SUCHE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Globales
Warum Hillery Clinton und Barack Obama Krokodilstränen um ihn weinten
Das wahre Verbrechen von Chodorkowski
Von Frederick William Engdahl
Die letztendliche Gerichtsentscheidung in dem russischen Verfahren gegen den früheren Öl-Oligarchen hatte dramatische Proteste von der Obama-Administration und von Regierungen rund um die Welt hervorgerufen und die russische Justiz als Tyrannei und Schlimmeres gebrandmarkt. Was dabei sorgfältig bei der Chodorkowski-Geschichte vergessen wird, ist der wahre Grund, warum Putin den Ex-Chef des größten privaten russischen Ölgiganten Yukos festnehmen und ins Gefängnis werfen ließ.
Michail Chodorkowski
Online-Flyer Nr. 439 vom 01.01.2014
Warum Hillery Clinton und Barack Obama Krokodilstränen um ihn weinten
Das wahre Verbrechen von Chodorkowski
Von Frederick William Engdahl
Die letztendliche Gerichtsentscheidung in dem russischen Verfahren gegen den früheren Öl-Oligarchen hatte dramatische Proteste von der Obama-Administration und von Regierungen rund um die Welt hervorgerufen und die russische Justiz als Tyrannei und Schlimmeres gebrandmarkt. Was dabei sorgfältig bei der Chodorkowski-Geschichte vergessen wird, ist der wahre Grund, warum Putin den Ex-Chef des größten privaten russischen Ölgiganten Yukos festnehmen und ins Gefängnis werfen ließ.
Michail Chodorkowski
NRhZ-Archiv
Michail Chodorkowskis tatsächliches Verbrechen war nicht der Diebstahl russischer Vermögenswerte für Pfennigbeträge in der Banditenära unter Jelzin. Sein wahres Verbrechen lag darin, dass er eine Schlüsselrolle in einer westlichen Geheimdienst-operation spielte, welche die Reste Russlands als funktionierender Staat zersetzen und zerstören sollte. Wenn man das weiß, ist die Strafe milde im Vergleich zu den Maßstäben, welche die USA oder Großbritannien bei verurteilten Hochverrätern anlegen. Obamas Foltergefängnis in Guantánamo ist nur ein Beispiel für die Doppelstandards in Washington.
In dem politisch korrekt zurechtgebogenen Eintrag in Wikipedia heißt es: “Der Ölkonzern Yukos war eine Erdölfirma in Russland, die bis 2003 von dem russischen Oligarchen Michail Chodorkowski geleitet wurde….Chodorkowski wurde verurteilt und ins Gefängnis geworfen…… Yukos war in der Zeit von 2000 – 2003 eine der größten und erfolgreichsten russischen Firmen. Im Jahre 2003 konfrontierte die russische Regierung Yukos im Gefolge einer Steuerprüfung mit Steuernachforderungen in Höhe von 27 Milliarden Dollar. Da zugleich die Vermögenswerte von Yukos durch die Regierung eingefroren wurden, konnte die Firma die geforderten Steuern nicht begleichen. Am 1. August 2006 erklärte ein russisches Gericht Yukos für zahlungsunfähig. Die meisten Vermögenswerte von Yukos wurden zu Niedrigpreisen an Ölfirmen verkauft, die dem russischen Staat gehörten. Der Europäische Parlamentarische Rat verurteilte Russlands Kampagne gegen Yukos und seine Eigentümer, weil sie aus politischen Gründen stattgefunden und gegen die Menschenrechte verstoßen hätte.”
Wenn wir jedoch etwas tiefer graben, sieht der Fall ganz anders aus. Als Chodorkowski im Oktober 2003 in Sibirien aus seinem privatem Flugzeug steigt, wird er verhaftet. Er wurde wegen Steuerhinterziehung verhaftet, wie in Wikipedia korrekt beschrieben. Was dort allerdings nicht gesagt wird, ist die Tatsache, dass er bereits im Alter von 40 Jahren dabei war, zum reichsten Mann Russlands aufzusteigen und über ein Vermögen von 15 Milliarden verfügte, das er in der gesetzlosen Jelzin-Ära durch betrügerische Akquisitionen angehäuft hatte. Auf einer Auktion, die von seiner eigenen Bank durchgeführt wurde, zahlte Chodorkowski für Yukos 309 Millionen Dollar. Im Jahre 2003 wurde der Wert derselben Firma auf 45 Milliarden Dollar taxiert, was man nicht auf Chodorkowskis geniales Management zurückführen kann. Im Jahre 1998 wurde Chodorkowski vor einem US-Gericht freigesprochen, bei dem er angeklagt wurde, Beihilfe zur Geldwäsche über 10 Millionen Dollar mithilfe seiner eigenen Bank und der Bank of New York geleistet zu haben. Anscheinend hatte er sehr einflussreiche Freunde. Der damalige Chef der Republic National Bank of New York, Edmund Safra, wurde einige Monate später in seinem Apartment in Monaco gerüchteweise von Mitgliedern einer angeblichen “Russenmafia” ermordet, die er bei einer Drogengeldwäsche betrogen haben soll.
Aber es gibt noch mehr zu berichten. Chodorkowski baute sehr beeindruckende Verbindungen im Westen auf. Mit seinen Milliarden, die er letztendlich dem russischen Volk gestohlen hatte, gewann er einige mächtige Freunde. Er gründete nach dem Modell der Open Society-Stiftung des US-Milliardärs George Soros die Open Russia Foundation. Als Vorstände berief er zwei mächtige Männer im Westen – Henry Kissinger und Jacob Lord Rothschild. Anschließend entwickelte er Verbindungen mit einigen der einflussreichsten Zirkeln in Washington und wurde zum Beirat der verschwiegensten Beteiligungskapitalfirma, der Carlyle Group, berufen, wo er mit anderen Beiräten wie George H.W. Bush und James Baker III an Sitzungen des Gremiums teilnahm.
Aber das wahre Verbrechen, wegen dem Chodorkowski hinter russischen Gittern landete, war die Tatsache, dass er sich anschickte, einen US-gestützten Staatsstreich zu inszenieren, um die Präsidentschaft bei den russischen Duma-Wahlen von 2004 an sich zu reißen. Chodorkowski war gerade dabei, seinen enormen Reichtum zum Kauf von genügend Sitzen in den bevorstehenden Duma-Wahlen einzusetzen, um so die russischen Gesetze hinsichtlich der Eigentümerschaft von Öl im Untergrund und der Pipelines zum Transport desselben zu ändern. Darüber hinaus plante er, Putin direkt herauszufordern und russischer Präsident zu werden.
Als Teil des Kuhhandels, bei dem Putin die stillschweigende Unterstützung der sogenannten russischen Oligarchen gewann, hatte dieser ein Übereinkommen erarbeitet, das ihnen ihren Reichtum beließ, allerdings unter der Voraussetzung, dass sie einen Teil ihres Vermögens nach Russland zurückbrächten und sich nicht mit ihrem Geld in die russische Innenpolitik einmischten. Die meisten der Oligarchen waren damit einverstanden, damals auch Chodorkowski. Sie blieben etablierte russische Geschäftsmänner. Nicht so Chodorkowski.
Zu der Zeit seiner Festnahme war Chodorkowski weiterhin via seinem Carlyle-Freund George H.W. Bush (Vater des damaligen Präsidenten George W. Bush) in Verhandlungen über 40 % der Yukos-Anteile entweder an die frühere Firma von Condolezza Rice (Chevron) oder an Exxon Mobile. Dieser Schritt hätte dem einzigen Hebel ruiniert, der Russland und Putin noch geblieben war, um die zerstörte russische Volkswirtschaft wiederaufzubauen: Öl und Ölexporte in den Westen über staatseigene Pipelines gegen Dollars.
Während der folgenden staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen in Sachen Yukos kam zutage, dass Chodorkowski auch insgeheim einen Vertrag mit Londons Lord Rothschild unterschrieben hatte, der nicht nur davon handelte, die russische Kultur mit seiner Open Russia Foundation zu unterstützen. Im Falle seiner möglichen Verhaftung (Chodorkowski wusste offensichtlich, dass er mit seinem Versuch eines Staatsstreiches gegen Putin mit dem Feuer spielte) sollte sein 40 %-Anteil an Yukos in die Hände von Lord Rothschild wandern.
Die Krokodilstränen von Hillery Clinton und Barack Obama wegen der Verletzung der Menschenrechte Chodorkowskis verbergen eine viel tiefere Agenda, die niemand zugibt. Washington versuchte mithilfe des russischen Oligarchen, die einzige Macht auf Erden vollkommen zu vernichten, welche über genügend militärische Schlagkraft besitzt, der Strategie der “Full Spectrum Dominance” des Pentagons entgegenzutreten – der Kontrolle des gesamten Planeten.
Wenn man das Ganze unter diesem Licht betrachtet, bekommen die süßen Worte über die “Menschenrechte” eine ganz andere Bedeutung. (PK)
Frederick William Engdahl, geboren in den USA, ist ein deutsch-amerikanischer Publizist, Wirtschaftsjournalist und Dozent. In seinen Artikeln und Sachbüchern hat er sich mit geopolitischen und politökonomischen Themen befasst, von der Rolle der globalen Öl- und Energiewirtschaft bis hin zum Dollar und der globalen Landwirtschaft. Engdahls „Mit der Ölwaffe zur Weltmacht“ erzählt die Geschichte des Erdöls, das zur Waffe um die Weltherrschaft geworden sei. Er gilt als scharfer Kritiker von Konzernen wie Monsanto und wirft ihnen vor, langfristig eine Kontrolle über den Nahrungsmittelmarkt mit genetisch verändertem Saatgut erlangen zu wollen.
Wir haben diesen Beitrag mit Dank in der Übersetzung von politaia.org übernommen.
Online-Flyer Nr. 439 vom 01.01.2014