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Ehrensenatorwürde für Rudolf Greifeld wegen Nazi-Vergangenheit beenden!
Dem KIT-Präsidium alles längst bekannt
Von Dietrich Schulze
Dr. Rudolf Greifeld, 1956 einer der Gründungsmanager des Kernforschungszentrums Karlsruhe, wurde im Zuge des Bekanntwerdens seiner Nazi-Vergangenheit 1974 vorzeitig in seiner Funktion abgelöst. Dennoch konnte sich das Präsidium des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) bisher nicht zu einer Aberkennung der Ehrensenatorwürde entschließen, die Greifeld 1969 von der Universität Karlsruhe ohne Kenntnis seiner Nazi-Vergangenheit verliehen wurde. Die unterzeichnenden Organisationen und Gruppierungen mahnen weiterhin dringend die Annullierung dieser Ehrung an.
Online-Flyer Nr. 399 vom 27.03.2013
Ehrensenatorwürde für Rudolf Greifeld wegen Nazi-Vergangenheit beenden!
Dem KIT-Präsidium alles längst bekannt
Von Dietrich Schulze
Dr. Rudolf Greifeld, 1956 einer der Gründungsmanager des Kernforschungszentrums Karlsruhe, wurde im Zuge des Bekanntwerdens seiner Nazi-Vergangenheit 1974 vorzeitig in seiner Funktion abgelöst. Dennoch konnte sich das Präsidium des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) bisher nicht zu einer Aberkennung der Ehrensenatorwürde entschließen, die Greifeld 1969 von der Universität Karlsruhe ohne Kenntnis seiner Nazi-Vergangenheit verliehen wurde. Die unterzeichnenden Organisationen und Gruppierungen mahnen weiterhin dringend die Annullierung dieser Ehrung an.
Bereits im Dezember 2012 hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung die wesentlichen Fakten über Greifeld publik gemacht:
· Greifelds antisemitische Haltung als SS-Kriegsverwaltungsrat im besetzten Paris (u. a. organisatorische Vorbereitung des Hitler-Besuchs in Paris 1940),
· den Protest von 400 französischen WissenschaftlerInnen beim Institut Max von Laue - Paul Langevin (ILL) in Grenoble und Greifelds Rücktritt aus dessen Lenkungsgremium,
· Greifelds vorzeitige Entfernung aus seiner langjährigen Position als Geschäftsführer des Karlsruher Kernforschungszentrums durch das Bundesforschungsministerium nach umstrittenen Aktivitäten u. a. zugunsten von Kooperationen mit Diktaturen und anderen Atomwaffen anstrebenden Ländern.
Obwohl die Führung des KIT die im September 2012 erstmals vorgetragene Forderung dreier ehemaliger KIT-Beschäftigter nach Annullierung der Ehrensenatorwürde zur Kenntnis genommen und sich betroffen gezeigt hatte, reagierte sie im Januar 2013 in nicht nachvollziehbarer Weise: Die Vorwürfe gegen Dr. Greifeld – so die Argumentation – müssten wissenschaftlich belastbar verifiziert werden. Der von der Ethik-Kommission des KIT hinzugezogene Fachmann sehe dafür einen Zeitbedarf von ein bis zwei Jahren. Erwiesene Fakten werden damit in zu überprüfende Vorwürfe umgedeutet.
Wie die Badischen Neuesten Nachrichten im März 2013 berichteten, hat das KIT jetzt entschieden, einen unabhängigen Historiker mit der Erforschung der NS-Verbindungen weiterer früherer Manager des Kernforschungszentrums – neben Rudolf Greifeld sind das Walther Schnurr, Gerhard Ritter und Josef Brandl – zu beauftragen. Im Zuge dieses zeitaufwändigen Prozesses soll über das Fortbestehen der Ehrensenatorwürde für Greifeld entschieden werden, da dies angesichts der „Schwere der Vorwürfe“ einer „sorgfältigen Prüfung“ bedürfe. So anerkennenswert die umfassende Geschichtsaufarbeitung ist, so unverständlich ist es, dass die Entscheidung über die Aberkennung hierdurch verzögert wird.
Relevante Dokumente zur Causa Greifeld, die auch seine nach 1945 ungebrochen antisemitische Haltung belegen, ebenso wie solche, die im Zusammenhang mit dem weltweit bekannten Lischka-Prozess erwachsen sind, können beim Bundesforschungsministerium sowie bei der Staatsanwaltschaft Köln jederzeit eingesehen werden. Bei gutem Willen kann der KIT-Senat somit noch im Sommersemester 2013 eine Entscheidung in der hier in Frage stehenden Angelegenheit fällen.
Unterzeichnende: Aktionsbündnis “Zeichen setzen“ Bad Schönborn, Attac Karlsruhe, Leni Breymaier (ver.di Landesbezirksleiterin), Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Baden-Württemberg, Forum Ludwig Marum, freier zusammenschluss von studentInnenschaften e. V. (fzs), Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. Sektion Nordbaden, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, Initiative gegen Militärforschung an Universitäten, Initiative Lern- und Gedenkort „Hotel Silber“ e. V., Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe, Serge und Beate Klarsfeld (FFDJF Paris), LernOrt Zivilcourage e.V., NaturwissenschaftlerInnen-Initiative „Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit“ e. V. (NatWiss), Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen (VVN-BdA)
(PK)
(PK)
Quellenhinweise:
1. „Geschichte eines Ehrensenators“ Rüdiger Soldt FAZ 29.12.12 (Printausgabe Seite 2)
2. „Mehrzweckforschungsreaktor“ & „Ein Versailles kosmischen Ausmaßes“ g-f-p.com 2012 “Traditionspflege“ 08.01.13
3. Originalbrief der drei Beschäftigten an KIT-Präsident Eberhard Umbach 10.09.12 Schriftwechsel mit KIT
4. “Annullierung der Ehrung Dr. Greifeld“ VVN-BdA an KIT 28.01.13 Schriftwechsel mit KIT
5. “In Memoriam Leon Grünbaum (1934-2004)” Dietrich Schulze in Neue Rheinische Zeitung NRhZ Mai 2011 http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16547
6. “KIT verschleppt Entscheidung“ NRhZ 09.01.13 “Le KIT retarde la prise de décision“ http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=18624
7. "Die NS-Zeit holt KIT ein" Klaus Gaßner BNN 15.03.13 "KIT arbeitet NS-Historie auf" BNN 22.03.13 mit Kommentar
Mehr in der Web-Dokumentation www.stattweb.de/files/DokuKITcivil.pdf
Online-Flyer Nr. 399 vom 27.03.2013