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Inland
Erschütternde Dokumentation eines Tabus mit Odenwälder Bezug
"Kriegsverbrechen Uran-Munition“
Von Peter Kleinert

Mit dem Informationsabend "Deadly Dust - Todesstaub. Kriegsverbrechen Uran-Munition, ein Abfallprodukt der Atomindustrie“ wurde Ende Juni ein weithin tabuisiertes Thema aufgegriffen. Es berichtete der vielfach ausgezeichnete Filmproduzent und Regisseur Frieder Wagner in Michelstadt. Zur Einführung ins Thema zeigte der Dokumentarfilmer seine mit dem europäischen Fernsehpreis ausgezeichnete Arbeit über die verheerenden Folgen von Uran-Munition: „Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra“.
 

Filmemacher Frieder Wagner
NRhZ-Archiv
Die NATO hat Urangeschosse und -bomben unter anderem auf den Kriegsschauplätzen im Irak, im Kosovo und in Afghanistan eingesetzt. Über die phänomenale Durchschlagskraft dieser Geschosse geraten Militärs ins Schwärmen. Aber beim Aufprall auf das Ziel entstehen durch das Schmelzen, Zerstäuben und Entzünden des Urans hochtoxische und radio-aktive Schwebeteilchen (Aerosole) und Stäube (Nano-Partikel), die in die Umwelt gelangen. Infolge ihrer geringen Größe werden Nanopartikel nicht vom menschlichen Immunsystem erkannt, überwinden sogar die Blut-Hirn-Schranke und können mühelos überall hin in alle Zellen des Körpers eindringen. Es kommt zu Chromosomenbrüchen, zur Entstehung von Krebs, Leukämie, Missbildungen und schwersten genetischen Schädigungen bis zum Tod.
 

NRhZ-Archiv
Frieder Wagner: „Was ich im Irak, im Kosovo und in Serbien an schwerst missgebildeten, gerade geborenen Babys sehen musste, verfolgt mich noch heute in meinen Träumen. Durch die Anwendung dieser Uranmunition und -bomben sind im Irak, im Kosovo und natürlich auch in Afghanistan heute inzwischen ganze Regionen wegen der radioaktiven und hoch giftigen Kontamination nicht mehr bewohnbar. Und das liest man hier in keiner Zeitung und man erfährt es auch nicht aus den TV-Medien, weil das Thema „Uranmunition und die Folgen" ein Tabuthema geworden ist.“ Von atmosphärischen Winden wird dieser Todesstaub um die ganze Welt getragen. Bundesregierung, Nato und Pentagon leugnen diese Zusammenhänge bis heute. Das Thema scheint aus den Medien verbannt. „Dreißig Prozent aller Soldaten, die in Afghanistan waren, kommen kontaminiert nach Hause“, schätzt Frieder Wagner und erzählt von Soldaten, die sich hilfesuchend an ihn wandten, und inzwischen an Krebs verstorben sind.
 
Auf einen Odenwälder Bezug des Themas hatte Manfred Ertl (Michelstadt), Sprecher von Attac Odenwald, einleitend aufmerksam gemacht. Uran-Munition wurde auch im US-Munitionslager am Hainhaus gelagert und auf Odenwälder Straßen transportiert. Ertl sprach von „willfährigen Helfern“ und „schweigenden Komplizen“ vor Ort. Während des Irak-Krieges 1991 hatte die US-Army das Munitionslager am Hainhaus geräumt. Als in der Operation "Desert Storm" dann tonnenweise panzerbrechende Uran-Munition verschossen wurde, war auch die aus dem Odenwald dabei.
 
Für Frieder Wagner war der Vortrag im Odenwald die 247. Aufklärungsveranstaltung in den letzten zwei Jahren. Er fand statt im Rahmen der Programmfolge "10 Jahre Attac Odenwald“ und zugleich der Vortragsreihe der "Odenwälder Interessengemeinschaft für gesundes Leben" (OIGL). Weitere Kooperationspartner waren der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und die NaturFreunde im Odenwaldkreis.
 
Grimmepreisträger Wagner (*1942), Kölner Kameramann und Filmemacher, wurde durch den Arzt und Wissenschaftler Professor Dr. Siegwart-Horst Günther, der auch Präsident des Gelben Kreuzes International und Vizepräsident der Albert Schweitzer World Academy of Medicine ist, auf das Thema Uranwaffen aufmerksam gemacht und drehte ab 2003 mit ihm den Dokumentarfilm “Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra“, der in der WDR-Reihe “Die Story“ ausgestrahlt wurde. Dafür erhielt er den Europäischen Fernsehpreis bei der ÖKOMEDIA 2004. Aufbauend auf diesem Material stellte er 2007 den 93-minütigen Kinodokumentarfilm “DEADLY DUST – Todesstaub“ fertig. Trotz aller Begeisterung über die begehrte ÖKOMEDIA-Auszeichnung für die “Story“-Sendung hat Wagner seitdem nie mehr in einer öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt einen Film oder einen Bericht über dieses Thema unterbringen können. Und für den von ihm auf eigene Kosten produzierten Film “Todesstaub“ findet sich bis heute kein Filmverleih in Deutschland.
 
Attac-Sprecher Manfred Ertl kündigte weitere Film-Informationsabende in verschiedenen Orten des Odenwaldkreises an, bei denen Frieder Wagners 93-minütiger Kinofilm "DEADLY DUST. Uranmunition und die Folgen“ gezeigt wird, eine erschütternde Dokumentation, die der mehrfach preisgekrönte Filmproduzent und Regisseur 2007 über dieses verschwiegene Kapitel unserer Zeit erstellt hat. (PK)
 
Eine dreiteilige Artikelserie von Frieder Wagner finden Sie in den drei NRhZ-Ausgaben ab Nr. 271 vom 13.10.2010 http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=15733 und einen Filmclip aus "DEADLY DUST" unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=15744


Online-Flyer Nr. 261  vom 04.07.2012



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