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BAYER beendet das Geschäft mit Kohlenstoff-Nanoröhrchen
Gesundheitliche Risiken unklar
Von Jan Pehrke
Der BAYER-Teilkonzern MaterialScience stellt die Vermarktung von Kohlenstoff-Nanoröhrchen ein. Die Arbeiten rund um Carbon Nanotubes (CNT) sollen laut BAYER „zum Abschluss gebracht werden", für das Know-how werde ein Käufer gesucht. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), der BUND und andere Umweltverbände haben seit Jahren vor einer Kommerzialisierung von CNT ohne Kenntnis der Risiken gewarnt.
Online-Flyer Nr. 406 vom 15.05.2013
BAYER beendet das Geschäft mit Kohlenstoff-Nanoröhrchen
Gesundheitliche Risiken unklar
Von Jan Pehrke
Der BAYER-Teilkonzern MaterialScience stellt die Vermarktung von Kohlenstoff-Nanoröhrchen ein. Die Arbeiten rund um Carbon Nanotubes (CNT) sollen laut BAYER „zum Abschluss gebracht werden", für das Know-how werde ein Käufer gesucht. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), der BUND und andere Umweltverbände haben seit Jahren vor einer Kommerzialisierung von CNT ohne Kenntnis der Risiken gewarnt.
Werbung für Nanotubes von BAYER
Nanotubes sind winzige Röhrchen aus Kohlenstoff, die u.a. in Lacken, elektronischen Bauteilen und Sportartikeln eingesetzt werden sollen. Die winzigen Partikel können vom Körper über die Atemwege, den Magen-Darm-Trakt und die Haut aufgenommen werden. Tierversuche zeigen, dass bestimmte CNT die Entstehung von Krebs ähnlich wie Asbestfasern begünstigen können. Selbst der BAYER-Konzern warnte in einem Sicherheitsdatenblatt: „Toxikologische Untersuchungen am Produkt liegen nicht vor.“
Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG kommentiert: „Potentiell gefährliche Produkte sollten nur auf den Markt gebracht werden dürfen, wenn deren Ungefährlichkeit bewiesen ist - dies war bei Nanotubes nicht der Fall. Die von BAYER empfohlenen Grenzwerte, die von den Behörden übernommen wurden, müssen angesichts des Fehlens epidemiologischer Daten als willkürlich angesehen werden. Daher begrüßen wir den Verzicht auf eine großtechnische Produktion von CNT, auch wenn dieser auf rein kommerziellen Erwägungen beruht.“
Claudia Baitinger vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) NRW ergänzt: "Der Hype um Nanotubes entpuppt sich offensichtlich wie so manches andere zweifelhafte Forschungsprojekt als eine Fata Morgana, die aber zuvor reichlich öffentliche Gelder in die Kassen spülen durfte."
Anlage in Laufenburg erst kürzlich erweitert
Erst kürzlich hatte die Firma H.C. Starck in Laufenburg eine Erweiterung der dortigen CNT-Produktion erwirkt; Starck stellt die Röhrchen im Auftrag von BAYER her. Zudem hatte BAYER im Januar 2010 in Leverkusen die nach eigenen Angaben „weltgrößte Produktionsanlage für Carbon Nanotubes“ eingeweiht. Geplant war eine jährliche Produktion von 200 Tonnen, der reguläre Betrieb wurde jedoch nie aufgenommen. Für die Entwicklung hatte BAYER mehrere Millionen Euro Unterstützung vom Bundesforschungsministerium erhalten.
Laut einer Stellungnahme von BAYER vom 8. Mai seien die möglichen Anwendungsbereiche "sehr fragmentiert", eine umfangreiche Kommerzialisierung sei derzeit nicht in Sicht. Zum Produktionsstart hatte dies noch ganz anders geklungen: „Baytubes bieten nahezu unendliche Möglichkeiten“, hieß es zum Beispiel in einer bunten BAYER-Werbebroschüre. Joachim Wolff vom Vorstand der BAYER Material Science AG jubelte damals gar: „Aktuelle Prognosen sagen für Carbon Nanotubes ein jährliches Wachstum von 25 Prozent und innerhalb von zehn Jahren ein Marktvolumen von zwei Milliarden US-Dollar voraus“.
Weltgrößte Produktionsanlage
Weltgrößte Produktionsanlage
Die Bayer AG hatte im Januar 2010 in Leverkusen die weltgrößte Produktionsanlage für sogenannte Carbon Nanotubes (CNT) in Betrieb genommen. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert seit Jahren, dass potentiell risikoreiche Produkte wie Nanotubes nur auf den Markt gebracht werden dürfen, wenn deren Ungefährlichkeit zweifelsfrei bewiesen ist. "Wir protestieren zudem dagegen, dass die Anlage ohne reguläres Genehmigungsverfahren genehmigt wurde. Die Anlage wurde als Versuchsanlage eingestuft und deshalb von einem öffentlichen Genehmigungsverfahren nach den Vorschriften des Bundesimmissionsschutzgesetzes befreit", heißt es in einer Internet-Mitteilung der CBG.
Jan Pehrke ist Mitarbeiter der CBG. Weitere Informationen in diesem Zusammenhang und die Möglichkeit, sich an einer Unterschriftensammlung der CBG zu beteiligen, finden LeserInnen dieses Artikels unter http://www.cbgnetwork.org/3343.html. (PK)
Online-Flyer Nr. 406 vom 15.05.2013