingespielte Band: Paco Saval (Piano, Keyb.), Manju B. (bass) und Ralph Schlaeger (drums), vormals Angestellte einer TV-Showband, waren von Harrison und seinem Material so überzeugt, dass sie sich kurzerhand "Lance Harrison Band" nannten und nach den ersten gemeinsamen Auftritten zügig eine CD produziert haben.
"No Rest for the Wicked" heißt das Ergebnis, 14 Titel, die weit über klassischen Blues hinausreichen, mit einfachen Mitteln aufgenommen, mit hörbarem Spaß an der Sache und auf den Punkt gespielt.
Harrison ist ein Meister der Lapsteel- und Bottleneck-Gitarren mit viel Gefühl für Slide und sehr viel Zeit. Er spielt keinen Ton zuviel und jeden Ton, den er spielt, mit voller Absicht. Sein Gesang ist meistens lakonisch und völlig unangestrengt.
Bei aller musikalischen Abgeklärtheit ist der Titel Programm: Weg wollen, ankommen, weiterziehen und der lange Weg nachhause sind immer wieder Thema.
"Home again" heißt eine rockige Nummer, die auch musikalisch die Gefühle auf dem Heimweg beschreibt: Bass und Gitarre treiben in der Strophe an und einen Refrain voller Erschöpfung und Sehnsucht vor sich her.
Lance & Donna
Foto: www.lance-n-donna.com
Der erstaunlich diesseitig-fröhlich klingende Song "I´m going home" handelt von einem Vagabunden, der diese Welt hinter sich lässt:
"I have been here - it can be said / but someday I will be dead / an´ you can tell my friends : I´m going home."
In "I know every train" kommt der Hobo zu Wort, der sein Lager direkt am Bahndamm aufgeschlagen hat und die Freuden des Vagabundendaseins preist.
"ain´t no place / I would rather be / it seems to be a / pretty good live to me"
In "Bad Water" begegnet man ihm noch einmal, diesmal im Winter, den er in einem kalten Loch mit rostiger Wasserleitung verbringt, aber sein eigentliches Leid besteht darin, weibliche Gesellschaft zu vermissen. Das geht so weit, dass er sich zu dem Angebot versteigt, er würde sogar kochen und putzen. Aber da er alleine ist, bleibt ihm nur, den Frühling abzuwarten, wenn es wieder weitergeht:
"I´ll be like a millionaire / with money to burn!"
Unterwegs begegnen dem Reisenden auch immer wieder schlechte Leute, die aber immerhin noch Anlass zu guten Songs geben. "Better than dead" beschreibt eine nette kleine Rachephantasie:
"you´ll dissapear one night", warnt der Sänger sein verlogenes, gemeines, räuberisches Gegenüber, "and you´ll wake up with one hell of a tatoo!"
Wobei der Vagabund für sich selbst nicht in Anspruch nimmt, ein Good Guy zu sein:
"only the good die young / at least that´s what they say / and as that´s true, Im telling you / I´ll live forever and a day" sing er in "Bad".
Geschichten, die überall spielen könnten, Songs, die auch in Polen oder Japan verstanden werden, aber doch alle irgendwie nach Nashville, Tennessee klingen, nach dieser selbstverständlichen Mixtur von schwarzen, weißen und sonstigen Musikelementen. Gleichermaßen sind auch die Bilder so "amerikanisch" wie allgemeingültig: Auch im "nine foot sack", historisch eindeutig den Südstaaten der Vergangenheit angehörig, zieht der Erzähler keine Baumwolle, sondern die Hoffnung hinter sich her. "Only memories", die Final-Nummer, ist ein großer, klassischer Song, bei dem Harrison ein bißchen klingt wie Aaron Neville.
"No rest for the Wicked" ist ein Album, das man nicht nur Bluesfreunden empfehlen kann, und auch ein Konzert der Lance Harrison Band zu besuchen lohnt sich.
Mehr infos unter: www.lance-n-donna.com
Online-Flyer Nr. 54 vom 25.07.2006
Lance Harrison Band - CD nicht nur für Blues-Freunde
"No Rest for the Wicked"
Von Uta Titz
Dergleichen stellt man sich vor, wenn man die beiden erlebt. Tatsache ist, dass Lance Harrison aus Nashville Tennesee kommt, wo der Blues Bestandteil der Muttermilch ist, und jedes Musikinstrument gespielt hat, was ihm begegnet ist. Donna Rae kommt aus Chicago, arbeitete als Modell und Schauspielerin, bevor sie in der Künstlerszene von Nashville auf Harrison traf. Aber erst in den 1990ern sind die beiden aus ihrem alten Leben aus- und ins Wohnmobil eingestiegen, um als Duo "Lance ´n´ Donna" die Welt zu bereisen: Harrison spielte den Blues, Rae schüttelte den Rainstick. Sie waren in Indien, haben länger in Frankreich gelebt, haben Fans in Polen und der Tschechei und in den letzten Jahren ihr Basislager in Köln.
Weil Lance Harrison nicht nur wie ein lebendiger Amerika-Mythos aussieht, sondern auch Gitarre spielt, Songs schreibt und singt, wie man es einem Freak aus Nashville unterstellt, sind ihm in Köln nicht nur Musiker zugelaufen, sondern eine komplette, fest eingespielte Band: Paco Saval (Piano, Keyb.), Manju B. (bass) und Ralph Schlaeger (drums), vormals Angestellte einer TV-Showband, waren von Harrison und seinem Material so überzeugt, dass sie sich kurzerhand "Lance Harrison Band" nannten und nach den ersten gemeinsamen Auftritten zügig eine CD produziert haben.
"No Rest for the Wicked" heißt das Ergebnis, 14 Titel, die weit über klassischen Blues hinausreichen, mit einfachen Mitteln aufgenommen, mit hörbarem Spaß an der Sache und auf den Punkt gespielt.
Harrison ist ein Meister der Lapsteel- und Bottleneck-Gitarren mit viel Gefühl für Slide und sehr viel Zeit. Er spielt keinen Ton zuviel und jeden Ton, den er spielt, mit voller Absicht. Sein Gesang ist meistens lakonisch und völlig unangestrengt.
Bei aller musikalischen Abgeklärtheit ist der Titel Programm: Weg wollen, ankommen, weiterziehen und der lange Weg nachhause sind immer wieder Thema.
"Home again" heißt eine rockige Nummer, die auch musikalisch die Gefühle auf dem Heimweg beschreibt: Bass und Gitarre treiben in der Strophe an und einen Refrain voller Erschöpfung und Sehnsucht vor sich her.
Lance & Donna
Foto: www.lance-n-donna.com
Der erstaunlich diesseitig-fröhlich klingende Song "I´m going home" handelt von einem Vagabunden, der diese Welt hinter sich lässt:
"I have been here - it can be said / but someday I will be dead / an´ you can tell my friends : I´m going home."
In "I know every train" kommt der Hobo zu Wort, der sein Lager direkt am Bahndamm aufgeschlagen hat und die Freuden des Vagabundendaseins preist.
"ain´t no place / I would rather be / it seems to be a / pretty good live to me"
In "Bad Water" begegnet man ihm noch einmal, diesmal im Winter, den er in einem kalten Loch mit rostiger Wasserleitung verbringt, aber sein eigentliches Leid besteht darin, weibliche Gesellschaft zu vermissen. Das geht so weit, dass er sich zu dem Angebot versteigt, er würde sogar kochen und putzen. Aber da er alleine ist, bleibt ihm nur, den Frühling abzuwarten, wenn es wieder weitergeht:
"I´ll be like a millionaire / with money to burn!"
Unterwegs begegnen dem Reisenden auch immer wieder schlechte Leute, die aber immerhin noch Anlass zu guten Songs geben. "Better than dead" beschreibt eine nette kleine Rachephantasie:
"you´ll dissapear one night", warnt der Sänger sein verlogenes, gemeines, räuberisches Gegenüber, "and you´ll wake up with one hell of a tatoo!"
Wobei der Vagabund für sich selbst nicht in Anspruch nimmt, ein Good Guy zu sein:
"only the good die young / at least that´s what they say / and as that´s true, Im telling you / I´ll live forever and a day" sing er in "Bad".
Geschichten, die überall spielen könnten, Songs, die auch in Polen oder Japan verstanden werden, aber doch alle irgendwie nach Nashville, Tennessee klingen, nach dieser selbstverständlichen Mixtur von schwarzen, weißen und sonstigen Musikelementen. Gleichermaßen sind auch die Bilder so "amerikanisch" wie allgemeingültig: Auch im "nine foot sack", historisch eindeutig den Südstaaten der Vergangenheit angehörig, zieht der Erzähler keine Baumwolle, sondern die Hoffnung hinter sich her. "Only memories", die Final-Nummer, ist ein großer, klassischer Song, bei dem Harrison ein bißchen klingt wie Aaron Neville.
"No rest for the Wicked" ist ein Album, das man nicht nur Bluesfreunden empfehlen kann, und auch ein Konzert der Lance Harrison Band zu besuchen lohnt sich.
Mehr infos unter: www.lance-n-donna.com
Online-Flyer Nr. 54 vom 25.07.2006