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Wirtschaft und Umwelt
Prozess in Paris gegen Beteiligte an dem Dokumentarfilm "Water Makes Money"
Tatort Wasser
Von Leslie Franke, Herdolor Lorenz und Lissi Dobbler
Über den Film "Water Makes Money" hat die NRhZ vor und nach seiner ersten Aufführung bei ARTE am 22.3.2011 mehrfach berichtet. Nun hat der Konzern Veolia an dem Dokumentarfilm Beteiligte verklagt. Der Prozess beginnt am 14. Februar, 13.30 Uhr, im Pariser Justizpalast. In diesem Zusammenhang verweisen wir auf die EU-Initiative zur Privatisierung des Wassers. Die europäische Unterschriftenaktion dazu endete NICHT Mitte Januar, sondern geht bis Oktober 2013. Es lohnt sich also noch, diese wichtige Initiative gegen die Privatisierung der kommunalen Wasserversorgung bekannt zu machen und viele Unterschriften zu sammeln.(1) – Die Redaktion
Online-Flyer Nr. 390 vom 23.01.2013
Prozess in Paris gegen Beteiligte an dem Dokumentarfilm "Water Makes Money"
Tatort Wasser
Von Leslie Franke, Herdolor Lorenz und Lissi Dobbler
Über den Film "Water Makes Money" hat die NRhZ vor und nach seiner ersten Aufführung bei ARTE am 22.3.2011 mehrfach berichtet. Nun hat der Konzern Veolia an dem Dokumentarfilm Beteiligte verklagt. Der Prozess beginnt am 14. Februar, 13.30 Uhr, im Pariser Justizpalast. In diesem Zusammenhang verweisen wir auf die EU-Initiative zur Privatisierung des Wassers. Die europäische Unterschriftenaktion dazu endete NICHT Mitte Januar, sondern geht bis Oktober 2013. Es lohnt sich also noch, diese wichtige Initiative gegen die Privatisierung der kommunalen Wasserversorgung bekannt zu machen und viele Unterschriften zu sammeln.(1) – Die Redaktion
Solidaritätskundgebung für die an dem Film Beteiligten
Quelle: http://www.watermakesmoney.com/
In unseren filmischen Arbeiten prangern wir schon seit Jahren die Konsequenzen der Wasserprivatisierung für Wasserqualität, Infrastruktur und Preisgestaltung an. In Deutschland wird das Wasser noch zu großen Teilen kommunal verwaltet. Aber weltweit agierende private Konzerne wie Veolia und Suez (RWE zieht sich immer mehr aus dem Wassersektor zurück) haben sich als Teilhaber und Dienstleister schon in hunderte deutscher Gemeinden hinein gefressen. In England und Frankreich ist die Wasserversorgung schon seit Ende der 80er Jahre hauptsächlich in privater Hand.
In unseren Filmen sprechen wir auch von Demokratieverlust, struktureller Korruption und globaler Vernetzung. Das passt den Wasserbaronen natürlich nicht. Schon mit „Wasser unterm Hammer“ (2) hatten wir erhebliche Schwierigkeiten mit diesen Konzernen. Unser letzter Dokumentarfilm „Water Makes Money“ (3) wird jetzt vor dem Obersten Strafgericht in Paris verhandelt. Anbei ein paar Informationen dazu:
Angeklagt - Jean-Luc Touly
NRhZ-Archiv
Am 14. Februar beginnt um 13.30 Uhr im Pariser Justizpalast der Prozess des Veolia-Konzerns gegen den Film „Water Makes Money". Angeklagt sind "nur“ der französische Vertrieb La Mare aux Canards und der zentrale Protagonist des Films, der Veolia-Mitarbeiter Jean-Luc Touly. Das juristische Vorgehen des Konzerns gegen die eigentlichen Verantwortlichen von „Water Makes Money", die Regisseure Leslie Franke und Herdolor Lorenz, ist an den deutschen Behörden und der deutschen Veolia-Tochter gescheitert, die sich einer Klage nach deutschem Recht verweigert hat.
Der Prozess wird mit der Vorführung des Films im großen Saal des Justizpalastes eröffnet. Veolia fühlt sich durch den Film verleumdet und hatte am 28.09.2010 Klage erhoben. Schon vor der Premiere von „Water Makes Money" hatte es Hinweise gegeben, dass Veolia versuchen werde, den Film mit einer einstweiligen Verfügung am Erscheinen zu hindern. Dem begegneten die Filmemacher mit einer gleichzeitigen Premiere in 150 europäischen Städten. Der Film erlangte dadurch großes Interesse bei einer breiten Öffentlichkeit und erlebte seither etwa 1000 (Kino-)Veranstaltungen. Auch ARTE zeigte ihn mehrfach und wird ihn demonstrativ am Abend vor dem Prozess, am 13.2. um 22 Uhr, noch ein weiteres Mal ausstrahlen.
Veolia konnte den Film nicht verhindern. Angesichts der großen Öffentlichkeit mochte der Konzern bisher nicht die Filmemacher selbst verklagen, die den Film tatsächlich zu verantworten haben. Stattdessen hält er sich jetzt schadlos an einer Organisation, die keineswegs für den Inhalt, sondern lediglich für den Vertrieb des Films in Frankreich verantwortlich zeichnet. Und natürlich an dem Whistleblower Jean-Luc Touly. Er hat schon viele Prozesse mit seinem Arbeitgeber ausgefochten. Und er hat bisher vor Gericht immer Recht bekommen.
Im Prozess am 14.2. wird Veolia zum einen Jean-Luc Toulys Behauptung bestreiten, der Konzern habe ihm eine Million Euro Schweigegeld geboten. Touly hatte 30 Jahre bei Veolia gearbeitet, zuletzt in der Unternehmensleitung und als Gewerkschaftsfunktionär. Zum anderen ist die Verwendung des Begriffs „Korruption" angeklagt. Nicht die im Film gezeigten Fakten werden in der Anklage bestritten, nur mit dem strafrechtlich relevanten Wort „Korruption" hätte man sie laut Veolia nicht benennen dürfen!
Dazu folgendes: direkt vor der Ausschreibung des Klärwerks Brüssel Nord wurden die an der Ausschreibung beteiligten Abgeordneten und hohen Verwaltungsbeamten auf große Yachten in St. Tropez eingeladen, was in der Zeitschrift „Père Ubu" veröffentlicht wurde. Dann wurde das Wort „experimentelle Technik" in den Ausschreibungstext eingefügt, damit sich Veolia überhaupt bewerben konnte. Natürlich gewann Veolia die Ausschreibung mit ihrer experimentellen Technik „Athos". Wie würden Sie dieses Vorgehen nennen?
Veolia ist der Hauptsponsor der EU-Plattform „Abwasser und Technologie" und stellt dort auch den Vizepräsidenten und weitere zwei Mitglieder. Dieses Gremium berät die EU-Kommission bei der Auswahl von Forschungsprojekten, deren Förderung Veolia selbst beantragt. Wie soll Mensch das bezeichnen? Oder die im Film gezeigte Drehtür? Oder all die anderen Beispiele?
Nach deutschem Recht wäre ein Prozess gegen den Protagonisten Jean-Luc Touly und den Vertrieb gar nicht möglich. Hier könnte Veolia nur die verantwortlichen Filmemacher verklagen. Das traut sich der Konzern aber bisher nicht. Jetzt sollen andere für den Film büßen. Jean-Luc Touly und dem französischen Vertrieb La Mare aux Canards drohen bei einer Niederlage im Prozess hohe Schadensersatzforderungen. Und selbst bei einem Freispruch wäre es für einen milliardenschweren Konzern wie Veolia kein Problem, das Verfahren durch alle Instanzen zu jagen.
Damit das nicht passieren kann, benötigen wir u.a. eine größtmögliche Öffentlichkeit.
Jeder Bericht, in welchem Medium auch immer, vor dem Prozess und danach, kann helfen!
Folgen Sie dem Beispiel von ARTE mit einer weiteren Aufführung des Films aus gegebenem Anlass: Es ist das beste Signal, den Fall in der Woche des Prozesses, wo immer es geht, zu thematisieren und die Öffentlichkeit darüber zu informieren!
Sammeln Sie bei den Aufführungen bitte Spenden für die Prozesskosten. Falls wir den Prozess gewinnen, können Sie die Einnahmen einem von Ihnen zu bestimmenden Zweck zuführen (spenden). Wenn wir den Prozess aber verlieren, kommen auf unsere französischen KollegInnen enorme Kosten zu: neben der Strafe hohe Gerichts-, Anwalts-, Reise- und andere Kosten. Für diesen Fall bitten wir Sie, Jean-Luc Touly und den Vertrieb La Mare aux Canards nicht allein zu lassen.
Helfen Sie mit, dass der Prozess am 14.2. zu unserem Film „Water Makes Money" unter der Beobachtung einer größtmöglichen Öffentlichkeit stattfindet! Deshalb sendet Arte den Film anlässlich des Prozessbeginns noch einmal am 13. Februar um 22:00 Uhr. (PK)
Zur Privatisierung des Wasser finden Sie in dieser Ausgabe auch eine Glosse von Ulrich Gellermann.
Zur Privatisierung des Wasser finden Sie in dieser Ausgabe auch eine Glosse von Ulrich Gellermann.
Mehr über das Filmprojekt über Veolia bis zurück ins Jahr 2009 finden Sie, wenn Sie auf der NRhZ-Frontseite den Vornamen Leslie eingeben.
Kontakt zu den Filmemachern Leslie Franke und Hermann Lorenz
Kern TV, Brennerstr.58, 20099 Hamburg
Tel:++4940241290, Fax:++4940241296
Mehr über ihre Filmarbeit:
Online-Flyer Nr. 390 vom 23.01.2013