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Lokales
Köln-Mülheim erstickt im Verkehr - erstickt im Dreck
Alarmierende Schadstoffwerte
Von Heinz Weinhausen

Nach den Worten des Kölner Verkehrschefs Harzendorf lebt Köln-Mülheim im Ausnahmezustand. Grund: die Feinstoffbelastungen am Clevischen Ring überschreiten fast täglich die gesetzlichen Grenzwerte. Jetzt wird es noch mehr, weil nach der Sperrung der Leverkusener Autobahnbrücke und des Tunnels zur Zoobrücke immer mehr Schwerlastverkehr mitten durch die Mülheimer Innenstadt, über den Clevischen Ring, die Frankfurter Straße und den Rendsburger Platz gelenkt wird.

Die Mülheimer Brücke ächzt: Schwerlaster an Schwerlaster
Fotos: NRhZ 

Seit vielen Jahren ist die erklärte Politik von SPD und CDU, immer mehr Verkehr nach Mülheim hereinzuholen. Dafür wurde der Wiener Platz für Millionen ausgebaut. Die Bürger mussten unter die Erde. Die Mitte des Stadtviertels wurde mit den Stimmen von SPD und CDU dem Auto- und LKW-Verkehr geopfert.

Wie soll es weitergehen?

Der Ausbau der Frankfurter Straße zu einer Flaniermeile mit mehr Raum für Fußgänger und Cafés wurde abgeblasen. Vorrangig ist nämlich für SPD-Fuchs und CDU-Dr. Portz, dass weiterhin jeden Tag 12.000 Fahrzeuge über die Frankfurter Straße ins Mülheimer Zentrum gelenkt werden. Nicht weil ihre Fahrer in Mülheim etwas zu suchen hätten oder etwas anliefern wollen. Die meisten rollen durch, nach Leverkusen, zur Mülheimer Brücke oder zur Autobahn.

Verfehlte Verkehrspolitik in Mülheim: Jeden Tag Stau auf dem Clevischen Ring

Jetzt, wo am Clevischen Ring die Alarmglocken schrillen, weil die Schadstoffwerte in astronomische Höhen klettern, wird auch Norbert Fuchs plötzlich wach. Publikumswirksam fordert er, die Verwaltung solle den Fernverkehr "großräumig umlenken". Er kann das ruhig fordern, denn er weiß, dass das nicht passieren wird. Verkehrschef Harzendorf kontert kühl: "Es kann nicht sein, dass wir die wenigen Wege, die wir noch haben, zusperren." Auf Deutsch: es bleibt alles beim Alten.
 
Das Feinstaubproblem, eine der Hauptursachen für Atemwegserkrankungen, Allergien und Lungenkrebs, welches nach den geltenden Gesetzen der Stadt zwingend vorschreibt, die belasteten Straßen zu sperren, will Harzendorf auf andere Weise lösen: Wenn es nach ihm geht, wird die Straße einfach aus der Umweltzone herausgenommen, wird endgültig zur Autobahn. Und während die Anlieger der A 3 inzwischen durch hohe Wände vor dem Dreck
und Lärm geschützt sind, brettern die Schwerlaster ungehindert an den Wohnzimmerfenstern der Neubauten am Clevischen Ring vorbei.

Dabei ist längst klar, wo der Fernverkehr hin kann, der Mülheim nur als schnelle Durchfahrt zwischen Innenstadt und Autobahn nutzt: auf den A3-Autobahnring, der ja gerade in Mülheim auf neun(!) Spuren ausgebaut worden ist.
 
Mülheim 2020?

Auch das Mülheimprogramm Mülheim 2020, welches alle Parteien in Rat und Verwaltung einstimmig beschlossen haben, sieht vor, am Clevischen Ring eine Spur wegzunehmen. Damit würden alle, die nicht nach Mülheim wollen, gezwungen, zurück auf die Autobahn zu fahren, wo sie ja hergekommen sind.

Die Grünen haben in ihrem Kommunalwahlprogramm deshalb versprochen, sie wollten sich dafür einsetzen, dass vom Clevischen Ring eine Spur weggenommen wird, sobald der Autobahnring fertig ist. Nach der Wahl haben sie ihre Forderung vergessen - sie würde ja auch nur das gute Verhältnis zur SPD stören, DER, nach eigenem Bekenntnis, Autofahrerpartei in Mülheim.

Und weil das so ist, können Harzendorf, Dr. Portz, Fuchs und der Grüne BV-Chef Wilfried Seldschopf sich beruhigt zurücklehnen, denn ihr Hauptziel wird erreicht: Es wird kein Auto weniger durch Mülheim rollen, kein LKW auf die Autobahn ausweichen, kein Autofahrer in die Bahn oder aufs Fahrrad steigen, denn das würde "die Wirtschaft", d.h. uns alle schädigen. Und wer fragt schon bei einem "Ausnahmezustand" nach Kindern, die an Asthma leiden oder Alten, die an Lungenkrebs dahinsiechen? Wer fragt nach Gesundheit, wenn es um den einzigen Wert geht, den unsere poltischen Vertreter, egal von welcher Partei, in Wirklichkeit
anerkennen, UM GELD?

"JETZT HILFT NUR NOCH WIDERSTAND!"

Die Bürger vom Rendsburger Platz haben es vorgemacht. Sie haben sich gegen den ständig steigenden LKW-Verkehr gewehrt. Sie haben Plakate aufgehängt und sogar die Straße gesperrt:

"WIR MÜSSEN ES IHNEN NACHMACHEN UND DEN POLITIKERN ZEIGEN:
DURCHGANGSVERKEHR RAUS AUS MÜLHEIM!
WIR MÜLHEIMER SIND NICHT DER MÜLLEIMER DER STADT!
WIR SIND NICHT DIE UMLEITUNG FÜR KAPUTTE BRÜCKEN UND UNTERFÜHRUNGEN!

Im nächsten Jahr ist Kommunalwahl!
Machen wir den gnadenlosen Autofahrern in der Mülheimer Bezirksvertretung klar, dass es keine Stimmen geben wird für die Zerstörer unserer Stadt und der Gesundheit unserer Alten und unserer Kinder.

DURCHGANGSVERKEHR RAUS! - MÜLHEIM SOLL WIEDER ATMEN!"

Heinz Weinhausen ist aktiv in der Sozialistischen Selbsthilfe Mülheim (SSM) und im Institut für Neue Arbeit (INA)


Online-Flyer Nr. 389  vom 16.01.2013



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