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Inland
Grüne Studierende zeigen Ex-US-Außenminister an der Bonner Uni ihre Hintern
Protest gegen "Kissinger-Professur"
Von Harald Neuber
Der Konflikt um die Einrichtung einer von der Bundesregierung finanzierten Professur zu Ehren des ehemaligen Sicherheitsberaters und Außenministers der USA, Henry Kissinger, an der Universität Bonn erfasst nun auch die Uni- und Lokalpolitik. Die Grüne Hochschulgruppe sorgte mit einem Protestplakat für mediales Aufsehen: Mitglieder der Gruppe ließen sich nackt, von hinten und an eine Wand gelehnt fotografieren. "KISSinger MY ASS", heißt es provokativ darunter, also etwa: „Küss meinen Arsch, Kissinger“. Vorbild für das Motiv ist ein Foto von Mitgliedern der sogenannten Kommune I, das 1967 in der Wohnung des Schriftstellers Hans Magnus Enzensberger entstand.
Protestplakat der Grünen Hochschulgruppe
in Anlehnung an ein 1968er-Motiv
Die Leitung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität hatte Ende Mai vergangenen Jahres bekanntgegeben, eine nach Kissinger benannte Stiftungsprofessur "für Internationale Beziehungen und Völkerrecht" einzurichten. Dagegen hatten sich bereits lokale Initiativen, Nichtregie-rungsorganisationen sowie Wissenschaftler ausge-sprochen. Auch studentische Vertretungen haben Namens-gebung und Finanzierung des geplanten Lehrstuhls in deutlichen Worten beanstandet. Die Entscheidung zur Einrichtung der Stiftungsprofessur sei "völlig unverständlich", heißt es in einer Erklärung des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Uni Bonn. "Gegen Kissinger werden bis heute schwere Anschuldigungen erhoben, für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich zu sein", erklärte das Gremium. Auch das Studierendenparlament bezeichnet es in einem Mehrheitsbeschluss als "fraglich, ob Henry Kissinger aufgrund der von ihm verantworteten Politik als Vorbild für Wissenschaft und Lehre des Völkerrechts geeignet ist". Für Kritik sorgt überdies die Finanzierung des Lehrstuhls durch das Bundesverteidigungsministerium mit einer viertel Million Euro. Amerika21.de hatte als erstes deutsches Medium über den Fall berichtet und die NRhZ hatte diesen Bericht übernommen.(1)
Henry Kissinger noch als Sicherheits-
berater und Außenminister der USA
Die Universitätsleitung um Rektor Jürgen Fohrmann zeigt sich bislang uneinsichtig und verteidigt das umstrittene Projekt stoisch. Der maßgeblich verantwortliche Professor Matthias Herdegen versuchte kritische Nachfragen mit kopierten Ausschnitten aus alten Presse-mitteilungen abzutun. Unterstützung bekommt die Universitätsleitung von CDU, SPD und Liberalen im Stadtrat. Sie lehnten es Mitte Dezember ab, sich hinter die kritische Resolution des Studierendenparlaments zu stellen. Vorgeschoben wurde die formale Begründung, man könne sich nicht in universitäre Belange einmischen.
Online-Flyer Nr. 443 vom 29.01.2014
Grüne Studierende zeigen Ex-US-Außenminister an der Bonner Uni ihre Hintern
Protest gegen "Kissinger-Professur"
Von Harald Neuber
Der Konflikt um die Einrichtung einer von der Bundesregierung finanzierten Professur zu Ehren des ehemaligen Sicherheitsberaters und Außenministers der USA, Henry Kissinger, an der Universität Bonn erfasst nun auch die Uni- und Lokalpolitik. Die Grüne Hochschulgruppe sorgte mit einem Protestplakat für mediales Aufsehen: Mitglieder der Gruppe ließen sich nackt, von hinten und an eine Wand gelehnt fotografieren. "KISSinger MY ASS", heißt es provokativ darunter, also etwa: „Küss meinen Arsch, Kissinger“. Vorbild für das Motiv ist ein Foto von Mitgliedern der sogenannten Kommune I, das 1967 in der Wohnung des Schriftstellers Hans Magnus Enzensberger entstand.
Protestplakat der Grünen Hochschulgruppe
in Anlehnung an ein 1968er-Motiv
Quelle: Grüne Hoschulgruppe Bonn
Henry Kissinger noch als Sicherheits-
berater und Außenminister der USA
Quelle: wikipedia
Gegenüber amerika21.de bekräftigte der emeritierte Soziologe und Lateinamerika-Kenner Klaus Meschkat seine Kritik an der Bonner Universität. "Die Herren, die die Ehrung von Henry Kissinger durch die Universität Bonn zu verantworten haben, könnten und müssten" von den Verstrickungen Kissingers in Verbrechen gegen die Menschlichkeit wissen. Dies gelte auch für das zuständige Ministerium in Nordrhein-Westfalen, auf dessen uneingeschränkte Zustimmung sich der Referent des Rektors beruft. "Die Tatsache, dass Henry Kissinger 1938 mit seiner jüdischen Familie aus Nazideutschland fliehen musste, lässt seine spätere Komplizenschaft mit rechtsextremen Gewaltregimes erstaunlich erscheinen, ist aber kaum geeignet, ihn zu entschuldigen", sagte Meschkat. Kissingers Biographie wie auch seine möglichen Verdienste um Maßnahmen entspannungsfördernder Außenpolitik etwa im Verhältnis USA-China könnten bei einem möglichen internationalen Prozess gegen ihn vielleicht als mildernde Umstände gewürdigt werden. "Seine Verstrickung in Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen wird dadurch nicht aufgehoben", so Meschkats Resümee. (PK)
Diesen Beitrag haben wir mit Dank von der amerika21-Webseite http://amerika21.de/2014/01/96663/lehrstuhl-kissinger-bonn übernommen, unter dem Sie weitere Hinweise zur Kissinger-Professur finden.
Online-Flyer Nr. 443 vom 29.01.2014